Dienstag, 30. März 2010

Der Judenhass der Schamlosen

Für den Preis von 19’310 SFr. – zuzügl. MWS, wurde in der NZZ vom 27.3.2010 auf Seite 10 ein als politischer Aufruf getarntes Hetzinserat Schweizerischer Judenhasser veröffentlicht, das gegen die Aufnahme Israels in die OECD aufruft. Leider kann ich den Aufruf nicht als Link zeigen. Deshalb seien daraus einige Behauptungen zitiert und kommentiert. Nichts ist leichter, als die darin geschriebenen Lügen, Verdrehungen und Unterlassungen richtig zu stellen. Es ist nicht anzunehmen, dass dieser Aufruf im Zusammenhang des jüdischen Befreiungsfestes Pessach erscheint, denn über nichts wissen Judenhasser weniger, als über jüdische Geschichte, Kultur und Wesensart. In deren Köpfen herrschen Vorurteil und Verleumdung – oft wider besserem wissen.

Behauptung: (1) Die OECD bemängelt in ihrem Bericht zum Arbeitsmarkt und zur Sozialpolitik Israels von 2010 zwar die starke soziale Polarisierung im Innern des jüdischen Staates sowie die Tatsache, dass von den 20% israelischen Bürger und Bürgerinnen, die als arm gelten, 50% arabischer Abstammung sind. Der Bericht verschweigt jedoch, dass Israel nach wie vor Religion und Staat nicht klar trennt, so dass Juden einen wesentlich besseren Rechtsstatus haben und in den Genuss besonderer Fördermassnahmen kommen. Diese Diskriminierung ist menschenrechtswidrig gegenüber nicht-jüdischen Personen, die das israelische Bürgerrecht
haben. Der Bericht klammert auch aus, dass Israel seit mehr als 40 Jahren eine völkerrechtswidrige Besatzungsmacht ist.

Die Wirklichkeit:

1. Die Autoren unterschlagen völlig, dass Israel nur aus einem Grund in der Westbank sitzt: Es wurde 1967 (in diesem Fall von Jordanien) angegriffen, brachte den Krieg ins Land des Angreifers (ich war selbst dabei) und siegte. Zwar bin ich völlig einverstanden, dass wir die Westbank den Palästinensern überlassen (nicht zurückgeben – denn zurückgeben müsste man sie an Jordanien, seinen vorherigen Besetzer). Die wollen sie aber nicht und wissen sehr gut warum. Zwar hat Israel zur Zeit eine rechtslastige Regierung, über deren Aussenpolitik man lachen sollte, aber nicht kann, doch wie der Abzug aus Gaza bewiesen hat, brachte dieser Abzug Israel nur Raketen, Tote und Verwundete. Das Geschwätz der Petitionäre über „völkerwidrige Besatzung“ ist ideologischer Natur, die gar nichts mit der Realität zu tun hat.
2. Erstens sind es leider mehr als 20% israelischer Bürger, die unter der Armutsgrenze leben. Die allergrösste Teil davon sind die ultraorthodoxen Haredim und nicht die israelischen Araber. Die fortschreitende Verbesserung ihres Lebensstandards hat nicht nur mit den Sozialleistungen Israels an alle seine Bürger zu tun, sondern auch mit vermehrtem beruflichem Aufstieg vieler von ihnen. Noch immer bleibt viel zu tun, Berufe – vor allem technische – sind ihnen theoretisch zwar nicht verwehrt, jedoch ist es für sie schwierig technische Jobs zu finden.
3. Der verminderte Rechtsstatus unserer Araber ist eine Mär und ist, wenn man wirklich sucht, damit verbunden, dass Ihnen gewisse Leistungen vorenthalten werden, die nur Bürger nach geleistetem Militärdienst oder Zivildienst erhalten. Juden, Drusen, Beduinen, Christen und auch muslimische Araber die dienen, erhalten nach Abschluss ihr Dienstzeit Stipendien, Hypotheken und Steuernachlässe, weil sie ihre Bürgerpflichten und nicht nur Bürgerrechte wahrgenommen haben. Alle Israelis, Juden und andere, gehen leer aus, wenn sie sich diesen Bürgerpflichten verweigern. Israels Araber haben es in der Hand, z.B. in ihrer eigenen Gesellschaft einen Zivildienst zu absolvieren. Dass die meisten das nicht wollen hat mit arabischer Kultur zu tun, in der Zivilgesellschaftliches keine Tradition hat. Zudem werden Sie von fanatischen religiösen Führern (z.B. Scheich Raed Salah) und Politikern auf Ablehnung und Judenhass getrimmt. Die von den Initiatoren gemachten Behauptungen sind nicht nur falsch, sondern auch bewusst bösartig. Ich bin überzeugt, dass viele der Unterzeichner über die Materie bestenfalls tendenziöses Wissen aus unprofessioneller Medienarbeit besitzen.

Behauptung: (2) Die Konvention verpflichtet ihre Mitglieder, den freien Handel zu stärken und Hemmnisse abzubauen. Die Wirtschaft in den von Israel besetzten Gebieten dagegen ist in keiner Weise frei: Israel blockiert die Grenzen und behindert die freie Zirkulation von Personen und Gütern. Die Mauer und die unzähligen Hindernisse, die Israel innerhalb des besetzten Territoriums errichtet hat, erdrosseln die palästinensische Wirtschaft. Israel kontrolliert die Wirtschaft der Palästinenser faktisch total - fiskalisch und monetär, zu Wasser, zu Luft und zu Land, begrenzt deren Importe und Exporte und stoppt diese nach Belieben.

Die Wirklichkeit: Die Westbank ist als Resultat eines von den Arabern verschuldeten Krieges in 1967 besetztes Gebiet. Sie ist kein Teil Israels, obwohl es Teile jüdisch-israelischer Bürger gerne so sähen und viel tun, dass es so wird. Unabhängig davon, war die Westbank eine riesige Quelle des blutigen Terrorismus, der weit über Tausend israelische (das sind Juden und Araber) Tote und Tausende Verletzte (viele von ihnen lebenslang invalid) kostete. Durch die blockierte Grenze, den Sicherheitszaun, Strassenkontrollen und den israelischen Sicherheitsdienst wurde dieser Terrorismus der Selbstmordbomber inzwischen weitgehend unterbunden. Heute hat Israel den grössten Teil der Strassensperren aufgehoben. Das hat dazu geführt, dass das wächst. Solange jedoch Judenhass weiterhin in palästinensischen Schulen ein Pflichtfach ist und solange die arabische Kultur nicht lernt Eigenverantwortung zu übernehmen, solange wird das Sicherheitsbedürfnis Israels Vorrang haben.

