Freitag, 29. Februar 2008

Professor Benny Morris

24.2.2008

Benny Morris machte sich einen Namen als einer der „postzionistischen“ Historiker, auch Neue Historiker genannt. Das heisst, er grub alte Dokumente der Gründerzeit Israels aus, die ihn veranlassten, geschichtliche Vorgänge anders zu interpretieren und die Zeit der ersten Jahrzehnte und deren Mythen zur Diskussion zu bringen. Andere israelische Historiker taten das auch, einige von ihnen, wie Morris und Tom Segev als grundsätzlich seriöse Zionisten, andere wie Avi Shlain und Ilan Pappe fanden Marktnischem als Gurus der internationalen Israelhassergemeinschaft.

Gestern war in der Irish Times, nicht gerade meinem Leibblatt, ein Brief von Professor Benny Morris zu lesen, der sich an einen Gläubigen der palästinensischen Opferfan-Gemeinde richtet. Es geht um die Richtigstellung eines missbrauchten Zitats aus seinem Buches „The Birth of the Palestinian Refugee Problem 1947-1949“, letzte Ausgabe herausgekommen in 1989. Dieses Buch ist bis heute eine der Bibeln antiisraelischer Polemik. 2003 folgte das Buch „The Birth of the Palestinian Refugee Problem 1947-1949, revisited”, in dem weitere Erkenntnisse veröffentlich wurden, die den Früheren teilweise widersprechen. Hier einige wenige Zitate aus Bennys Brief in deutscher Sprache:
  • Israelhasser zitieren oder noch öfters zitieren falsch aus meinen Büchern, um ihre Argumente zu belegen.
  • Die palästinensischen Araber waren nicht „in bizarrer Art und Weise“ (Senator David Norris, 31.1.2008) für ihr Schicksal verantwortlich. Ihre Verantwortung war direkt und einfach.
  • Es stimmt zwar, dass es damals keine arabische Radiosendungen gab, in denen die Araber Palästinas en masse zur Flucht aufgefordert worden sind. Aber örtlich in Dutzenden von Dörfern und Städten befohlen im April 1948 arabische Politiker die Evakuation von Frauen und Kindern. Der Nachfolger Abba Khoushis als Bürgermeister Haifas, Shabtai Levy, forderte die Araber seiner Stadt zur gleichen Zeit zum Bleiben auf, doch es nützte nichts. [Erfolgreicher war Abba Khoushi mit den Drusen im Karmelgebirge, die von den Arabern mit Waffen versehen wurden, mit der Aufforderung mitzuhelfen Juden zu töten und das soeben ausgerufene Israel zu zerstören. Abba Khoushi lud die drusischen Scheichs an sein Krankenbett im Spital und schlug ihnen vor, einfach abzuwarten und nichts zu tun – er werde dafür sorgen, dass ihnen nichts geschehe. So war es auch und heute sind die Drusen treue Bürger Israel, sogar mit eigener Delegation an Zionistischen Kongressen. Oder Zichron Ya’akovs Muchtar (Bürgermeister) Yanko Epstein, der 1947 zu den Notabeln unserer Nachbarstadt Faradis ging und dies bekniete nicht davonzurennen. Sie blieben und gedeihen als israelische Bürger. Noch heute sind die Söhne der damaligen Bauern unserer Stadt sauer auf Yanko Epsteins Sohn, da deren Väter die Felder der Felachen von Faradis schon unter sich aufgeteilt hatten und Yanko ihnen einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Uri]
  • Morris schreibt ihn seinem Brief von den 700'000 Flüchtlingen (die sich damals nicht Palästinenser nannten, sondern Araber), sie wären zu Zwei Dritteln von einem Teil Palästinas in einen anderen geflohen und wären damit nicht als Flüchtlinge zu bezeichnen. [Mein Freund Said Abu-Shakra erzählte mir, dass seine Familie aus ihrem angestammten Dorf in der Nähe Meggidos (Luftlinie etwa 8 Kilometer) nach Umm El-Fahm geflohen seien – von einem israelisch-arabischen Dorf in ein anderes nahe gelegenes israelisch-arabisches Dorf. Heute ist Umm El-Fahm eine blühende, wenn auch etwas schmuddelige Stadt – selbst wenn einige Projekte unserer Galerie der Stadt schöne Ecken beschert hat - mit Country Club, Industrien, Kunstgalerie, guten Restaurants und zahlreichen wohlhabenden Leuten. Dass es auch das Zentrum eines militanten Islams wurde, ist ein Schönheitsfehler und bestätigt nur das englische Sprichwort „Nobody is perfect!“].

Benny Morris’ Aussagen als Neuer Historiker werden gerne von schwafelnden Friedensbewegten zur Dämonisierung zionistischen Seins und Tuns herbeigezogen. Morris ärgert sich darüber und schreibt in diesem Brief klipp und klar: „Die Dämonisierung Israels ist beruht weitgehend auf Lügen – wie die Dämonisierung der Juden während den vergangenen 2000 Jahren. Es gibt zwischen beidem eine Verbindung“.