Freitag, 29. Februar 2008

Warum nicht mal proaktiv? Anregungen zum Stilwechsel

28.2007
Laut und richtig steht die Behauptung im Raum, Israels Öffentlichkeitsarbeit sei rein reaktiv. Jedes Mal, wenn Palästinenser und andere Muslime eine Gelegenheit finden oder kreieren Israel einer schlimmen Tat anzuklagen, passiert folgendes:

Die israelische Armee entschuldigt sich innert Minuten für etwas, das sie oft gar nicht getan hat. Stunden später spricht der Ministerpräsident oder der Verteidigungsminister sein Bedauern darüber aus und die internationalen Medien, aufgeputscht durch die künstlich herbeigeführte Hysterie des weltweiten Islamismus, fallen über Israel her. Tage später kommen in Israels Regierung und Armee die ersten Zweifel auf – es könnte ja ganz anders gewesen sein oder gar nicht stattgefunden haben. Das Erstere trifft auf den tragischen Tod des Kindes Mohammed Al-Dura zu, dessen Tod, so scheint es ans Licht zu kommen, von palästinensischen Terroristen kunstvoll inszeniert worden ist. In kürze findet in Frankreich darüber ein Gerichtsverfahren statt. Das Zweite war der Kampf um das Flüchtlingslager in Jenin im April 2002. Lauthals wurde der Welt vorgelogen es habe ein israelisches Massaker mit fünftausend palästinensischen Opfern stattgefunden. Dabei kamen insgesamt „nur“ etwa siebenundfünfzig Menschen ums Leben, die Hälfte davon israelische Soldaten. Diese Zahl und dass es kein Massaker gab, wurde von UNO-Repräsentanten bestätigt – aber dennoch glauben noch heute zahlreiche Anhänger der antiisraelischen Konfession fest an die Mär des Massakers. Die israelische Armee hätte es sich leichter machen und das Lager flach bomben können, aber um zivile palästinensische Opfer zu vermeiden, wurden Infanteristen geschickt, die durch verminte Häuser Verluste erlitten. Dieser Vorfall geht mir noch heute an die Nieren, da unser Sohn an diesem Gefecht teilgenommen hatte. Vielleicht ist es eine Art Arroganz der israelischen Regierung, eine Art „Leck mich“ Einstellung, der es wenig wichtig zu sein scheint, der Welt ihr Handeln zu erklären. Sie tut, was ihr richtig erscheint (ob es wirklich richtig ist, hat damit nichts zu tun) und schert sich wenig um die Reaktion der Welt. Somit ist sie zum reinen Reagieren verurteilt.

Das hat mich zur Überzeugung gebracht, dass wir, d.h. die Regierung, ich, Freunde im Ausland und in Israel, die sich selbsternannt mit Hasbara (PR) befassen, vom reaktiven Erklären im Nachhinein, zu proaktiven Massnahmen, Handeln und Erklären übergehen sollten. Es gibt unendlich vieles aus islamistischer und arabischer Kultur und Tradition, kriegerischem Benehmen, Terror, Menschenverachtung und Liebe zum Tod und vor allem der Anspruch die gesamt Welt gewaltsam islamisieren zu wollen, das genügend Material hergibt, um offensiv, offen, politisch möglichst unkorrekt und vielleicht mit ein wenig Humor gespickt , vorgehen zu können.

Hier ein paar Denkanstösse, die den Stil suggerieren. Es sind nichts als Ideen, die darin vorkommenden Bilder sind zum Teil zufällig ausgewählt, die Texte nicht. Es sind bestenfalls Stilproben, verletzen will ich niemanden, ausser jenen Schwachsinnigen, die alles verstehen und gutheissen, das als vormittelalterliche Kultur in unserer Region daherkommt und damit die Welt islamisieren will:
Zum unsinnigen Thema israelischer „Apartheid“, ein Kleber oder ein Plakat:

Die Sicherheit meines Kindes ist nicht Apartheid!

oder

Nur in Israel besitzen arabische Bürger volle demokratische Bürgerrechte!


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Zum Thema Frauenrechte, für die heutige Gutmenschen im Zusammenhang mit dem Islam keinerlei Interesse zeigen, vielleicht so was:



Dieser nette ältere Herr hat soeben seine 12-jährige dritte Frau gekauft, in einem Tauschgeschäft gegen seine eigene Tochter.
(um niemandem nahe zu treten, hier eine Zeichnung statt einem Foto)


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Für Anhänger einer demokratischen und freien Gesellschaft:


Khalid Sheik Mohammed, festgenommener Meisterterrorist und Hirn des Anschlags auf das World Trade Center vom 9/11. Festgenommen zusammen mit seinem Arbeitsgeräten, wie Köpfungswerkzeug, Entführungspläne, einem Sack Steine zum Steinigen.

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Für Aktivisten weltweiter Kinderrechte die Aussage aus Gaza 2004 von



Um Nidal (Mariam Farahat),
gefeierte Mutter dreier Märtyrer, heute Mitglied des palästinensischen Parlaments:


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Es stellt sich jedem, der sich für westliche Kultur, Zivilisation und Lebensweise entscheiden will, die Frage, ob er sich dafür einsetzen oder ob er „gewaltlos“ die Rückkehr ins Mittelalter über sich und die Nachkommen ergehen lassen will.

Professor Benny Morris

24.2.2008

Benny Morris machte sich einen Namen als einer der „postzionistischen“ Historiker, auch Neue Historiker genannt. Das heisst, er grub alte Dokumente der Gründerzeit Israels aus, die ihn veranlassten, geschichtliche Vorgänge anders zu interpretieren und die Zeit der ersten Jahrzehnte und deren Mythen zur Diskussion zu bringen. Andere israelische Historiker taten das auch, einige von ihnen, wie Morris und Tom Segev als grundsätzlich seriöse Zionisten, andere wie Avi Shlain und Ilan Pappe fanden Marktnischem als Gurus der internationalen Israelhassergemeinschaft.