Die Behauptung: (3) Die OECD wurzelt in der Überzeugung, dass eine umfassende Zusammenarbeit zur Förderung friedlicher und harmonischer Beziehungen zwischen den Völkern der Welt beiträgt. Sie verpflichtet ihre Mitgliedstaaten darauf, diese Ziele unter Beachtung der Vereinbarungen zu verfolgen, die sie als Teilnehmer anderer internationaler Organisationen und Einrichtungen haben.

Israel kommt solchen Zielen und internationalen Verpflichtungen jedoch in keiner Weise nach:
• Israel ignoriert seit mehr als 60 Jahren zahlreiche Resolutionen der Uno-Generalversammlung und des Sicherheitsrates: Es verwehrt den Vertriebenen und Flüchtlingen das Rückkehrrecht und zieht sich nicht hinter die international anerkannten Grenzen von 1967 zurück.
• Israel verstösst seit mehr als 40 Jahren gegen das Völkerrecht: Es eignet sich als Besatzungsmacht palästinensisches Land an, auch in Ost-Jerusalem.
• Israel hat im Gazastreifen die Genfer Konventionen verletzt: Diese verlangen, dass die Zivilbevölkerung im Krieg geschützt wird. Was die Bevölkerung von Gaza an Zerstörung zu erleiden hatte und aufgrund der israelischen Wirtschaftsblockade bis heute aushalten muss, ist eine humanitäre Katastrophe.
• Die Kontrollen und Demütigungen, die der palästinensische Bevölkerung täglich zugemutet werden, zeugen von der zutiefst menschenrechtswidrigen Politik Israels.

Die Wirklichkeit:
• Die wirkliche und alles folgende auslösende Ignorierung einer UNO-Resolution war der arabische Angriff auf Israel, als Reaktion auf UNO-Resolution 181, der die Teilung in einen arabischen und einen jüdischen Staat beschlossen hatte. Weiter ist die „international anerkannte Grenze von 1967“ (die Grüne Linie) nur eine Waffenstillstandslinie, also temporär, also keine eigentliche offizielle Grenze. Diese würde erst durch einen Friedensschluss mit den Palästinensern und der arabischen Welt bestimmt. Es wäre zu wünschen das dann die Grüne Linie zur wirklichen Grenze würde.
• Wer mich kennt, weiss, dass ich mit der Besetzung grundsätzlich nicht einverstanden bin, aber aus Erfahrung gelernt habe, dass wir zurzeit nicht abziehen können. Gaza hat uns das gelehrt. Eine Teilung Jerusalem, so wie es die Palästinenser wollen, wird auch von vielen Anhängern des Friedenslagers abgelehnt. Ich sehe nicht ein, warum Jerusalem nicht die Hauptstadt zweier Staaten – Israel und Palästina – sein könnte, ohne Mauer und Stacheldrahtzäune, mit zwei Parlamenten und zwei von all dem, das ein selbständiger Staat zu besitzen glaubt, sogar zweierlei Briefmarken. Die „Alles oder Nichts“ Politik der Palästinenser (und leider auch der politisch Rechten in Israel) und der heute steigenden islamistische Fanatismus verhindert das. Israel will nicht, dass, wie vor 1967, die Steine jüdischer Friedhöfe zum Bau von Pissoirs verwendet werden, dass jüdische Heiligtümer zerstört und jüdischer Zugang zu diesen verhindert wird.
• Ich denke nicht, dass die Genfer Konvention es einem Land verbietet sich zu verteidigen. Die Lüge, der Mythos über die humane Katastrophe der Palästinenser wird von Gutmenschen grundsätzlich nie kritisch betrachtet. Denn dann würden sie sich sofort auf die wirklichen Katastrophen konzentrieren – sollte man meinen. Dass dem nicht so ist, beweist den diese „Israelkritik“ durchdringenden Antisemitismus. Und was Gaza angeht kann ich nur wieder einmal wiederholen, dass es bestimmt keinen Paragraphen der Genfer Konvention gibt, der anordnet, dass Tausende von Raketen auf Israel geschossen werden müssen. Das grosse Klagen, als Israel endlich die Geduld ausging und es sich wehrte, beweist nur zwei Dinge: erstens, die Unfähigkeit der Palästinenser (wie schon oben geschrieben) Eigenverantwortung zu übernehmen und die Verlogenheit westlicher Gutmenschen, die die diese Lügen glauben wollen. Man lese dazu Tilman Tarach’s „Der ewige Sündenbock“, eine sehr empfehlenswerte Lektüre.
• Die Kontrollen und Demütigungen, die der palästinensische Bevölkerung täglich zugemutet werden, zeugen nicht von der zutiefst menschenrechtswidrigen Politik Israels, sondern von seinem Willen sich zu verteidigen. Zudem sind diese Kontrollen und Demütigungen, die es in Gaza nicht mehr gibt, inzwischen (wie oben beschrieben) zu einem sehr grossen Teil aufgehoben worden.

