Man
darf wieder
Ich
schreibe viel. In meinem vorliegenden Blog, aber auch als Mitglied der
Autorengruppe des Journal21. Dort bin ich der einzige Mitarbeiter, der sich vor
Israel stellt und die Lügentiraden anderer Autoren (Ausnahme: Reinhard Meier) zum Thema zu berichtigen
sucht. Noch so gerne hätte ich einen Kollegen, der mich dabei unterstützt. Da
bin ich sehr persönlichen Hasstiraden judenhassender Kommentatoren ausgesetzt.
Mir ist klar, dass viele exponierte Juden davon betroffen sind. Ich kann mit
diesen Angriffen sehr gut leben. Sie die
zeigen, dass ich gelesen werde. Ich nehme an, dass sich diese Gegner meiner
Ansichten an mir abreagieren können, wie Katzen an einem Kratzbaum – ich habe
also, wenn auch unfreiwillig und unqualifiziert, eine therapeutische Funktion, von der schon Freud sagte, sie habe auch eine
kathartische Funktion. Ob das diesen antisemitischen Psychopaten und
Neurotikern hilft, weiss ich nicht und
interessiert mich nicht. Zudem habe ich mir abgewöhnt, diesen kranken Besserwissern zu antworten,
denn das ist schade um die Zeit. Doch habe ich gelernt, dass die Zahl der
Judenhasser bei weitem nicht so klein ist, wie Apologeten es uns einzureden
versuchen.
Trotzdem
beschäftigt mich dieser neue, offene Antisemitismus.
Bis vor wenigen Jahren noch aus politischer Correctness unterdrückt, aber ist er
heute durch den Einfluss des salopp als „Israelkritik“ verbrämten Judenhasses und
durch die geistige und finanzielle Unterstützung
des weltweiten Islamismus und dessen Hintermännern befreit. Man darf wieder.
Natürlich
darf man Israel kritisieren. Warum auch nicht. Ich tu’s ja auch. Aber nur, wenn
die Vorwürfe stimmen und der Kontext gewahrt bleibt. Und eben das geschieht
mehrheitlich nicht. Alles andere trägt zu den Vorurteilen und den Begründungen
falscher Meinungsäusserungen bei. Aber: oft beruft sich der selbsternannte und
meist ignorante Kritiker auf diesen oder jenen, der dies auch gesagt oder geschrieben hat. Insbesondere, wenn
diese Scheinquelle das eigene vorurteils- und klischeehafte Denkmuster spiegelt
und verstärkt.
Die
Sicht des Uri
Wer
mich kennt und wer mich liest, weiss, dass ich ein Gegner der Siedlungspolitik
bin. Aus zwei Gründen: Erstens, weil es, wie Prof. Yeshayahu Leibowitz s.A. vor
Jahrzehnten sagte, den Staat Israel und seine Bürger korrumpiert. Das hat sich
inzwischen bewiesen. In den eben abgehaltenen
Dann
gibt es aber eine zweite Seite dieser Medaille, den Kontext. Das heutige
Israel umfasst nur einen Teil jenes Gebietes, welches es im Laufe seiner langen
Geschichte inne hatte. Der restliche Teil wird von Menschen bewohnt, die
uns aus tiefster Seele hassen und die ihre Kinder auf eine Art erziehen, die
dafür sorgen soll, dass sich dieser Hass in den kommenden Generationen
fortsetzt. Das schon seit bald hundert Jahren, seit eine totalitäre Religion,
der heute Islamismus genannte politische Islam, seinen Einfluss mehr und mehr
verstärkte. Es geht nicht darum, dass es ein Israel gibt, sondern dass
Juden, also Nichtmuslime, in einen winzigen Teil der heute arabischen Welt
zurückgekehrt sind, ohne sich dieser als Dhimmi zu unterwerfen. Stattdessen
bauten diese Juden einen demokratischen Staat auf, der sich dazu noch erfolgreich
entwickelt und damit seinen Nachbarn augenfällig vorführt, wie sehr ihnen all
das fehlt, das unseren jüdischen Staat zum Blühen gebracht hat. Politisch,
wirtschaftlich, wissenschaftlich und sozial. Neid ist deswegen bestimmt ein
beachtlicher Teil des Israel- und Judenhasses der Palästinenser und vom Rest
der muslimischen Welt (im Israelhass ist auch arabischer Hass auf Israels
arabische Bevölkerung eingeschlossen, einem Phänomen, das ich aus erster Hand
kennengelernt habe), obwohl dies von meinen arabischen Freunden gerne unter den
Teppich gewischt wird. Der soziale Druck ist in dieser Gesellschaft enorm-und
proisraelische Ansichten können lebensgefährlich sein. Die Zivilcourage, sich
dagegen zu stellen, fehlt in der arabischen Welt fast völlig und hat keine
Tradition. Stattdessen wird, auch gegen besseres Wissen, gespurt.
