Mittwoch, 25. September 2013

Judenhass aus arabischer Sicht



Das Gatestone Institute ist eine sogenannte Denkfabrik zum Thema Mittlerer Osten und dem Islam. Seine Mitarbeiter und Kommentatoren sind Araber, Juden, Amerikaner. Ali Salim ist einer davon. Ali Salim ist bestimmt nicht sein wirklicher Name. Er lebt im Mittleren Osten. Aus Gründen der Sicherheit werden nähere Angaben über ihn nicht bekannt gegeben. 

Dieser Artikel aus der Feder eines in der arabisch-islamischen Welt lebenden Muslims ist hochinteressant und ich will ihn meinen Lesern nicht vorenthalten. Das Gatestone Institute gab mir die Erlaubnis zur Übersetzung in die deutsche Sprache.

Ich bin nicht mit allen Sichten und Einsichten Ali Salims einverstanden. Doch erkennt er richtig die wirkliche Motivation der „Israelkritiker“, ob Nichtjuden oder selbsthassende Juden. Ali Salim bringt die seltene kritische Sicht eines Muslims zu einem der unerträglichsten Probleme unserer Zeit. Diese Sicht ist für uns Nichtmuslime recht unbekannt, denn sie trieft nicht vom üblichen muslimischen Judenhass.


Judenhass


Von Ali Salim (Gatestone Institute), 16. September 2013  
(Übersetzung aus dem Englischen von  Paul Uri Russak)

Wir Muslime machen den Fehler zu denken, dass Europäer sich tatsächlich um uns Sorgen machen, besonders um die Palästinenser. Da liegen wir falsch. Europäer hassen einfach Juden mehr, als dass sie uns hassen und fürchten. Die bittere Wahrheit ist die, dass Europäer meist nur dann bei einer Krise intervenieren, wenn sie damit die Gelegenheit erhalten, irgendwie auch Kritik an Israel [stellvertretend für Juden. PUR] einzubringen. Syrien wird kaum erwähnt [heute allerdings doch. PUR], Vergewaltigungen von Frauen und Kindern, Köpfungen und nicht zu vergessen Ausbeutung, Diskriminierung, Sklaverei und andere Verbrechen gegen die Menschheit.


Auch wenn wir es noch so stark und oft versuchen, wir werden die Verbindung zwischen unserem und dem Leben der Juden nie beenden können. Arabisches und islamisches Fernsehen zu schauen, ganz besonders während dem heiligen Monat des Ramadan, bringt den Betrachter unvermeidlich zum Schluss, dass wir kein eigenes Leben, keine Einigkeit und keine Werte haben: Unsere einzige Motivation ist die Juden als gemeinsamen Feind zu haben, womit  unser Leben von diesen abhängig ist. Wir behandeln Juden so wie diese von rabiaten christlichen Antisemiten behandeln worden sind, indem wir sie verantwortlich machen für jede Krankheit, jede Tragik und jedes Unglück [den biologischen Judenhass der Moderne erwähnt Ali Salim nicht.] Wir machen sie für die Versagen des Islams verantwortlich, obwohl ausschliesslich wir selbst die uns befallenen Katastrophen verursacht haben. 


Kaum ein Ramadan-Abend vergeht, an dem wir nicht mit langweiligen „historischen“ Dramen auf Al-Jazeera und anderen arabischen Fernsehsendern berieselt werden, deren Ziel es ist, den Zuschauern eine Hirnwäsche antisemitischer Propaganda zu verabreichen. Sie befassen sich mit der Ablehnung der Botschaft Muhammeds von Juden, jüdischen Versuchen, ihn zu vergiften und ihrem Verrat an ihm bei der Grabenschlacht in Al-Madina. Fast alle diese Fernsehserien enden auf die gleiche Art: der Botschaft, dass das Schicksal der Juden im von ihnen von den Palästinensern gestohlenen Palästina dasselbe sein werde, wie das Schicksal, das Muhammad ihnen bei Chybar zufügte, sie werden geschlachtet und ihre Frauen und Kinder in die Sklaverei verkauft  


Diese Art von Aufhetzung verleiht den Juden satanische Macht, es suggeriert uns, dass Juden in der Lage sind die Geschehnisse weltweit zu manipulieren und sie historisch für alles Übel dieser Welt verantwortlich sind. Jedoch realistisch betrachtet glorifiziert man damit ihre Fähigkeiten und Erfolge soweit, dass man sie zu einer Legende macht. Das heisst, dass wir selbst den Mythos vom jüdischen Genius, deren intellektuellen Macht und kreativen Talente konstruieren. Ich selbst bin nicht sicher, dass sie diesen Ruf verdienen: Sie sind genauso sterblich wie wir alle – manchmal sogar weniger [Shoah, Pogrome].


