Montag, 26. Januar 2009
Das Vakuum
Eine Freundin, aus Amerika stammend und politisch schön patriotisch nach rechter Manier, erklärte mir kürzlich eine ihrer Theorien, die zu verstehen mich erst etwas Zeit kostete, ich sie jedoch, nachdem der Zwänzger gefallen war, als originell und fast, aber nicht ganz, aber ein wenig, richtig fand. Sie meinte, Europa habe im vergangenen Jahrhundert seine Juden ausgerottet. Als Ersatz dafür und das entstandene Vakuum füllend, wurde es mit dem Einzug von rund zehnmal Mal mehr Muslimen bestraft. Dies als Strafe zu sehen macht Sinn, denn während die Juden Europas sich bestens integrierten und der europäischen Kultur und Wirtschaft unendlich viel beigetragen haben, verweigern sich muslimische Einwanderer der Integration und wollen ihre mitgebrachte Kultur parallel und völlig separat weiterführen und sogar soweit gehen, die Gesetze der Länder, in denen sie heute leben, abzulehnen und durch ihre mittelalterliche Scharia zu ersetzen. Selbstverständlich gibt es europäische Muslime, die gerne in der freien Gesellschaftleben des Westens leben, doch werden auch sie von totalitären Glaubensgenossen bedroht. Jihadisten werden, das ist ein wirkliches Kuriosum, von einigen Europäern (auch einige Juden sind darunter) sogar unterstützt. Es gibt schon zahlreiche Fachleute aus Hochschulen, Medien und Politik, die fest glauben, dass es zur Rettung Europas vor der Islamisierung schon zu spät sei. Ich kann mir das zwar nicht vorstellen, aber eines ist klar: die Strafe für die Judenvernichtung ist eingetroffen. Dass der von dieser muslimischen Völkerwanderung nach Europa, der von ihnen mitgebrachte Judenhass eine Renaissance des europäischen Antisemitismus ausgelöst hat, ist kaum Zufall.
Das oben angesprochene ist ein Teil des Phänomens "Vakuum", das nie lange leer bleibt und umgehend gefüllt wird. Im wirklich Grossen gesehen lässt sich das in der neueren Weltgeschichte mit wenigen Worten beschreiben. Nach den Wirren nach Ende des Ersten Weltkrieges füllten Hitler und seine Nationalsozialisten das entstandene Vakuum und wurden, zusammen mit Japan, zur weltweiten Bedrohung. Nach seiner Vernichtung füllte Stalins Kommunismus das wiederum entstandene Vakuum und wurden von der freien Welt als existenzielle Bedrohung gesehen. Der Kommunismus kollabierte und wer füllte das neue Vakuum? Der islamistische Jihadismus, der erst im Namen einer herzigen Multikulti-Ideologie im Westen willkommen geheissen wurde, diesen aber heute bedroht. Ich glaube, dass weder der sowjetische Kommunismus (als Mitglied des jüdisch-zionistisch-marxistischen Jugendbundes "Haschomer Hazair", sah auch ich, wenn auch mit Zweifeln, Stalin als Überonkel. Doch davon ist im Haschomer Hazair von heute keine Spur mehr zu finden), noch die Nazis eine solch riesige Vertretung ihrer Interessen in der westlichen Welt hatten, wie der Jihadismus heute. Er wird nicht nur von Muslimen, sondern auch von nicht wenigen Akademikern (man denke an die britischen Aufrufe zum Boykott Israels, an die rabiaten Studenten in Kanada und den USA), Politiker der extremen Linken und Grünen, wie auch Teile der Medien – alle nach der dem philosophischen Motto "Nur die allerdümmsten Kälber, wählen ihre Metzger selber", denn sie nehmen nicht zur Kenntnis, dass sie gerade auf jenem Ast sitzen, an dem ihre "Freunde" sägen.
Samstag, 24. Januar 2009
Na ja!
