Gestern Abend waren Lea und ich in "unserer" Kunstgalerie in Umm El-Fahm an einem kleinen Anlass für den hiesigen Schweizer Botschafter Walter Haffner und einige seiner Mitarbeiter. Der Abend war interessant, Gilles Fontolliet ein junger Schweizer Kunstlehrer, den ich in die Galerie als Volontär gebracht hatte, erzählte und erklärte seine Arbeit, gefolgt von Erklärungen Said Abu-Shakras. Anschliessend gingen wir ins bekannte arabische Restaurant El Babur, an der Hauptstrasse gelegen und von vielen Israelis und Touristen geschätzt. Dort assen wir wundervolle Lammkoteletts, eigentliche fast fettlose Lammrippchen (rack of lamb), an die ich mich noch 24 Stunden später mit Wonne erinnere.
Am folgenden Tag sei, so Said, eine weitere antiarabische Demonstration in Umm El-Fahm angekündigt, an der unsere hauseigenen jüdischen Faschisten Michael Ben Ami, Itamar Ben Gvir, Baruch Marzel und ihre Anhänger Hetzreden gegen Israels Araber und, als vorgeschobenes ihren Araberhass begründendes Argument, gegen die Islamische Bewegung Nordisraels des Scheich Raed Salah halten wollen. Letzteres hat eine gewisse Berechtigung, hetzt doch der Scheich ununterbrochen gegen Israel und seine jüdischen Bürger. Nur, so denke ich, wenn solche Vorwürfe von Juden wie Marzel und seinen rechtsgewickelten Kumpanen kommen, geht diese Berechtigung völlig verloren, sind diese doch die jüdische Version des Rassenhasses, wie jener der Bewegung des Scheichs die palästinensisch/muslimische Version desselben ist. Seine nordisraelische muslimische Bruderschaft ist eine Filiale der palästinensischen Hamas, den Sunniten, die vom schiitischen Iran gesteuert wird und deren oberstes Ziel die Zerstörung Israels ist.
Bei den verbalen Unflätigkeiten von Seiten Marzels, Ben Amis und Ben Gvirs blieb es nicht. Wie mir Said Abu-Shakra am Abend vorher schon erklärt hatte, verabredeten sich die Stadtbewohner darauf auf die jüdische Provokation nicht zu reagieren, ihrer Arbeit nachzugehen und die tägliche Routine einzuhalten. Eine hervorragende und mutige Entscheidung, die leider von zwei arabischen Mitgliedern der Knesset zunichte gemacht wurde. Wie mir von arabischer und drusischer Seite zugetragen wurde, nutzten die MKs Haneen Zuabi und Apo Aghbaria die Stunde, stiegen auf die "Barrikaden" und hetzten auf die israelischen Ordnungskräfte, was wiederum den örtlichen "Shabab", verstärkt durch reguläre arabische Steinewerftouristen, ermutigte gegen die Polizei vorzugehen. Als Resultat gab es Verletzte, darunter Polizisten und die zwei arabischen MKs.
Die Bande des Baruch Marzel hat ihr Ziel erreicht – ihre Provokation wurde von Politikern der Gegenseite gerne genutzt, um weiter Zwietracht zwischen Juden und Arabern Israels zu säen. Marzels Demonstration, die vor allem unseren arabischen Bürgern zeigen sollte, wer Herr im Hause ist, hat ihren Zweck erfüllt, die mutige und vernünftige Rechnung der Bürger Umm El-Fahms ist nicht aufgegangen. Die Hetzer beider Seiten haben den Tag gewonnen und gegenseitige Animosität, Vorurteile und Abneigung zwischen israelischen Arabern und Juden um eine weitere Stufe verstärkt. Man könnte meinen die Hasser beider Seiten hätten sich dazu verabredet.
Zwei Dinge fallen bei diesen Geschehnissen auf:
Erstens, wieder zeigt sich dass sich arabische Knessetmitglieder wenig oder gar nicht um die Interessen ihrer eigenen Wählerschaft kümmern. Sie hätten es in der Hand, Israels arabischer Minderheit das Leben in einer demokratischen Gesellschaft zu erleichtern und den Umgang damit zu vermitteln. Benachteiligungen, mit denen unsere arabischen Bürger leben interessieren sie nur soweit, wie diese der antiisraelischen Agitprop dienen. Lieber suchen sie Sündenböcke, statt ihrer Wählerschaft Selbstverantwortung beizubringen und ihnen als deren Parlamentvertreter zu helfen.
Zweitens, die dieses heutige Festival des Rassenhasses auslösenden jüdischen Knessetmitglieder, haben genau so wenig Respekt für Demokratie, wie die Objekte ihres Hasses. Genau so wie Jihadisten eine Rückkehr des Kalifats herbeihassen und herbeibomben wollen, wollen jüdische Nationalisten der vorliegenden extremen Sorte, eine Rückkehr zur Lebensart der Zeiten König Davids oder ähnlichem. Sie beide lehnen die Moderne mit ihrer Demokratie und persönlichen Freiheiten ab um überholten Sehnsüchten nachzulaufen, Sehnsüchte, deren Werte unseren Werten diametral entgegenstehen.
Donnerstag, 28. Oktober 2010
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1 Kommentar:
Lieber Uri,
Wir glaubten einmal, die arabischen MKs muessten zu Brueckenbauern zwischen Juden und Arabern in Israel werden.Das war wohl nur ein Traum.
Herzlich Rafi Siano
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