Montag, 29. August 2011

Nahost à la carte



Erst ein paar dankende Worte für meine mein Tagebuch lesenden Freunde, die, wie ich hörte, sich um mich Sorgen machten. Seit gut zwanzig Tagen habe ich nichts mehr geschrieben – das passiert und sollte eigentlich kein Grund zur Besorgnis sein. Auch wenn das ausgerechnet in einer Zeit geschieht, in der in arabisch-jüdischen Gefilden viel passiert. Aber trotzdem, beruhigt euch, es geht mir recht gut. Hier bitte, Gedanken zu zwei aktuellen Themen:

Terror

Im Negev werden Menschen terrorisiert, umgebracht, Autobusse in die Luft gejagt, israelische Ehepaare aus nächster Distanz mit Wonne erschossen. Also wehrt sich Israel und bringt es fertig fünf Stunden nach den Anschlägen an der ägyptischen Grenze, an der nicht einmal ein anständiger Zaun vorhanden ist, die Haupturheber dieses Terrortages zu liquidieren. Doch statt ein der israelischen Armee spendiertes "Bravo", las ich in der Schweizer Presse Titel wie „Israel bombardiert Gaza“ als wäre dies aus Spass geschehen. Warum Israel solches tut wird bestenfalls, wenn überhaupt, am Ende solcher Artikel beiläufig erwähnt. Leider kommen bei derartigen Aktionen oft Zivilisten zu schaden, denn Terroristen fühlen sich bekanntlich unter Frauen und Kindern am wohlsten. Dazu gibt es einen politischen und taktischen Grund. Dass Unbeiteiligte bei israelischen Verteidigungsaktionen verwundet oder gar getötet werden, kratzt weder Hamas, Hisbullah oder andere Jihadisten. Denn eigene Zivilisten werden als Kanonenfutter betrachtet, das dann zur Begründung des permanenten palästinensischen Judenhasses benutzt wird. Nichts an diesem System der Verwurstung der eigenen palästinensischen und arabischen Zivilbevölkerung ist neu. Zurzeit kann jeder, der seine Augen nicht vor Tatsachen verschliesst, mitverfolgen wie in Syrien und Libyen solches in einem ungleich grösseren Rahmen täglich rund um die Uhr geschieht. So wird es bestimmt noch viele Monate weiter gehen.

UNO

Aus Gründen, die ich nicht verstehe, vermittelt die israelische Regierung den Eindruck, die rechtlich unverbindliche UNO-Abstimmung - es sei denn dieser palästinensische Alptraum (das ist er, denn dieses Palästina könnte ja nicht auf eigenen Füssen stehen und müsse auch weiterhin auf geschnorrtem Geld existieren), würde im Sicherheitsrat akzeptiert - kümmere sie nicht. Dieser Drang, einen weiteren korrupten Bettelstaat in den nahöstlichen Wüstensand zu setzen, wird von vielen Staaten der gleichen Art, wie auch von einigen politisch korrekten europäischen Ländern, die bis heute noch nicht begriffen haben, dass damit niemals Frieden in dieser Region erreicht werden wird, unterstützt.
Ich und die Mehrheit meiner Freunde stehen für die Zweistaatenlösung ein – einen arabischen (seit Arafat „palästinensischen“) Staat neben einem jüdischen – so wie es die UNO-Resolution 181 in 1947 bestimmt hatte. Hier geht es, wie bei Radio Eriwan, ums Prinzip. Nur, solange palästinensischen Absichten nicht zu trauen ist, wird es diesen Staat nicht geben. Israel ist, manchmal, lernfähig. Als es seinerzeit um den Abzug aus Gaza ging, standen sehr viele Leute, darunter auch ich, dafür ein und hofften damit ein Zeichen der Erwartung friedvollen Verhaltens zu setzen. Wir banden blaue Bänder an unsere Autos, damit unsere friedvollen Absichten demonstrierend – die Gegner fuhren mit orangefarbigen Bändern herum - mein Auto wurde teildemoliert. 

Amerikanische Juden investierten Millionen, um dem nun vom israelischen Joch befreiten Gaza soweit wie möglich wirtschaftliche Unhängigkeit zu garantieren – alles nützte nichts, der seit fast hundert Jahren anerzogene und durch nichts zu kontrollierende Judenhass liess nur zu Israel mittels Raketen zu verwüsten und die meisten der intakt zurückgelassenen Landwirtschaftsbetriebe zu zerstören. Daraus haben vernünftige Israelis lernen müssen, dass trotz schönen Phrasen in englischer Sprache des Mahmud Abbas und seiner politischen Kollegen, Israel auch den heutigen palästinensischen Politikern nicht trauen kann. Denn in arabischer Sprache sagen sie anderes, meist das Gegenteil – alles wohl dokumentiert. Wie zum Beispiel, das sie einen palästinensischen Staat in der Westbank nur als ersten Schritt zur Eroberung des restlichen „Palästinas“, also Israel, sehen. Diese Situation hat dazu beigetragen, Israel rechtsgerichtete nationalistische Regierungen zu geben, denn das Volk fürchtet sich davor, von der heutigen Warte aus gesehen mit Recht, sich palästinensischen Raketen aus der Westbank auszusetzen. Das ist der Grund, dass sich Israel über die UNO-Abstimmung nicht sehr begeistern kann, auch wenn es den Palästinensern vielleicht den eigenen Staat gönnen würde. Ich und viele meiner Schweizer Freunde hoffen, dass der Bundesrat in der UNO nicht blauäugig diesem palästinensischen Wunsch zustimmt. Nach den Erfahrungen der Schweiz mit arabischer Politik, ich denke da an Libyen, müsste Bundespräsidentin und Aussenministerin Micheline Calmy-Rey über ihren eigenen Schatten springen und Rückgrat zeigen. Ob ihr die bis anhin 133 Unterzeichner der „jüdischen“ Petition der Damen Spiegel und Weil genügend Rückenwind zu tapferem Agieren geben werden, wage ich zu bezweifeln.

So, das reicht für heute. Allen einen lieben Gruss.

1 Kommentar:

Alexander Scheiner hat gesagt…

Lieber Uri, denk' ich an die jüdischen Schweizerfreunde der Palästinenser in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht. Wieso und warum? Weil nämlich die palästinensische Intifada gegen Israel auf vollen Touren weitergeht! Es ist dies eine wirtschaftliche, politische und religiöse Intifada: Boykotte auf wirtschaftlicher, politischer und kultureller Ebene. Vorzüglich geplant und durchgeführt mit der arabisch-islamischen PR-Maschine zum Nutzen unserer künftigen palästinensischen Nachbarn. Und wenn ich nochmals an die GröAaze denke (grössten Altruisten aller Zeiten), dann sag ich jetzt lieber nichts, sonst gibts eine Sammelklage der 134 gegen mich.