Der zutiefst unjüdische politische Rechtsrutsch im Israel der letzten Jahrzehnte ist für das Land eine Katastrophe. Das obwohl seine Wirtschaft blüht. Er ist, so sehe ich es, vor allem eine Folge der grundsätzlichen Weigerung die palästinensischen und Teilen der arabischen Welt, das Recht der Juden auf eine Heimat anzuerkennen. Es kann sein, dass die drei Neins von Khartum von 1967 in der arabischen Politik nicht mehr so stark gelten wie dazumal, aber der jihadistische Überhang dieser Ablehnung ist gewachsen. Solange dieser besteht, wird auch eine allfällige moderate israelische Regierung nur palästinensische Friedensverweigerungen ernten können. Friedensverhandlungen sind zum Selbstzweck geworden, ein Resultat ist nicht erwünscht. Das haben wir aus der Geschichte der letzten 20 Jahre gelernt, denken wir an Camp David, Bill Clinton, Ehud Barak, Taba, Ehud Olmert und andere Persönlichkeiten und Orte, mit und an denen diese grundsätzliche Friedensverweigerung zu lernen war. Jedes Mal, wenn Palästina die Gelegenheit hatte, den, von ihnen seit es ein Volk der Palästinenser gibt – kaum vierzig Jahre – geforderten eigenen Staat zu bekommen, wurde diese Gelegenheit abgelehnt. Viele Israelis, gar nicht nur politisch Rechts stehende, sind inzwischen überzeugt, dass Palästinenser grundsätzlich keinen Staat wollen, wie er von der UNO-Resolution 181 festgelegt wurde. Sie wollen Alles oder Nichts, das Alles die Zerstörung Israels und eine weitere arabische fundamentalistische Diktatur im Nahen Osten auf dessen Ruinen. Ich bin denke, dass ohne die heute religiös-jihadistische Durchdrungenheit palästinensischer Politik, die vor allem Palästinenser selbst terrorisiert und weit mehr Opfer fordert als der Konflikt mit Israel, Vernunft eingezogen wäre. Doch gegen religiösen Wahn kämpfen selbst Götter vergebens, um einen etwas schiefen Bonmot zu benutzen.

Donnerstag, 25. März 2010

Gastartikel von Roger Guth

Gelegentlich schreibt in meinem Tagebuch einer meiner Freunde als Gast. Gastartikel wiedergeben ausschliesslich die Meinung des Autors und nicht die meine. Die hier publizierten Worte stammen vom ehemaligen Basler Roger Guth, der heute in Kfar Saba wohnt. Roger ist ein Zionist der ersten, oder sagen wir, der zweiten Stunde. Er kannte noch Chaim Weitzman und zahlreiche andere Zionisten der wirklich ersten Stunde und half noch in der Vorkriegszeit mit, Basler Zionistenkongresse zu organisieren. In reiferen Jahren war er Mitglied des SIG-Vorstandes und Präsident des heute, meines Wissens nicht mehr existierenden Schweizerischen Zionistenverbandes. Roger war einer der Initianten der Petition an das Deutschweizer Fernsehen SF1, die dieser Tage Unterschriften sammelt.

Mein lieber Freund, 22. März 2010

Hier ist meine Antwort auf Fragen zur Petition an das Deutschschweizer Fernsehen
(www.israelforum.ch). Sie wurde bisher von weit mehr als 1000 Protestierenden unterzeichnet. Erwähnt ist dort auch die Website www.andremarty.com , wo mit konstanter Sturheit Israel als Negativum dargestellt wird. Das Resultat des Wirkens Andre Martys unterscheidet sich leider kein Jota von demjenigen eines Agenten der arabischen Propaganda- Zentrale.

Schon wieder wird die Menschheit wegen den Juden planmässig belogen, betrogen und getäuscht! Infolge der Erkenntnis die Zerstörung Israels sei mit periodischen Kriegen und tödlichem Terror nicht zu erreichen, erlebt man jetzt einen die Tatsachen verdrehenden riesigen Propaganda-Feldzug zur weltweiten Dämonisierung und Delegitimierung des Staates Israel.

In einem Provisorium zwischen Bangen vor Kriegen und der Hoffnung auf Frieden muss der von der UNO anerkannte Staat Israel seit 62 Jahren leben. Allzuviele bagatellisieren dieses Provisorium. Doch es absorbiert enorm viele Kräfte und Finanzen, die in einer friedlichen Atmosphäre für konstruktive Tätigkeiten frei wären. Ja es ergeht Israel wie dem Besitzer eines von Lawinen bedrohten Gartens: Er muss zuerst die Lawinen-Verbauungen errichten und während Jahrzehnten manches im Garten vernachlässigen. Da wuchert eben unaufhaltsam auch ungern erblicktes Unkraut.

In Israel konnten sich während dem allzulangen, gefährlichen Provisorium kleine Minderheiten intoleranter Extremisten mancher Schattierung breit machen. Sie aber dürfen eben von gewissen Freiheiten einer Demokratie Gebrauch machen, auch der Freiheit der Rede und des Demonstrierens.

Doch ich komme von meinem vor etwa 25 Jahren ausgesprochenen Satz nicht los: " Sie haben keine Ruhe bis kein Stein mehr auf dem anderen steht". Sie, das sind jene, die damit auch an den Fundamenten rütteln und nicht sehen wollen, dass dadurch alles ins Wanken gerät. Sie, das sind jene, die vorgeben als Medienschaffende eine Pflicht zur Begutachtung, Bewahrung und Förderung echter Demokratie zu haben. Sie, das sind jene, die andauernd von Freiheit reden, aber diese ununterbrochen missbrauchen. Sie, das sind doch jene die den Kampfruf "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!" heute in Tat und Wahrheit ersetzt haben durch das weitgehend benützte Leitmotiv "Freiheit, Gleichheit, Respektlosigkeit". Ich bin recht froh darüber, dass mir kürzlich mein Freund Uri Russak folgendes Zitat von Berdjajew zu Dostojewski übermittelte: "Die Freiheit kann nicht identifiziert werden mit dem Guten, mit der Wahrheit, mit der Vollkommenheit. Die Freiheit hat ihre eigene selbständige Natur, die Freiheit ist Freiheit und nicht das Gute".

Im Rahmen der Pressefreiheit wurde auch das Auflagen steigernde Leitmotiv westlicher Medien geschaffen: "Good news is no news". Eine Direktive die Sensations-Hascherei und Schlammkampagnen fördert und leider täglich zur Zerstörung der politischen Kultur beiträgt. Man veröffentlicht vorwiegend negative Berichte und gesuchte oder gefundene Skandale. So
Fördert man aber automatisch ein negatives Bild über Israel.

Jeder Zirkusdirektor, auch jede Mutter von Kindern weiss, dass ein Lob am richtigen Ort zur richtigen Zeit bei Menschen und Tieren helfen kann Leistungen zu fördern. In der Politik und in der Welt der Medien ging diese Erkenntnis verloren. So werden aber auch gute Kräfte weltweit abgehalten in die Politik zu gehen oder steigen angewidert aus. Jugendliche und manche andere werden betört und verwirrt.


