Sonntag, 25. Mai 2008

Die Rückkehr brauner Ideologie im TagiMagi Forum

24.5.2008

In meinem Tagebucheintrag vom 7.5.2008 schrieb ich über den Artikel „Böses Israel“ von Reto Wild im Tages-Anzeiger Magazin 2000/20. Ich wies auf die dummen antisemitischen Leserbriefe hin. Ich amüsierte mich darüber, doch das war falsch. Inzwischen sind im TagiMagi Leserbriefe erschienen, die nahtlos an die Rassenpolitik und Ideologie des Dritten Reiches anschliessen. Ich rief die Redaktion heute darüber an, sprach mit dem stellvertretenden Chefredaktor, der so schien mir, aus allen Wolken fiel, und innert kurzer Zeit wurde der Artikel mitsamt allen Leserbriefen aus dem Website entfernt. Vorsichtshalber hatte ich das gesamte Dossier, Artikel und alle Leserbriefe, vorher ausgedruckt. Ich hoffe sehr, dass die Chefredaktion des Magazins in der Samstagsausgabe des Tages-Anzeigers eine eindeutige Stellungnahme zur Tatsache, dass nationalsozialistisches Gedankengut in ihrem Website veröffentlicht wird, erscheinen lässt. Es ist mir wichtig zu sehen, wie der Tagi zu diesen skandalösen Leserbriefen und zu dieser braunen Welle Stellung nimmt.

Ich persönlich hatte während meiner Jugend und auch später wenig antisemitische Erlebnisse. Damals spielte Scham noch eine Rolle, Antisemitismus wurde unterdrückt, latent war er, so wird heute bewiesen, stets vorhanden. Jetzt, da Israel zum Bölimann der Welt stilisiert worden ist, sind die Bremsen des Anstands gelöst und der Antisemitismus der Gegenwart, als Antiisraelismus getarnt, ist hoffähig geworden. Israel machte im Laufe seiner Geschichte viele Fehler, der grösste davon ist die Besiedlung der Westbank. Um es ganz klar zu stellen: damit meine ich nicht die Besetzung dieses Gebietes in einem Verteidigungskrieg, der ihm aufgezwungen worden ist, sondern die Besiedlung aus religiösen und mythischen Gründen, die mit der Sicherheit des Landes nichts zu tun hatten. Das Herrschen über ein anderes Volk, die Palästinenser oder wie immer man sie auch nennen will, hat unseren Staat moralisch geschädigt. Schon Yeshayahu Leibowitz, ein gesetzestreuer Denker und überzeugter Zionist, bezeichnete die Besetzung als "Gewaltherrschaft über die Palästinenser" und sah darin eine Bedrohung des demokratischen Charakters des Staates Israel. L. kritisierte vor allem die Verbindung von Staat und Religion in Israel und eine Instrumentalisierung der Religion durch den weltlichen Staat. Das ist auch der wesentliche Grund, um grundsätzlich einen Abzug der jüdischen Siedlungen aus diesem Gebiet voran zu treiben. Aber, mit der Feindschaft der muslimischen Welt gegen Israel und das jüdische Volk als Ganzes hat das wenig zu tun. Der über Hundert Jahre alte Hass, der heute herrschende Islamismus mit seiner Feindschaft gegenüber der gesamten westlichen Welt, dem Judentum und dem Christentum, dieser islamistische Hass, der den Streit um Land um die entscheidende religiöse Komponente erweitert hat, lässt einen militärischen Abzug aus der Westbank nicht zu. Israel hat aus seinem, auch von mir und der Mehrheit der Israelis gewollten, völligen Abzug aus Gaza, gelernt. Ein judenfreies Westjordanien würde von islamistischen Terroristen übernommen und wir hätten eine Situation, wie sie heute in Gaza besteht: Raketenhagel auf israelische Zivilisten. Dazu stelle ich mir allerdings die Frage, warum soll das kommende Palästina eigentlich judenfrei sein – unsere israelischen Araber sind (wenigstens vor dem Gesetz) volle Bürger des Staates.

