14.6.2008
Es wurde bekannt gegeben, der Kibbuz Nir Elijahu habe eine muslimische Araberin als Mitglied aufgenommen. Das ist ein erstmaliges und hoffentlich nicht einmaliges Ereignis dieser Art, denn in einen Kibbuz wird nicht einfach jeder aufgenommen, der gerne möchte, sondern nur Menschen, die von einer Aufnahmekommission erst geprüft und dann der Kibbuzversammlung vorgeschlagen werden. Im Falle von Anal Carmiya, arabische Krankenschwester und Mutter zweier Kinder, ging das problemlos, Amal's Kinder gingen im Kibbuz zur Schule und vor einigen Jahren wurde sie dort als Krankenschwester angestellt. Man kannte sie und Kibbuzmitglieder sind mit ihr befreundet. Obwohl Neta Be’eri, ein Fachfrau über Bevölkerungswachstum und Entwicklung der Kibbuzbewegung, es bestreitet, ist dieser Akt eine symbolische Demonstration, die so sehe ich es, vor allem gegen den jüdisch-religiösen Extremismus gerichtet ist. Da mit Ausnahme der wenigen religiösen Kibbuzim, die Kibbuzbewegung sekulären Ursprungs ist, früher dem Marxismus frönte (das ist völlig wohlwollend gemeint), zeigt eben die Kibbuzbewegung damit auf, dass die heutige Kibbuzidee, obwohl von Juden geschaffen, für alle Menschen guten Willens eine alternative Lebensart anbietet. Die uralte Idee der „Avoda Ivrit“ (jüdische Arbeit), einem Leitmotiv der frühen Pioniere, ist schon lange tot, wurde jedoch in den heutigen Tagen von rassistischen, nationalistischen und religiösen Kreisen in Israel in einem neuen Kontext übernommen, in dem jede Art des Zusammenlebens mit Arabern torpediert werden soll. Aus eben diesen Kreisen wird der Kibbuz wegen Amal Carmiya’s Aufnahme als Vollmitglied angriffen, ihm sogar „Jüdischkeit“ abgesprochen. „Die Kibbuzmitglieder stimmten für Amal den Menschen, nicht für Amal die Araberin. Von dieser Sicht sind leider noch viele jüdische Israelis entfernt, denen es gar nicht gefällt, dass, wieder einmal die Kibbuzbewegung zeigt, wie man als nichtreligiöser Israeli ein weitaus besserer Jude sein kann, als unser Gegenstück zur Hamas und ähnlichem Gesindel, den religiösen und/oder nationalistischen Hassern aus eigener Küche. Vielleicht, so Neta Be’eri, bestimmt unbewusst in Anlehnung an bekannte antijüdische Mythen (z.B. siehe Emanuel Hurwitz: „Bocksfuss, Schwanz und Hörner“): „Wenn Leute realisieren werden, dass Araber keine Hörner haben, wird unser Beispiel Schule machen.“
Samstag, 14. Juni 2008
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