Im April 2002, nach einer Welle von Selbstmordanschlägen in Israel, denen mehr als Tausend israelische Araber und Juden zum Opfer fielen, wurde in der Westbank im Rahmen der Militäraktion "Verteidigungsschild" ein von palästinensischen Terroristen bewohntes und als Terrorzentrale benutztes Quartier (Grösse ca. 100 x 100 m) in Jenin von der israelischen Armee zerstört. Erst wurde ein Massenmord mit 5000 Opfern gemeldet, dann auf 1500 reduziert und am Ende auf 56 festgelegt und offiziell von der UNO anerkannt – als ob es eine solche Anerkennung braucht. 23 der wirklichen Opfer waren israelische Soldaten, die anderen fast nur Terroristen. Die IDF-Soldaten wurden Opfer israelischer Anstrengung, zivile Opfer zu vermeiden. Die Lehren dieses Einsatzes wurden im Libanonkrieg von 2006 vergessen, aber im gerade abgeschlossenen Gaza Feldzug erfolgreich angewendet. Die Armee hat davon gelernt, auch wenn bis heute nichtjüdische und jüdische als Israelkritiker getarnte Antisemiten ganz fest an die 5000 Opferlüge glauben. Israelkritik und Judenhass sind ja schon längst reinen Glaubenssache, Ideologie oder Religion geworden, die mit Realität kaum noch etwas zu tun haben.
Heute lese ich, dass in einem Interview von Lorenzo Cremonesi in der italienischen Zeitung "Corriere de la Sera" vom 21. Januar 2009, wie ein aus Angst um sein Leben anonym bleiben wollender palästinensischer Arzt aus dem Shifa Spital in Gaza City, die von Hamas und ihren Fan verbreitete Zahl von über 1300 Toten als weit übertrieben bezeichnete. Die mögliche Zahl der Opfer sei 500 – 600, aber nicht mehr. Davon seien hauptsächlich bewaffnete 17 bis 23-jährige gewesen, die von Hamas rekrutiert und in den Tod geschickt worden waren. Der Arzt sieht eine klare Parallele zum Lügenskandal über Jenin.
Zurückblickend sehe ich vor mir wieder die Bilder aus Gazas Spitäler, wie ein krebskrankes haarloses Mädchen als Opfer der Israelis präsentiert wird oder drei kleine Kinder, die auf einer Bahre neben einem schlafenden und völlig unverletzt scheinenden Mann spielen und ebenfalls ebenfalls Bombenopfer sein sollen. Ähnliches spielte sich schon in 2002 ab, als, beispielsweise gefilmt wurde, wie eine Leiche von der Bahre fiel, aufstand und davon rannte. Zudem ist oft genug zu hören, dass palästinensische Terrorbanden Leichenhallen plündern, um bei Bedarf Opferzahlen aufzublähen. Das Traurige daran ist, dass all dies, auch wenn bewiesen, von der Jihad-Fangemeinde in aller Welt mit Wonne und ohne hinterfragt zu werden, geschluckt wird – denn sonst würde ihre Liebe zum Israel- und Judenhass in Frage gestellt.
Wie ich lese, sind vier Schweizer Nationalräte im Anmarsch nach Gaza, um ihre Hamasfreunde zu besuchen. Ich bin keine Bibelleser, wurde aber auf Deuteronomium 28.28. aufmerksam gemacht (und habe es kontrolliert), in dem folgendes steht: "Schlagen wird dich der Ewige mit Wahnsinn und Blindheit und mit Betäubung der Sinne" (Ausgabe Leopold Zunz/Goldschmidt Verlag, Basel, 1980). Trefflicher kann man diese Gutmenschen, ob jüdisch oder atheistisch links-grün, nicht beschreiben. Gott hat bei ihnen offenbar schon zugeschlagen. Früher meinte ich, diese Paragone des Friedens seien einfach naiv – doch inzwischen bin ich zum Schluss gekommen, sie seien schlicht bösartig.