Einer der Schreiber nazistischen Gedankengutes im TagiMagi, sich tapfer anonym als Fux Uli ausgebend, möchte die Juden der gesamten Welt, vor allem jenen der USA, Israels und der Schweiz in einem völlig unbewohnten Teil der Erde ansiedeln, er schlägt die Antarktis vor. Meine Freundin Hanna Zweig schrieb mir dazu folgendes:

Juden in die Kälte - Nazipläne

In der Literatur wird ausführlich beschrieben, dass die Nationalsozialisten nach ihrer „Machtergreifung“ eine stufenweise sich steigernde Isolierung, Entrechtung, Beraubung und Vertreibung der Juden betrieben. Diese weitete sich vom „Deutschen Reich“ über „Grossdeutschland“ und nach Kriegsbeginn auf die besetzten Staaten und die Satellitenstaaten aus. Die Nazi-Ideologie trachtete danach, „judenreine“ Gebiete zu schaffen.
Zwei Varianten, die im Leserbrief des „Fux Uli“ aufgegriffen werden, gehen auf die nationalsozialistischen Vorschläge vor dem Sommer/Herbst 1941 zurück: Weit bekannt ist der sog. Madagaskar-Plan, der schon vor Kriegsbeginn, besonders dann nach dem Zusammenbruch Frankreichs 1940 unter den Nazi-Grössen im Gespräch war. Sie stellten sich dabei ein riesiges Konzentrationslager unter SS-Aufsicht vor, in welchem die dorthin deportierten Juden durch die klimatischen Verhältnisse, durch Hunger und Seuchen dezimiert werden sollten. Auf Grund der Kriegslage, besonders der Haltung Grossbritanniens, aber auch aus weiteren logistischen Gründen erwies sich diese „Lösung der Judenfrage“ als undurchführbar.
Im März 1941 wurde von Heydrich und Alfred Rosenberg ein weiterer Plan vorgestellt: Die Deportation „aller“ europäischer Juden in den hohen Norden Russlands. „Rosenberg selbst erwähnte etwas Derartiges in einer Rede vom 28. März, in der er von der Deportation der Juden Europas unter in ein Gebiet ausserhalb Europas sprach, “.[1]
[...] Nach Beginn des Feldzuges erwähnte Hitler den neuen Territorialplan mehrfach [...] Es erscheint nahezu sicher, dass Hitler den Abschluss des Ostfeldzuges abwarten wollte, bevor er einen endgültigen Entschluss fasste.
[1] Götz Aly, Endlösungen, Völkerverschiebung und der Mord an den deutschen Juden, Frankfurt a.M. 1995, S. 195-201. zitiert nach Friedländer, Die Jahre der Vernichtung, Das Dritte Reich und die Juden 1939-1945, München 2006, S. 162
[1] Saul Friedländer, Die Jahre der Vernichtung, S. 162. Friedländer merkt dazu an: „Es gibt keinen direkten Hinweis auf das Datum, an dem Heydrich Görings Befehl (d.h. Hitlers Befehl) erhielt, eine neue territoriale Lösung der Judenfrage anstelle des Madagaskar-Plans vorzubereiten. Auf der Grundlage von Dokumenten, die von Eichmanns Vertreter in Paris, Theodor Dannecker, und von Eichmann selbst stammen, muss der Befehlt aber irgendwann Ende 1940 ergangen sein. Götz Aly, Endlösungen S. 271-274
Um zu zeigen, wie wenig sich der heutige Schweizer Antisemitismus vom früheren unterscheidet, präsentiert Hanna Zweig Dokumente, die sie auf der Suche nach persönlichen, sie selbst betreffende Informationen im Bundesarchiv fand. Sie beschreibt, wie wenig lernfähig Schweizer Offizielle schon kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges waren, nachdem die sie, wie alle in Besitz der fürchterlichen Informationen über die 60 Millionen Opfer dieses Krieges waren und besonders den Holocaust in jeder Einzelheit zur Kenntnis nehmen mussten.