Ständerat Miville schrieb vor Jahren: "Der 3.Weltkrieg hat begonnnen". Doch statt sich über solches grosse Sorgen zu machen, lenkt man die Völker auf relativ kleine Ereignisse ab. Und unerbittlich wirkt der Tsunami der Zerstörung ganzer Branchen der westlichen Wirtschaft: Zahllose Schuhfabriken, Gerbereien, Webereien, Spinnereien und Maschinenfabriken, mussten ihre Werke schliessen. Auch z.B. Hersteller von Lokomotiven, Waggons und Geleisen, statt zu helfen die Luftverschmutzung durch Autos einzudämmen.

Aber Ingenieure und Ökonomen dürfen sich dafür jetzt fragen, welche Sorten Industrien man z.B. in der Westbank zur Erhöhung der Lebensqualität ansiedeln sollte. Und sie müssen sich wohl weiter den Kopf für realisierbare wirtschaftliche Verbesserungen zerbrechen, weil man jetzt bald aus China und Umgebung , wo die Löhne ein Bruchteil derjenigen der Westbank betragen, alles in voller Freiheit importieren kann und will.

Anderseits flimmert am Westbank-Horizont das Signal der Gefahr von mehr Arbeitslosen, infolge von kontraproduktiven, völlig absurden Boykott-Bestrebungen. Zur Vernunft gerufen sind jene, die in der Westbank von Israelis geschaffene Industriezonen ignorieren wollen, die jetzt Tausenden von Arabern Arbeit und Brot verschaffen. Allein in Barkan sind z.B. von 6000 Angestellten über 3500 Araber tätig. Doch gar manche Journalisten sehen Wesentliches nicht, weil sie meistens lediglich hinter ihrem Computer hocken, um sich als Experten auf allen Gebieten vernehmen zu lassen und Ungesehenes oder Unerwünschtes zu verschweigen. Einer der Experte in allen Gebieten heisst Andre Marty.

Er sprach doch kürzlich von Migrationsströmen, doch er verschwieg elegant , dass wir wiederum eine der seit jeher stattfindenden Völkerwanderungen erleben oder dass es seit jeher Mauern und Tore gab, um unerwünschte Eindringlinge abzuhalten. Und er übersah auch, dass seit der Existenz des so sehr kritisierte Sperr-Zaunes zur Westbank die schrecklichen Selbstmord-Bombenattentate nahezu aufgehört haben.

Verschwiegen wird auch, dass die kritisierten Kosten der Verstärkung des existierenden Grenzhägleins zu Ägypten nur ein Bruchteil von dem sind, was Israel für die Sicherheit auslegen muss, nämlich von den steten Kosten für die Bewachung und Unterhalt der Abschrankungen, die Einrichtungen und Bewacher von Zugängen zu Spitälern, Krankenkassen, Supermärkten, Kinos, Theater, Banken, Hotels, Restaurants etc., um Suizid-Bomber vor der geplanten Tat zu erkennen oder der Aufwand für 3 Jahre Militärdienst der Jugend Israels.

Nach 73 Jahren arabischer Ablehnung sämtlicher Teilungspläne wird durch unablässig vorgetragene Maximalforderungen, immer noch jeglicher Fortschritt verhindert . Mit frommem Blick himmelwärts wird so getan, als ob Israel einseitig an die von den Arabern abgelehnten Teilungspläne ewig gebunden wäre!

So ist doch die Frage nicht abwegig: Wo in der Welt des Handels und Wandels ist es denn üblich, so etwa zu verkünden " Ich komme auf Ihr Angebot von 1948 zurück, ich akzeptiere es jetzt, allerdings zu gleichem Preis und Konditionen wie vor 62 Jahren". Vielleicht, dann noch unter Beifügung: *Willst Du nicht so mein Partner sein, so schlag ich Dir den Schädel ein".

Jedoch, die Welt wurde von jenen aufgebaut und verbessert die positiv denken und massvolle Kritik für den Fortschritt auswerten, aber niemals von jenen, die möglichst viel Negatives und Unrealistisches verbreiten.

Mit den besten Grüssen Roger Guth

Dienstag, 23. März 2010

Die Ueberraschung

Muslimische Komiker wie Goffaq Yussef sind selten. Hier einer seiner besten: „Auf meinem Flug nach New York muss ein Israeli die gesamte Zeit im WC eingeschlossen gewesen sein. An der Türe stand pausenlos „besetzt“.“ Hier gleich noch einer, eine arabische Version der Leuchtbirnenwechsel-Geschichten: „Wie viele Palästinenser braucht es um eine ausgebrannte Leuchtbirne auszuwechseln? Keinen, denn sie sitzen für immer im Dunkeln und beschuldigen die Juden“. Es herrscht jedoch der Verdacht, im Internet verschiedentlich zu finden, dass Goffaq Yussef nicht wirklich existiert und sein Name (Goffaq) eine Abänderung eines „Four Letter Words“ sein könnte.

