Montag, 11. Februar 2013

Zwei Themen


 
 
Assad und seine Nachfolger

Dr. Assad, Präsident von Syrien und seine Aufständischen schlagen sich gegenseitig und mit ehrgeiziger Brutalität tot. Bis heute sind zwischen 60‘000 und 100‘000 Tote zu zählen, so genau nimmt oder weiss es keiner. Syriens arabischer Winter wurde, wie alle anderen auch, von Islamisten gehijackt. Genau so, wie in Ägypten, in Libyen, in Tunesien usw. Religion springt auf den fahrenden Zug, der durch das Volk der Verdrossenen und Frustrierten in Fahrt gesetzt worden ist und stülpt ihm Allah, oder was sie dafür halten, über. 

Viele Israelis, die sich nie für den Assad Clan und seine Diktatur befreunden konnten, können sich mit einem allfälligen Regierungswechsel nur zögernd, wenn überhaupt erwärmen. Der junge Assad hielt wenigstens seine eigenen Grenzen zu Israel ruhig und zettelte bloss, mit iranischer Unterstützung, die schiitische Hisbollah an, Israel zu gelegentlich zu bedrohen und Raketen dorthin zu feuern. Sollten nun Islamisten, wenn auch sunnitische al-Kaida Verbrecher, an die Macht kommen, könnte sich das ändern. Statt dem Iran wären dann al-Kaida und ähnliche Urheber und Motivatoren zur Zerstörung Israels. Regierungskreise geben heute schon bekannt, dass der nächste Krieg Israels voraussichtlich im Norden, mit den Nachbaren Syrien und Libanon stattfinden werde. Mit finanzieller Unterstützung aus Saudiarabien und den Emiraten am Golf.

Es sind gemischte Gefühle, die zurzeit in Israel herrschen. Ähnlich tönt es im Zusammenhang mit einer Konfrontation mit dem heute islamistisch regierten Ägypten. Ich habe keine Bedenken, Israel könnte sich mit diesen Herausforderungen nicht messen. Nur ist es schade um Menschenleben und finanzielle Mittel, die dadurch verloren gehen würden. Das gilt für beide Seiten. In der arabischen Welt, ganz besonders in der islamistischen (das sind fast alle), sollten Mittel zu Verbesserungen ihrer eigenen wirtschaftlichen und sozialen Rückständigkeit verwendet werden, statt Kriege anzuzetteln und damit mit Waffenkäufen eben diese Mittel zu „verbrennen“. Doch ist das Wort Selbstverantwortung in ihrer Welt mehrheitlich noch immer ein Fremdwort. Israel, mit seinen sozialen Problemen, für die, zu einem kleinen Teil auch der Zustand mangelnden Friedens verantwortlich ist, hat einen enormen Nachholbedarf seine eigene soziale Misswirtschaft zu kurieren. Unter Nethanyahu, der völlige andere Prioritäten besitzt, ist das kaum zu erwarten, auch unter friedlicheren Umständen. Denn dann müssten Siedlungstätigkeiten eingestellt und ein palästinensischer Friedenpartner gesucht werden. Heute hat unser Land durch die Resultate der kürzlich stattgefundenen Wahlen eine Chance erhalten, dies zu ändern.

Das Mami des Dzhabrial Kadayev

Der Fussballklub Beitar Jerusalem hat ein jahrelanges Problem vielleicht gelöst. Der Rassismus seiner Fans wurde zu einer enormen Hypothek für den Klub, es hagelte Strafen und die Finanzierung litt. Der Klub schämte sich über seine Fans. Die Fans bedrohten Spieler und Klubleitung, die sich fürchtete arabische oder muslimische Spieler anzuheuern, etwas das im israelischen Fussball gang und gäbe ist.  Der Klubinhaber, der jüdisch-russische Milliardär Gaydamak, fand den Mut zwei muslimische Spieler aus Tschetschenien zu kaufen. Dzhabrial Kadayev und Zaur Sadayev von tschetschenischen Klub Terek Grosny der russischen Nationalliga. Die erste Reaktion der Rassisten unter den Fans war Schock und Wut. Sie reagierten entsprechend. Das Klublokal von Beitar Jerusalem wurde angezündet und es entstanden grosse Schäden. Der Klub und viele Fans im Lande, wussten nicht wie das enden würden.

Heute Abend spielte Beitar Jerusalem gegen Bnei Sachnin, einem arabischen Nationalligaklub aus dem Galil. Ich musste mir das ansehen.

