Sonntag, 30. Januar 2011

Ein geruhsames Wochenende


Lea und ich verbrachten ein sehr geruhsames Wochenende. Draussen schien wechselhaft die Sonne oder es regnete. Nur der Aufstand der Ägypter gegen ihren Präsidenten, wurde in allen Newsstationen des Fernsehens pausenlos durchgehechelt. Für einmal wird nicht einmal Israel angeklagt, dazu eine Verschwörung angezettelt zu haben. Zwar ist es ohne weiteres möglich, dass ein durchgeknalltes jihadistisches Hirn auch diese „Wahrheit“ in die Welt setzen könnte.

Alle reden richtigerweise über den Wunsch des ägyptischen Volkes in einer Demokratie zu leben, so wie es die Tunesier vor kurzem taten. Nur halt eben, mit der Definition, mit grundsätzlichem Verständnis einer Demokratie hapert es in der muslimischen und arabischen Welt gründlichst. In diesen Staaten wird Demokratie auf gewalttätiges Demonstrieren und auf das Abhalten von Wahlen reduziert. Dass es weitere, ja noch wichtigere demokratische Werte gibt, ohne die Demokratie nur ein hohles Wort bleibt, scheint nicht bekannt zu sein. Denken wir an zivile Rechtsstaatlichkeit, an Bürgerrechte- und Pflichten, an Meinungs- und Pressefreiheit, an die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern, an Schutz und gleiche Rechte für Minderheiten, an Menschenrechte und, das sage ich, die religiöse Freiheit, ja sogar die Freiheit von Religion (ein demokratisches Recht, das auch in unserem jüdischen Staat gehörig schief hängt). In der arabischen und muslimischen Welt sind das Begriffe, die weder mit deren Traditionen und noch weniger mit islamischen Gesetzen zu vereinbaren sind. Genau so wenig wie mit dem Analphabetismus und anderen kulturellen und wirtschaftlichen Verspätungen, wie sie wiederholt auch in den UNO Berichten über die soziale Entwicklung der arabischen Welt zu lesen sind.

Zwar kommentieren im israelischen Fernsehen viele gescheite Köpfe zum Thema, wir sehen uns auch CNN, BBC, France 24 und sogar Fox TV an. Was uns naturgemässe interessiert, ist die Frage, ob nach Mubarak muslimische, gar jihadistische Kräfte an die Macht kommen könnten. Das würde die Situation im Mittleren Osten generell und für Israel besonders beträchtlich verändern.

Das Pew Research Center’s Global Attitudes Project publizierte Anfangs Dezember 2010 Resultate einer Umfrage unter Muslimen in verschiedene muslimischen Ländern, deren Zahlen Besorgnis erregen. Die Umfrage wollte wissen, welcher Rolle Muslime dem Islamismus als politische Kraft einräumen und wie viele von ihnen die drei jihadischen Terrororganisationen unterstützen. Hier eine kleine Zusammenfassung aus dem Bericht, den ich zur Lektüre empfehle:

Die Resultate sind erwartungsgemäss bestürzend. In Bezug auf Ägypten, dem Herkunftsland des heutigen Jihadismus in der Form der Muslimbrüder, wird die palästinensische Hamas, einer Filiale der Muslimbrüder, von 49% der muslimischen Bevölkerung bewundert. In Ägypten werden koptische Christen seit Jahrzehnten zu Tausenden verfolgt und getötet, in Gaza der Hamas werden Christen umgebracht, ihre Bücher verbrannt und Kirchen angezündet. Wie vielen Israelis der religiöse Blutdurst der Hamasbande das Leben gekostet hat, brauche ich hier zu wiederholen. Wenn ich das jordanische Resultat der Pew Umfrage betrachte, sehe ich ohne Wohlwollen, dass Hezbollah und Hamas von weit über der Hälfte der Muslime verehrt werden und auch Al-Qaeda von einem Drittel der Befragten geschätzt wird. Solche Resultate bestätigen einmal mehr meine oft gemachte Behauptung, das der Frieden zwischen diesen zwei Ländern ein Frieden zwischen Israel und den Regierungen Ägyptens und Jordaniens sind. Der Hass derer Bevölkerungen auf Israel bleibt ungebrochen.

Wenn ich diese Resultate sehe verschwindet der Glaube an arabische und muslimische Demokratie. Sogar, wie im Pew Bericht steht, dass in der Mehrheit der Länder, die Befragen Demokratie als bevorzugte Staats- und Regierungsform sehen. Ein weiterer Beweis, dass sie nicht die geringste Ahnung haben, von was sie reden.

1 Kommentar:

Heimo hat gesagt…

guter Artikel, der Blickwinkel, den viele außer acht lassen, wenn sie nur das Wort Demokratie hören - las auch gerade in Welt online einen für deutsche Presseverhältnisse erstaunlich einsichtvollen Artikel, der sowohl die allgemeine Israel/judenfeindlichkeit des Volkes in Ägypten anspricht, als auch die Gefahr von Gaza als ungehinderter iranischen Abschußrampe erkennt: http://www.welt.de/politik/ausland/article12382432/Das-westliche-Dilemma-mit-dem-Aufbruch-Aegyptens.html - shalom von Heimo aus Nürnberg