„Israelkritik“
Als
vor einigen Monaten, sogar für Ministerpräsident Nethanyu, zu viele Raketen aus
Gaza in Israel gelandet waren und er endlich entschied, sich zu wehren, war es
das erste Mal, dass ein Teil der Welt Spuren von Verständnis für diese
Massnahme zeigte, denn die Zahl der Raketen, auch wenn deren Mehrzahl von
israelischen Raketen abgeschossen worden war oder erfolglos in leeren Feldern
landeten und verpuffte, überstieg das „Normalmass“ und bedrohte sogar Tel Aviv.
Der relativ erfolglose Raketenregen aus Gaza – das in diesem Zusammenhang
widerliche Wort „selbstgebastelt“ wurde und wird in diesem Zusammenhang gerne
angewendet, auch wenn es nicht stimmt – war nicht in der Absicht der
Hamas und seiner iranischen Verbündeten. Doch auch hier wird von „Überreaktion“
gesprochen und Bilanzen werden erstellt, wie etwa, Israel habe etwa zehn
Todesopfer erlitten und die Hamasbürger einige mehr – ergo stimmt die Bilanz
nicht. Viel wurde von den Kindern in Gaza berichtet, die unter Ängsten litten.
Aber die zigtausend israelischen Kinder, die traumatisiert wurden und seit
vielen Jahren darunter leiden und jahrelang, wenn nicht lebenslang therapiert
werden müssen, sind nur in der jüdischen Presse erwähnt. Für sie wird Rot immer
die Farbe des Schreckens und der Gefahr sein. „Zeva adom“ (rote Farbe) ist das
Codewort für einen Angriff auf die Städte im Süden.
Ignoranz
und Denkfaulheit
Die
auf Denkfaulheit und sträflicher Ignoranz beruhende, aber dennoch
populäre Behauptung der „Israelkritiker“, dass Israel auf dem
Staatsgebiet eines imaginären Palästinas gegründet worden sei, obwohl
die Palästinenser mit dem Holocaust und dem zweiten Weltkrieg gar nichts zu tun
gehabt hätten, ist eine grundsätzliche Lüge. Seit den späten zwanziger Jahren
des letzten Jahrhunderts wurde in Palästina Judenhass gepredigt. Beruhend auf
den Lehren des Hassan al-Banna, dem Begründer der Muslimbruderschaft,
organisierte der damalige Grossmufti Jerusalems und spätere
Nazi-Kriegsverbrecher Mohammed Amin al-Husseini Terrorattacken und Pogrome
unter den palästinensischen Juden. Die über sechzig Opfer des Pogroms in Hebron
in 1929 belegen nur einen der zahllosen Fälle. Husseini, ein begeisterter Anhänger
Hitlers, der zwei SS-Divisionen bosnischer Muslime für Hitler auf die Beine
stellte, die sich vor allem mit Judenmorden im alten Jugoslawien hervortaten,
verbrachte den Krieg bei Hitler, wurde aber nach dem Krieg nie vor Gericht
gestellt. Die Motivation seiner Taten war Judenhass, mit Begründungen aus dem
Koran kaschiert. Er und seine zahlreichen Anhänger verübten unzählige Anschläge
und lehrten die bis anhin ein sehr verträgliches und beidseitig profitables
Verhältnis mit Juden lebenden Araber (heute zu Palästinensern mutiert), ihre
jüdischen Nachbarn zu hassen. Ein Teil der damaligen arabischen Bevölkerung
nahm daran teil, denn schon zu Husseinis Zeiten wurden Araber Palästinas, die nicht
spurten, von Islamisten terrorisiert. Nichts hat sich daran geändert.
