Mittwoch, 18. August 2010

Die öffentliche Meinung der arabischen Welt

In den vergangenen Wochen haben verschiedene Gründe meiner eigenen Tagebuchproduktivität Grenzen gesetzt. Das muss einigen meiner Freunde aufgefallen sein, sie schrieben mir und fragten was zum Teufel denn mit mir los sei. Es gibt zwei Haupt- und einige Nebengründe. Erstens sind in den Monaten Juli und August Schulferien und wir haben sieben Enkel in Israel, sodass die nötige Ruhe und vor allem Zeit zum schreiben fehlt. Zudem stehen wir vor dem Umzug von unserem zweistöckigen Häuschen in eine einstöckige Wohnung. Doch Zichron Ya’akov bleibt weiterhin unser Wohnsitz, darauf verzichten wir nicht. Also, wer unter meinen Lesern unter Entzugserscheinungen leidet verzeihe mir, helfen kann ich ihm nicht.

In einem Artikel mit dem Titel „Can you handle the truth? Poll shows the shocking reality of Arab Public Opinion” (Können sie mit der Wahrheit umgehen? Die schockierende Realität der arabischen öffentlichen Meinung) schreibt Barry Rubin, Professor am IDC Herzlia und Direktor des dortigen Gloria Centers, einem der zahlreichen „Think Tanks” zum Thema Mittlerer Osten. Ich schätze Rubin, auch wenn seine unglaubliche Produktivität manchmal den Gedanken aufkommen lässt, er könnte „Ghost Writer“ haben. Da dieser Aufsatz in englischer Sprache verfasst ist, denke ich es wäre vorteilhaft einige seiner Aussagen in Deutsch zu besprechen.

Im laufenden Jahre 2010 wurde von Zogbi International und der Universität von Maryland in Ägypten, Jordanien, Libanon, Marokko, Saudi Arabien und den Arabischen Emiraten Umfragen veranstaltet, deren Resultat Kenner nicht überrascht. Aber jene, die ihr Wissen ausschliesslich aus der Tagespresse beziehen oder gar jene, die aus ideologisch motivierten Gründen ihr Hirn allem verschliessen, das ihren Vorurteilen entgegensteht - ja die werden Probleme kriegen und wohl von „Lügen“ schwafeln.

Hier bitte einige Muster, die ich mit eigenen Feststellungen „verstärkt“ habe:

- arabische Hoffnungen in die amerikanische Regierung unter Obama sind von 2009 bis 2010 von 51 auf 16 Prozent gesunken. Warum? Die in Obama gesetzten Erwartungen wurden nicht erfüllt, seine Politik der vermehrten Distanz von Israel wird als weit unter den arabischen Erwartungen angesehen, obwohl er sich persönlich in diese Welt einzuschmeicheln versucht hatte. Weniger Israel scheint ihr Sorge zu sein, sondern das völlige Versagen Obamas im Kampf mit den Jihadisten dieser Welt. Dieser Realität scheint Obama sich nicht stellen zu wollen oder zu können. Er erhält ebenso wenig arabische Unterstützung wie sein Vorgänger George W. Bush.

- Die arabische Welt sieht Israel noch immer als riesige Bedrohung, von 95% in 2008 auf 88% heute, zeigt, dass die allgemeine Feindseeligkeit sich wenig geändert hat. Die Öffentlichkeit Jordaniens, Saudiarabiens und Ägyptens sieht weiterhin Israel als grösste Bedrohung, das sich über den gesamten Mittleren Osten breitmachen wolle. Das beweist einmal mehr, wie sehr sich die arabische Welt vom rationalen Denken entfernt hat.

- Gefragt welche ausländische Leader der arabischen Welt am meisten geachtet werden, nannten knapp 70% den türkischen Premierminister Recep Erdogan (20), den Präsidenten Venezuelas Hugo Chafez (13), den iranischen Ministerpräsidenten Mahoud Ahmedinejad (12), den Hisbollah Anführer Hassan Nasrallah (9), den Präsidenten Syriens Bahar Al-Assad (7), Osama Ben-Laden (6) und den so früh verstorbenen Saddam Hussein (2). Die Hegemonie des Radikalismus der Massen, der passionierte Hass auf Israel und den Westen und die völlig fehlende Sympathie für Demokratie und Liberalität kommen hier zum Ausdruck. Keine relativ moderate arabische Politiker sind in dieser Liste zu finden, sondern Extremisten und davon zwei Nichtaraber (Erdogan und Ahmedinejad).

Die westliche Vorstellung Beschwichtigung, Zugeständnisse und Schmeicheleien könnten die arabischen Massen beeinflussen hat sich als falsch erwiesen, wird aber trotz allen Erfahrungen und Beweisen des Gegenteils nicht korrigiert. Islamisten der religiösen und der säkularen Art outen sich mit dem hier gezeigten und immer abgebildeten Hitlergruss (Beispiel: Hamas) als Erben Hitlers.

Zum Dessert ein umfangreicher Bericht von Tom Gross über das hungernde Gaza, der sich darauf spezialisiert zu haben scheint, die Not der Gazaner brutal blosszustellen. Neben Fotos und Filmen, ist der von Tom Gross präsentierte Vergleich zwischen der Not Gazas und Afrikas bemerkenswert.

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