Gestern war in der Irish Times, nicht gerade meinem Leibblatt, ein Brief von Professor Benny Morris zu lesen, der sich an einen Gläubigen der palästinensischen Opferfan-Gemeinde richtet. Es geht um die Richtigstellung eines missbrauchten Zitats aus seinem Buches „The Birth of the Palestinian Refugee Problem 1947-1949“, letzte Ausgabe herausgekommen in 1989. Dieses Buch ist bis heute eine der Bibeln antiisraelischer Polemik. 2003 folgte das Buch „The Birth of the Palestinian Refugee Problem 1947-1949, revisited”, in dem weitere Erkenntnisse veröffentlich wurden, die den Früheren teilweise widersprechen. Hier einige wenige Zitate aus Bennys Brief in deutscher Sprache:
  • Israelhasser zitieren oder noch öfters zitieren falsch aus meinen Büchern, um ihre Argumente zu belegen.
  • Die palästinensischen Araber waren nicht „in bizarrer Art und Weise“ (Senator David Norris, 31.1.2008) für ihr Schicksal verantwortlich. Ihre Verantwortung war direkt und einfach.
  • Es stimmt zwar, dass es damals keine arabische Radiosendungen gab, in denen die Araber Palästinas en masse zur Flucht aufgefordert worden sind. Aber örtlich in Dutzenden von Dörfern und Städten befohlen im April 1948 arabische Politiker die Evakuation von Frauen und Kindern. Der Nachfolger Abba Khoushis als Bürgermeister Haifas, Shabtai Levy, forderte die Araber seiner Stadt zur gleichen Zeit zum Bleiben auf, doch es nützte nichts. [Erfolgreicher war Abba Khoushi mit den Drusen im Karmelgebirge, die von den Arabern mit Waffen versehen wurden, mit der Aufforderung mitzuhelfen Juden zu töten und das soeben ausgerufene Israel zu zerstören. Abba Khoushi lud die drusischen Scheichs an sein Krankenbett im Spital und schlug ihnen vor, einfach abzuwarten und nichts zu tun – er werde dafür sorgen, dass ihnen nichts geschehe. So war es auch und heute sind die Drusen treue Bürger Israel, sogar mit eigener Delegation an Zionistischen Kongressen. Oder Zichron Ya’akovs Muchtar (Bürgermeister) Yanko Epstein, der 1947 zu den Notabeln unserer Nachbarstadt Faradis ging und dies bekniete nicht davonzurennen. Sie blieben und gedeihen als israelische Bürger. Noch heute sind die Söhne der damaligen Bauern unserer Stadt sauer auf Yanko Epsteins Sohn, da deren Väter die Felder der Felachen von Faradis schon unter sich aufgeteilt hatten und Yanko ihnen einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Uri]
  • Morris schreibt ihn seinem Brief von den 700'000 Flüchtlingen (die sich damals nicht Palästinenser nannten, sondern Araber), sie wären zu Zwei Dritteln von einem Teil Palästinas in einen anderen geflohen und wären damit nicht als Flüchtlinge zu bezeichnen. [Mein Freund Said Abu-Shakra erzählte mir, dass seine Familie aus ihrem angestammten Dorf in der Nähe Meggidos (Luftlinie etwa 8 Kilometer) nach Umm El-Fahm geflohen seien – von einem israelisch-arabischen Dorf in ein anderes nahe gelegenes israelisch-arabisches Dorf. Heute ist Umm El-Fahm eine blühende, wenn auch etwas schmuddelige Stadt – selbst wenn einige Projekte unserer Galerie der Stadt schöne Ecken beschert hat - mit Country Club, Industrien, Kunstgalerie, guten Restaurants und zahlreichen wohlhabenden Leuten. Dass es auch das Zentrum eines militanten Islams wurde, ist ein Schönheitsfehler und bestätigt nur das englische Sprichwort „Nobody is perfect!“].

Benny Morris’ Aussagen als Neuer Historiker werden gerne von schwafelnden Friedensbewegten zur Dämonisierung zionistischen Seins und Tuns herbeigezogen. Morris ärgert sich darüber und schreibt in diesem Brief klipp und klar: „Die Dämonisierung Israels ist beruht weitgehend auf Lügen – wie die Dämonisierung der Juden während den vergangenen 2000 Jahren. Es gibt zwischen beidem eine Verbindung“.

Warten auf den Sturm

21.2.2008

Seit Tagen versprach uns der Wetterdienst Regen, Sturm und Schnee. Wir bereiteten uns einen Sturm der Windstärke 9 vor, stellten alle Pflanzentöpfe in den Windschatten und Lea fuhr sogar unseren Elektro-Golfwagen ins Haus, damit der Wind diesen nicht fort wirbeln würde, und lässt mich nur noch mit dem Auto fahren. Aber gestürmt hat es bisher noch nicht, wenigstens nicht in Zichron Ya’akov. Es regnete gelegentlich, dann scheint wieder für eine Stunde die Sonne. Schnee, so behauptet das Fernsehen, sei auf den Berg Hermon (2500 m) in der Golan, gefallen, ein wenig in Jerusalem und Umgebung. Damit scheint der israelische Wettergott seinen Winter abgeschlossen zu haben. Nur kalt und feucht ist es, aber dagegen kann man sich warm anziehen und das Haus heizen. Heute ist es wieder schön, nur noch nicht warm.

Wir warten auch auf einen anderen Sturm, den uns die Hisbullah als Gegengeschenk für das Ableben des Imad Mugniyah, ihrem Chef fürs Töten, versprochen hat. Jetzt warten wir besorgt wie sie sich revanchieren werden, für etwas, das Israel vielleicht gar nicht zu verantworten hat, doch wird es den Hisbullahis schon genügen zu wissen, dass sich Israelis über die Explosion in Damaskus gefreut haben. In der heissblütigen und in den Tod verliebten islamischen Welt ist logisches Denken weniger gefragt, den Verschwörungstheorien sind Trumpf. Leider haben sich auch in westlichen Ländern viele denkfaule Gutmenschen, die von mir gelegentlich, aber leidenschaftlich, beschrieben (manche sagen kritisiert) werden dieser Verhaltensweise angeschlossen. Eine jüdische Gutmenschin teilte mir mit, dass sie Israel liebe. Sie liebt es wohl zu Tode. Es gibt ja den Ausdruck in Englisch „Then they weep on our graves“ – zu Deutsch „Sie weinen über unseren Gräbern“ – eine wahre, aber mir zu weinerliche Bemerkung. Ich verstehe dieses Zitat so, dass wir Juden heiss geliebt werden, besonders in totem Zustand. Geschichtlich gesehen völlig richtig, aber eben ….. .Wie weit es stimmt, soll jeder für sich selbst entscheiden. Umfassend ist das Zitat bestimmt falsch, aber mit denen, auf die es zutrifft, müssen wir uns leider auch befassen - ob wir wollen oder nicht.

