Dienstag, 27. März 2012

Verzicht auf Gewalt oder der neue Ein-Weg-Pazifismus



Der neue Präsident Deutschlands, der „apolitische“ Pastor Joachim Gauck, schreibt in seinem neuen Buch „Freiheit“ den Satz "In konkreten Situationen kann Verzicht auf Gewalt auch bedeuten, der Gewalt von Unterdrückern und Aggressoren den Weg zu ebnen oder ihren Terror zu dulden." Er meint das umfassend in Hinblick auf das heutige Deutschland, in dem, in Bezug auf die islamistische Gefahr von links-antisemitischer Seite, sich eine Art Ein-Weg-Pazifismus, d.h. Einstecken ja, sich wehren aber nein, entwickelt hat. Diesen gibt es zwar in allen Ländern Europa und in Nordamerika, in denen aus grün-braunen und antisemitischen Kreisen (beide auch bekannt als Antizionisten oder Israelkritiker). Aber Gauck ist Präsident Deutschlands. Ihm geht es um Deutschland, doch seine Aussagen sind weltweit gültig. Ganz besonders auf Israel, angefeindet, angegriffen und verleugnet durch weltweit präsente Feinde. Nicht nur Palästinenser und Islamisten, sondern ebenso sehr durch deren Sympathisanten und Versteher ihrer totalitären und terroristischen Aktivitäten und deren Folgen.

Mir ist Gaucks Aussage aufgefallen, weil sie genau die Situation Israels trifft, von dem, völlig unabhängig davon, ob gerade der rechtslastige und sesselklebende Nethanyahu oder ein liberaler Rabin an der Macht ist, erwartet wird, in der sehr konkreten Situation einer ständigen Bedrohung durch sich als Befreiungskrieger ausgebende Mörderbanden und theokratisch reaktionäre Regimen wie Iran, sich pazifistisch gewaltlos zu verhalten. Sozusagen christlich die andere Wange hinzuhalten – obwohl auch die besten Christen das nicht tun. So wie Gauck schreibt, Aggressoren den Weg zu ebnen oder ihren Terror zu dulden. Mit anderen Worten: nationalen Selbstmord begehen.

Anfangs unfreiwillig, als Akt der Selbstverteidigung, kam Israel 1967 in den Besitz der damals jordanischen Westbank und dem ägyptischen Gaza. Beide, Jordanien und Ägypten weigerten sich, diese ehemaligen Teile ihres Staates zurück zu nehmen – aus uns inzwischen durchschlagend verständlichen Gründen. Heute findet sich Israel als freiwilliger Unterdrücker der 1977 von Yassir Arafat zu Palästinensern ernannten arabischen Bewohner dieses Gebiets wieder. Den sicherheitspolitischen Grund dazu akzeptiere ich – eine Alternative dazu gibt es im Moment nicht. Israels Erfahrungen nach dem Abzug aus Gaza ist Grund genug. Die absolute Sucht nach einem Grossisrael auf biblischer Grundlage und die davon abgeleiteten expansionistischen Ansprüche hingegen, lehne ich ab. Sie sind aus meiner Sicht unjüdisch.

Man kann den Palästinensern entgegenkommen, nett zu ihnen sein und ihnen beim Aufbau eines eigenen Staates helfen – dazu sind wir moralisch verpflichtet. Nur besteht leider das Problem, dass Entgegenkommen sowie politische und wirtschaftliche Grosszügigkeit bisher zu keinem Ziel geführt haben, denn, so ist mein Eindruck, Nettsein und Verzicht wird von unseren Partnern nur als Schwäche empfunden. Ich finde es müssig zum wiederholten Mal Israels Erfahrungen damit zu wiederholen, doch Frieden gegen Raketenbeschuss ist ein ausgesprochen schlechtes Geschäft. Heute bestehen Zweifel, ob die sogenannte Zweistaatenlösung von den Palästinensern überhaupt noch vertreten wird. Ihre Begeisterung dafür scheint zu fehlen. Bei der heutigen Regierung Israels teilweise offenbar auch. Nur wollen beide das nicht eingestehen. Denn die Alternativen dazu, die sogenannte Einstaatenlösung, entweder ein Apartheidstaat oder das Ende des Staates der Juden, sind nicht vertretbar.