Eine Frage, auf die ich nie eine wirkliche Antwort erhalten habe, ist die: Warum spielt der Konflikt zwischen der arabischen Welt und Israel im Vergleich mit allen andern Konflikten dieser Welt eine so überragende Rolle? Es gibt so viele andere Konflikte, die unvergleichlich mehr Opfer produzieren, aber weder von den Medien noch von der Welt links-grüner Gutmenschen in dem Masse beachtet werden, wie der Streit zwischen Israel und der jihadistisch-arabischen Welt. Gemeinsam mit fast all dieser anderen Konflikte, in denen Völkermord wirklich eine Rolle spielt – denken wir an den Sudan, an Afghanistan, Pakistan, Somalien, Tschtschenien und Irak habe diese eines: sie werden von Jihadisten verursacht und Israel hat damit nicht das Geringste zu tun. Die zentralafrikanischen Völkermorde sind da die Ausnahme, es gibt sie auch ohne Islam. Aber nur in Israel sind zwölf- bis fünfzehntausend Presseleute konzentriert, nur gegen Israel schwappen Wellen ideologischen Hasses aus links-grünen Apologetenkreisen oder, wenn man Leserbriefe liest, aus Kreisen bürgerlicher Ignoranten und Dummköpfe. Auf eine glaubhafte Antwort zu dieser Frage, warte ich schon seit Jahren – wahrscheinlich gibt es nur eine: Judenhass!
Abschliessend eine Aktualität zum Thema Israel: 60'000 israelische Bürger, keiner älter als fünfzig Jahre (wer älter war, wurde disqualifiziert), standen stundenlang Schlange, um sich einem Bluttest zu unterziehen. Die Eltern eines kleinen Mädchens namens Amit, das an Leukämie leidet, haben eine Aktion losgetreten, um für ihr Töchterchen einen Stammzellenspender zu finden. Heute haben sich, wie gesagt, 60'000 Spendewillige gemeldet, deren Blut nun zur Eignung untersucht wird. In sehr vielen Shoppingzentren wurden Anlaufstellen errichtet, der Andrang war dermassen gross, dass zeitweise die Reagenzgläser ausgingen. Ich nehme an, dass mit einer solch grossen Auswahl von Kandidaten, der geeignete Spender gefunden werden kann. Wir werden das bald erfahren. Verwandt zu diesem medizinisch-gesellschaftlichen Thema ist auch die Tatsache, dass in israelischen Spitälern viele Palästinenser behandelt, operiert und gepflegt werden, ja sogar Fatah-Funktionäre aus Gaza, von Hamas misshandelt und schwer verletzt, wochenlang in Israel lagen und am Schluss sich weigerten nach Gaza zurückzukehren – weil sie Angst hatten, von Hamas ermordet zu werden. Darüber waren "live" Interviews zu lesen und zu hören. Interessanterweise war und wird international nichts darüber berichtet. Warum wohl?
Mittwoch, 21. Januar 2009
Heute geschehen
Lea und ich machten heute einen Ausflug. Wir tun das gerne, aber nicht oft genug. Wir fuhren nach Akko, parkten das Auto im Hafen bei den Fischerbooten und Jachten und spazierten bis ans Ende der Mole. Viel Besucher gibt es zurzeit in Akko nicht. Im Hafen von Akko gibt es auch zwei oder drei Touristenschiffe verschiedener Grössen. Wir fragten einen jungen Mann der bei der Anlege eines kleinen gelb-weissen Tourbootes, ob wir mit ihm eine kleine Tour den Mauern Akkos entlang machen könnten. Es war gerade eine geschlossene Gruppe von etwa zwanzig Männern auf dem Boot und deren Reiseleiterin war einverstanden. Samer, der junge Mann, der uns empfangen hatte, einer der zwei Partner der "Reederei", antwortete auf meine Frage, woher diese Leute kämen, sie seien Palästinenser. Da in den vergangenen Jahren israelische Araber begonnen hatten, sich "Palästinenser" zu nennen, fragte ich Samer, ob sie aus den besetzten Gebieten wären. "Nein", sagte er, "aus Palästina". Meine politisch nicht korrekte Taktlosigkeit war mir zwar nicht peinlich, doch nahm er es mir auch nicht übel.