Von Hisbullah zur ebenso lieblichen Hamas. In Israel herrscht eine öffentliche Diskussion, ob man mit ihr, deren zwei einzige Ziele die Vernichtung Israels und das Erstellen eines islamischen Staats sind, einen Waffenstillstand aushandeln soll. Hamas soll dafür bereit sein. Der Grund dazu ist sehr durchsichtig, sie will sich für den Kampf gegen Israel neu organisieren und weiter aufrüsten. Dies zu ermöglichen, nach dem der Schmuggel immer schwerer Waffen über und unter der Erde heute schon stattfindet und Hamas in Gaza sich nicht scheut, diese zum Teil heute einzusetzen, wäre höchst unrealistisch und wird vor allem von Leuten mit ideologischen Scheuklappen vertreten. Eine tickende Zeitbombe, genau so, wie Verträge mit Hisbullah im Libanon, nach dem verunglückten und unfertigen Krieg dort im Sommer 2006, die Hisbollah intensiv weiter aufrüsten liess und sie heute eine Gefahr für ihr eigenes Land ist – weit mehr, als für Israel.

Warum sollte Israel ein zeitlich beschränktes Waffenstillstandsabkommen mit Hamas abschliessen? Haben Churchill oder Roosevelt mit Hitler Abkommen ausgehandelt? Muss die USA ein Abkommen mit Ben Laden suchen? Hitler war, im Gegensatz zu Hamas, Hisbullah und Iran gegenüber Israel heute, keine direkte Gefahr für die USA. Die Priorität war damals den Allierten klar – Hitler und Nazi-Deutschland musste zerstört werden. Nicht Deutschland und sein Volk, sondern die Nazis, ihre Ideologie und ihre Menschenvernichtungsmaschinerie, von der sich die heutigen Jihadisten so gerne ein Stück abschneiden möchten. Um, sprechen wir es doch klar aus, uns Juden und unseren Staat zu vernichten und statt dessen einen islamischen Schariahstaat zu errichten, der später auf den Rest der Welt ausgebreitet werden soll.
Darüber habe ich schon mit Freund Tovia gestritten. Man soll mit Hamas reden. Solange während dem Reden nicht geschossen wird, ist das zu begrüssen. Auch meint er, Israel brauche von niemandem, schon gar nicht von den Extremisten in Gaza, eine „Anerkennung“ als jüdischer Staat. Darauf können wir pfeifen, meint er und hat recht. Wie in jedem Rechtsstaat ist Israels Regierung allererste Pflicht, seine Bürger zu schützen. Der Schutz seiner Feinde, kommt in dieser Pflichtenliste, wenn überhaupt, weit unten vor. Das umsomehr, als es unsere Raketen schiessenden Cousins eigentlich völlig in ihrer eigenen Hand haben, israelische Verteidigungsmassnahmen zu vermeiden, nämlich mit dem einfachen „Trick“ aufzuhören mittels Raketen und Selbstmordterroristen Israelis umbringen zu wollen. Stattdessen, da bin ich mehr sehr sicher, würde Israel liebend gerne helfen, die palästinensische Wirtschaft aufzubauen statt Krieg zu spielen, die palästinensische Lebensqualität derjenigen Israels anzugleichen und gute nachbarliche Beziehungen zu fördern. Handelsbeziehungen und gute Nachbarschaft statt Religion sollten zur neuen Ideologie werden. Natürlich spielen da nicht alle jüdischen Israelis mit, rabiate Nationalisten, nicht nur Siedler der Westbank, unter denen es auch friedliche Leute gibt, haben unsere Religion ähnlich vereinnahmt, wie die Jihadisten die ihre, und pochen auf den lieben Gott und dessen biblische Versprechen. Statistisch gesehen sind sie weniger gewalttätig, ideologisch gesehen sind viele von ihnen aber ähnlich verbohrt wie die Jihadisten mit ihrem Judenhass.

Um Verträge abzuschliessen braucht es (mindestens) zwei Parteien, die sich gegenseitig und grundsätzlich akzeptieren. So weit sind wir in unserer Region heute noch nicht.

Sonntag, 17. Februar 2008

Zwei Themen zur selben Sache

15.2.2008

Walid Shoebat

ist arabischer Amerikaner, war als Kind und Jugendlicher PLO-Terrorist und ist heute begeisterter Zionist. Seit Jahren gefährdet er sich, indem er seine Kommentare und Idee publiziert. Im September 2006 sendete CNN ein Interview mit ihm, das ich wärmstens empfehle. Es ist heute genau so aktuell. Er beschreibt die arabische antijüdische-antiisraelische Psychose - ich verzichte hier bewusst auf Anführungszeichen, denn so nennt er diesen Zustand. Es tut gut, diese arabische Rarität selbstständigen Denkens zur Kenntnis zu nehmen, denn es gibt sie auch, wenn auch nur im sicheren Westen. Er vergleicht die arabische und palästinensische Welt mit dem Leben in Israel und wobei er sogar leicht übertreibt. So toll wie er finde ich Israel nun auch wieder nicht. Doch ähnlich wie Brigitte Gabriel (Uris Tagebuch 3.6.2007), einer libanesischer Christin (Walid ist Muslim), machten die Erfahrungen in Israel, er als Sträfling, sie als christliches Opfer muslimischer Gewalt im Krankenhaus von Zfat (Safed), durch die sich beide auf einmal mit der demokratischen Realität Israels im Gegensatz zu religiöser Reaktion, muslimischem Hass und der Liebe zum Tod konfrontiert fanden. Sie mussten sich damit auseinandersetzen und sind heute publizistisch äusserst aktiv, schreiben Bücher, halten Vorträge und geben Interviews. Ich will dem Zuhörer nicht vorgreifen, doch soviel sei gesagt: sie mögen das heutige islamistische Arabertum nicht, denn sie relativieren es gegenüber Israel. Dass Israel dabei besser dasteht – einige meiner gutmenschlichen Freunde, werden sich hier hoffentlich ärgern – versteht sich von selbst, der Kontrast ist zu extrem.