In meinem gestrigen Tagebucheintrag liess ich mich über die drohende Zerstörung Israels durch seine Ultraorthodoxen aus. Und siehe da, am selben Tag schon lieferten diese einen beispielhaften Skandal, der das angeschlagene Problem genauestens vorführt: Die israelische Regierung entschied vorgestern, den Bau der neuen Notfallklinik des Barsilai Spitals in Ashkelon an einen weit vom Spital entfernten Ort zu verschieben, weil auf dem vorgesehenen Bauplatz Gräber seien. Diese Gräber seien zwar heidnisch statt jüdisch, doch bis das genauestens abklärt sei, stehe das Projekt still. Sollte sich Gott behüte herausstellen, dass die Gräber jüdisch sind, dann wird der Bauplatz verlegt. Damit wird der Bau der Notfallklinik bis zu drei Jahren verzögert und es werden rund 160 Millionen NIS in den Sand gesetzt. Damit werden wieder einmal lebende Menschen (Juden, Araber, darunter viele aus Gaza) gegenüber Toten (voraussichtlich Philister aus der Zeit Davids) benachteiligt, auf Grund überlebter mittelalterlicher religiöser Vorschriften – die Angelegenheit wird Leben kosten. Ein sofortiges Resultat war, dass der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums aus Protest zurücktrat. Sein Chef, der haredische Vizeminister Litzman (er will nicht voller Minister sein, da er und seine Partei, den Staat der Juden nicht anerkennt – dessen Milliarden für ihre „Schulen“ und diversen Sozialzuschüsse nehmen sie aber ohne sich zu beklagen oder zu bedanken), gab bisher noch keinen Kommentar ab. Mit diesen heraus geworfenen 160 Millionen, hätte der staatliche Medikamentenkorb vergrössert werden können, hätten nur schon für den Spital in Ashkelon MRIs angeschafft werden können. Der Skandal ist perfekt und er demonstriert wieder einmal, wie sehr die noch immer in einem mittelalterlichen Sumpf lebenden ultra-religiösen Juden in diesem Land das Volk an der Nase herumführen und die Regierung erpressen. Diesmal sogar ohne irgendeine Drohung gegenüber der Regierungskoalition ausgesprochen zu haben – der schon so oft ausgeübte Reflex funktionierte hervorragend. Haredim wollen es – die Haredim kriegen es – Punkt! Immerhin zehn der einundzwanzig Regierungsmitglieder, die darüber abstimmten, waren dagegen, einige Drückeberger verliessen die Sitzung um nicht abstimmen zu müssen.

Doch der öffentliche Aufschrei hat Nethanyahu soeben veranlasste, eine schnelle Wiedererwägung des Entscheides und dessen Hintergründe auf die Agenda zu setzen. Immerhin ein Zeichen, dass der öffentliche Anschiss des Volkes ihn erschreckt hat – ein weiterer Nachweis der in Israel herrschenden Demokratie. Die Ultraorthodoxen und ihre Rabbiner haben bisher noch keinen Ton von sich gegeben.

Sonntag, 21. März 2010

Die Enttäuschung

Vor wenigen Tagen ärgerte ich mich über unseren Staatspräsidenten Shimon Peres, den ich, obwohl auch er sich während seiner langen politischen Karriere nicht immer sauber verhielt, doch immer sehr achte. Er ist ein Vollblutpolitiker und wohl der Letzte der Generation, die sich um den Aufbau des Staates tatsächlich verdient gemacht hat. „Staatsmann“ sein beinhaltet gewisse charakterliche Eigenarten, die man akzeptiert – up to a point! Für einmal hat ihn Shimon Peres überschritten, diesen „Point“. Auf der anderen Seite empfehle ich das heutige Interview mit Shimon Peres aus dem Schweizer Fernsehen SF1, damit hat er mehr als nur gerade wiedergutgemacht. Für dieses Interview, auch wenn es jüdische und nichtjüdische Antisemiten nicht überzeugt (sie wollen ja nicht überzeugt werden) können wir ein ganzes Stück stolz sein.

Politiker denken wohl manchmal, sie seien „Staatsmänner“, wenn sie lügen und täuschen, sich einschmeicheln und sind nicht immer abgeneigt sind anderen in den Hintern zu kriechen, wenn es ihren Zielen dient. Das geschieht je nach politischer Wetterlage und Opportunität. Israel hat einige Probleme, davon nicht wenige existenzieller Natur. Nethanyahu wurde schon in seiner ersten Kadenz als Premierminister von der Presse dabei erwischt, wie er dem Rabbi Ovadia Joseph, Guru der Schasspartei, ins Ohr flüsterte (und dabei zufällig von einer Fernsehkamera aufgenommen wurde), die Linken (jene, die den Staat möglich gemacht und aufgebaut haben) seien gar keine richtigen Juden und noch einige andere feine Sprüche in diesem Zusammenhang. Vor einigen Tagen hörte ich solches von Shimon Peres, dem ich eigentlich so viel Charakterlosigkeit nicht zugetraut hätte. Er verlor einen grossen Teil meiner und auch anderer Achtung, als er anlässlich eines Vorpessachbesuches bei den Frommen von Bnei Brak zum Besten gab, wie sehr er sie, die ausser die Thora nichts studieren, schätze. Er sei soooo glücklich, dass der Staat und dessen Armee diese Bürger für ihr lebenslanges Lernen der heiligen Schriften freigestellt habe. Diese Aussage ist umso perverser, weil sie von jemandem kommt, der sein langes und noch immer aktives Leben mit dem Aufbau und der Verteidigung Israels verbracht hat. Heute ist er bestimmt Israels bester und aktivster Präsident seit der Staatsgründung und weiss, dass sein Ziehvater David Ben Gurion 1948 gut meinend einen schlimmen Fehler gemacht hatte, als er wenigen Hundert Jeshivaschülern mit einem Gesetz die Bürgerpflicht des Militärdienstes erliess, um dem Staat, so schien er gedacht zu haben, neben dem Sozialismus der Gründergenerationen und derer Pionierarbeit auch ein wenig altbackene Jüdischkeit zu erhalten.