Ich denke, dass diese Situation innerhalb der der Umma (Islamische Nation) inzwischen solche Proportionen angenommen hat, dass man sie als nationale Geisteskrankheit bezeichnen muss, eine kollektive Obsession für die ich keine Heilung sehe. Wir beschuldigen die Juden die Welt beherrschen zu wollen, während eine der Ursachen unserer Krankheit die Erwartung ist, der Islam werde die Macht über die Welt übernehmen. 


Regression und Mangel an Flexibilität im Sozialen und Regierungsbereich, zusammen mit Armut und Ignoranz, verewigen die Impotenz der Umma und verhindern Änderung, Entwicklung und Fortschritt – eine frustrierende und hässliche Situation. Während wir von Weltherrschaft träumen, suhlen wir uns in Seuchen und Armut. Wir sind in allen Gebieten moderner Entwicklung zurückgeblieben. Unsere Regime erhalten Rückhalt aus Religion und Stammespolitik, der Grund ihrer antidemokratischen Grundeinstellung. Sie können nicht gerettet werden. Wir trösten uns damit, unbekümmert Massen von Kinder in die Welt zu setzen, denen wir nichts zu geben haben.


Westeuropäische Staaten waren alle glücklich oder weise genug, sich von politischen Spielregeln und Fanatismus des Mittelalters zu lösen und Religion vom Staat zu trennen.  Christentum hat heute normative soziale Werte, ist eine Sache persönlichen Gewissens. Es schreibt vor und praktiziert Aufklärung statt Gewalt und Unterdrückung.  Die Trennung von Kirche und Staat erlaubte es Europäern – und Amerikanern – sich weiter zu entwickeln. Das gab ihnen einen riesigen Vorteil über den Rest der Welt. Wir, auf der anderen Seite, leben noch immer im Zeitalter der Dunkelheit.


Die  aufgeklärte, gemässigte Haltung der Christen gegenüber islamischen Gemeinschaften in europäischen Städten, teilweise aus Angst, hat bewirkt, dass unsere extremistischen Brüder ihre Gewalttätigkeit gegenüber ihren Gastgebern verstärken, in der falschen Annahme christliche Mässigung sei ein Schwäche der westlichen Gesellschaft. [das gilt in noch grösserer Masse im Israel-Palästina Konflikt. PUR]. Diese Einstellung hat im Laufe der Zeit eine wachsende Vertiefung westlicher Islamophobie bewirkt.


Trotz der neuen Aufklärung sind viele Europäer, darunter Führer der EU, noch immer grundlegend und militant antisemitisch. Statt, wie ihre Vorfahren, die Juden frontal anzugreifen in dem sie einfach diskriminierende Gesetze erliessen, sie in Ghettos zwangen und ermordeten – greifen sie heute politisch korrekt Israel an, heuchelnd Israelis seien keine Juden. Unter ihrer politischen Korrektheit glüht alter angeborener Antisemitismus. Für einige Christen, wie auch für Muslime, beruht Judenhass auf altem angeborenem Fundament, einem Erbe aus dem Mittelalter. Es ist so grundlegend und so stark verwurzelt, dass Europäer willig sind, Muslime in fast allem zu unterstützen, so lange es Juden auf irgendeiner Weise schadet.


Als Resultat (und damit wiederhole ich mich) machen wir Muslime den Fehler zu denken, Europäer würden für uns irgendwelche Sorge empfinden, ganz besonders für die Palästinenser. Wir irren uns: Europäer hassen Juden einfach mehr als sie uns hassen und fürchten. Die bittere Wahrheit ist, dass die Europäer meist nur dann bei einer Krise intervenieren, wenn sie es mit „Jew-Bashing“ verbinden können. Wenn hunderttausende, sogar Millionen, Muslime geschlachtet werden – durch andere Muslime, wie gerade die Massaker in Syrien oder die wieder aufflammende Gewalt in Darfur – die apathische europäische Führerschaft rührt dazu keinen Finger. Zur selben Zeit ist die Europäische Union damit besessen jüdische Siedlungen in der besetzten Westbank zu verurteilen, zu sanktionieren und zu boykottieren. Die EU erwähnt nicht einmal Syrien mit seinen hunderttausend Zivilisten, die von ihrer eigenen Regierung ermordet worden sind, seine Millionen von Flüchtlingen, oder die Gräueltaten ausgeführt in der arabisch-muslimischen Welt, die Vergewaltigung von Frauen und Kindern, die Köpfungen und mutwilligen Grausamkeiten und Morde, nicht zu erwähnen Ausbeutung, Sklaverei und andere Verbrechen gegen die Menschheit.