Imad Mugniyah
In unserer Region ist es normalerweise üblich in den Strassen zu feiern und zu tanzen, Bonbons zu verteilen und mit Gewehren Löcher in den Himmel zu schiessen, wenn jemand, den wir nicht mögen, ums Leben gebracht wird. Das gilt für das Ableben von Einzelpersonen oder ganzen Bevölkerungen, wie z.B. die dreitausend Toten des World Trade Centers am 11.9.2001. Das ist so dokumentiert in den besetzten Gebieten der Westbank, in Jordanien, Ägypten, Syrien, Iran usw. geschehen – nur in Israel geschieht das nicht.
Natürlich freuen wir uns, wenn ein übler Mensch wie Imad Mugniyah, ein Massenmörder und der Hisbollahs oberster Kriegsherr auf so feine Art abserviert wird, wie das mittels Autobombe in Damaskus geschehen ist. Ähnlich war es mit Scheich Yassin, um wenigstens einen weiteren Namen zu nennen. Über solches sind wir erleichtert und sagen uns „ein Haman weniger“ und die jüdische Geschichte hat sich gewissermassen wiederholt und bestätigt.
Die Welt ist Zeuge muslimischer Hysterie, einmal mehr wird Israel des Mordes an einem Unschuldigen beschuldigt. Dabei weiss eigentlich niemand, wer die Bombe in Imad Mugniyahs Auto so sorgfältig montierte, dass sie ihn mit Schweizer Präzision ins Jihadistenparadies sandte. Der Vorgang erinnert mich an die Liquidation des Nazis Reinhard Heydrich, dem hauptsächlichen Organisatoren des Holocausts, in 1942. Ich weiss, es wird nicht gerne gesehen, wenn man den Shoah zu Vergleichen mit den Bestrebungen des Jihadismus herbeizieht, obwohl die heutige muslimisch Welt, sich als Erben des Nationalsozialismus sieht, eine sattsam dokumentierte Tatsache.

Natürlich sind wir ins Israel besorgt wie, wenn es eine solche geben sollte, die Reaktion der Hisbollahis und ihrer Freunde ausfallen wird. Frappierend scheint mir auf jeden Fall der gewaltige Unterschied in der Reaktion zwischen der Mehrheit der muslimischen Welt und der westlichen Staaten. Die Jihadisten aller Couleurs jammern um das Märtyrertum eines genialen Verbrechers, den sie, weil Verbrecher, als Helden und Märtyrer feiern. Wir und der Rest der Welt, auch wenn sie Israel gegenüber manchmal kritisch sein mögen, sehen Imad Mugniyah und seinesgleichen, mehrheitlich als das was er wirklich war, ein mörderischer, kaltherziger Psychopath, von denen es in unserer Region leider (noch) viel zu viele gibt.
Sollte Israel tatsächlich hinter dieser Liquidierung stehen oder eben auch nicht, es hat damit sein im Zweiten Libanonkrieg angeschlagenes Abschreckungspotential um ein weiteres Stück wieder herstellt.

Der Tag der vollen Portemonnaies

6.2.2008

Inzwischen ist eindeutig klar geworden, warum Hamas die Grenze zwischen Gaza und Ägypten durchbrach. Erwartungsgemäss wird der Welt vorgelogen, die fürchterliche Not im Gazastreifen, der Hunger und der Mangel an Zigaretten hätten dazu geführt – aber diese Gründe stimmen in keiner Weise. Denn nichts lässt eine totalitäre Organisation gleichgültiger als das Wohlergehen ihrer Bevölkerung. Was zählt die die Erhaltung der Macht und das Durchsetzen ihrer Ideologie oder Religion. Das war so bei den Nazis, bei den Kommunisten und hier in Israel bei der Schas-Partei, um einige Beispiele zu nennen. Sorge für die Bürger mittels Kindergärten, Gratisschulen und ähnlichem ist ein reines Mittel zum Zweck. Dieser Zweck ist die Unterstützung der Bevölkerung für die totalitäre Politik zu „kaufen“, auch wenn diese am Ende in die Katastrophe führt.

Hunderttausende Gazaner mit vollen Portemonnaies überfluteten den Norden der Sinaihalbinsel und die Stadt El-Arish. Sie kauften sie völlig leer. Bis Nachschub eintraf, erlitten die Einwohner von El-Arish dadurch möglicherweise einige Hungertage. Damit will ich nicht behaupten, in Gaza herrsche keine Not. Doch diese Not wird masslos übertrieben dargestellt und lässt sich mit den wahren Nöten in anderen Gegenden der Welt nicht vergleichen. Die palästinensische Propaganda, eine Einrichtung, um die die arabische Welt wahrhaftig zu beneiden ist, hat es jedoch fertig gebracht die Realität auf den Kopf zu stellen und die Nöte der Gazaner masslos übertrieben ins Bewusstsein der Welt einzupflanzen. Das gilt auch für die Behauptung, Gaza sei die am meisten überbevölkerte Gegend der Welt. Untenstehende Statistik veröffentlichte ich schon früher (12.9.2005) und sie zeigt, dass es überaus dichter bevölkerte Gegenden und Städte gibt, einige davon ausgesprochen wohlhabend, wie Singapore, Hongkong und Monaco, während Einwohner wie jene in Manila, Calcutta und Cairo in einem Elend leben, an dem sich Gazas Palästinenser nicht im entferntesten messen können. Allerdings, um auf den Boden zurückzukehren, Israel, das auch als relativ dicht bevölkert gilt, besitzt eine Bevölkerungsdichte von 756.8 Einwohner pro Quadratmeile (http://www.mfa.gov.il/MFA/Facts+About+Israel/Israel+in+Maps/Population+density-+people+per+square+kilometer.htm).

