27.9.2008
Das Thema Faschismus unserer Region beschäftigt mich weiterhin. Meine Bemerkungen zum israelischen Faschismus wurde vor zwei Tagen akzentuiert, durch eine Rohrbombe, die Ze’ev Sternhell in Jerusalem vor die Haustür gelegt wurde und ihn leicht verletzte. Sternhell ist Professor an der Hebräischen Universität und Fachmann für Rassismus und Faschismus. Seine Gedanken sind denen von Yeshaiyahu Leibowitz nicht unähnlich, der die Besiedelung der Westbank und die Herrschaft übe die dortigen Palästinenser als das Grundübel israelischer Politik sah. Ich weiss nicht, ob Sternhell Mitglied der Friedensbewegung „Schalom Achshav“ (Frieden jetzt) ist, deren Generalsekretär Yariv Oppenheimer eine Morddrohung erhielt, in der Form eines Preises von über einer Million Schekel für seinen Kopf. Selbstverständlich versuchen sämtliche Politiker der politischen Rechten sich gegenseitig mit ihren Verurteilungen des Mordversuchs und der Morddrohung zu überbieten, doch kaufe ich diese nicht allen ab.
Es muss festgestellt werden, dass politischen Morde, Mordversuche und Gewalttaten in Israel fast ausschliesslich aus der rechten faschistoiden Politszene kommen, während die politisch Linken und die politische Mitte, meist ihre Opfer sind. Dazu zähle ich auch gewalttätige Anarchisten, die sich als linke Friedensengel empfinden, denn das Etikett politisch „Links“, das sich neben dem zarten und feinfühligen Josef Stalin auch europäische Demonstrationstouristen und Chaoten (ich denke hier an Schweizer 1. Mai-Umzüge oder an Durban I) zulegten, darf nicht zum Persilschein für politische Gewalt verkommen.
Durch die Aktivitäten und die Ideologie der extremistischen Siedlerbewegung von heute werden die politischen Fundamente unseres Staates untergraben. Die Prioritäten, von ihren Rabbinern vorgegeben, sind Herrschaft über Land, eine fundamentalistische Auslegung der Bibel und die Ablehnung des heutigen Staates Israel. Begriffe wie Demokratie, freie Gesellschaft, Meinungsvielfalt und Pluralismus kommen in dieser Ideologie nicht vor. Aus diesem Grunde ist für mich dieser höchst unzionistische jüdische Extremismus eine weit grössere Gefahr für unser Land, als die arabische und iranische Bedrohung.
Wenn in Israel Demokratie und freie Gesellschaft untergraben werden, wenn das Sozialwerk Israel weiter demontiert wird und einem blindwütigen Raubtierkapitalismus Platz macht, der mit der humanistischen Tradition der Gründergenerationen nichts mehr gemein hat, dann werden wir eines Tages aufwachen und einen jüdischen Staat vorfinden, dessen Verteidigung sich nicht lohnt – auch nicht mit der feinsten Armee des Mittleren Ostens.
Sonntag, 28. September 2008
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