Abschliessend zurück zu Gaucks Buch. Seinen Landsleuten wirft er vor, sie hätten eine abstossende Neigung zu Hysterie und übertriebenen Ängsten. Das sind, so denke ich, Eigenschaften, die vor allem dort zu finden sind, wo Hysterie und Angst so stark lähmen, dass der betroffene Staat und sein Volk, sich nicht aufraffen können die Gründe dafür wirklich zu bekämpfen. Das ist heute in Europa der Fall. Hysterie und Ängste bringen keine Lösungen, sondern nur noch mehr Hysterie und Ängste. Nur ein Staat, der sich nicht fürchtet, die Auslöser davon zu erkennen und überzeugend zu bekämpfen, kann diesen Zustand überkommen. Der Titel von Gaucks Buch ist „Freiheit“. Diese kann nur erhalten werden, wenn man eben Hysterie und Ängsten entgegentritt. Sonst bleibt man deren Gefangener.

„Wenn wir Freiheit gestalten wollen, gibt es nicht allzu viele Varianten. Ich jedenfalls kenne keine, die der westlichen Variante von Eigenverantwortung vorzuziehen wäre.“  Das sagt Joachim Gauck.

Donnerstag, 22. März 2012

Warum? Die Schwierigkeiten der arabischen Welt mit der Demokratie



Seit sehr langem suche ich eine Erklärung zur Frage, warum die arabische Welt sich mit Demokratie so schwer tut. Es kann nicht nur die Religion, der Islam, sein, der sich grundsätzlich dagegen stellt. Wir Juden haben damit auf der religiösen Ebene ähnliche Probleme gehabt, die heute allerdings nur noch von ultraorthodoxen Sekten hochgehalten werden, die jedoch zusammen mit Siedlungsfanatikern einen unverhältnismässigen politisch korrumpierenden Einfluss besitzen. Statt Scharia und Koran sagen wir Halacha und Tanach (Bibel), denn nur Gott weiss wo’s durch geht und hilft so dem Klerus beider Religionen, seine Macht zu erhalten und zu festigen.

Ich habe enormen Respekt für die Werke des wohl grössten heutigen Islam- und Araberwissenschafters Bernard Lewis. Man nennt ihn den Doyen unter den heutigen Orientalisten. Obwohl schon weit über neunzig Jahre alt, trägt er nicht die Altlasten jugendlicher Lektüre Karl Mays gesammelter Schriften mit sich herum, er ist kein Romantiker, wie viele seiner Kollegen in Wissenschaft und Presse. Er beurteilt das arabische Volk nicht nach dem Niveau seiner Gastfreundschaft und der Qualität des Kaffees, ist nicht erpressbar wie zahlreiche Medienschaffende, die sich ihren Zugang zur arabischen Welt erkaufen müssen.

Auch Bernard Lewis ist nicht unumstritten. Kollegen wie Edward Said s.A., oder M. Shahid Alam mögen ihn nicht, anscheinend vor allem deshalb, weil er gelegentlich Stellung nimmt. Das taten oder tun sie zwar auch, aber eben eine andere. Bernard Lewis Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem arabischen Historiker Fuad Ajami (beide Princeton and  ist bestimmt weit wichtiger, als politisch motivierte „Feindschaften“.

In einer kürzlich herausgekommenen Zusammenfassung (The End of Modern History in the Middle East, Hoover Inst. Press 2011) wurde ich fündig. Warum tut sich die arabische Welt so schwer mit Demokratie? Im Kapitel „Glaube und Freiheit“ fand ich eine mir verständliche Erklärung.  Bevor ich den Text in selbstübersetzter deutscher Sprache wiedergebe, noch folgendes: nicht immer, wenn überhaupt, litt die arabische Welt so schwer unter dem Joch eines fanatisierenden Islamismus wie heute. Doch auch zur Zeit des arabischen Nationalismus und „Sozialismus“ eines Nasser oder der Bath Partei, die dem heute allgemein überhand nehmenden Islamismus vorangingen, galt, was Bernard Lewis schreibt. Ob säkulare Diktatoren von gestern oder reaktionäre Kleriker und theokratische Politiker von heute, grundsätzlich sind die Umstände die gleichen. Das gilt für die entkolonialisierte Nachkriegsperiode, denn der Islamismus wurde schon Ende Zwanzigerjahre stark und orientierte sich zu einem grossen Teil am Nationalsozialismus Hitlers. Doch das ist eine andere Geschichte.