Gebiet Bevölkerungsdichte per Quadratmeile

Gaza 8666

District of Columbia 9176

Gibraltar 11'990

Singapore 17'751

Hong Kong 17'883

Monaco 41'608

Macao 71'466

Cairo 82'893

Calcutta 108,005

Manila 113,810

(Sources – Statistical Abstract of the United States, 2004-2005, Tables 18 and 1321; Demographia -- Population Density: Selected International Urban Areas and Components )

Zurück zum Thema. Der wirkliche Grund, von den Sicherheitsbehörden Israels bestimmt gleich erkannt, aber vom Publikum erst nicht wahrgenommen, ist die Möglichkeit, mehr und schwerere Waffen nach Gaza zu importieren, ohne sie mühselig durch die Kriechtunnels unter dem Grenzzaun zu transportieren zu müssen und Selbstmordterrorteams via Ägypten nach Israel einzuschleusen. Seit über einem Jahr der Ruhe sind die Ängste des israelischen Publikums vor Terroranschlägen in den Hintergrund getreten – jetzt, nach dem zwar nicht sehr „erfolgreichen“ Anschlag in Dimona, treten sie erneut hervor. Es liegt nun an der Regierung und der Armee, sich damit zu befassen und dafür eine Lösung zu finden – möglichst eine, die weder arabischen noch israelischen Zivilisten und Soldaten das Leben kostet. Leider ist es so, dass der Preis für die Drahtzieher des Terrorismus keine Rolle spielt. Der Tod ist ihr Produkt und dafür scheint kein Preis zu hoch zu sein.

Töten macht Freude

4.2.2008

Im Fernsehen ist zu sehen, wie in Gazas Strassen Süssigkeiten und Blumen verteilt werden, um den Tod einer älteren Dame in Dimona zu feiern. Sie wurde heute durch einen Selbstmordterroristen in Israels Negevstadt Dimona mit in den Tod gerissen. Ein zweiter Terrorist wurde von einem Polizeioffizier erschossen, bevor er seine eigene Bombe zünden konnte. Es gab drei Tote, einen Menschen und zwei Terroristen. Es sei schon über ein Jahr seit dem letzten Terroranschlag in Israel, heisst es und Dimona sei so ziemlich der letzte Ort gewesen, an dem ein Terroranschlag erwartet worden sei – eine etwas seltsame Art der Rationalisierung durch die Behörden. Ebenso seltsam aber korrekt ist die Tatsache, dass ein Resultat mit nur einem Opfer, bestimmt sehr frustrierend für die Terroristen sein muss. Wie können sie sich gegenüber den versprochenen 69 Jungfrauen im Paradies rechtfertigen, deren Dienstleistungen sie beanspruchen wollen (übrigens, es wird neuerdings statt der 72 Jungfrauen, die Zahl von 69 Jungfrauen herum geboten, warum kann ich nur ahnen). Wäre der zweite, der verhinderte, Selbstmörder nicht gestoppt worden, wären bestimmt mehr Opfer zu beklagen.

Über die Feigheit und den Hass auf Leben als solches in der islamischen Welt kann sich heute der letzte Gutmensch, soweit es sein Charakter erlaubt, selbst überzeugen. Mich schüttelte es zu lesen, dass beim neusten Grossanschlag in Bagdad sich zwei Frauen in die Luft sprengten – etwas das auch schon bei uns geschehen ist, man denke an die Rechtsanwältin, die aus Liebeskummer und um dem eigenen Tod durch ein Familienmitglied zu entgehen, zu Bombenselbstmord gezwungen worden war – sie war psychisch aus dem Gleichgewicht geraten. Ebenso wie auch schon bei uns, waren diese zwei Frauen geistig zurück geblieben, sie waren beide mongoloid. Vor ein oder zwei Jahren wurde bei einem der Durchgänge in den Gazastreifen ein geistig behinderter Knabe entdeckt, der einen Bombengürtel trug. Man darf wohl über den Jungen und auch den Bombengürtel festzustellen, sie seien mit einem Polizeiroboter entschärft worden. Sie alle wurden von menschlichen Monstern jihadistischer Konfession ausgenützt, Monster, die ihre eigenen Kinder nie und nimmer dazu hergeben würden. Mich schüttelt es, wenn ich höre wie irgend eine Terrorbande (oft sind es auch mehrere, die sich gegenseitig Konkurrenz machen), sich brüsten unschuldige Menschen, Alte, Frauen, Säuglinge und Kinder mit Bedacht im Namen ihrer Ideologie umgebracht zu haben und – wie oben gezeigt – freudig Bonbons und Blumen verteilen und auf den Dächern tanzen.

Mit Obigem will ich vor allem zwei Dinge feststellen – erstens: der Hass auf Leben, egal ob das des eigenen Volkes und Muslims oder anderer, ist alles durchdringend und so penetrant, dass es erstaunt weiterhin im Westen aufgeklärte Menschen zu finden, die religiösen Wahnsinn mit Widerstand gegen Israel, die USA, die Türkei oder irgend einem anderen Land verwechseln und die schlimmsten Untaten „verstehen“ und auch noch apologetisch kommentieren. Zweitens, muss die vernünftige Welt endlich einsehen, dass palästinensischer Terror gegen Israel und Juden nichts als ein Teil des weltweiten Jihadismus ist, dem wenigsten vorläufig, niemand entschlossen entgegen tritt, obwohl die Richtung dieser menschenverachtenden Ideologie, die mit heutigem Religionsverständnis nichts zu tun hat, jedermann klar sein sollte.
Genug davon, es gibt auch über Angenehmes zu berichten. Zum Beispiel meine zwei Enkel Dan (19) und Eran (9), die in Eshhar im westlichen Galil wohnen. Dan ist ein fast schon professioneller Breakdancer (man nenne das auch Hip-Hop wurde ich belehrt). Er verdient sich damit einen Zustupf für seine Weiterbildung. Am vergangenen Samstagabend (nach Schabbat) fand in Dan und Erans Dorf (auf einen Hügel zwischen Carmiel und Sachnin gelegen) ein Weltbewerb für lokale Talente statt. Dan übte mit seinem kleinen Bruder eine kurze Tanznummer ein und sie gewannen damit den ersten Preis. „Men kvelt“ heisst es auf Jiddisch, einer Sprache, die ich erst im Laufe meines späten Alterns zu schätzen begann, das heisst seine Grosseltern in Zichron Yaakov sind ungeheuer stolz auf die Beiden und deshalb will ich hier den 75 Sekunden langen Film ihres Auftritts präsentieren: http://www.youtube.com/results?search_query=g-brothers+hip-hop&search_type. Die zwei nennen sich nun G-Brothers und ihr Aussehen erinnert mich ein wenig an die Blues Brothers, deren Fan ich bin. Klein-Eran sieht darin aus wie Buster im Film „Blues Brothers 2“.