Irans
Ahmedinejad und seine ebenfalls schiitischen Hisbollahis im Libanon hassen uns
ausschliesslich, weil wir Juden sind. Einen anderen Grund gibt es nicht. Damit
führen sie Hitlers antisemitische Ideologie und seine Taten weiter, sie sind
seine Erben. Ebenso sind es die heutigen Muslimbrüder und ihre palästinensische
Filiale, Hamas Erben – schwarz auf weiss in den Hamasgrundsätzen verankert. Das
Gefühl der Palästinenser, man habe ihnen etwas weggenommen, auch wenn sie
selbst Verantwortung dafür tragen, können die Schiiten nicht haben. Doch
Vernunft hat im Mittleren Osten wenig zu suchen, sie hat rechthaberischer
Gewalt Platz gemacht, wenn sie überhaupt je zu finden war.
Es
gibt ein antijüdisches Argument monumentaler Frechheit. Nämlich die Frage: „Ja
habt denn ihr Juden vom Holocaust nichts gelernt? Ihr behandelt die
Palästinenser wie einst die Nazis euch.“. Wir Juden – es kann sein, dass
Mitglieder der JVJP mir nicht mir beipflichten – haben gelernt, dass wir auf
uns selbst gestellt sind, uns nur selbst helfen können und deshalb stark sein
müssen. Wir haben gelernt, nicht in fremde Hintern zu kriechen und uns nur auf
uns selbst zu verlassen. Als die Juden schon 1938 an der Evian Konferenz um
Asyl vor den Naziverfolgungen ansuchten, wurde diese Bitte von allen 32 teilnehmenden
Ländern abgelehnt. Das Resultat kennen wir alle. Damals und bis zum Kriegsende
konnten sich die europäischen Juden nicht wehren. Zwar gab es Ausnahmen, wie
die Ghettoaufstände in Polen und die jüdischen Partisanen in Osteuropa. Das ist der
Grund, dass Israel militärisch stark ist – sonst hätte es nicht überlebt. Israel und seine Juden haben aus der Geschichte gelernt. Seine Kritiker nicht.
Zusammenfassung
Israel
hat Probleme. Viele sogar. Darunter gibt es auch selbst verursachte. Probleme
der äusseren Sicherheit, Probleme der Integration neuer Einwanderer, die obwohl
Juden aus verschiedenen Kulturkreisen gekommen sind. Europäische und
amerikanische Juden, orientalische und sephardische Juden, arabische
Minderheiten, die sich in Muslime, Christen und Drusen aufteilen. Es gibt
Juden, die von Grossisrael träumen und dies gewaltsam durchsetzen wollen, ja es
gibt sogar einige, die den einstigen Tempel wieder auf dem Tempelberg erbauen
wollen. Es gibt ultra-orthodoxe Juden, die den Staat materiell aussaugen und religiös
erpressen. Das ist eine Auswahl israelischer Probleme, die der Staat lösen
muss. Israel ist eine pulsierende Demokratie, die nicht nur von aussen, sondern
auch von innen gefährdet ist. Es ist ein multikultureller Staat par excellence,
mit einer kleinen Bevölkerung mit riesigen kulturellen Unterschieden. Und
trotzdem – oder eben deshalb – blüht es.
Die
Welt stellt an Israel Ansprüche, die an keinen anderen zivilisierten westlichen
Staat gestellt werden. Eine Begründung dazu ist völlig rassistisch nämlich,
dass man von Israel mehr und besseres erwarte, als von seinen Nachbarn. Was in
anderen Worten heisst, dass die arabisch-muslimische Welt eine Welt der
Unfähigen, Zurückgebliebenen und Primitiven sei, die statt in Strohröckchen mit
Leintüchern behangen herumlaufen, ihre Frauen malträtieren und Ungläubige
köpfen. Gutgemeinte Vorurteile, die unseren Konflikt mit den Nachbarn
verniedlicht. Ist Israelkritik wirklich nur gutgemeint?
1 Kommentar:
Mit grossem Staunen entdecke ich, dass ein medicointernationaler JVVP.CH-Anhänger sich in Dornbirn als würdiger Nachkomme von Kara Ben Nemsi betätigt hat,
http://www.spielboden.at/blog/erfahrungen-von-30-jahren-brueckenbau
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