Bernard Lewis schreibt:

„Heute, eine wachsende Zahl Mittelöstler [Middle Easterners], desillusioniert mit vergangenen Idealen und – in vielen Ländern – ihren heutigen Herrschern entfremdet, wenden ihre Gedanken oder ihre Loyalitäten zur liberalen Demokratie oder islamischem Fundamentalismus. Beide bieten durchdachte Diagnosen zu den Missständen der Region und ein Rezept für deren Behebung an.

In diesem Kampf besitzt der Fundamentalismus einige Vorteile. Er benützt eine Sprache, die der grossen Masse der Bevölkerung eines muslimischen Landes verständlich ist. In Zeiten wirtschaftlicher Entbehrungen, sozialer Beeinträchtigungen und politischer Unterdrückung, sind viele bereit zu glauben diese Übel seien das Resultat fremder
Machenschaften Ungläubiger und dass das Heilmittel dazu die Rückkehr zu den echten und authentischen Wegen des Islam seien. Fundamentalisten haben auch einen riesigen Vorteil über andere oppositionelle Gruppen, denn die Moscheen und deren Personal versorgen sie mit einem Netzwerk für Versammlungen und Kommunikation, das sogar die tyrannischste Regierung nicht gänzlich kontrollieren kann. Man kann sogar sagen, dass tyrannische Regime ihren fundamentalistischen Opponenten helfen, indem sie konkurrierende Oppositionen eliminieren.

Im Gegensatz dazu offerieren die Befürworter der Demokratie ein Programm und eine Sprache, die vielen unfamiliär und unverständlich ist. Dazu haben sie den weiteren Nachteil, dass das Wort Demokratie und jene Politiker, die sich als Demokraten ausgeben, durch ihre Stellung in korrupten und unfähigen Regimen in den Augen muslimischer Bürger getrübt worden ist. Im Kontrast dazu reizt der Aufruf die Gesellschaft im Namen Gottes und des Propheten durch Wiedereinführung seiner heiligen Gesetze zu säubern. Dieser Aufruf vermittelt eine Unmittelbarkeit und eine Stärke, die den Argumenten, Beispielen und sogar dem Wortschatz der Demokraten nicht entsprechen, denn diese klingen ausgesprochen fremdartig. Das arabische Fremdwort „dimuqratiyya“ besitzt nicht die Resonanz des [arabischen] Wortes „Shari’a“.

Weiter schreibt Bernard Lewis, Muslime hätten inzwischen gelernt, zwischen dem Islam als ethische Religion und Lebensart und dem Fundamentalismus als unbarmherzige politische Ideologie zu unterscheiden. Dazu habe ich Zweifel, denn das einzige Land, in dem ein solches Phänomen zu erkennen ist, ist Iran. Dort gab es Aufstände, wie beispielsweise nach den gefälschten Wahlresultaten von 2012, die äusserst blutig im Namen Allahs niedergeschlagen wurden. Die bisherigen Aufstände des arabischen Winters, fälschlicherweise als arabischer Frühling deklariert, waren Aufstände gegen säkulare Diktatoren und (ausser Iran) nicht gegen theokratische Unterdrücker.


Da der Islamismus die arabische Welt in eine längst tote Vergangenheit zurückführt, auch wenn er moderne Technologie vor allem für gekauftes Kriegsmaterial benutzt, sieht die nähere Zukunft für den Durchschnittsaraber nicht gut aus. Und für die vom Jihadismus bedrohte Welt ebenso.