Wir kamen ins Gespräch. Er habe einen Schwager in Zürich, der dort Rechtsanwalt sei. Er und sein Partner zeigten mir stolz Fotos ihres Schiffes, erklärten die spezielle Form des Rumpfes und wiesen auf die bemerkenswert ruhige Fahrt im nicht ganz ruhigen Meer hin. Dann durfte ich für fünf Minuten das Schiff steuern, wobei mir meine alten Segelkenntnisse zu Gute kamen. Auch fotografierten wir uns gegenseitig.
Es stellte sich heraus, dass diese Gruppe Palästinenser aus den besetzten Gebieten waren, Angestellte der israelischen Paz-Tankstellen aus dem Gebiet um Nablus und Tulkarem, von patriotischen Juden Samaria genannt. Ich sprach mit einigen der palästinensischen Passagiere. Sie freuten sich wie kleine Kinder, die meisten waren noch nie auf einem Schiff gewesen und waren ängstlich, da sie nie schwimmen gelernt hatten. Paz hatte sie für drei Tage nach Israel eingeladen, als Anerkennung für ihre Arbeit, aber auch um etwas auszulüften und zu erleben, wie es heute in Israel aussieht. Diese Firmeninitiative freute mich, sie geschieht im Stillen und beweist, das vieles möglich ist, das Leben der Palästinenser zu erleichtern, sie nicht nur zu sekkieren, zu kontrollieren, verdächtigen oder gar zu verhaften. Diese Männer, einfache Arbeiter, waren fröhlich, lachten viel unter sich und mit der arabisch sprechenden aus Russland eingewanderten Reiseleiterin verstanden sie sich prima. Die Gruppe erinnerte mich an die vor Jahren mit Palästinensern aus Gaza durchgeführten Israelreisen, mit denen vor allem Jugendlichen ermöglicht wurde einen kurzen Blick auf Israel zu werfen und ein wenig zu erleben, das Land und dessen Menschen, die zu hassen sie angehalten wurden und werden, aussieht. Genützt hat das, so scheint mir, nicht viel. Warum das so ist, wäre ein separates Thema. Trotzdem, die drei Israeltage für diese Paz-Angestellten oder die Tatsache, dass ich mit einem rabbinischen Koscher-Zertifikat versehene Tchina aus dem palästinensischen Nablus im israelischen Supermarkt kaufe – das sind doch Beweise, dass es auch einen friedlichen Umgang geben könnte, ohne Hass und Gewalt. Aber Ideologie, Religion und Politiker denken da anders.
RA Felix Rüttimann und Klaus Stöhlker
Vor zwei Jahren stiess ich rein zufällig auf einen höchst antisemitischen Brief eines RA Felix M. Rüttimann im Website von Klaus Stöhlker. Meines Wissens reagierte Stöhlker selbst dann nicht, als er darauf aufmerksam gemacht worden war. Rüttimanns Brief wurde, so weit ich mich erinnern kann, aus dem Website entfernt. Die Angelegenheit hatte ich schon vergessen.
Rüttimann hat ein Elefantengedächtnis. Ich erhielt von ihm eine ganz persönliche E-Mail, die ich hier unverändert wiedergebe:
Guten Tag Uri,
hier meldet sich der von Dir gehasste RA DR. FELIX M. RÜTTIMANN, Zürich, z.Hd. von Dir und Deinem rassistischen, interessengleichen Umfeld:
Kurze Empfehlung für Deine Lebensentwicklung:
1. Solange die Mehrheit von Euch Isras (!) KRIEGSVERBRECHER (SHARON, jetzt OHLMERT UND LIVNI, u.v.a.) in die Regierung wählt und sich seit 1973 an keine UN-Resolution hält, dafür islamische Staaten dafür - freilich via die von Euch "Illuminaten" kontrollierte USA und UN - zur Pseudo-Verantwortung zieht;
2. Solange Ihr Euren "Talmud" und den "Schulchan Aruch" Euren Kindern ins Hirn programmiert, wonach jeder Nicht-jüdisch-Gläubige "soviel wert wie der Esel im Stall ist" und man jeden "Goy" (eben nicht Eurem Glauben folgenden
Menschen) betrügen und gar totschlagen darf (die Zitate kennst Du freilich selbst, sonst liefere ich sie Dir);
empfehle ich Dir dringend:
"Bilde Dich endlich" - wie liberale Isras es tun - oder: "Halt einfach ewig Dein Maul"!
