Ich hatte eine Stinkwut. In Umm El-Fahm hatte gestern eine Sympathiedemonstration für die Leiden der von Hamas manipulierten Bevölkerung Gazas stattgefunden. Es wurde vom palästinensischen Volk von „Gaza bis Jenin“ geredet. Bürgermeister Al-Rahman, den ich persönlich gut kenne und schätze, obwohl er eifriges Mitglied der islamischen Bewegung Nordisraels ist, war sehr clever und setzte seine Bürger nicht endlosem Geschwätz aus, sondern liess nur zwei Redner zu: er selbst und ein wirklicher Eiferer. Lea sah am Fernsehen, wie an der Demo Adolf Hitler als Massstab für Israel und sein Überleben herbeigezogen wurde. Mein Verständnis, meine Geduld und Toleranz mit unseren arabischen Bürgern wird strapaziert. So wie die Bürger Palästinas in freien demokratischen Wahlen Hamas wählten und jetzt die Konsequenzen dafür tragen müssen, sollten auch Israels arabische Bürger für ihr Tun Konsequenzen tragen müssen – Konsequenzen sind logische Folgen eigenen Tuns, auch wenn sie durch demokratische Prozesse herbeigeführt werden.
Die Stadtregierung und die Bevölkerung identifizieren sich schon heute mit allem, das von der Galerie bereits erreicht ist und sie wird heute als Gegenpol zu Reaktion und extremistischer Religion akzeptiert. Das ist die Philosophie des „Der stete Tropfen höhlt den [frömmsten] Stein“ und hat schon in unserer Generation Wirkung gezeigt. Diese Wirkung ist zu sehen und zu fühlen. So denke ich meistens, komme aber jedes Mal ins Zweifeln, wenn antiisraelische und antisemitische Anwürfe aus der arabischen Ecke unseres Landes kommen. Nur eben, Zivilcourage ist in der arabischen Gesellschaft, in der es wenig Verständnis für Einzelgängertum gibt, traditionell Mangelware. Ausnahmen bestätigen die Regel. Diskutiert wird wenig, wenn doch, dann nur in der eigenen Gesellschaft akzeptables, denn abweichendes Verhalten und abweichende Ideen können für den Abweichler gefährlich sein. Das ist wohl der Grund, warum arabische Massen so leicht für Demos der Gewalt und den Aufrufen zum Tode einzelner Menschen oder ganzer Staaten zu gewinnen sind. Das ist meine Laiendiagnose, ohne Anspruch auf akademisches Wissen in Massenpsychologie.
Eine ähnliche Demonstration wollte sich in Tel Aviv bilden, wurde jedoch von der Polizei verhindert. Ich denke, sie hätte stattgegeben werden sollen, eine Demokratie muss auch für die Mehrheit Ärgerliches ertragen können. In der arabischen Fussballstadt Sachnin durfte eine Demo stattfinden, die Polizei sperrte die Zufahrten zur Stadt ab, bis alles vorbei war. In Jerusalems Osten entgingen nur mit Glück und Geistesgegenwart zwei Parkbusseninspektoren dem Lynch – der Zwischenfall wurde zufällig gefilmt und war in den Fernsehnachrichten zu sehen. Solches darf nicht toleriert werden und die schnell gefassten Möchtegernlyncher müssen für längere Zeit hinter Gittern verschwinden. Was an diesen Demos so ärgerlich ist, ist die Tatsache, dass mit keinem Wort palästinensische Grad- oder Kassamraketen erwähnt werden, die ohne wenn und aber die Krise ausgelöst haben und auf israelischer Seite viele Opfer forderten, alle ohne Anspruch auf Märtyrertum und damit verbundenen himmlischen Sonderleistungen, die auf arabischer Seite so begehrt sind. Wie beim Selbstmordterror gibt es neben zahlreichen Toten, weit zahlreichere Verwundete, von denen viele bis Ende ihres Lebens an fürchterlichen Verstümmelungen leiden oder ein Dasein im Koma zu fristen haben – über die wird nicht gesprochen, sie werden nicht wahrgenommen.