Mittwoch, 21. März 2012

Die Sau herauslassen



Dieses riesige Banner, auf dem in schlechtem Englisch "ONE NATION FOR NEW HOLOCAUST" (Eine Nation für einen neuen Holocaust) zu lesen ist, wurde an einem ägyptischen Fussballspiel hochgehalten. Es ist ein weiterer Hinweis, wenn nicht sogar ein Beweisstück, für den heute völlig frei herrschenden Juden- und Israelhass der Massen in diesem Land. Massendemonstrationen wie auf dem Tahrirplatz in Kairo, haben darauf kein Monopol. Wenn Muslime ihre Juden hassende Sau herauslassen (ein schöner Satz!), dann tun sie es auch umfassend und nachdrücklich. Beim Fussball – man erinnere sich an das Länderspiel Ägypten - Algerien -  gehören Massenhysterie und Rassismus dazu. Auch in Europa und auch in Israel. Aber mit dem schriftlichen und gross geschriebenen Verlangen zum Völkermord ist meines Wissens eine neue und originelle Stufe erreicht worden. Es bestätigt, wie ich in meinem letzten Tagebucheintrag (17.3.2012) geschrieben habe, die von Islamisten heute gezüchtete, antijüdische Hysterie auf sehr eindrückliche Weise. Zudem zeigt dieser Vorfall einmal mehr, dass Israelis und alle Juden die Welt nicht mit dem Holocaust zu traktieren brauchen – die andere Seite, die die uns hassen, tut das viel eindrücklicher und meint auch was sie sagt (oder schreibt). Um praktische Resultate braucht die Welt nicht zu bangen – der Kindermord in Toulouse ist das neueste Beispiel dafür.

Samstag, 17. März 2012

Unter den Teppich gekehrt


In meinem Tagebucheintrag vom 23.1.2012 zeigte ich ein eigentlich humorvolles Foto einer Gruppe frisch gewählter ägyptischer Parlamentarier. Einige schliefen und keiner von ihnen sah aus, als würde er sich auf die parlamentarische Arbeit konzentrieren. Ihrem Bartstil nach gehören sie den Salafisten an, sind also Mitglieder der ägyptischen Al-Kaida Filiale, die fünfundzwanzig Prozent der Parlamentsitze gewonnen hat. Das Bild ist amüsant, aber die Realität hat den Humor eingeholt.

Der ägyptische Winter ist in Ägypten voll am Ausbrechen und beginnt mit dem jihadistischen Judenhass und Hass gegen den Rest der Welt zu vereisen. Niemand scheint zu bemerken, wie sehr sich die politische Realität verändert, wie sehr der mässigende Einfluss Mubaraks auf das ägyptische Verhalten gegenüber Israel und auch den USA verloren geht. Weder die internationale Presse noch westliche Regierungen scheinen das gemerkt zu haben.

Das Parlament Ägyptens hat Israel einstimmig den Krieg erklärt. Anders ist sein oppositionslos gefällter Entschluss, die noch regierenden Militärs zu veranlassen den israelischen Botschafter auszuweisen und den ägyptischen Botschafter in Israel von dort abzuziehen, nicht zu verstehen.

Dabei ist es jedoch nicht geblieben. Die parlamentarische Kommission für arabische Angelegenheiten veröffentlichte darauf hin einen Bericht, in dem zu lesen ist:

„Das revolutionäre Ägypten wird nie ein Freund, Partner oder Verbündeter der zionistischen Entität [Gebildes?] sein, das wir als Feind Nummer Eins Ägyptens und der arabischen Nation betrachten. Ägypten wird es als Feind behandeln und die ägyptische Regierung ist aufgefordert seine Beziehung mit diesem Feind zu überdenken“. Eine Art Khartum Zwei.

Israel wird „Gebilde“ genannt und nicht Staat, mit dem man vor dreissig Jahren feierlich Frieden geschlossen und den bisherigen Konflikt beendet hatte. Das Wort „Gebilde“ statt Israel wird auch von Hamas und Hisbollah benutzt, ebenso von Ahmedinejad und seinen Mullahs. Es ist das klassische Schimpfwort für Israel aus den Kreisen seiner Feinde. Der Bericht verlangt auch den totalen Boykott Israels, der sogar alle Kontakte zwischen den beiden Staaten untersagen soll.

Weiter wird in diesem Bericht palästinensischer Widerstand jeder Art unterstützt. Damit sind die Raketen- und Mörserbeschiessungen, die Überfälle auf Zivilisten, Kindergärten, das geplante Massentöten von Kleinkindern und anderes aus den kranken Hirnen dieser Terroristen stammende gemeint. Das heisst auch, dass Ägyptens in die Politik eingestiegene islamistische Mehrheit, alles tun werden, um Hamas und die anderen Terrorbanden Gazas in ihren Anstrengungen aktiv zu unterstützen.