Aus den drei- oder vierhundert mit diesem Gesetz vorgesehenen (oder auch nur gemeinten) Thoraschülern sind inzwischen Hunderttausende geworden. Jährlich gehen dem Staat und der Armee rund vierzigtausend Soldaten verloren. Das ist nicht alles. Die Zunft ultraorthodoxer und weitgehend in selbst gewählter Armut lebender Drückeberger, trägt dem Staat nicht zum Bruttosozialprodukt bei, sondern drückt es herunter. Israel ist heute das industrialisierte Land mit dem grössten Anteil nichtarbeitender, im Erwerbsalter stehender Bürger. Nicht nur tragen sie dem Staat der Juden nichts bei, sondern sie lassen sich von ihm auf Kosten der Steuerzahler, zu denen sie mit Nachdruck nicht gehören, aushalten. Ihre durchschnittliche Geburtenzahl pro Frau ist acht Kinder (mit steigender Tendenz), diejenige der israelischen Araber nimmt kontinuierlich ab – die neuesten Zahlen sind etwa 3,2 Kinder (Tendenz sinkend) pro muslimisch-arabischer Frau – ein Beweis steigender Lebensqualität für unsere arabische Mitbürger (Die Geburtenrate christlicher Araber in Israel, liegt noch unter derjenigen sekulärer Israelis). Zwar steige, so ist gelegentlich zu vernehmen, die Zahl junger Haredim, die statt für das Land Thora zu lernen einen Beruf ergreifen und in der Armee dienen an, doch – falls das stimmt, ist davon noch wenig wahrzunehmen. Es gibt heute in der Armee ein Battalion haredischer Soldaten (den Nahal Haredi), von denen, so erzählte mir eine junger, aus Kanada stammender Soldat und Sohn alter Freunde in Montreal, der in dieser Einheit dient, es nur wenige wirkliche Haredim gäbe, es seien vor allem andere Orthodoxe dabei, die sich an diesem mädchenlosen koscheren Soldatendaseins erfreuen. Diese Situation in Israel als Ganzes betrachtet, ist in der haredischen Welt eine Ausnahme, denn, selbst in deren Sekten in den USA und europäischen Zentren ultra-orthodoxen Lebens, nehmen Haredim voll am Erwerbsleben teil, arbeiten für den Unterhalt ihrer Familien und lernen Thora neben der Arbeit. Sie hegen, kurz gesagt und im Gegensatz zu israelischen Jeschivaboys, keine Abscheu vor produktiver Arbeit und werden nicht zu Parasiten, die sich und ihre Familien vom meist wenig gläubigen arbeitenden Bürger aushalten lassen. Nicht nur hält die Ultraorthodoxie damit die wirtschaftliche Entwicklung des Landes zurück, in dem sie, statt durch Bildung und produktive Arbeit dem Arbeitsmarkt beizutragen, ihn finanziell schwächt – die extremistischen unter ihnen lehnen den Staat, den sie melken, gar gänzlich ab, da ein solcher nur vom Messias selbst errichtet werden dürfe. Der bekannte St. Nimmerleinstag.

Der Charakter Israels ändert sich. Wie überall in dieser Welt bleibt nicht alles beim Alten. Nur eben, in unserem Land können gewisse „Traditionen“ fatal werden. Es ist zu lesen, dass Israel, falls sich in seiner internen Politik nichts ändert, bis 2040 eine ultraorthodoxe Bevölkerungsmehrheit haben werde. Dieser Mehrheit wird sich die moderne Bevölkerung kaum fügen wollen, sie wird, falls sie es kann, auswandern. Der Gründe sind es viele: die damit verbundene religiöse Nötigung und Entdemokratisierung des Staates, die Schwächung der Wirtschaft und der Armee durch eine Mehrheit, die unfähig wäre selbst einen Staat und dessen Wirtschaft zu führen und ebenso unfähig wäre diesen Staat gegen seine Feinde zu verteidigen. Mit der Halacha lässt sich ein moderner überlebensfähiger Staat ebenso wenig führen, wie mit der Sharia in islamistischen Ländern. Aus dem hoch technologisierten und von moderner Wissenschaft gestützten jüdischen Staatwesen demokratischer Prägung, würde eine mittelalterliche jüdische Theokratie selbst gegen mittelalterliche muslimische Theokratien keine Chancen haben.

Noch immer und von mir wiederholt geschrieben bin ich der Ueberzeugung, dass nicht arabischer Hass auf uns Juden, so unentwegt er auch ist, Israel wirklich gefährdet. Dagegen besitzen wir die vorwiegend selbstgeschaffenen militärischen Mittel und die dazu gehörende Motivation. Gegen die oben beschriebenen demographischen Gefahren, gibt es wenig Abhilfe, ausser der völligen Einbindung aller israelischen Bürger in sämtliche Bereiche unseres Staatswesens, ein Ende der inoffiziellen aber bestehenden Benachteiligung unserer arabischen Bürger (aber mit, damit verbunden, völliger Wahrnehmung israelischer Bürgerpflichten und nicht nur Bürgerrechte) und dasselbe in Hinsicht auf die oben von mir so sympathisch beschriebenen jüdischen „Sonderbürger“. Solange Israel, weil von religiöser Seite aus grundsätzlicher, auf Besitzstandswahrung und Ablehnung der Demokratie als Regierungsform ruhender Verweigerung einer völlig demokratischen Verfassung moderner Art, nicht einführt, solange wird die innerisraelisch und innerjüdische Gefahr für Israel weiter wuchern. Unser Grosskinder und ihre Nachkommen werden sich damit in den kommenden Jahrzehnten auseinandersetzen müssen.

Hoffentlich bleibt es bei diesem Ausrutscher von Shimon Peres und wir hoffen, er schiebe nicht noch weitere nach. Die Achtung, die er aus dem Volk erhält, darf er sich nicht verscherzen. Er scheint manchmal müde zu sein, in seinem Alter eine verdiente und entschuldbare Eigenschaft. Mit Senilität hat das aber nichts zu tun.

Samstag, 13. März 2010

Blogs zum Thema

Vor dem Einstieg eine eigene Äusserung: Was unsere Regierung in den letzten paar Tage anstellte, war ein beschämendes Affentheater. Ich entschuldige mich – obwohl ohne dafür irgendeine Kompetenz erhalten zu haben, ausser eben Israeli zu sein, beim amerikanischen Vizepräsidenten Joe Biden und kann nur sagen: es ist zwar meine demokratisch (aber nicht von mir) gewählte Regierung, die solches auch in meinem Namen tut, denn das ist halt so in einer Demokratie. Zwar gibt es für jedes Land dessen nationale Souveränität, etwas das auch der Schweiz sehr teuer ist. Nur machen rechtsnationale Parteien wie die SVP in der Schweiz und der Likud in Israel daraus einen Fetisch, so wie es eben die israelische Regierung eben getan hat. Die USA ist nun mal eine Weltmacht – DIE Weltmacht – Israel ist, neben dem Iran – nur eine Regionalmacht, wenn auch in einem sehr barbarischen, existenziell bedrohenden Umfeld. Aber es gibt eine gewisse diplomatische Höflichkeit, die nichts kostet und unsere besten Freunde nicht vor den Kopf stösst. Aber trotzdem – wer mich kennt, der weiss, dass ich ein prinzipieller Gegner der israelischen Besetzung der Westbank bin (ob wir, nach den Erfahrungen von Gaza, gerade jetzt abziehen könnten, bleibe für den Augenblick dahingestellt). Doch geht es nicht nur darum: wir haben einen Regierungschef, die vorgibt nicht zu wissen, was seine Minister tun, der den frömmelnden Rassisten Eli Yishai, Innenminister und Vorsitzender der Shaspartei erst stillschweigend für den Staat schädliches (die angekündigten 1600 Wohnungen in Ostjerusalem) verkünden lässt, damit den zu Gast weilenden amerikanischen Vizepräsidenten Joe Biden vor den Kopf stösst und unserem Land immensen Schaden zufügt. Dass Bibi Nethanyahu lügt, ist nicht neu, ich habe es selbst schon erlebt – denn auch er behauptet von all dem nichts gewusst zu haben. Wenn dem so ist (was ich überhaupt nicht glaube) und er den Yishai mit seiner Shas nicht sofort zum Teufel jagt – dann müsste er zurücktreten. Diese Regierung ist eine Schande für den Staat – doch perverserweise ist sie im Land noch immer populär, ja die Popularität Nethanyahus wächst, im Gleichschritt mit der Bedrohung von aussen, von Hamas, Hisbollah und ihrem Paten, Iran. Trotzdem traurig! Ein Armutszeichen für unser Land.