Geistige Landesverteidigung nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Stimme eines kantonalen Polizeikommandanten am 22. Mai 1947:
Es ist bedauerlich, dass es so viele Leute gibt, die sich augenscheinlich gar keine Vorstellung machen, welche Auswirkungen Einbürgerungen haben und welches die Folgen für unser Land und Volk sind. Die schlechte Erfahrung mit vielen Eingebürgerten dürfte doch die beste Lehrmeisterin sein und wenigstens die Behörden zu äusserster Vorsicht mahnen. Darauf ist keine Rücksicht zu nehmen, dass denen das rechte Verständnis abgeht, die sich für Bewerber einsetzen. Es ist auch nicht zu erwarten, dass alle aus der Vergangenheit lernen.[2]

Warnte der Polizeikommandant vor einem Verbrecher, einem Tunichtgut oder gar einem Kommunisten ? Aber nein, es ging um ein 16-jähriges staatenloses Judenmädchen, gegen welches vom Direktor der Schule, das es besuchte, zwar „klar zu fassende Vorwürfe nicht gemacht werden können“, nichtsdestotrotz „unser Urteil in der Schwebe bleibt, auch deshalb, weil viele Erfahrungen der letzten Jahre die gerechte Erfassung rassenmässig anderer Menschen als schwierig und unsicher“ beurteilt wurde.[3]
Der Pädagoge konnte sich auch ein Jahr später nicht von seinem Rassismus distanzieren, denn nun schrieb er: „Geblieben ist die starke Betonung des rein Intellektuellen und ein Zurücktreten des Gefühlsmässigen, was z. T. rassebedingt sein mag.“[4]
[1] Kommando des aarg. Polizei-Korps an Polizeidirektion Aarau, StaAAG 10057 B.21.
[1] Rektor der Kantonsschule an die Justizdirektion, 1. März 1948, StaAAG 10057 B 21.
3 Rektor der Kantonsschule an Justizdirektion, 24. Jan. 1949, StaAAG 10057 B.21.

Seit wir in Israel leben, haben wir in der Schweiz eine beträchtliche Zahl neuer Freunde gewonnen. Uris Tagebuch spielte und spielt dabei eine Rolle. Diese Freunde sind Nichtjuden und Juden, wobei ich gestehen muss, dass sich in meiner Erfahrung der vergangenen acht Jahre, nichtjüdische Freunde und Bekannte furchtloser und draufgängerischer mit dem wieder erstarkten Antisemitismus befassen, Israel aktiv und vor allem öffentlich unterstützen. Dabei sind nicht nur Mitglieder des GSI (Gesellschaft Schweiz-Israel), sondern auch Leute aus Medien, Politik und Private. Deswegen ist die heutige Situation nicht mit derjenigen vor siebzig Jahren zu vergleichen. Ob antisemitische Psychopaten - denn Antisemitismus ist eine psychische Erkrankung, die man sich aber nicht gefallen lassen muss - behandelt werden können, weiss ich nicht, sich aber von ihnen einschüchtern zu lassen kommt nicht in Frage. Das hat Israel mich gelehrt.



Kontext, Kontext und nochmals Kontext

22.5.2008

Ich bin in der Vergangenheit stets auch für jene Journalisten eingestanden, die offensichtliche Unwahrheiten durch die ausländische Presse verbreiteten. Lügen sind nicht immer nur schlichte Unwahrheiten, sondern die Weigerung Tatsachen in den richtigen Kontext zu setzen und Auslassungen von Fakten, die Vordergründiges ins Gegenteil seiner Aussage verdrehen kann. Mark Twain sagte dazu: „Sammle erst die Fakten, dann kannst du sie verdrehen, wie es dir passt“. Daran dachte ich, als ich heute mit dem inzwischen zum engen Freund gewordenen Hani Hasisi nach Haifa fuhr. Hani ist Druse, moderner Geschäftsmann und Mitglied der israelischen Arbeitspartei, in deren Zentralkomitee er sitzt. Durch und mit ihm lernte ich wiederholt bekannte Mitglieder dieser Partei kennen, sie besuchen ihn, er besucht sie und gelegentlich bin ich dabei.