Das Resultat der Parlamentsabstimmung wurde einstimmig erreicht. Keiner, nicht einmal nicht-islamistische Abgeordnete, wagten zu sagen: „Haltet mal an, wartet einen Moment! Haben wir durch den Friedenschluss mit Israel nicht den gesamten Sinai zurückerhalten? Konnten wir dadurch nicht den Suezkanal wieder öffnen?“ Rationalität darf man von durch religiösen Extremismus geleiteten Politikern nicht erwarten, ganz besonders in dem Jihadismus verfallenen Ländern.

Ich bezweifle, dass es zu einem Krieg mit Ägypten kommen wird, auch wenn die von Iran gesteuerte Hamas alles tun wird, es dazu zu überreden. Aber die kommende demokratisch gewählte zivile Regierung Ägyptens wird in bewährter arabischer Tradition die Verantwortung für Ägyptens immense politischen, wirtschaftlichen und religiösen Probleme auf den Watschenmann Israel abwälzen – immerhin etwas, das der abgesetzte Mubarak zu vermeiden suchte. Er war ein Puffer zwischen Israel und den fanatischen Israelhassern seines Landes. Das wird von der Armee fortgeführt, doch eben, im Juli sollen die Fanatiker die Macht übernehmen. Sie werden das Volk zu antiisraelischer (und bestimmt auch antikoptischer) Hysterie aufpeitschen und so ein „Vergessen“ oder „Übersehen“ oben erwähnter realer Probleme, die sie nicht lösen können oder wollen, herbeiführen.

Noch haben die Generäle der Armee das Sagen. Doch im kommenden Juli sollen sie ihre politische Macht dem Parlament übergeben, das dann eine zivile Regierung ernennen soll. Niemand weiss ob diese Machtübergabe tatsächlich stattfinden wird. Vielleicht wird sich die Junta an ihre Macht festklammern, sich weigern den gemäss Resultat der Parlamentswahlen fünfundsechzig Prozent starken islamistischen Block an die Macht zu lassen und so seine Pfründe und möglicherweise noch mehr zu verlieren.

In den Parlamentswahlen sämtlicher muslimischer Länder des arabischen Frühlings gewannen Islamisten mit grosser Mehrheit. So in Tunisien, Libyen, Jemen und Ägypten. In Syrien sind, wie zu lesen ist, Jihadisten auf den Frühlingszug aufgesprungen und geben jetzt den Ton an. Das lässt die Zukunft arabisch-westlicher Beziehungen trübe aussehen. Die Frage bietet sich an, warum das so ist. In den meisten arabischen Staaten ist die Mehrheit des Volkes analphabetisch. Vielleicht haben viele den Koran auswendig gelernt, doch damit sind sie noch immer funktionelle Analphabeten. Gerade in Ägypten mag die Mehrheit der Städter lesetüchtig sind, doch die riesige Mehrheit seiner Bewohner leben auf dem Lande, weit weg von jedem modernen Gedanken. Politisch völlig unkorrekt stellt sich die Frage, ob arabische Völker, die in ihrer Entwicklung Jahrhunderte hinter der westlichen Zivilisation hinterher hinken, für eine eigenständige und kritische Demokratie reif sind. Wenn man Aussagen in Predigten und politischen Reden aus der arabischen Welt zuhört, sind grosse Zweifel angebracht. Absagen an die Einführung wirklicher Demokratie sind täglich zu hören und zu lesen, denn nur Allah weiss und darf sagen wo’s durchgeht (womit eine gewisse Nähe zu haredischem Gedankengut besteht). Demokratische Traditionen gibt es nicht, die einzige Tradition in diesem Zusammenhang sind Wahlen, meist in stalinistischem Stil. Machtwechsel geschehen durch Revolution und Umsturz, wobei sich die Lage für das Volk kaum je ändert, denn der ermordete Tyrann wird bloss durch einen anderen Tyrannen ersetzt. Wahlresultate die der Regierung nicht passen, werden zurechtgebogen – Irans letzte Wahlen bieten dafür ein hervorragendes Beispiel. Demokratie wird auf die Formalität des Wählens konzentriert. Das Herz eines modernen demokratischen Systems, nicht Formalitäten wie Wahlen, sondern gleiche Rechte für alle, auch der Frauen, Rede- und Meinungsfreiheit, bürgerliche Freiheiten wie Freiheit von Religion, Teilung der Macht in Legislative, Exekutive und Judikative, Gewaltmonopol des Staates und anderes, sind dem Volk überhaupt nicht bekannt. Solange Korruption und ein finanzieller Ueberhang auf Produkte zur Machterhaltung, des Krieges und des Hasses auf „Andere“ keine Mittel zum Aufbau eines funktionstüchtigen Staates zum Wohl seiner Bürger übrig lassen, wird sich nichts ändern.