Kadayevs Mutter wurde aus Grosny eingeflogen. Sie durfte im VIP-Raum zusammen mit dem Jerusalemer Bürgermeister, der Sportministerin Limor Livnat (der Hauptverantwortlichen für den Niedergang des israelischen Schulsystems) und anderen sich wichtig vorkommenden Leuten sitzen. Ihr neunzehn Jahre alter Sohn sass auf der Ersatzbank.

Beim FC Bnei Sachnin spielen nicht nur arabische, sondern auch jüdische Spieler und afrikanische Söldner. Einer von diesen jüdischen Spielern heisst Weizmann, ein hochzionistischer Name. Er spielte gut und bekam eine gelbe Karte. Es ist eine Tatsache, dass arabische Integration im israelischen Fussball sehr fortgeschritten ist, weit über den Rahmen des arabischen Bevölkerungsanteils hinaus. Arabische Israelis spielen in fast allen Klubs und in der israelischen Nationalmannschaft. Dort wurden sie in der Vergangenheit mit Transparenten jüdischer Rassisten konfrontiert, im Sinne „arabische Spieler repräsentieren uns [den Staat Israel] nicht!“. Vielleicht führt der Mut Gaydamaks und der Klubleitung dazu, dass sich Fussballklubs in Israel nicht mehr von „ihren“ Fans terrorisieren lassen. Allerdings will betont sein, dass Rassismus im Fussball nicht weniger unter Fans im europäischen Fussball zu finden ist. Das macht den israelischen Fussball-Rassismus nicht appetitlicher. Zwar haben wir ägyptische Zustände nicht erreicht, wie beispielsweise das blutige Gefecht vom 1. Februar 2012 nach dem Spiel zwischen den Fans vom „FC al-Mazri“ (Port Said) und dem Kairoer Klub „al-Ahly“, das mindesten 74 Tote produzierte.  Ich erinnere mich auch, dass der Zürcher Grasshoppers Club früher einen antisemitischen Ruf besass und Juden weder als Mitglieder noch als Spieler aufgenommen habe.

Wie verhielten sich die im Teddy-Stadion (genannt nach dem berühmten Bürgermeister Jerusalems Teddy Kollek) anwesenden Zuschauer. Es gab eine Überraschung: die Beitar Jerusalem Fans verhielten sich vorbildlich. Es waren Transparente zu sehen mit den Worten: „Wir lieben euch alle, wir sind keine Rassisten“. Von den gegen neuntausend Zuschauern seien nur 35 rabiate Beitar-Fans aus dem Stadion geführt worden, wie auch 35 Fans von Sachnin, die die Sicherheit gefährdet hätten. Der Reporter erzählte, es habe einige rassistische Demonstrationen gegeben, die von der Fernsehkamera nicht aufgenommen worden seien. Diese Ausbrüche seien nur von einer winzigen Gruppe verursacht worden. Von all dem war nur eine Szene zu sehen: als vor Spielbeginn einige Sachnin-Fans von Wächtern der Ordnung aus dem Stadion geführt wurden.
 
Zum Spiel selbst: in der ersten Halbzeit wurde Beitar Jerusalem von Bnei Sachnin förmlich überrollt. Beitar lag bei der Pause 0:2 im Rückstand. Die Ehrengäste im verglasten VIP-Raum schauten entsetzt durch die Scheiben. Gaydamak raufte sich sichtbar die Haare. In der zweiten Halbzeit holte Beitar auf und der Match endete 2:2. Zur lauten Freude aller durfte der junge Grosnyer Dzhabrial Kadayev die letzten fünfzehn Minuten mitspielen – wohl um seiner Mutter eine Freude zu bereiten. Ein Goal schoss er nicht. Der Trainer von Beitar Jerusalem sei zufrieden mit ihm, doch habe er noch sehr viel zu lernen.

1 Kommentar:

Alexander Scheiner, Israel hat gesagt…

Mir gefällt Dein Artikel über Dr. Assad, vom Augenarzt hat er sich zum Schlächter seines eigenen Volkes gewandelt. So wie auch Saddam und weitere Potentaten in der Region. Rumgehackt wird aber nur auf Israel.

Von Fussball verstehe ich nichts. Ich weiss immer noch nicht was offside ist. Ich bin aber der Meinung, dass die Fussballer aus Tschetschenien würdig behandelt werden müssen, 1. aus Prinzip und 2. sind sie irgendwann auch Botschafter. Herr Gaydamak muss die Daumen rausziehen.

Cetero Censio: die schweizerischen Dhimmi-Fröntler müssen geächtet werden!

Alexander Scheiner, Israel