Mit Schmerz muss ich feststellen, dass berall in der Welt, wo es Muslime gibt, auch Mord, Blutvergiessen und Terror herrscht. Wir sollten die Juden alleinlassen, sie sind für unsere Tragödien nicht verantwortlich. Sie zu hassen wird die „Umma“ nicht von ihren Krankheiten befreien oder sie erfolgreich ins 21. Jahrhundert zu führen.



Noch eine eigene Bemerkungen: Nicht nur beim Islam allgemein und in der arabischen Kultur im Besonderen gibt es einen grundlegenden Wert, der auch bei uns Westlern, besonders bei krankhaft Islamophoben und übertrieben nationalistischen Zionisten, fehlt. Dieser Wert heisst Bescheidenheit oder gar Demut. Dieser Wert ist für eine zivilisierte Gesellschaft unumgänglich, denn sonst bewegt sie sich in die Richtung des Faschismus und dümmlicher Besserwisserei. Eine bescheidene Person schaut in sich selbst und übernimmt Verantwortung. Bescheidenheit bewirkt sich zu verbessern. Genau so wichtig, Bescheidenheit erlaubt es einem Menschen andere Menschen zu schätzen und zu würdigen. Dieser Wert bewirkt einen toleranten menschlichen Charakter, der für eine zukünftige oder schon bestehende demokratische Gesellschaft unumgänglich ist.

Mangel an Bescheidenheit resultiert in der Weigerung Verantwortung zu übernehmen und stattdessen Sündenböcke zu suchen. Es führt zu Arroganz und dem Verlangen nach Ehre. Wenn diese Ehre nicht eintrifft wird mit Wut und Gewalt reagiert. Muslimische und arabische Gesellschaften demonstrieren diese klassischen Merkmale: Jagd nach Ehre, der Suche nach Schuldigen eigenen Versagens (Juden sind das klassische Beispiel), Wut und Gewalt auch innerhalb ihrer eigenen Gesellschaft.

Aus diesem Grund muss sich die arabische Gesellschaft, will sie sich verbessern, anpassen und diese Werte verinnerlichen. Vielleicht indem sie ihre heute pervertierte Religion zu ihren Wurzeln der Güte und Toleranz zurückbringt und dem extremistischen Schwarz-Weiss Denken abschwört. Bis es so weit ist wird Gewalt und Blutvergiessen weitergehen und der „Arabische Frühling“, von einigen so gefeiert, ein frommer Wunschtraum bleiben.

Im Übrigen ist es mir ein Anliegen einige wenige meiner jüdischen „Freunde“ – Namen zu nennen liegt mir nicht – über oben diskutierten Wert ein wenig zum Nachdenken zu bewegen, fehlt er doch gerade ihnen in sehr hohem Masse. Sie äffen den extremistischen Islam nach, sie haben keinen Respekt vor anderen Meinungen und denken mit unendlicher Arroganz nur sie allein hätten in allem Recht. Damit – obwohl sie das Gegenteil behaupten – tun sie Israel einen Bärendienst.
 

1 Kommentar:

Alexander Scheiner, Israel hat gesagt…

Ich gratuliere Dir zu diesem vorzüglichen Beitrag. Tatsächlich sind wir Israelis und Juden an zwei verschiedenen Hasskampagnen ausgesetzt. Erstens, denen von unseren äusseren Feinden, in der Regel sind dies unsere arabischen und islamischen Nachbarländer und Iran sowie von gewissen christliche Kreise. Ich denke da an die „Kreuzigungskeule“.
Zweitens, unsere inneren Feinde. Zum Beispiel die verabscheuungswürdige jüdische Organisation, die „jüdische Stimme für eine gerechten Frieden zwischen Israel und Palästina“., die konsequent pro-palästinensische JVJP.CH. Die JVJP.CH ist eine Bande von selbsthassenden Juden, die nichts anderes tun, als mit ihren pro-palästinensischen Aktivitäten Israel und eben auch Juden zu schaden. Sie unterstützen das BDS für Boykott von Israel und tragen aktiv dazu bei, Israel und Juden zu dämonisieren, delegitimieren und diffamieren. Fremdschämen nützt da nix, diese Persönlichkeiten und Amtspersonen, gehören an den Schandpfahl und müssen geächtet werden.

Alexander Scheiner, Israel

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