Übrigens, es gibt wirkliche arabische Demokraten. Das sind die israelischen Araber und ihre Vertreter in der Knesset. Auch wenn sie von zahlreichen Israeli als Dauerärgernis empfunden werden – sie handeln demokratisch, manchmal sogar für ihre arabischen Wähler. Der humorvolle MK Dr. med. Ahmed Tibi (ich kann ihn gut leiden, auch wenn er gelegentlich im Ausland gegen Israel hetzt) hat allein oder in Zusammenarbeit mit jüdischen Knessetkollegen schon zahlreiche sehr gute Gesetzesvorlagen erarbeitet, dem Parlament vorgelegt und durchgebracht. Seine Ansprache in der Knesset gegen Holocaustleugnung gehört zu den Klassikern im israelischen Parlament. Das als positives Beispiel eines arabischen, politisch aufgeschlossenen Bürgers im einzig wirklich demokratischen Land im Mittleren Osten: Israel.

Montag, 12. März 2012

Freuden israelischen Lebens dieser Tage


„Man kann nicht eine westliche Denkform auf den Nahen Osten zwingen“. (Rabbiner Tovia Ben-Chorin)

Meine Schwiegermutter i.A. pflegte zu sagen, ein wenig Paranoia sei gesund. Ich weiss noch immer nicht, ob ich ihr zustimmen kann, doch wir Israelis wohnen in einer Region, die sich von Europa und Nordamerika in fast allem unterscheidet. Auf unsere Region bezogen könnte sie Recht haben. Unseren Nachbarn ist tödliche Gewalt Teil des Lebens und Teil der Weltanschauung. Demokratie ist ein Gesprächs- ja sogar ein arabisches Demonstrationsthema, aber kaum einer von ihnen weiss, was Demokratie grundsätzlich ist. Frauen werden unterdrückt und aus einer uns völlig fremden Motivation heraus ermordet. Kreativität gilt vor allem der Gewalt, aber kaum für Innovationen, die das Leben verbessern könnten. Politische oder gar religiöse Toleranz gibt es nicht, die heutigen Christen in muslimischen Ländern sind zu den Juden der Gegenwart geworden, man verfolgt und tötet sie. Interner Terror innerhalb der muslimischen Gesellschaft im Mittleren Osten und in Afrika bringt Menschen zu Tausenden um, nicht nur Muslime unter sich, sondern auch Christen und andere „Nichtgläubige“. Um diese paar Sätze zu unterstreichen, will ich hier ein paar Beispiele anführen, die demonstrieren, wie verschieden das Leben in dieser Region im Vergleich zum Leben in Europa ist. Israel Nachbarn sind weder Dänemark oder die Schweiz, es lebt in einem geographisch-politischen Umfeld, das verschiedener nicht sein könnte. In einem Umfeld, in dem Hass das tägliche Brot ist, destruktive Phantasien, Verschwörungstheorien und eine rückwärtsgewandte reaktionäre Religion das sagen haben. Denn in einer Region, in der Sündbocksuchen Trumpf ist, will niemand für eigene Taten verantwortlich sein. Immer sind andere Schuld, vor allem Juden und heute auch Christen.

