Samstag, 6. Dezember 2008

Miro ist wieder da!


6.12.2008


Vor acht Jahren, während dem Aufstand von Israels Arabern, brachte die Jüdische Rundschau s.A. mein Interview mit Miro, dem Restaurateur in unserem arabischen Nachbardorf Faradis. Miro, sein voller Name lautet Miro Abu Ali, ist arabischer Zionist, der die Wände seines Lokals mit der Landeskarte Israels in den Grenzen von 1967, einem Foto von Itzchak Rabin und einer Kopie der israelischen Nationalhymne und sogar der Unabhängigkeitserklärung, von den Gründervätern wie David Ben Gurion und Chaim Weizmann unterschrieben, dekorierte. In den heissen Tagen des Oktobers 2000 wurden seine jüdischen Gäste vom Shabab des Dorfes terrorisiert, sein Restaurant demoliert und er selbst verprügelt. Das Restaurant Miro wurde daraufhin von ängstlichen Juden gemieden und von den Dörflern Faradis boykotiert - er musste nach einigen Monaten aufgeben. Sein Auftreten im Fernsehen, in dem er seine arabischen Mitbürger beschuldigte Israels Sozialwesen zu plündern und zur selben Zeit Antizionismus und Judenhass zu mimen, sowie seine Ermahnungen, Israel sei auch ihr Staat, hatte zu seiner Beliebtheit in Faradis nicht beigetragen.

Miro und ich waren ein wenig befreundet und nach seinem Verschwinden fragte ich verschiedentlich nach ihm, doch erhielt ich stets ausweichende Antworten. Seit einigen Wochen ist er aber wieder da, ich fand ihn unerwartet am Grill seiner Beiz an der Landstrasse Nummer Vier. Wir waren beide überrascht einander wieder zu sehen. Nach der Schliessung seines Lokals hielt er sich mittels Catering bei seinen jüdischen Kunden über Wasser. Er wurde depressiv, landete sogar für einige Wochen im Gefängnis – er und seine Frau und die vier Kinder waren verzweifelt. Aber seine Familie hielt zu ihm. Vor etwa zwei Jahren eröffnete sein Bruder erneut und stellvertretend für Miro das Restaurant, diesmal unter dem Namen „Abu Ali“. Jetzt ist Miro selbst wieder da. Heute, einem Schabbat, gab es zahlreiche Gäste , Juden und Araber, denen das Essen offensichtlich schmeckte. Lea und ich erzählten den anwesenden Israelis und Amerikanern Miros Geschichte und ich wies darauf hin, dass sie in einem historischen Restaurant eines arabischen Israelis sässen, der sich in kritischen Zeiten vor den jüdischen Staat stellte und dafür einen hohen Preise zahlte.

Lea und ich assen je eine halbe Portion Lammspiessli, hervorragen, butterweich und ohne Fett und genau à point. Die Salate sind sehr gut, die Falafelbölleli ganz leicht und innen grün wie es sich gehört, nur mit den Pommes Frites scheint Miro die in Israel oft zu findenden Schwierigkeiten zu haben – sie sind nicht knusprig sondern weich. Aber da Pommes Frites sowieso nicht gesund sind, hält man sich besser an frischen Salat.

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Heilige Lügen

2.12.2008

Wenn es sogar der Zürcher Tages-Anzeiger schreibt, dann muss es stimmen. Nicht nur wurden in Mumbai Juden getötet, weil sie Juden waren, sondern sie wurden zusätzlich vor ihrer Ermordung entsetzlich gemartert, ebenfalls, wie es zu verstehen ist, weil sie Juden waren. Einen Kommentar von Bundesrätin Calmy-Rey zu den Mordnächten in dieser Stadt habe ich noch keinen gefunden, sie ist wohl noch am nachdenken, wie sie diese apologetisch verurteilen könnte. Doch das ist eigentlich unwichtig, denn diese Frau ist es auch, auch wenn sie dies nicht zur Kenntnis nimmt. Wie lange noch die Welt jihadistischen Terror nur als Tagessensation für die Medien versteht und nicht als den Versuch der Wiederaufnahme des Holocausts, bleibt eine akademische Frage. Empathie dafür bleibt – wie früher schon – dem Einzelnen überlassen. Als Aufsteller bleibt mir nur übrig zu betonen, dass wir Juden heute (wieder) einen eigenen Staat samt Armee besitzen, einer, wie René Kirchheimer einmal sagte, Lebensversicherung für uns Juden.