RA DR. FELIX M. RÜTTIMANN, Zürich
* * * * *
Copy zHv: Herrn Dr. Klaus Stoelker zur Info und mit herzlichem Dank für meinen über Monate in Ihrem Blog - gegen alle widerlichen Widerstände (!) - stehen gelassen Blog-Eintrag!
Seit ich persönliche antisemitische Angriffe erhalten habe – wie seinerseits im Tages-Anzeiger Magazin und nun vom RA Rüttimann – fühle ich mich – mit kleinen Unterbrüchen – zusätzlich zum Weitermachen angetrieben, zum Stellung beziehen und zur Kritik an den Geschehnissen rund um Israel, schweizerischer und anderer Antisemitismus. Es zeigt, dass Hass, nicht nur Judenhass, überall gedeiht und zurzeit auch in meinem Geburtsland aus dem Schrank gelassen wird. Ich weiss, dass jüdische Organisationen, Gemeinden und Prominente weit häufiger antisemitische Fanmail erhalten als ich. Wie sie damit umgehen, weiss ich nicht – es fallen darüber gelegentliche Andeutungen, doch scheint mir, diese Korrespondenz wird vor allem säuberlich abgelegt. Davon halte ich wenig, Antisemiten müssen ans Licht gezerrt, Antisemitismus muss diskutiert, seine Vertreter als bösartige Hasser und Lügner blossgestellt und Ursachen wie Hintergründe analysiert werden. Vorträge über Judentum in Schulen sind ein Anfang – ob sie genügen, das bezweifle ich. Ich weiss, ich lebe im jüdischen Staat Israel, der Judenhass von ausserhalb seiner Grenzen erfährt, nicht von Nachbarn, Politikern und zugereisten Muslimen. Soll ich darum schweigen? Ich denke nicht, andere mögen anderer Meinung sein. Hier ist die Adresse meines persönlichen Judenhassers, aus dem Telsearch.ch entnommen:
RA Rüttimann, Felix M.
Hofstrasse 66/2
8032 Zürich/ZH
Tel. 044 251 94 46 – felix.rüttimann@postmail.ch
Ich habe in Klaus Stöhlkers Website ein wenig gewühlt und ganz so appetitlich scheint mir das vorliegende nicht. Rüttimanns Geschwätz ist zwar verschwunden, doch was Meister Stöhlker heute selbst schreibt ist nicht unbedingt sympathisch. Ich denke, es ist für ihn die Zeit gekommen, klar Stellung zu seiner Einstellung zu uns Juden, Israel und Antisemitismus zu nehmen. Ich überlasse es meinen Tagebuch lesenden Freunden, aus dem vorliegenden Material Schlüsse zu ziehen.
Sonntag, 18. Januar 2009
Verpönte Menschlichkeit
Während einer Nachrichtensendung auf Kanal 10, rief ein Nachrichtensprecher Dr. Ezzeldeen Abu al-Aish in Gaza an, um Neuigkeiten zu hören. Dr. Abu al-Aish berichtet über diesen Sender seit längerer Zeit aus Gaza und ist vielen Israelis bekannt. Der Arzt, ein Gynäkologe, arbeitete früher in den israelischen Spitälern Soroka in Beer Sheva und Sheba (Tel Hashomer) bei Tel Aviv. Er arbeitet heute im Shifa Spital in Gaza. Dr. Abu al-Aish spricht perfekt Hebräisch (das tun die meisten arabischen Ärzte, oft besser als viele israelische Juden), ist ein Friedensaktivist und für verschiedene israelisch-arabische medizinische Projekte tätig.