Heute Abend fand ein Terroranschlag in der fürs Land wohl wichtigsten Jeschiwa (Thoraschule) Israels statt, in der Merkas HaRaw Jeschiva. Es starben sieben Menschen und der Terrorist, der, so wird soeben mitgeteilt, sich aus Ost-Jerusalem dorthin bemüht hatte um möglichst viele Juden umzubringen. Wieder, wie heute früh, als ein Beduinensoldat getötet und seine drei Kameraden verletzt wurden (sie patrouillierten die Grenze zu Gaza auf der israelischen Seite des Zauns), wurden in Gaza und bestimmt auch anderswo, zur Feier der Geschehnisse Bonbons verteilt und gefeiert – so die Nachrichtensprecher. Diese feiernden „unschuldigen“ Zivilisten betrinken sich nicht mit alkoholischen Getränken sondern an ihrer perversen religiös geprägten Freude am Tod jedes Israelis und Juden.
Für jeden einzelnen gelungenen Anschlag – die Zahl von Israels Sicherheitskräften vereitelten Anschläge soll um ein Vielfaches grösser sein, als gelungene Morde, übernehmen oft mehrere Terrorvereine die „Verantwortung“, meist verbunden mit einer „Begründung“. Anschläge werden als Racheakte für die Liquidation eines Massenmörders oder Terrorideologen angegeben. Das ist natürlich völliger Unsinn und Augenwischerei, denn eine Begründung brauchen sie grundsätzlich nicht – es geht allein um die Optimierung der israelischen und jüdischen Opferzahl. Man erinnere sich, bitteschön, an die Flugzeugentführung nach Entebbe (Juni/Juli 1976), wo die entführten jüdischen Passagiere von ihren Entführern säuberlich von den Nichtjuden zwecks Sonderbehandlung abgesondert wurden und schlimmeres nur durch die rechtzeitige Befreiung aller Geiseln durch die israelische Armee verhindert worden war.
Die heute gängige islamische Denkweise, nicht nur auf die arabische Welt beschränkt, wird durch zwei Aussagen demonstriert, die ich von Ami Isseroff erhalten haben. Auf beide Behauptungen, so falsch sie auch sein mögen, können wir Juden uns eigentlich nur stolz schuldig bekennen:
Der ehemalige Präsident Malaysias Mahathir Muhamad klagte die Juden an, den Begriff „Soziale Gleichberechtigung“ erfunden zu haben (ich hatte das Dokument dazu, kann es aber nicht mehr finden). Ich denke nicht, dass wir es waren, doch wäre es eine Feder auf unserer Kappe.
In der Hamas Charter werden die Zionisten angeklagt, die französische Revolution angefacht zu haben. Gut für uns. Liberté und Egalité auch für uns Juden. Nur mit der Fraternité tun wir uns etwas schwerer. Matthias Küntzel erklärt dies und mehr, wie zum Beispiel, die von jedem wirklich Interessierten wohl gewusste Tatsache, dass der heutige islamische Judenhass nicht erst in den letzten paar Jahren bei Hamas, sondern schon in den Schriften des Urvaters des modernen Islamismus, Sayyid Qutbs vorhanden war und gefördert worden ist, wie noch vor ihm vom Jerusalemer Grossmufti Hadji Mohammed Amin el Hussein.
Zudem steht in Leviticus 25.10 etwas über das Ausrufen der Freiheit, das uns Juden schmeichelt, doch möchte ich mich der Bibelzitate enthalten, denn in der Bibel kann ich auch genauso das Gegenteil der Aussage entdecken, mit der man sich soeben identifiziert hat. Zudem habe ich in zwei verschiedenen Bibelübersetzungen nachgeschaut und in jeder steht es verschiedenem Sinn und Aussage.