Arabische "Firsts" aus Umm El-Fahm

30.1.2008

Zwar hat diese lustige kleine Zeichnung nichts mit Umm El-Fahm zu tun – es sei denn, man findet das Sujet künstlerisch wertvoll - doch finde ich sie so originell, dass sie als Intro zu den nachfolgenden Zeilen gut Laune verschaffen sollte.

Zwei positive Entwicklungen finden zur Zeit in Umm El-Fahm statt, beide im Zusammenhang mit Said Abu-Shakras Galerie und dem geplanten Museum für moderne arabische Kunst. In Zusammenarbeit mit der Offenen Universität Israels und jüdischen Professoren wurde dieser Tage die Ausbildung zum Diplom-Archivar für fünfzehn arabische Israelis aus der Wadi Ara Gegend abgeschlossen. Sie sind die ersten Araber Israels, die diese Berufsgattung erlernt haben und haben schon begonnen, das bestehende Archiv der vergangenen 150 Jahre der Stadt Umm El-Fahm zu sichten, sortieren und erforschen. Das Archiv soll Teil des geplanten Museums werden.

Nun gibt es also Archivare, aber noch keinen einzigen Kuratoren unter den Arabern des Landes. Alle bisherigen Ausstellungen der Galerie wurden von jüdischen Kuratoren gestaltet. In Zusammenarbeit mit der Tel Aviv Universität wird ein Ausbildungskurs für zwanzig angehende arabische Kuratoren beginnen. Vor allem das zukünftige Museum soll ihre Arbeitsstätte werden, doch wird ihnen in der Zukunft der gesamte israelische Kunstbetrieb als Ort ihres Wirkens zur Verfügung stehen. Es ist vorgesehen, dass diese Studenten ihren Lehrgang mit einen B.A. abschliessen können, der Entscheid der Universität Tel Aviv dazu steht noch aus.
Mit diesen Ausbildungskursen will die Galerie den Anschluss der Araber Israels an die moderne Welt fördern und den Horizont dieser Leute erweitern. Mit der Geschichtsforschung über Israels grösster muslimischer Stadt kann auf freie und fortschrittliche Art das Selbstbewusstsein unserer arabischer Bürger gefördert werden, ein Attribut das, so hoffe ich wenigstens, ihren Sinn für zivilgesellschaftliches Verständnis und Einsatz im Staat und seiner Gesellschaft fördern wird.

Galeriebesucher in Umm El-Fahm

28.1.2008

Ich schrieb diesen Tagebucheintrag vor über zwei Monaten, doch ist er auch heute keinen Deut weniger aktuell als eben im November 2007.

In den sechs Jahren, in denen ich mit der Kunstgalerie Umm El-Fahm und deren Gründer, Leiter und Freund Said Abu-Shakra verbunden bin, ist die Zahl meiner Besuche an diesem Ort ins Ungezählte gestiegen. Ebenso habe ich viele meiner Freunde and Bekannten, Ausländer und Israelis dorthin geschleppt um ihnen dieses erfolgreiche Projekt zu zeigen und von dessen Einmaligkeit (leider) zu überzeugen. Es besteht heute ein Freundeskreis in der Schweiz, der Said und seine Kollegen unterstützt und sich für ihn einsetzt und ich habe dafür gesorgt, dass die Galerie auch in Kanada unter zionistischen Juden und auch unter wohlwollenden Palästinensern bekannt worden ist.

Es ist immer wieder interessant, von Galeriebesuchern Reaktionen zum Erlebten zu hören oder zu lesen. Nicht alle sind mit dem Produzierten und Gezeigten einverstanden. Manch einem ist Provozierendes zum provozierend, zu einseitig, zu „pro-palästinensisch“ und verlangen „ausgewogene“ Darstellungen, manche fühlen sich sogar zur Zensur berufen, vergessen ihre liberal-demokratische Gesinnung und werden gelegentlich sogar böse. Und vergessen darüber, dass alle Ausstellungen ausschliesslich von jüdischen Kuratoren zusammengestellt werden, weil es bis heute noch keine arabischen Kuratoren gibt. Den Kuratoren wird zu ihrer Arbeit völlig freie Hand gegeben. Darüber wird vergessen, dass Said sich mit der Galerie und der damit verbundenen Sozialarbeit unter der arabischen Jugend und der reaktionären Gesellschaft Umm El-Fahms exponiert und viele seiner jüdischen Freuden deswegen Angst um ihn haben. Ich habe mich ein wenig unter Besuchern der letzten Zeit umgehört und möchte hier einige Ausschnitte aus Kommentaren und Reaktionen von Einzelpersonen und von Gruppen wiedergeben (zum Teil von mir aus dem Englischen oder Hebräischen ins Deutsche übersetzt):

Trudi Schlatter aus Schaffhausen, Mitglied des Zentralvorstandes der Gesellschaft Schweiz-Israel und des Freundeskreises, schrieb mir nach ihrem letzten Besuch einen ausführlichen Brief, aus dem ich zitiere:

…… Doch ohne Zusammenleben kann es in diesem Land einfach nicht gut gehen. Man muss sich ja nicht unbedingt lieben, aber akzeptieren und gegenseitig achten. So könnte man sicher ein friedliches Nebeneinander schaffen. Es ist sicher leider noch ein weiter Weg dazu und braucht vielleicht noch Generationen. Der Anfang aber besteht immer aus kleinen Schritten. Israel hat dies schon in vielen vorbildlichen Projekten verwirklicht und arbeitet laufend daran. Auf arabischer Seite fehlte dies leider sehr. Said hat als einer der Ersten seine Vision von Koexistenz mit seiner Kunstgalerie in Umm El Fahm verwirklicht. Was er trotz vieler Widerstände bis heute in dieser Stadt erreicht hat, ist bewundernswert. Seine Pflanze der Verständigung durch Kunst scheint zu gedeihen und wird hoffentlich nur gute Früchte bringen. Leider fehlen solche Ansätze von arabischer Seite weitgehend. Es wäre wünschenswert, wenn auch von daher mehr positive Zeichen gesetzt würden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich die jüdische Bevölkerung vorwiegend skeptisch zu einer Koexistenz zeigt und der Glaube an ein Vertrauen fehlt (meine Meinung!).