Durch eine israelische Granate in seine Wohnung verlor er Minuten vor dem Anruf drei seiner Töchter, Bisan (22), Mayar (15) und Aya (14) sowie eine Nichte Nour Abu-Aish (14), die in seiner Wohnung im Flüchtlingslanger Al-Jabaliya weilte. Zwei Töchter wurden verletzt. Der Nachrichtensprecher versuchte auf der Stelle die Armee zu kontaktieren, um der Familie zu helfen (Dr. Abu al-Aish's Frau war vor wenigen Monaten an Krebs gestorben und hinterliess ihren Mann mit acht Kindern).
Wie sehr vielen Israelis, ging mir das Gespräch mit dem extrem aufgeregten (ein besseres Wort fällt mir nicht ein) Arzt tief unter die Haut. Dr. Abu al-Aish rief Gott an, weinte und brachte es dennoch fertig, konkrete Angaben über die Lage seiner Wohnung zu geben. Die Armee reagierte schnell. Er und seine zwei verwundeten Töchter wurden von einer Ambulanz abgeholt und in den Tel Hashomer in Tel Aviv Spital gebracht. Der Nachrichtensprecher, während dem Gespräch um seine Fassung kämpfend, verliess nach dem Gespräch seinen Sitz, er war offensichtlich nicht mehr in der Lage, die Sendung weiter zu begleiten.
Gemäss israelischer Armee soll ein Scharfschütze aus dem Wohnhaus des Arztes auf israelische Soldaten geschossen haben, Dr. al-Aish hingegen sagt, es sei niemand, schon gar nicht ein Hamasterrorist, dort gewesen. Das wird nun abgeklärt.
Dr. Abu al-Aish ist ein Mann mit einem grossen Herzen. Sogar in den Momenten grösster Trauer und Erregung sagte er, dass falls die Armee wirklich einem Irrtum erlegen sei, könne er ihr verzeihen. Jeder Mensch könne sich irren.
Im Spital wurde eine Pressekonferenz durchgeführt, in der er nicht nur wie die Geier von der Presse belagert wurde (siehe Bild), er wurde auch von Soldatenmüttern angegriffen – ein Misston der mir zu schaffen macht. Zwar ist es leicht, diese Frauen zu verstehen, doch sie benahmen sich auf eine Art, die dem Verhalten des Doktors nicht entspricht. Als würden sie, die von Dr. al-Aish ausgestrahlte Menschlichkeit trotz tiefster Trauer, nicht wahrnehmen oder gar ablehnen. Eine Art verpönte Menschlichkeit, als hätten sie Trauer exklusiv für sich gepachtet.
Soweit zu diesem traurigen Vorfall, der nur einer von vielen ist, doch wegen der Bekanntheit des Betroffenen, weite Wellen gezogen hat.
Heute Abend in den Nachrichten durften wir Premierminister Olmert und seine Gästen Merkel, Sarcosy, Brown, Berlusconi (Berlusconi schien am Prominententisch zu schlafen und musste geweckt werden) und noch Zwei, deren Namen mir entfallen ist, an einer Pressekonferenz zuhören, bevor sie sich zum feinen Diner begaben. Diese Staatsfrauen- und Männer wollen Israel helfen im Gazastreifen den Frieden zu waren – sie hätten sagen sollen die Ruhe zu wahren, denn wer glaubt schon an Frieden in unserer Zeit - und die Wiederaufrüstung der Hamas zu verhindern. Tönt schön, aber wie sie es tun werden, ist mir völlig unklar und sie sagten es auch nicht. Immerhin, ich hatte Gelegenheit Französisch, Deutsch und schönes, wirkliches Englisch zu hören. Danach schalteten wir den Fernseher ab.
Donnerstag, 15. Januar 2009
Mehr wäre Dresden
finden sie menschliche Schutzschilder keine gute Idee.