Wir sprachen über Bethlehem, in der gestern die Palestine Investment Conference eröffnet wurde. Zu dieser Konferenz hat, so Hani Hasisi, die Palestinian Authority eingeladen, doch die Idee und Initiative dazu stammt von Shimon Peres und seinem Friedensinstitut. Peres hatte einige der ihm nahe stehenden Parteimitglieder vor langem informiert, doch offiziell gebührt der Kredit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Salaam Fayad, einem der wenigen Pragmatiker der palästinensischen Politik. Es seien schon, so die Fernsehnachrichten, über Projekte finanziert von den arabischen Golfstaaten entschieden worden. Diese sollen 10'000 neue Arbeitsplätze in Palästina schaffen. Es nehmen auch Geschäftsleute aus arabischen Staaten teil, die keine diplomatischen Beziehungen zu Israel haben. Israel selbst ist natürlich sehr an der wirtschaftlichen Entwicklung der Palästinenser interessiert, denn eine solche würde, so hofft man, palästinensischem Extremismus und Terror entgegenwirken. Das palästinensische Volk müsse sich, so Hani, auf ihr überragendes Talent für Handel und Industrie besinnen, das ihnen von fanatischen Jihadisten und Nationalisten seit Jahrzehnten vorenthalten wird.

Im Gespräch über Bethlehem erinnerte ich mich an den Artikel in der Basler Zeitung zu dieser Konferenz, in der diese relativ kurz erwähnt und im Titel verbraten wird. Doch der Artikel ist ein Musterbeispiel antiisraelischer Stimmungsmache, in dem der Kontext der Aussage völlig unterschlagen wird. Darüber sprach ich mit Hani. Der leider viel zu früh verstorbene christliche Bürgermeister Bethlehems, Elias Freij (25 Jahre Oberhaupt dieser Stadt), wusste genau was er tat, als er schon 1982 die Anerkennung Israels durch die PLO vorschlug und, nach Arafats Machtübernahme, die israelische Regierung ersuchte, Bethlehem zu Jerusalem einzugemeinden. Er fürchtete sich schon dann vor der Muslimisierung seiner Stadt, in der seit jeher über 80% Christen mit 20% Muslimen lebten. Er sollte Recht behalten – heute ist der Anteil der Christen in Bethlehem auf 20% gesunken, Tendenz weiter sinkend. Zwar ist, sogar mit den Stimmen der Hamas, noch immer ein christlicher Bürgermeister im Amt – gegenüber der Welt ist Bethlehem eines der wichtigsten Zentren des Christentums – doch die wirkliche Macht üben die Moslems aus, die Unterdrückung der Christen dort und im Rest der besetzten Gebiete schreitet weiter. In Hamas Gaza werden Christen offen terrorisiert, verfolgt und ermordet. In BAZ Artikel wird auch über die „Mauer“ geklagt, die Bethlehem von Jerusalem trennt, eine Situation, die ohne weiteres auch als Schutz Jerusalems gegen Terrorattacken von, gemäss BAZ, „militanten“ Terroristen gegen die Bevölkerung verübt wurden, betrachtet werden darf. Die BAZ benutzt die Gelegenheit der oben erwähnten Konferenz zum wiederholtem „Israel Bashing“, ohne sich im Detail mit dem Inhalt und Resultaten dieser wichtigen Konferenz zu befassen. Denn, so ist mein Eindruck, palästinensische Wirtschaft und Entwicklung wird völlig uninteressant, wenn man stattdessen über das böse Israel schreiben kann. Kontext, Kontext und nochmals Kontext – sonst kann Information zur Lüge werden.




Donnerstag, 15. Mai 2008

Lustiges? - jüdisches Selbstverständnis

15.5.2008

Zum Aufwärmen Muster palästinensischer Lügenpropaganda, neue und nicht ganz neue, wie sie vom palästinensischen Jihad selbst und dessen selbsternannten Vertretern im Ausland (z.B. Daniel VögeliVischer, die Jüdinnen und Juden für „den gerechten Frieden ohne Juden in Palästina“, Sumaya, der massgebende Teil der JLG Kulturkommission) begeistert vertreten werden. Es sind Beispiele, über die man ohne weiteres lachen darf, obwohl sie traurig sind. Mit solchen Lügen, werden Menschen im Westen einvernahmt, Unschuldige, die es nicht beurteilen können und Schuldige, die es freudig akzeptieren, obwohl sie wissen, dass es, wie praktisch die gesamte jihadistische Propaganda im Zusammenhang mit Israel aber auch mit dem Westen als Ganzes, auf Lügen beruht. Diese Lügen werden gerne geschluckt, vor allem von denjenigen, die damit ihren Antisemitismus rationalisieren können und (das gilt auch für Juden) bei anderen eine braune Zunge erlecken wollen. Bei letzterem kommt mir die heute wieder im Radio gehörte Reportage in den Sinn, in der an einer Sitzung des Likud Zentralkomitees (Israels grösstem Stellenvermittlungsbüro) Limor Livnat, die schlechteste Erziehungsministerin aller Zeiten, auf die Mitglieder des ZKs einhämmerte: „Meint ihr wirklich, wir Minister und Knessetmitglieder der Partei kämen hier zu euch und würden unsere Zeit damit verschwenden, euren A… zu lecken?“ Worauf ihr im Chor der Zweitausend ZK-Miglieder ein lautes „Jaaa“ erschallte.