Doch nun zum Thema:

Es gibt auch in deutscher Sprache hervorragende Blogs (neben dem meinen natürlich) und offizielle Websites der Medien, die jeder, der sich mit der Materie des als „Israelkritik“ getarnten Judenhassens beschäftigt lesen sollte. Ich möchte an dieser Stelle einige Zitate aus solchen Blogs präsentieren. Die Reihenfolge hat mit Wertung nicht das Geringste zu tun.

Lisas Welt

Aus dem letzten dort erschienen Artikel „Auschwitz zu den Akten“ in dem er, der Nichtjude, jüdische „Israelkritiker“ rezensiert, nimmt er sich einem meiner Lieblingsthemen an, den jüdischen Gutmenschen, denen er eine schöne jiddischen Bezeichnung verpasst, ohne beleidigend, bestenfalls mitleidig zu wirken:

„…….worauf die „Israelkritik“ in letzter Konsequenz immer hinausläuft: auf eine Dämonisierung und Delegitimierung des jüdischen Staates, auf eine Verdrehung von Tätern und Opfern und auf eine Entlastung von der originär deutschen Tat Auschwitz. Die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost ist eine eigentlich vernachlässigenswerte Gruppierung, die selten mehr auf die Beine bringt als ein Dutzend Nebbichs.“

Perlentaucher.de (ein Kultur-Magazin)

Ein beeindruckender Site mit Tiefgang. Nicht alles darin ist zynisch oder bloss ironisch, sondern, wie diese Predigt von Götz Aly, die berührt und zum Nachdenken zwingt. Ich bin von Götz Alys Predigt so beeindruckt, dass ich persönliche Information über ihn suchte. Ein bemerkenswerter Mann.

N-TV.de

Hier fand ich ein hervorragendes Interview mit Necla Kelek, einer islamkritischen Muslima. Kelek ist in islamkritischen Kreisen sehr bekannt und ist eine jener aussergewöhnlich mutigen und seltenen Muslime, die ihr Leben riskieren und dem heutigen, von blutrünstigen Islamisten vorwiegend beeinflussten Islam entgegenstehen, ohne den Islam selbst gänzlich zu negieren.

Israel News (Ami Isseroff)

Ami Isseroff ist ein hervorragender Kommentator linker Provenienz, der laufend überzeugende Entlarvungen zutage fördert, wie diese Blossstellung des aktiven „Anti-Zionismus“, der nicht nichts ist als traditioneller Judenhass, der hier die Hosen herunter lässt. Ausdrücke wie „Jewish Motherfuckers“ und „Jewish Jesuskillers“ gehören noch zu den feineren Ausdrücken, die hier zu hören sind. Heute ist es tatsächlich so, dass die Grenzen zwischen linkem und rechtem Extremismus völlig aufgelöst sind, falls sie im Zusammenhang mit Antizionismus und Judenhass überhaupt je bestanden haben. Beide benutzen identische antisemitische Argumentationen, die, so hirnlos sie auch sind, eine wachsende Popularität erleben. Das hier gezeigt Filmchen zeigt das sehr eindringlich.

Die Achse des Guten

Eine der zwei Web-Heimaten des Henryk M. Broders. Immer wieder heftige Wortes des Meisters, der Dinge zu Tage fördert, wie der im hier gezeigten Text zu findende Link, der einen sehr linken und sehr echauffierten deutschen Lokalpolitiker zeigt, wie er Israel das Existenzrecht abspricht. Ein Lehrstück, das sich in der Schweiz und anderen europäischen Ländern abspielen könnte.

Henryk M. Broders Homepage

Nicht nur, dass Broder gekonnt ausfällig über dumme und bösartige Leute – Antisemiten oder sonst einfach dumm und bösartig - herfällt, er versteckt seine Duelle mit seinen vielen Feinden nicht. Er publiziert deren Anwürfe in seinem Blog, entblösst so den oft darin enthaltenen Unsinn und den eigentlichen Charakter der Schreiber.

Spirit of Entebbe

Claudio Casulas Blog ist gepflegt, hat visuell eine beruhigende Ausstrahlung, doch wenn man den Inhalt liest, dann merkt man, dass hier jemand auf den Grund allgemein üblicher Vorurteile und verlogener Behauptungen gegenüber Israel und dem Judentum kommen will, die in Medien, am Stammtisch, bei ideologisch verdrehten Idioten und auf der Strasse laut werden. Sein „Gemischtes Doppel“ hat Klasse, er punktet damit ohne Mühe und das Echo in den Kommentaren ergibt den fehlenden Kommentar unter den Bildern. Sein Thema „Unbotmässige Juden“ zeigt eine völlig akzeptable Sicht der Dinge, die ich zwar nicht ganz teile, aber respektiere. Schreiben kann er, der Claudio, das gestehe ich ihm neidlos zu, auch wenn er „Uris Tagebuch“ noch nicht in seine Blog-Empfehlungsliste aufgenommen hat. Die Seine ist auf der Meinen.

