Dienstag, 5. April 2011

Carpe Diem


Erst möchte ich auf einen Artikel der New York Times (auch International Herald Tribune) erschienen Artikel aufmerksam machen. Darin wird ein Thema beschrieben, das mitbestimmender Teil meines Lebens in Israel geworden ist: die Kunstgalerie Umm El-Fahm und ihr Gründer und Leiter Said Abu-Shakra, heute einer meiner engsten Freunde. Ich bitte, diesen Bericht zu lesen. Es geht auch um das geplante Museum für zeitgenössische arabische Kunst. Wichtig ist Saids Aussage, dass dieses Projekt ohne sehr wesentliche arabische Unterstützung nicht gebaut werde: “I can’t imagine building it without the help of both communities,” he said. “The goal is not just to build the museum; it’s to do it together.” (Ich kann mir den Bau [des Museums] ohne Mithilfe beider Gemeinschaften [der arabischen und der jüdischen] nicht vorstellen). Das Ziel ist nicht nur das Museum zu bauen, sondern es zusammen zu tun. In anderen Worten, ohne substanzielle Mithilfe aus arabischen Kreisen werde er nicht bauen – etwas, das Said wiederholt betont.

Zur Sache:

Für jeden ersichtlich, zeigt die arabische Revoluzzerwelle, wie wenig der Araber-Israelis Konflikt mit den wirklichen Problemen der arabischen Welt zu tun hat. Natürlich wollen Gruppierungen und Individuen, die ideologisch gelähmt keinerlei Einsichten, seien diese noch so klar und überzeugend, das nicht wahrnehmen. Besonders wenn diese nicht in ihr politisch eingleisiges Auffassungsvermögen passen.

Dann kommt Richter Goldstone und widerruft die Grundlagen seines UNO-Bericht über den Gazakrieg und, so könnte man sagen, behauptet das Gegenteil. Man muss es dem Richter lassen, Mut hat er, denn inzwischen ist ihm sicher bewusst geworden, ab sofort ganz oben auf der Abschussliste verschiedener arabischen Extremistenclubs wie Hamas und Hisbollah – die ihn bisher als einen Hauptzeugen für ihre Lügenpropaganda verehrt haben – zu stehen.

Dann kommt die fast vollständige internationale Mediengemeinschaft, die bisher bewusst und mit Wonne arabischen und palästinensischen Lügengeschichten aufgesessen ist. Sie sind es vor allem, welche die Gräuelgeschichten israelischer Untaten verbreiteten und kaum arabische Menschenrechtsverbrechen, in deren Welt ein tagtägliches Vorkommnis, zur Kenntnis nehmen. Menschenrechtsverletzungen sind in ihrer Sicht ausschliesslich für antiisraelische Propaganda da – jetzt, wenn diese Welt plötzlich offiziell sehen darf, was alles blossgestellt wird – warten wir auf ein wenig Umdenken. Goldstones Einsicht wird den Schaden, den er mit seiner Kommission unserem Land zugefügt hat nicht wiedergutmachen können. Moshe Dayans in diesem Zusammenhang oft zitierte Aussage „Nur ein Esel ändert nie seine Meinung“ trifft auch hier zu.

Trotzdem, Goldstone hat eines fertig gebracht: Er schlug einen weiteren Nagel in den Sarg der Sage ausschliesslich israelischer Schuld an der Lage der arabischen Nation. Damit sollten die Gemeinschaft israelkritischen Linken und Grünen Europas, der Israelhasser an amerikanischen Hochschulen und der bigotten UNO-Menschenrechtsorganisation ihre Hosen osenHosen gänzlich verloren haben – auch wenn sie psychologisch unfähig sind, das zu realisieren. Das nach dem die heutigen „wundervollen“ Vorgänge in der arabischen Welt, diese Tatsache der gesamten Welt demonstrieren. Allerdings, eine Reaktion oben erwähnter Kreise ist deshalb ausgeblieben, sie sind wohl noch immer im Schockzustand und sprachlos. Denn diese, die bisher sämtliche Werte auf den Kopf gestellt, die Legitimität von Selbstverteidigung ins völlige Gegenteil gekehrt haben, ja die offene israelische Gesellschaft als Apartheid bezeichnen und die arabischen Diktaturen (ob islamisch oder nicht) als Demokratien beschreiben, wird der Boden unter den Füssen weggezogen. Die gegenwärtige Offenlegung der katastrophalen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zustände in der arabischen Welt bestätigt eigentlich nur, was jeder der will, im Arab Human Development Report 2002 der UNO hätte lesen können.
Leider hat Israel für die neue Lage die falsche Regierung. Mit Alles oder Nichts wollenden Rechtsextremisten und der ausschliesslichen an sich selbst interessierten Ultraorthodoxie, die Israels heutige Aussen- aber auch Innenpolitik bestimmen, ist es unmöglich versöhnlich aber dennoch kraftvoll Friedenspolitik zu machen. Fehlt es Israel wirklich an Kraft, Willen oder Vorstellungskraft, den Tag zu nutzen und der Welt am lebenden Beispiel die wirkliche Lage im Nahen Osten vorzuführen und überzeugend zu erläutern. In der arabischen Welt geschieht revolutionäres, weltbewegendes. Eine bescheidene Revolution im israelischen Regierungsdenken ist nicht zu viel verlangt, um, sobald sich die Lage geklärt hat, mit den neuen arabischen Machthabern das Gespräch zu suchen. Zwar kann ich mir einige israelische Politiker für diese Aufgabe vorstellen, doch dazu müsste in der Regierung selbst und in der Knesset ein massives, auf Frieden durch Kompromiss gerichtetes Umdenken stattfinden. Noch sind wir nicht so weit. Ob sich in der in Erneuerung befindenden arabischen Nachbarschaft ein Partner finden lässt, wird sich herausstellen, es ist noch zu früh dazu, der Rauch hat sich noch lange nicht verzogen. Es sei aber gestattet zu fragen, ob Nethanyahus Regierung wirklich Pläne für Israels politische Zukunft der Vernunft vorbereitet.

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