Hier, bitte, Beispiele:

Der Untote

Es ist erstaunlich, wie immer wieder „Opfer“ israelischer „Grausamkeiten“ vom Tode zum Leben zurückkehren. Muhammad al-Harrani, Vater von sechs Kindern in Gaza, wartete auf die Bewilligung, um nach Israel einreisen zu können und dort seinen Krebs durch eine Operation behandeln zu lassen. „Ärzte für Menschenrechte“ erhielt von der Familie die Meldung, Muhammad al-Harrani sei gestorben, er habe die Wartezeit nicht überlebt und machte die Sicherheitsbehörden dafür verantwortlich. Die „Ärzte für Menschenrechte“ klagten die israelischen Behörden der Grausamkeit an, müssen sich jedoch äussert dumm vorgekommen sein, als am folgenden Tag, Wunder über Wunder, gemeldet wurde Muhammad sei noch sehr lebendig, sein Bruder habe nur verhindern wollen, dass er für ein Gespräch zur Einreisebewilligung erscheine, denn es bestanden Verdachtsmomente im Zusammenhang mit terroristischer Tätigkeit. Der Bruder sorgte sich wohl, Muhammad könnte etwas ausplaudern. Wieder einmal haben sich Palästinenser in den eigenen Fuss geschossen, denn mit dieser Dummheit haben sie den Tausenden palästinensischen Patienten, die in Israel behandelt werden, einen Bärendienst erwiesen und ihrer eigenen Glaubwürdigkeit weiter geschadet. Dazu passt das Zitat von Mark Twain: „Sammle erst die Fakten, dann kannst du sie verdrehen, wie es dir passt“ – etwas, das von einigen ausländischen Medienvertretern in Israel grossartig beherrscht wird.

Ich erinnere mich auch gern an ein Detail der Lügenkampagne über Jenin vor sechs Jahren, als gefilmt wurde, wie eine tote Leiche auf der Bahre weggetragen wurde, dann von dieser Bahre fiel und davon rannte. Die Szene wurde von einer fliegenden Drohne gefilmt und hatte an einer Pressekonferenz grossen Unterhaltungswert.

Die GV

Im Tachles der vergangenen Woche liess Freund Jacques Ungar in einem Essay mit Titel „Gefährlicher Prioritäten-Wirrwarr“ seine Gedanken zum Thema jüdischer Beziehung zu Israel schweifen, vor allem die Beziehung der Galut- (pardon Diaspora) Juden zu diesem Land. Es ist ein Thema, das auch ich mehr als nur gelegentlich anschneide. Er beschreibt die wachsende Distanz vieler Diasporajuden zum Land ihrer Väter und – denn was liegt näher – den Gemütszustand des durchschnittlichen Schweizer Juden, wenn dieser mit für ihn als Schweizer Jude unangenehmen Reaktionen aus Israel zu Schweizer Politverhalten konfrontiert wird. Ich weiss - da wiederhole ich mich wieder einmal - private und möglichst diskrete Unterstützung israelischer Sozialwerke und ähnlichem geschieht durch einzelne Schweizer Juden und das sehr grosszügig. Chapeau! Aber es fehlt die öffentliche grundsätzliche Identifikation mit dem jüdischen Staat, unabhängig davon, ob einem dessen politisches Verhalten zur Zeit gerade gefällt. Die von Jacques Ungar als Beispiel gebrachte Reaktion offizieller Juden zu Micheline Calmy-Reys Aufwartung bei Ahmedinejad und ihr schamloses Verhalten in Teheran, in Form eines beschämenden Briefes an Bundespräsident Couchepin, der sich bestimmt seine Gedanken zur Stärke des Rückengrates der Offiziellen des Schweizer Judentums machte. Jacques Bezeichnung „…. schweizerischen Bürgern mosaischen Glaubens“, auch von mir wiederholt benutzt, war schon lange nicht mehr so augenfällig wie in den heutigen Tagen.