Hassfantasien um den Felsendom

Hanspeter Obrist schreibt in seinem hochinteressanten Blog  folgendes Paradebeispiel destruktiver arabischer Fantasie:

Neuestes Gerücht der Palästinenser: Israel plane ein künstliches Erdbeben, um die Al-Aqsa zu zerstören

Quds Media behauptet, Israel plane ein künstliches Erdbeben, um die Al-Aqsa-Moschee zu zerstören.
Der Chef des Obersten Rats für Islamische Gerichte in den Gebieten, Yousef Adeis, gab am Dienstag eine Pressmitteilung heraus, in der es heißt: „Die Al-Aqsa-Moschee ist gerade in extremer Gefahr. Sie ist einem der heftigsten Kriege ausgesetzt durch die Regierung der israelischen Besatzung und den jüdischen Siedlern, welche planen sie zu zerstören und an ihrer Stelle einen Tempel zu bauen.“

In Jerusalem gab es immer wieder große Erdbeben. So auch in den Jahren 1759, 1837 und 1927. Man erwartet, dass in den nächsten Jahren ein weiteres dazukommt. Solche Anschuldigungen führen dazu, dass wenn es stattfindet, jeder die Juden dafür verantwortlich machen wird. 


Das Instrumentalisieren menschlicher Dummheit zur Förderung von Hass ist keine palästinensische Erfindung. Doch die arabische Welt scheint davon zu leben.

Das Geschäft mit dem Hass

Ein weiteres Paradebeispiel für palästinensischen Hass und völlig perverse und destruktive Fantasie wurde von Audiator-Online ins Deutsche übersetzt. Der bekannte arabisch-israelische Journalist Khaled Abu-Toameh berichtete über eine Gruppe israelischer Ärzte, die von der palästinensischen Behörde (PA) eingeladen worden war, sich in palästinensischen Spitälern ein Bild über die medizinische Versorgung der Westbank ein Bild zu machen. Ihr Besuch wurde zu öffentlichen Wut- und Hassanfällen gegen Israel und Juden missbraucht. 

Zehntausende Palästinenser wurden und werden in israelischen Spitälern behandelt, ihre Ärzte in Israel ausgebildet - doch ändert das am Hass palästinensischer Kreise auf alles israelische nichts. Viele Israeli fragen sich schon lange, ob mit Menschen, die vorziehen an ihren eigenen Unzulänglichkeiten zu sterben, als einen auch für sie in jeder Hinsicht profitablen Frieden zu schliessen, ein friedliches Zusammenleben überhaupt möglich ist.

Die unbemerkte Christenverfolgung

Für mich sind die heutigen Christenverfolgungen in der muslimischen Welt ein altes Thema, zu dem ich mich schon verschiedentlich geäussert habe. Bemerkenswert daran ist vor allem, dass die christliche Welt sich darum zu foutieren scheint. In der Weltwoche Nummer 10 erschien ein ausführlicher Artikel zum Thema von Urs Gehriger. Der Artikel liegt vor mir, doch kann ich leider keinen Link dazu angeben, der ist nämlich kostenpflichtig. Was in diesem Artikel steht habe ich selbst schon mehr als einmal beschrieben. Doch ist es wichtig, dass das Thema endlich in der allgemeinen Presse aufgenommen wird. Ob dazu etwas geschehen wird bezweifle ich, denn der Ölpreis ist der christlichen Welt erfahrungsgemäss wichtiger als Menschenleben, sogar christliches.
Es gibt auch noch einen Film zum Thema, den anzusehen schwerfällt, die gezeigte Brutalität überschreitet die Schmerzgrenze.

Iran, Hort der Menschlichkeit

Jemand sandte mir einen Link, der in Bildern und Text wiedergibt, was die iranische Regierung der Mullahs und ihrer Schergen wie Ahmedinejad, unter ihrem eigenen Volk anrichten. Es braucht einen starken Magen diese Bilder und Texte anzusehen. Selbstverständlich ist dieser Artikel politisch höchst unkorrekt und deshalb überzeugender als trockene Zeitungsberichte, die meist noch einige ausgleichende Sätze enthalten, denn die Presse muss doch fair sein. Wenn „Fairness“ und Klarheit gegenüber gestellt würden, können sie, wie im vorliegenden Fall, zum Oxymoron werden.
Iran weist immer wieder darauf hin, wie schlecht es um die Menschenrechte in Europa und in den USA stehe. Das lassen wir dahingestellt, so unglaublich frech dieser Vergleich auch sein mag, doch mit der alten Ausrede „die auch, wir nicht“, schiesst man sich selbst in den Fuss.