Ohne ein Dresden anzurichten, muss, so denke ich und viele meiner Freunde, der kleine Feldzug im Gazastreifen abgeschlossen werden. Ganz wohl ist es damit aber kaum einem Israeli. Es sei denn, die Hamasbrüder wollen weiter sich und den Rest der Zivilbevölkerung opfern. Menschliche Schutzschilder werden ihnen irgendwann einmal ausgehen, sei es aus Mangel an Menschen oder durch eine plötzlich aufkommende Welle palästinensischer Zivilcourage, mit der sich Gazas erwachsene Zivilbevölkerung vor ihre Kinder stellt und ihren Peinigern, der Hamas, weitere "Mitarbeit" verweigert. Die einzig andere Alternative wäre eben ein "Dresden", aber so etwas kommt für Israel nicht in Frage, auch wenn es Hamasapologeten anders sehen wollen.
Israels Vorzeige-Ministerpräsident Ehud Olmert will sich scheinbar ein Denkmal setzen, denn er ist entschlossen, entgegen dem fachmännischen Rat seines Verteidigungsminister Ehud Barak, den Krieg weiterführen. Natürlich muss es für einen Waffenstillstand harte und kontrollierbare Bedingungen geben, wie eine totale Verunmöglichung des Waffenschmuggels und absolut, ich wiederhole, absolut keine Raketen mehr auf Israel. Das sollte möglich sein – hoffen wir wenigstens.
Lea und ich sorgen uns um unseren Enkel Adam, der in Gaza kämpft. Ich schrieb einem Schweizer mosaischen Glaubens, dass in meinen Augen unser Adam mit seinen Kameraden als Soldat im Gazastreifen gegen Jihadisten und Terroristen kämpfend, sein Leben nicht nur für Israel sondern für das gesamte jüdische Volk einsetzt. Dafür wurde ich verhöhnt. Das tut weh, umsomehr, als bei palästinensischen Demonstrationen, der Ungeist des Judenhasses völlig offen aus der Flasche gelassen wird, für jeden zu sehen und zu hören. Das macht Angst, aber zu dieser Angst kann man stehen und nicht nach Ausflüchten suchen. Aber bei weitem nicht alle Schweizer Juden verweigern Solidarität und fühlen sich Teil des ganzen jüdischen Volkes – was sich vielleicht an der Zahl jüdischer Teilnehmer an der Berner Demonstration für Israel am kommenden Samstag, 17. Januar 2009 messen lassen wird. Auf der anderen Seite habe ich Verständnis für jüdische Freunde in der Schweiz, die, wie mir einer davon schrieb, echte Angst vor antisemitischen Attacken hat. Das geht soweit, dass aus diesem Grund auch keine Leserbriefe an die Zeitungen geschrieben werden. Wenn mir jemand sagt, er oder sie habe Angst, respektiere ich das und die damit verbundene Ehrlichkeit. Sie steht im Gegensatz zu jenen jüdischen Helvetiern, die mit vordergründig schlauen Argumenten wie "Das bringt doch nichts", "Wir verurteilen alle Kriege" und ähnlichem, damit den Jihadismus mit seinen Opfern gleichsetzend. Vergessen wir nicht den Angriff auf die World Trade Türme in New York in 2000, nach der die arabische Welt auf den Strassen tanzte und Bonbon verteilte um dann zu behaupten, dieser bisher schlimmste Terrorakt sei das Resultat einer jüdischen Verschwörung. Immerhin sind jetzt SIG und PLJS (Plattform der liberalen Juden der Schweiz) auf den von der GSI (Gesellschaft Schweiz-Israel) geführten Zug aufgesprungen und werden sich an oben erwähnter Demo öffentlich mit Israel solidarisieren. Jetzt bin ich zufrieden.