Heute Abend findet die GV der JLG Or Chadasch in Zürich statt. Meine Freunde in dieser Gemeinde regen sich schon seit Jahren über die Politik der Verehrung palästinensischer Gewalt gegen Israel oder auch nur das „unschuldige“ zur Verfügung stellen der JLG Räumlichkeiten auf. Jetzt hat es ihnen den „Nuggi herausgerissen“, das Thema wird heute Abend diskutiert. Es geht um den Charakter dieser Gemeinde. Will sie Teil der weltweiten jüdischen Schicksalsgemeinschaft sein, eine Alternative zu anbieten oder ganz einfach nur ein unverpflichtender Kreis lieber Leute, denen es fast ausschliesslich ums beschauliche Beten geht? Wird ihre Kulturkommission weiterhin und eigenmächtig anti-jüdische und anti-israelische Aktionen durchführen dürfen – oder tut sie das wirklich im vollen Einverständnis der Gemeinde und ihrer Mitglieder. Ich hoffe, dass sich Or Chadasch mutig entschliessen kann, wirklich Stellung zu beziehen.

Noch eine Kleinigkeit in Sachen MCR, nämlich der folgende Brief einer Iranerin in der Schweiz an die helvetische Aussenministerin. Dieser Brief spricht für sich selbst und erweitert die Schande, die MCR, Vischer und Genossen (etc. siehe oben) über die Schweiz und andere anständige Menschen bringen.