Ein Beamter des Sicherheitsdienstes

(Namen dürfen nicht genannt werden), der mit einer Gruppe Sicherheitsoffiziere der Armee, Polizei und anderen Organisationen die Galerie besuchte (zum Teil sind es alte Kollegen von Said Abu-Shakra aus seiner Polizeikarriere), meinte: „Nachdem ich die Galerie und die daran verbundene Sozialarbeit sah und verstehe, welchen Einfluss Said Abu-Shakra auf die Gesellschaft seiner Stadt erworben hat, habe ich gemerkt, dass ich meine ziemlich negative Einstellung gegenüber israelischen Arabern überdenken muss.

Shlomo Goldberg,

aus dem Kibbuz Gal-On, weist ganz kurz auf die Anzeichen einer kulturellen Anpassung der arabischen Gesellschaft Israels hin, die eine Öffnung zur modernen Gesellschaft, wie sie beispielsweise im Fernen Osten besteht, darstellt:
Wir waren von den kleinen Mädchen in ihren kurzen Röckchen beeindruckt, die Ballett tanzten, während ihre Mütter auf sie warteten. Die Mütter waren traditionell arabisch bekleidet, inklusive Kopftuch.

Reinhard Meier, stellvertretender Auslandredaktor der NZZ, kommentierte:

Den Galeriegründer und Leiter Said Abu Shakra habe ich bei meinem letzten Israel-Besuch im März 2006 kennen gelernt. Roger Guth hatte mich eingeladen, nach einem Besuch der israelischen Siedlung Ariel im besetzten Westjordanland (deren Dimensionen und bauliche Massivität mich frappierte) nach Umm al-Fahm zu fahren, um dort seine Freunde und Bekannten Uri Russak (wie Roger Guth in der Schweiz aufgewachsen und später, schon im reiferen Alter, nach Israel ausgewandert) und Said Abu Shakra zu besuchen. Umm al-Fahm ist mit etwa 50 000 Einwohnern die grösste arabische Stadt in Israel.

Lebhaft erinnere ich mich an das Mittagessen mit Said Abu Shakra, Uri Russak und Roger Gut in einem arabischen Restaurant in Umm al-Fahm. Es gab neben andern Gerichten schmackhaftes Lammfleisch und diverse Salate, einen süssen Dessert, Mineralwasser und Tee – und natürlich keinen Alkohol. Die Stimmung war gut gelaunt und freundschaftlich. Von Berührungsängsten oder Misstrauen zwischen meinen beiden jüdisch-israelischen Begleitern und ihrem arabisch-israelischen Bekannten war nichts zu verspüren. Allerdings sprachen wir bei jener Begegnung auch nicht näher über politische Themen oder gar über den israelisch-palästinensischen Konflikt. Nicht dass wir das explizit vereinbart hätten, aber wahrscheinlich gingen alle drei von uns von der Annahme aus, dass es wenig Sinn machen würde, sich in dieser Tischrunde auf ein so schwieriges und belastetes Thema einzulassen, bevor wir näher miteinander vertraut waren.

Nach dem Essen besichtigten wir die Galerie, die Said Abu Shakra gegründet hat und auch von ihm geleitet wird. Sie befindet sich auf einem Hügel der Stadt. Es ist eine moderne Kunstgalerie, die man sich auch in einem Künstlerviertel einer westlichen Stadt vorstellen könnte. Ausgestellt waren Werke von zeitgenössischen jüdischen und arabischen Künstlern und Künstlerinnen. Es gab auch einen Video-Film zu sehen. Wenn ich mich recht erinnere, ging es da um flatternde Kleider in einem verlassenen oder heruntergekommenen palästinensischen Dorf.

Ich finde es ermutigend, dass Said Abu Shakra sich mit viel Engagement und offenkundig grosser Liebe für die Kunst darum bemüht, seine Galerie in Umm al-Fahm zu einem Anziehungspunkt auch für solche Israeli zu machen, die normalerweise nicht dazu motiviert sind, zu Besuch in eine arabische Stadt in ihrem Land zu reisen. Uri Russak und einigen seiner Freunde gebührt für die Förderung dieses innerisraelischen Brückenbauer-Projekts ebenfalls hohe Anerkennung.

Nili Sandler aus Rehovot sagte:

Die Galerie öffnet die Augen für neue moderne Aspekte arabischer Kultur. Gut, dass Juden den Mut aufbringen El-Fahm zu besuchen. Das baut Wut auf die Araber Israels ab und fördert statt dessen Verständnis. Es ist gut, dass Araber den Weg in die westliche zeitgenössische Kunst finden. Der Film mit den [Ent]Kleidungsvorschlägen für Westbankpalästinenser an israelische Strassensperren ist für viele eine Provokation. Aber dieser Film kann auch einen arabischen [fast schon jüdischen] Humor sich selbst gegenüber demonstrieren.

Nilis Ehemann Ya’akov Sandler (ehemaliger Bürgermeister Rehovots), den ich als strengen Kritiker der Araber Israels kenne: Der Beweis, dass ein Zusammenleben zwischen Juden und Arabern in Israel möglich ist, liegt völlig bei den Arabern. Sie müssen letztlich erkennen, dass in Israel, einem Staat westlicher Prägung, vom Bürger nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten wahrgenommen werden müssen. Der Einsatz von Said Abu-Shakra für sein Volk als israelische Bürger ist ein Lichtschein im Land und in einer Region, in der Konflikte heute über Religion statt über Objektives ausgetragen werden. Ich wünsche Said Glück, Anerkennung und viel Erfolg.

