Donnerstag, 4. August 2011

Kleinigkeiten



Vorhautverengung

Heute wurde bekanntgegeben, dass ein Arzt ohne Zustimmung der philippinischen, römisch-katholischen Mutter, die in Israel als Pflegerin arbeitet, ihrem kleinen, acht Tage alten Sohn eine Brith Milla (Beschneidung) verpasst hat. Einzelheiten stehen noch aus, doch wird der Kleine bei späterem Geschlechtsverkehr bestimmt nicht an einer Vorhautverengung leiden. Masal Tov!

Links und Rechts

In der Tel Aviver Zeltstadt erwischte die Polizei zwei Linksextremisten beim Niederreissen des Zeltes zweier Rechtsextremisten aus der Westbank, die sich neuerdings mit dem Kampf um soziale Gerechtigkeit in Israel identifizieren. Wieweit diese Identifikation geht, ist wenigstens mir noch unklar. Inzwischen nehmen auch israelische Araber an den Demonstrationen teil.

Der arabische Frühling

Wie zahlreiche andere Pessimisten, scheine ich mit meiner Prophezeiung über den Gang der arabischen Revolutionen richtig zu liegen. In Syrien bringt man das demonstrierende Volk zu Hunderten, wenn nicht zu Tausenden um, in Ägypten liegt zwar Mubarak in seinem Krankenbett in einem Käfig im Gerichtssaal, doch gab es auch in diesem Land Hunderte von Toten – ob der Mubarak daran schuld ist, weiss ich nicht. Wichtiger scheint mir, dass das Ziel der Demonstranten weit verfehlt wird, denn schon machen sich die Muslimbrüder mit Hilfe der Armee bereit, die Macht zu übernehmen. Den Ägyptern könnte die Zeit der modernen Pharaos (Mubarak, Sadat, Nasser) bald paradiesisch vorkommen. In Jemen weiss niemand was eigentlich passiert, wahrscheinlich nicht einmal die CIA oder der Mossad. Im Libanon haben Hisbullah die Macht an sich gerissen. Allerdings zittern sie im Moment wohl um den syrischen Präsidenten Dr. med. Assad. Sollte dieser fallen, wird es für Hassan Nasrallah, diesem schiitischen Grüsel, schwieriger werden, seinen Terror gegen Christen und Sunniten im Libanon und die Bedrohung gegen Israel im selben Masse aufrecht zu erhalten. Iran müsste ihn auf direktem Weg mit Waffen beliefern und an der Küste passt die israelische Marine auf.

Die Westbank

Den Sechstagekrieg in 1967 verbrachte ich in der Westbank und half beim Erobern mit. Da mir selbst noch vor dem israelischen Einmarsch in die Westbank massenhaft jordanische Kugeln um den Kopf flogen (erst dachte ich es wären Bienen), hatte ich damit kein Problem, denn ich wurde böse. Nicht nur rannten wir gegen jordanische Stellungen an oder kämpften mit ägyptischen Kommandos (hünenhafte schwarze Nubier, die sich lieber selbst in die Luft jagten, als sich zu ergeben), sondern befassten uns mit palästinensischen Flüchtlingen, die Richtung Osten zogen. Dank meiner Sprachkenntnisse durfte ich viele von ihnen wieder überreden, in ihre Dörfer zurückzukehren. 

Sollte die nicht endende Selbstverweigerung von Mahmud Abbas gegenüber Friedensgesprächen mit Nethanyahu (der sich bekanntlich auch nicht darum bemüht) und Terror aus der Westbank Israel wieder überschwemmen sollte (darüber ist gelegentlich zu lesen und zu hören), könnte eine zweite Militäraktion ähnlich wie „Defensive Shield“ in 2002 ausgelöst werden, in der die israelische Regierung unter Umständen palästinensische Flüchtlingsströme in Richtung Osten nicht wieder anhalten und gutmütig in ihre Dörfer und Städte zurücksenden würde. Darüber mache ich mir Gedanken. Palästinensische Politiker sollten das auch tun. Die Sympathien der Welt, wenigstens der westlichen, haben begonnen die Barbarei arabischen und muslimischen Politstils zu durchschauen, der blutige arabische Frühling in Syrien, Bahrain, Jemen etc. demonstriert das sehr anschaulich, auch wenn die Brücke zu den Gefahren für Israel nicht oft geschlagen wird. So wie Benny Morris, der sich ähnliche Gedanken zu den Flüchtlingen vom 1948er Krieg, der wie der Krieg von 1967 für Israel ein Verteidigungskrieg um Israels Existenz und das Leben hunderttausender seiner Bürger war, machte. Benny Morris, einst einer der „postzionistischen Historiker“, der später nochmals auf die Welt kam, fragt sich heute, ob man damals nicht alle Palästinenser hätte Richtung Osten gehen lassen. Seine Antwort zur eigenen Frage habe bisher noch nirgends gelesen, doch nur schon diese zu stellen gibt zu denken. Wer sich dafür interessiert lese sein Buch „1948“. 

Zwei Zitate zum Thema „Israelkritiker“

Der argentinische Soziologe Patricio A. Brodsky hat den Antizionismus in Anspielung auf den berühmten Ausspruch August Bebels als »Antiimperialismus der Dummen« bezeichnet.

Antiamerikanismus, antisemitische Karikaturen und Vergleiche der israelischen Politik mit der Nazi-Herrschaft gehören weltweit zum guten (linken) Ton. (Thorsten Mense, Jungle World Nr. 30/2011)

1 Kommentar:

Alexander Scheiner hat gesagt…

Lieber Uri, Vorhautverengung sei unangenehm, hat mir mal ein Freund erzählt. Er kriegte dann sozusagen eine Milah (ohne Brit) verpasst. Seitdem sind er und seine Freundinnen zufrieden. Aber was ist mit Vorhautverengung im Kopf? Ich vermute, dass dies bei den 135 GröAazen, die sich den BDS Befürwortern zumindest politisch angeschlossen haben die Ursache ist. Dein Alexander Scheiner