Offener Brief an Micheline Calmy-Rey

Ihre Exzellenz,liebe Frau Calmy-Rey!Ich bin eine iranische Frau im Schweizer Exil, und es ist mir eine Ehre, Mitglied der SP zu sein. Auf Ihre sozialen Fähigkeiten war ich einmal sehr stolz.Seit etwa 22 Jahren kann ich den Iran nicht mehr besuchen. Ich musste mein Land verlassen, so wie Millionen meiner Landsleute. Mir wurde das grundlegende Recht genommen, meine Kleidung selbst zu wählen; stattdessen hatte ich einer staatlichen Kleiderordnung zu gehorchen. Mit totalitären Gesetzen werden iranischen Frauen zudem viele weitere Rechte geraubt, beispielsweise die Reisefreiheit, die freie Wahl des Arbeitsplatzes, die Möglichkeit der Ehescheidung, das Sorgerecht für Kinder, das Recht zu tanzen, Opern zu singen, jeden Sport auszuüben, an den Olympischen Spielen teilzunehmen und frei im Meer zu schwimmen. Die Konsequenz daraus ist eine Geschlechterapartheid, in der die iranischen Frauen als Menschen nur halb so viel wert sind wie die Männer. Ein Jahrhundert lang haben Frauen dafür gekämpft, ihre Kleidung frei wählen zu können, aber sie haben in den letzten 30 Jahren alles verloren, durch fortgesetzte Inhaftierung, Folter und Mord.Liebe Micheline Calmy-Rey, ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass es – anders, als Sie am 3. April bei der Eröffnung des Gleichstellungskongresses im Zürcher Volkshaus behauptet haben – nicht nur ein dünnes Stück Stoff war, das Sie da auf Ihrem Kopf trugen, sondern vielmehr ein Affront gegen alle Versuche und Bemühungen von Frauen im Iran und anderen Ländern in der Region, die freie Wahl ihrer Kleidung durchzusetzen und aufrecht zu erhalten.Womit Sie Ihr Haar bedeckt haben, ist das Symbol für die Demütigung der iranischen Frauen sowie für die Verletzung ihrer Rechte durch die Männer und das patriarchalische Regime im Iran. Im Patriarchat werden Frauen systematisch von Männern dominiert. Das religiöse Patriarchat schließt Frauen überdies systematisch von einer Funktion innerhalb der religiösen Autorität aus; dem liegt die Annahme zugrunde, dass Gott männlich ist. Das ist das Symbol des frauenfeindlichen, barbarischen Regimes der terroristischen Mullahs im Iran, die sich nicht um die universelle Erklärung der Menschenrechte kümmern. Und es klafft eine große Lücke zwischen dem Mullah-Regime und der säkularen Regierung der Schweiz. Konsequenterweise sind die Mullahs strikt gegen freie, demokratische und fortschrittliche Regierungen, die für die Menschenrechte, eine zivilisierte Gesellschaft und die Rechtsstaatlichkeit eintreten.Liebe Micheline Calmy-Rey, die Mullahs kennen viele verschiedene Tricks, um einer Isolation zu entgehen, und sie sind sehr glücklich über die wirtschaftliche Vereinbarung mit Ihnen, die sie ohne negative Konsequenzen seitens Ihrer Regierung und anderer unterzeichnen konnten. Das Regime ist sehr glücklich, wenn es den Iranern den Wohlstand rauben kann, während der Bevölkerung – der eigentlichen Besitzerin dieser Ressourcen – die Früchte dieses Vertrags vorenthalten werden.Liebe Micheline Calmy-Rey, Ihre Tat ist leider ziemlich erschütternd und bricht die Herzen vieler Iraner. Sie schließen einen Kontrakt mit einem fanatischen, frauenfeindlichen und terroristischen Regime, und dabei sabotieren Sie den schmerzhaften Kampf iranischer Frauen für ihre Mindestrechte. Sie haben dadurch, dass Sie als Zeichen des Appeasements das Kopftuch trugen, teures Lehrgeld an das despotische, faschistische, reaktionäre, mittelalterliche, korrupte und kriminelle Mullah-Regime gezahlt. Dieses Regime, das Dissidenten steinigt, deren Hände und Füße amputiert und seine Gegner öffentlich erhängt, verdient keine Legitimation. Die große Mehrheit der Iraner hat die jüngsten iranischen Parlamentswahlen boykottiert.Als Anwältin für Frauenrechte habe ich tiefen Respekt vor Ihnen, und ich hätte nicht gedacht, dass Sie einen Dialog mit einem früheren Henker wie Ahmadinedjad führen würden. Diejenigen, die für Demokratie und Freiheit kämpfen, erwarten von den europäischen Politikern einen Boykott der so genannten Islamischen Republik Iran, um das Leiden der iranischen Bevölkerung zu mindern – einer Bevölkerung, die das derzeitige inhumane, verbrecherische Regime durch eine demokratische Regierung ersetzen will.Ich hoffe auf Ihre Solidarität mit der iranischen Bevölkerung, insbesondere mit den Frauen, die seit nunmehr fast 30 Jahren von den im Iran regierenden Kriminellen als Geiseln genommen werden. Das iranische Regime sollte wegen Verbrechen gegen die Menschheit vor Gericht gebracht werden.

Hochachtungsvoll

Dr. Zahra Erfani/Zürich, Schweiz

(Quelle: www.lizaswelt.net)

Ich wünsche Micheline Calmy-Rey beim Stellensuchen bei der UNO viel Glück.

Dienstag, 13. Mai 2008

Die Antis

7.5.2008

Als Golda Meir Premierministerin war, versuchte sie Henry Kissinger dazu zu bringen, Israel zu einer Toppriorität zu machen. Kissinger schrieb ihr einen Brief: „Ich möchte Sie informieren, dass ich erstens amerikanischer Staatsbürger, zweitens Aussenminister und drittens Jude bin“. Golda schrieb ihm zurück: „In Israel lesen wir von Rechts nach Links!“. Das hat zwar mit dem untenstehenden Thema wenig zu tun, aber jüdische Witze sind immer willkommen.