Roger Guth aus Basel und heute in Kfar Saba, Schweizer Zionist fast der ersten Stunde und auch heute noch aktiv, verbindet seine Beobachtungen in Umm El-Fahm richtigerweise mit der arabisch-jüdischen Szene in Israel:

….. Diese Kunstgalerie inmitten einer arabischen Stadt wurde zu einem Treffpunkt von orientalischer und westlicher Kultur, ist in der Lage neue Verbindungen und gar Freundschaften zu schaffen, die sonst kaum jemals entstanden wären.

Wie ich vernehmen durfte waren zahlreiche Kinder, Jugendliche, Kindergärtnerinnen und Jugendleiter in der Lage mit Hilfe dieser Institution ihren Horizont zu erweitern. Offensichtlich wurde ein Lernprozess in Umm El-Fahm in Gang gesetzt, der nicht nur die Freude an Darstellungen durch Malen und Keramikarbeiten und anderen Kunsttechniken fördert, sondern sogar die Lust an schauspielerischen Tätigkeiten unterstützt. Dann aber entstand dort eben auch die wertvolle Gelegenheit Menschen aus anderen Kulturkreisen kennen zu lernen

Ich freue mich über diese Aktivitäten deshalb ganz besonders, weil damit ein Musterbeispiel dafür entstand, das zeigt, dass immer mehr Menschen zu kleinen Schritten im Nahen Osten bereit sind, welche durch Schaffung vollendeter Tatsachen ein normales Zusammenleben näher bringen….. [nicht mit den „vollendeten Tatsachen“ in der Westbank zu verwechseln. Uri]

Heute 2

24.1.2007

Wer mich kennt weiss, dass ich in Sachen israelischer Politik in vielem äusserst kritisch bin und mir deswegen öfters Kritik von radikaler Seite verschiedener Varianten einhandle. Wenn das Thema nicht das Überleben des jüdischen Staates und des jüdischen Volkes wäre, hätte ich bestimmt viel Spass daran. Was bleibt ist Teilnehmer und Zeuge des grossartigsten Unternehmens der vergangenen hundert Jahre zu sein, einem Unternehmen, das mit der Rückkehr des jüdischen Volkes in sein Herkunftsland und dem Errichten eines jüdischen Staates auf den Grundlagen modernen westlichen Demokratie noch nicht beendet ist. Das ging und geht nicht reibungslos, enorme Fehler wurden gemacht, unter denen die Illusion „eines Volkes ohne Land in einem Land ohne Volk“, geprägt von Israel Zangwill, nicht der Geringste ist. Doch wir Juden hatten in den ersten fünfzig Jahren des vergangenen Jahrhunderts keine andere Wahl, die Welt wollte keine Juden – man erinnere sich an die Evian-Konferenz von 1938, an der die Staaten der Welt sich weigerten, jüdische Flüchtlinge aus Deutschland (und Österreich) aufzunehmen und so mit einen Grundstein für die Vernichtung der sechs Millionen legten. Heute lebt fast die Hälfte aller Juden in Israel, in der Region ihrer Herkunft, aber in einer Region, in der heute ein Volk lebt, das noch immer in einer mittelalterlichen Kultur existiert und die Moderne bestenfalls in der Anschaffung und mörderischen Anwendung von Waffen akzeptiert und nazistische antisemitische Theorien in ihrer vollen Perversion adoptiert hat und weiterführt.

Deshalb sticht der Unterschied zwischen den Aussagen und der Politik Israels gegenüber jenen der Hamas und der Hisbollah vermehrt ins Auge. Mit dem Ausbruch aus dem Gazastreifen hat Hamas enormen Respekt bei den muslimischen Massen gewonnen, dem sämtliche arabische Regierungen widerwillig beistimmen müssen - sie haben gar keine andere Wahl. Täten sie es nicht, würden sie von eben diesen Massen und deren religiösen Drahtziehern weggefegt, so wie der Zaun zwischen Gaza und Ägypten. Ich wage es mir nicht vorzustellen, wie Israel reagieren würde, wenn die Zäune zwischen ihm und Gaza ebenso weggefegt würden und palästinensische Massen zu Hunderttausenden nach Israel einfallen würden. Würde die Armee auf Zivilisten, unter denen sich bestimmt bewaffnete Hamas Terroristen verstecken würden, schiessen?
Unser Konflikt mit den Palästinensern, grundlegend ein politisch lösbarer Streit über ein kleines Stück Land, ist in den Jahren seit Oslo in einen politisch unlösbaren religiösen Streit degeneriert. Eine Lösung wird es erst möglich sein, wenn Religion, vor allem der heutige Islam, seinen aus den 1920er Jahren stammenden neu-reaktionären Antisemitismus ablegt und Anschluss an den Rest der Welt findet. Auch wenn es religiöse Gewalttätigkeiten im Judentum gibt, man denke an Herrn Dr. Goldstein, dem zum posthumen Guru gewordenen Massenmörder und die gewalttätigen Haredim in Israel, die mit brutalsten Methoden die Separierung zwischen Mann und Frau, ihre Art des Schabbateinhaltens und anderem dem Rest der Israelis aufzwingen wollen – sie haben längst nicht die völkermordende Visionen, die den Jihadismus heute antreiben.

Das Geschehen in Gaza muss, so denke ich, die israelische Regierung zu weitgehendem Umdenken bringen. Nachdem Hamas so eindrücklich seine ans geniale grenzende Macht demonstriert hat, wird der israelische Abzug aus der Westbank noch weiter in die Ferne rücken, so notwendig er auch ist. Die Regierung hat sich bestimmt schon vor Augen geführt, was dort geschehen würde, käme Hamas dort vollständig an die Macht. Gaza ist zu einem Versuchslabor geworden, in dem gelernt und gelehrt wird, wie Palästina auf Freiheit reagiert. So lange dort islamischer Fundamentalismus und Fanatismus ungehindert wachsende Macht ausübt, wird sich wenig ändern.