Wichtig ist hingegen der ganz und gar nicht neue Beweis des Judenhasses, der dem heutigen Jihadismus zu Grunde liegt. Er wird von der zivilisierten Welt ebenso wenig zur Kenntnis genommen, wie die Tatsache, dass der vom internationalen Jihadismus ausgehenden Terror die gesamte zivilisierte Welt ins Visier nimmt und wenig mit Armut, Analphabetismus und primitiven Traditionen zu tun hat, für welche die muslimische Gesellschaft selbstverständlich jede Verantwortung ablehnt. Stattdessen offeriert sie eine pervertierte Auslegung des Islams, um zu beweisen, dass diese jihadistisch-fundamentalistische Abart die überragende Religion unserer Tage darstellt, obwohl sämtliche Fakten und Studien, wie auch die tägliche Presse, das Gegenteil beweisen. Welche Mittel das sind, wird uns fast täglich aus dem Iran, Palästina (besonders Gaza), Saudiarabien, Sudan, Nigeria, Algerien, Afghanistan, Pakistan etc. berichtet. Etwas populärer sind vielleicht der Anschlag vom 9/11 in New York, in Mombai des vergangenen Wochenendes, die Raketen auf Sderot, die Terroranschläge auf israelische Bürger, der Anschlag im Bahnhof von Madrid, in der U-Bahn von London und unendlich vielen mehr. Es werden im Namen des zur Geisel genommenen Allah Genozide veranstaltet, Hass auf Andere gezüchtet, Frauen unterdrückt und ermordet und moderne Wissenschaften und Technologien fast ausschliesslich in den Dienst von religiöser Gewalt, Hass und Mord gestellt. Wer sich mit der Materie befasst weiss, dass es relativ Wenige braucht, um einen Staat oder ein Volk zu terrorisieren und zu verführen. Wie in den Nazijahren in Deutschland, nach 1917 in Russland bis zum endgültigen Kollaps der Sowietunion in 1991 und anderen Diktaturen finden sich dann schnell Mitläufer, die sich persönlichen Profit versprechen, obwohl sie meist wissen, dass sie Unrecht tun. Die arabische Welt mit ihrem Analphabetentum, ihrer mittelalterlichen Traditionen, Rückwärtsgewandtheit und Stammesstrukturen, dem daraus folgenden Mangel an individueller Zivilcourage, steckt heute in derselben Falle, wie in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts Europa. Wie die Nazis auf Hitlers Dolchstosslegende, antisemitischen Mythen und das internationale (natürlich jüdische) Kapital, setzt der Jihadismus auf denselben Judenhass und beruft sich auf die gleichen mythischen Lügen und Argumente, zitiert Ausgesuchtes aus dem Koran und den Worten des Propheten, der sich dagegen nicht wehren kann. Diese Berufung auf heilige Schriften ist eine Eigenheit, die in allen monotheistischen Religionen zu finden ist – man hat die Freiheit daraus das jeweils Gewünschte, ob passend oder nicht, zu zitieren und das Gegenteil der zitierten Aussage, im selben Buch an anderer Stelle vorhanden, zu ignorieren. Die heiligen Schriften werden zum Supermarkt aus dem Kontext gerissener Zitate. Zurzeit feiert der Islam damit Ausverkauf. Aber andere tun das ja auch, nur weniger blutig.