Castollux

Der Blog „Castollux“ meines Freundes Bernd Dahlenburg zeugt von einem energischen Einstehen für uns Juden und ihren Staat Israel, aber auch für politischen Anstand, wie der hier gezeigte Schriftwechsel „Hoteltraditionen“. Bernds theologische Ausbildung hilft ihm dem islamistischen Unfug professionell zu begegnen. Das beruhigt vielleicht ihn selbst, aber den gläubigen Jihadisten lässt das kalt.

Wir Juden in Israel und in der Diaspora sollten dankbar sein, solch gute und verlässliche Freunde, wie die oben erwähnten, zu haben. Sie tun eine Arbeit, vor der sich zahlreiche unserer jüdischen Freunde drücken und beweisen, dass wir heute, im Gegensatz zur Zeit des Dritten Reiches, auch in Deutschland helfende Freunde besitzen, die sich laut äussern. Es gibt sie hoffentlich auch in der Schweiz, auch wenn ich bisher keine Schweizer Blogger kennengelernt habe.

Sonntag, 7. März 2010

In aller Höflichkeit, Broder

Der Henryk M. Broder hat wieder mal einen Brief geschrieben, den es mich fast schon pathologisch drängt weiterzugeben. Er haute mich um. Er ist in seiner Höflichkeit einmalig und an eine Macherin der neonazistischen NPD Partei im deutschen Chemnitz gerichtet, die seinen Vortrag über alle Massen lobt und fast schon philosemitisch tönt, so hatte es ihr der Broder angetan, obwohl sie nicht einmal am Anlass teilgenommen hatte. Der Auslöser von Broders wundervoller Antwort ist in dem im Brief zu findenden Link zu finden. Broders Brief, völlig hochachtungsfrei geschrieben, bringe ich so wie er ist, eins zu eins, inklusive Kleinschreibung. Also, hier bitte:

Henryk M. Broder
frau köhler,
im pressedienst der halbkriminellen vereinigung, der auch sie angehören, war gestern zu lesen:
“Chemnitzer NPD-Stadträtin applaudiert Broders Überfremdungskritik”.
(http://www.npd-sachsen.de/index.php?s=9&aid=700)
sie waren bei meiner lesung nicht dabei. dafür bin ich ihnen dankbar. allein die vorstellung, im selben raum mit ihnen zu sein, lässt mir das essen von gestern hochkommen. ihre abwesenheit hat sie freilich nicht davon abgehalten, sich zu meinem auftritt zu äußern. nach der lektüre ihres statements könnte man sich fragen, ob sie dumm oder bösartig sind. ich finde, sie sind beides.
das wort “überfremdung” gehört zu ihrem vokabular, nicht zu meinem. es ist weder während der lesung noch in der anschliessenden diskussion gefallen. ich habe weder implizit noch explizit gegen diejenigen “gewettert”, die in ihren kranken phantasien die hauptrollen spielen, also ausländer, migranten und
andere nicht-deutsche.
und ich sage es ihnen gerne noch einmal, so klar und unmissverständlich, dass es sogar ihr bezopftes spatzenhirn begreifen sollte: wenn es die möglichkeit gäbe, sie und das rechtsradikale pack, das sie repräsentieren, gegen ausländer - egal welcher provenienz - auszutauschen, würde ich mich sofort dafür aussprechen.
ob sie meine bücher gelesen haben, weiß ich nicht. es ist mir auch wurscht. selbst wenn sie es getan haben, haben sie nichts verstanden. meine forderung nach mehr intoleranz richtet sich nicht nur gegen die terrorversteher von links, sie richtet sich auch gegen das gesindel, das ihre politische heimat ist.
ich habe in chemnitz meine bewunderung und meinen respekt für die dresdner bürger artikuliert, die am jahrestag der bombardierung den öffentlichen raum
besetzt und der npd den weg versperrt haben. ich habe auch angeregt, dass alle bürger mit migrationshintergrund - vom türkischen müllfahrer bis zum indischen arzt - einen tag lang streiken, um der fremdenfeindlichkeit die grundlage zu entziehen. das alles sind nicht ihre positionen.
dass sie sich nun hinter einem “jüdischen leitintellektuellen” verstecken, zeugt nur von ihrer schamlosigkeit im umgang mit dem, das sie irrtümlich für politik halten. es ist aber nur die pflege von ressentiments. für ihre versuche, jemand zu finden, der ihre schweinereien für koscher erklärt, stehe ich nicht zur verfügung.
wenn sie es noch einmal machen, komme ich bei ihnen vorbei und ziehe ihnen die zöpfe lang.
versprochen und grusslos
b.


Ich danke Amos Stern für diesen Tipp. Eins bleibt mir allerdings unklar: Was ist denn ein bezopftes Spatzenhirn? Und noch etwas - wo bleibt der schweizerische Broder? Hat niemand den Mut, höflich oder nicht, sich öffentlich und durchschlagend mit dem Antisemitismus, dem Jihadismus und andere die Freiheit bedrohenden Phänomenen der heutigen Tage unapologetisch auseinanderzusetzen?

Im übrigens möchte ich jene wenige meiner Tagebuch lesenden Freunde, die es noch nicht geschafft haben, bitten die Petition „Gegen eine stete unausgewogene, verzerrte und tendenziöse Darstellung des Nahostkonfliktes durch das Schweizer Fernsehen“, von meinen Freunden Beatrice Bisang (Schweiz) und Roger Guth (Israel) lanciert, zu unterschreiben. Sie ist es wert, auch wenn es jüdische Schweizer zu geben scheint, so verstehe ich es auch einigen Zuschriften an meine Adresse, die sich davor fürchten. Nichtstun ist, auch wenn noch so fantasievoll begründet, in diesem Fall, wie in anderen Fällen, in denen es um Antisemitismus geht, der falsche Weg. Duckmäuser mag ich nicht besonders, jüdische schon gar. Immerhin, vorhin zählte ich im Internet schon 668 Unterschriften, dazu werden noch die vielen in öffentlichen Stellen aufliegenden Unterschriftlisten kommen – die Zahl derer, die mutig ihre unapologetische Meinung kundtun, beeindruckt schon jetzt und übersteigt die kühnsten Erwartungen.