Samstag, 21. Februar 2009

Rubens Appetit und ein alter Held




21.2.2009

Ich wusste nicht, dass Ruben eine solch ausgeprägte Wertschätzung der darstellenden Künste besitzt - er sandte mir heute dieses appetitliche Meisterstück mit dem Titel "Kein Wunder, dass der Mittlere Osten so tief in der Scheisse steckt". Ruben ist ein Meisterkoch, vielleicht wollte er da hineinbeissen.
Soweit meine Einleitung zu diesem Tagebucheintrag.

Von Matthias Küntzel erhielt ich den Link zu einer wichtigen Mitteilung: "Anfang dieser Woche wurde in London die Interparlamentarische Koalition zur Bekämpfung des Antisemitismus gegründet" und ich empfehle die Lektüre dieser Mitteilung. Es scheint, dass das Thema des wiedererwachten Antisemitismus nun wirklich diskutiert wird. Allerdings, so denke ich, solange diese Diskussion nur in akademischem Rahmen geführt und die Öffentlichkeit von diesem Thema verschont wird und weiter fast ungestört dem Judenhass frönen kann, ist noch nicht erreicht, was erreicht werden soll. Das ist, da diese Geisteskrankheit weitgehend unheilbar ist, sie wenigstens zu retabuisieren und zweitens, Antisemitismus nicht mit der gerade modischen Islamophobie zu relativieren.

Etwas Neues aus der Familie. Unser Sohn Jehoshua ist in unsere Nähe, nach Zichron Ya'akov gezogen, allerdings im feinen Giv'at Eden, wo die schönen neuen Villen stehen. Dort wohnt der ehemalige Kapitän des berühmten Schiffes "Exodus", Ike Aronowitz, heute 85 Jahre alt (rechts im Bild, mit seinen ehemaligen Zweiten Offizier Jack Johnson), dessen Haus eine angebaute Dreizimmerwohnung besitzt, die Jehoshua gemietet hat. Nun wohnt er bei einer historischen
Persönlichkeit, in einem Haus dessen Terrasse über dem Wadi Milek hängt, gegenüber unserem arabischen Nachbardorf Faradis. Die Aussicht auf das Araberdorf und über die Felder und Fischteiche bis ans Meer ist einmalig. Er wird sich damit abfinden müssen, täglich fünf Mal den Muezzin aus den Lautsprechern der Moscheen zum Gebet aufrufen zu hören. Das stört ihn nicht, er habe vorher in Galiläa gewohnt, sagt mein Sohn, dort wohnen alle, Araber und Juden, recht nah bei- oder aufeinander und sind gegenseitigen Lärm gewohnt.

Etwas zur Exodusgeschichte:. Ike war der Kapitän und sein Kollege Yossi Harel, war Verantwortlicher für das gesamte Unternehmen, nämlich das Schiff mit 4500 jüdischen Überlebenden des Holocausts in ihre neue Heimat, dann noch Palästina zu bringen und dort, wenn auf See von der British Navy aufgriffen, für die Welt zu demonstrieren, wie England Überlebende des Nazihorrors behandelt. Wie erzählt wird, habe Yossi Harel, den Befehl zum Wenden gegeben, als englische Kriegsschiffe die Exodus einkreisten und sie aufforderten in den Herkunftshafen zurückzukehren. Der Zweck der Reise sei erfüllt, meinte er. Da habe Ike gemeutert, den Befehl verweigert und mit Volldampf Kurs auf die palästinensische Küste genommen. Englische Soldaten enterten daraufhin das Schiff. Ein sechzehnjähriger sei mit einem Schuss ins Gesicht getötet worden und ein Matrose mit einem Gewehrkolben erschlagen worden. Das sei der Auslöser zur UNO-Resolution 181 im November 1947 zur Teilung Palästinas gewesen. Wieweit das stimmt weiss man nicht, doch Ike Aronowitz ist davon fest überzeugt. Mit dem von Paul Newman dargestellten Ari Ben Canaan im Filmklassiker "Exodus" hat Ike herzlich wenig gemeinsam – aber Jehoshua findet den alten Helden, so wie wir in vorfanden, einfach herzig.

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