9.10.2008
Ich weiss nicht, wo in Amerika diese Tafel steht. Ersichtlich ist einzig, dass es eine jüdische Gemeinde ist – wahrscheinlich eine orthodoxe, da ihr Name in aschkenasischem Hebräisch geschrieben ist (Sholom statt Shalom). Aber diese jüdische Gemeinde nimmt Stellung bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen, denn nach den Neujahrswünschen ist ins Deutsche übersetzt zu lesen: „Bitte wählt den Schwarzen“ (Please vote for the „Shvartzeh“ – ein englisch-jiddischer Ausdruck, der unfeinen Art). Diese Tafel ist nicht nur amüsant, sondern sie imponiert, denn das sonst unter Juden in verächtlicher Absicht benutzte Wort „Shvartzeh“, wird hier ins Gegenteil verkehrt und ruft respektvoll zur Stimme für Barrack Obama auf. Auch wenn es vielleicht von einigen politisch korrekten Neurotikern nicht so erkannt wird.
Kann es sein, dass ich nicht genügend Zeitung lese oder Fernsehnachrichten schaue – politisch scheint es in Israel relativ ruhig zu sein. Das unsere neue Ministerpräsidents-Kandidatin daran arbeite eine Regierung aufzustellen, etwas das eigentlich jedermann beschäftigen sollte, stellen das dem Thema Iran und dessen Atomwaffen sowie die Präsidentschaftswahlen der USA die vordergründigen Hauptsorgen dar. Meine aus Amerika stammenden hiesigen Freunde sind geteilter Meinung. Die meisten ziehen McCain vor, da die rassistische, beschämend aus jüdischen Kreisen stammende Propaganda gegen Obama, bei labilen Gemütern zu wirken scheint. Als Bürger der Schweiz und Israels darf ich nicht mitwählen und so halte ich mich aus Diskussionen zu diesem Thema heraus, nur über die oben erwähnte Anti-Obama Lügenpropaganda gebe ich meinen Senf auch ungefragt dazu.
Erwähnenswert sind die Glückwunschtelefone von meinen drusischen und arabischen Freunden zu den Festtagen. Bei den Muslimen habe ich wenigstens Gelegenheit zu Id El-Fitr, dem Abschluss des Ramadans zu gratulieren, bei den Drusen habe ich über ihre religiösen Festtage nicht die geringste Ahnung. Freund Hani hat mir zwar Aufklärung über die Geheimnisse der Drusenreligion versprochen. Wenn es so weit ist, hoffe ich in der Lage zu sein, darüber aufzuklären. Auf jeden Fall denke ich, dass es eigentlich unsinnig sein sollte, freundschaftliche Interaktionen dieser Art zu erwähnen. In einer normalen und gesunden (wenn es das überhaupt gibt) multikulturellen Gesellschaft, müsste dies eine Selbstverständlichkeit sein. Aber in unserer Regionen, in der gegenseitige Furcht und gegenseitiger Hass allzu oft zur Norm gehören, bleibt mir leider keine andere Wahl als darüber zu schreiben.
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