Im TagiMagi, dem Tages-Anzeiger Magazin des vergangenen Wochenendes war ein erstaunlicher Artikel von Reto E. Wild, in dem er die übliche Presseberichterstattung über Israel und dessen freundliche Feinde seiner Nachbarschaft aufs Korn nimmt. Viele meiner Freunde und Tagebuchleser machten mich darauf aufmerksam und ich will nicht auf dessen Inhalt eingehen. Denn, wie es scheint, machte dieser Artikel Furore, die sich auch in den dem Artikel nachfolgenden Leserbriefe ausdrückt. Foren sehe ich kaum je an, ausser eben in dieser besonderen TagiMagi Ausgabe. Ich hatte den Plausch, schrieb gleich dreimal, wurde attackiert, beschimpft und schrieb eiscool zurück – mein Blutdruck bleib normal. Wer mehr darüber erfahren will, soll den Artikel und diese Briefe lesen (siehe obigen Link).

Seit gestern um Mitternacht, als ich in meine Mail guckte und die Pressemitteilung der Gesellschaft Schweiz-Palästina fand, bin ich verärgert. Daniel (Vögeli)Vischer, dem man, nachdem er den Prozess gegen David verloren hat, heute gerichtlich geschützt nachsagen darf, er sei ein Unterstützer palästinensischen Terrors, hat eine kleine Gruppe nationalrätliche Palästinafans nach Palästina gebracht, um mit der Hamas zu reden. Da sie nicht auf israelischen Boden treten wollen, flogen sie nach Amman um von dort aus über den Jordan westwärts in Heiligen Land einzureisen. Vischers Reisearrangement beinhaltet die übliche Hirnwäsche über die von Israel gewollte Armut, die Strassensperren, Interviews mit Hamas-Vertretern und anderen uns Juden freundlich gesinnten Arabern, alles ausschliesslich in der Westbank, dem auch von mir „besetztes Gebiet“ genannten zukünftigen Palästina. Allerdings denke ich, dass dieser Staat wegen NR Daniel Vischer nicht zu früh erstehen darf, denn dann hätte er nichts mehr zu tun und müsste sich, ähnlich wie Jean Ziegler, eine neue Hass fördernde Nebenbeschäftigung suchen. Warten wir ab, wie sich das entwickelt.

Zum Thema des gar nicht mehr latenten sondern mutig offenen Antisemitismus und dem damit eng verbundenen Antizionismus gehört eine Definition des Rassisten als Menschentyp. Nach gründlicher Analyse der sozialpsychologischen Funktionen, wie Feindbild und Sündenbock, erfand ich eine kleine Zusammenfassung der Ursachen rassistischer Weltanschauung in sieben Punkten – nicht komplett, aber für einen Amateur doch recht sinnvoll und vor allem verständlich, da ohne Jargon:

1. Nur wer echtes Selbstbewusstsein hat, kann sich Toleranz leisten. Wem das Selbstbewusstsein fehlt, der benötigt Feindbilder.
2. Für Fremdenfeindlichkeit trifft zu: „Hasst du was, bist du was!“
3. Vorurteile zwischen Gruppen kann man mit einer Waage vergleichen: Was der Fremdgruppe negativ angelastet wird, erscheint bei der eigenen Gruppe positiv. Aufwertung durch Abwertung, Weißmalerei durch Schwarzmalerei.
4. Mit Vorurteilen kann man Verantwortung abschieben: Für das eigene Versagen oder für Frust wird ein anderer verantwortlich gemacht. Die andere Gruppe wird zum „Sündenbock“, zum "Feindbild".
5. Vorurteile zwischen Gruppen werden vor allem dann gefährlich, wenn kein Gleichgewicht der Kräfte besteht. Für Minderheiten kann das sehr bedrohlich werden. Steigt zum Beispiel die Arbeitslosigkeit, heißt es rasch: "Ausländer raus!"
6. Oft "bekriegen" sich Minderheiten untereinander. Da die „Hauptgruppe“ (die Mehrheit der Gesellschaft) zu stark ist, suchen sie sich eine andere Minderheit, eine „Außenseitergruppe“, als Gegnerin.
7. Jugendliche werden in ihren Vorurteilen durch Erwachsene bestärkt, die ähnlich denken, sich aber nicht trauen, es zu sagen.

Eines der Zitate von Mark Twain trifft auf den Menschentyp des Rassisten wunderbar zu: „Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Persönlichkeitsentfaltung“. Was Mark Twain nicht sagt, ist die gern vergessene Tatsache, dass durch rassistische Taten immer andere leiden und der Rassist meist nicht dafür geradestehen muss.