Die Drusen der Golanhöhen und die Vorgänge in Syrien

Die Drusen in den Golanhöhen sind israelische Bürger. Im Allgemeinen sind sie, wie andere israelischen Drusen auch, sehr aktive Israelis. Auf der anderen Seite haben die meisten ihrer Familien Angehörige in Syrien, zahlreiche studieren dort und kehren dann zurück nach Hause in Israel. Doch mit Recht trauen sie der Zukunft nicht. Sie befürchten eine Rückgabe der Golanhöhen an Syrien, mit der sie all die Vorteile israelischer Staatsangehörigkeit und israelischem Lebensstil verlieren könnten. Da sie wissen, dass ihnen Israelkritik in Israel nicht schadet höre ich immer wieder, dass sie gerne wieder in einer syrischen Golan leben möchten, jedoch den israelischen Lebensstil und die freie demokratische Gesellschaft weiter haben wollen. Dass das nicht funktionieren kann, ist ihnen bestimmt klar. Doch Syrien zu kritisieren könnte ihnen in der Zukunft tatsächlich gefährlich werden. So hauen einige von ihnen lieber auf die israelkritische Pauke, hoffend, dass sich Israel nicht dazu hinreissen lässt, die Golanhöhen Syrien zu überlassen. Im Übrigen unterstützen diese drusischen Israeli öffentlich den Präsidenten Assad in seinem Kampf ums Überleben, da sie sich vor einer islamistischen Machtübernahme in Syrien fürchten. Islamisten hassen nun mal Drusen fast so sehr wie Juden. Drusen sind zwar Araber, doch keine Muslime.

Wo die Raketen fallen

Zur Zeit sind Gazas Terroristen damit beschäftigt ihre selbstgebastelten Hobbyraketen auf Israel abzuschiessen. Sie üben anscheinend für das Feuerwerk des israelischen Unabhängigkeitstages Ende April.

Über die Hälfte dieser Raketen landen in Feldern und richten keine Schäden an. Mit seinen höchst erfolgreichen Raketenabwehrbatterien „Iron Dome“ hat Israel inzwischen weit über vierzig palästinensische Raketen abgeschossen und nur ganz wenige fielen in bewohnte Gebiete. Vier thailändische Gastarbeiter wurden verletzt, einer davon schwer. In den Radio- und Fernsehnachrichten wird berichtet, unter den Terroristen Gazas herrsche grosse Frustration, denn ihr Raketenaufwand steht in keinem Verhältnis zu dessen Erfolgen. Bisher sind keine toten Kinder und Pflegeheimpatienten, den beliebten palästinensischen Zielen, zu verzeichnen, sondern vor allem Löcher in Strassen und Hauswänden, kaputte Autos und Hausfenster. Dagegen trifft Israel seine Ziele meist sehr genau, Kollateralschäden sind in Gaza noch keine zu verzeichnen, sondern nur säuberliche Treffer ins Schwarze. 

Warum diese palästinensische Frust? Erstens sind in Israel fast alle Orte mit Luftschutzräumen in Schulen, Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden versehen. Israels Bürger sind auf Luftwarnungen gedrillt und jene in Dörfern und Städten rund um den Gazastreifen haben damit in den vergangenen Jahren genügend Erfahrungen sammeln dürfen. Zweitens ist die Treffsicherheit dieser jihadistischen Raketen schlecht, sie werden eigentlich mit einem „Allah Hu Akbar“ in eine mehr oder weniger allgemeine Richtung abgeschossen, eine auch nur annähernde Zielgenauigkeit gibt es nicht. Doch auch sie verursachen Tote und Verletzte in Israel, wenn auch nicht in genügender, die Schützen befriedigender Menge. Daher die Frust, denn per Saldo ist palästinensisches Raketenschiessen für die Terroristen ein klares Verlustgeschäft. Doch das ist eine rationale Kalkulation und Rationalität ist in der Welt arabischen Terrors ganz klein geschrieben.

Hier eine interessante Landkarte, welche die Reichweite jihadistischer Raketen auf israelische Ziele zeigt. Orte im Beige gefärbten Feld werden schon heute beschossen. Wie man sieht, könnte die nächste Weiterentwicklung palästinensischer Hobbyraketen voraussichtlich Tel Aviv und Jerusalem erreichen. 


Wie soll’s weitergehen? Da mich die Regierung nicht fragt, bleibe ich lieber still und behalte meine Meinung für mich.