Ein sehr interessantes Phänomen war bei der Bewegung "Frieden Jetzt" in Israel zu erleben. Ich bin Mitglied und beobachte interessiert, wie sich Mitglieder und Führung verhalten. Eine sehr grosse Zahl Mitglieder hat sich gegen eine Teilnahme von "Frieden Jetzt" an Demonstrationen gegen den Krieg in Gaza ausgesprochen. Nicht nur sind sie überzeugt, dass dieser Krieg berechtigt ist, sie wollen auch nicht mit Antisemiten, Antizionisten und anderen Fanatikern gemeinsame Sache machen oder gar mit diesen identifiziert werden. Frieden ja, nationaler Selbstmord nein ist die heutige Devise der gesunden Linken, mit der ich mich identifizieren kann. Nicht weniger erfreulich war zu vernehmen, dass in der Schweiz auch Schomrei Schabbat (die Schabbatgesetze befolgende Juden) an der an einem Samstag stattfindenden Demo in Bern teilnehmen wollen, mit der Begründung, dies sei ein Fall von "Pikuach Nefesch" (ein lebensrettender Notfall), denn es gehe um das Überleben des jüdischen Staates. Pikuach Nefesch hat Priorität vor der Heiligkeit des Schabbats, einem jüdischen Prinzip, gemäss welchem Leben vor allem andern geschützt werden muss - eine Sicht, die der von Hamas und dem Jihadismus allgemein, diametral entgegensteht.
In den vergangenen Tagen erhielt ich eine Menge Zuschriften und sogar einen Telefonanruf aus der Schweiz. Mit einer Ausnahme werde ich in meinem Versuch uns Schweizer Juden den Rücken zu stärken, unterstützt. Einige bedankten sich, dass ich sie auf die Berner Demo aufmerksam gemacht habe, andere sandten mir eine Kopie ihres Briefes an die Bundesversammlung, in dem sie sich über die Unflätigkeiten von Geri Müller beschwerten, ich erhielt nette Worte von Unbekannten, die das Tagebuch nur aus dem Internet kennen, viele schrieben, sie würden meine Tagebucheinträge stets an andere weitersenden, andere schrieben über ihre Ängste, mit denen sie zur Zeit konfrontiert werden.
Zum Abschluss ein kleiner Ausschnitt aus einem Interview mit Joschka Fischer aus der letzten Ausgabe "Der Zeit":
ZEIT: Was antworten Sie denen, die beklagen, dass es auf der einen Seite durch Raketenbeschuss in sieben Jahren 32 Tote gibt, auf der anderen über 500 binnen weniger Tage?
Joschka Fischer: Aber was heißt das denn? 32 Tote sind vertretbar – und 500 nicht mehr? Dann wären wir bei einer modernen Form von Auge um Auge, Zahn um Zahn. Nein – die Opferzahlen sind schlimm, aber sie zeigen auch die katastrophale Fehlkalkulation der Hamas. Denn darin drückt sich auch das militärische Kräfteverhältnis aus.
Sonntag, 11. Januar 2009
Motivationen
Ich möchte hier einen Ausschnitt des Briefes vom 2.1.2009 von Dr. Karl Mörschel, Präsidenten der GSI Bern, zitieren, in dem er seinem Zorn über die bisherigen Reaktionen der Schweizer Öffentlichkeit und der Terror-Versteher Luft macht und gleichzeitig eine Aktion plant:
… die Palästinafreunde inklusive die Sympathisanten von Hamas und Ajmadinedjad, Vischer und Geri Müller, haben sich vorgestern in Zürich mit Lügen, Beleidigungen, Verbrennen einer israelischen Fahne wieder einmal von ihrer wahren Seite gezeigt. Dasselbe unwürdige Spektakel wird heute in Bern stattfinden.
Zur gleichen Zeit ziehen Juden in Israel, auch 20-jährige Soldatinnen und Soldaten, in den Krieg, um ihre Heimat einmal mehr und wie schon so oft zu verteidigen. …..
Dürfen wir all dem schweigend zusehen? Ist es etwa zuviel von uns verlangt, wenigstens mit einigen israelischen Fahnen, Flugblättern und Transparenten der Schweizer Öffentlichkeit zu zeigen, dass Israel hier auch Freunde hat? Wenn wir das nicht tun, nicht einmal dieses Wenige, sollten wir uns nicht nur schämen, sondern auch ängstigen. Denn dann müssen wir uns allmählich um unser eigenes Wohlergehen im noch sicheren Westen Sorgen machen. Wenn wir nämlich der islamistischen Hetze und Verdummung, die sich gerade jetzt wieder einmal so dreist zeigen, so wenig entgegenzusetzen bereit sind, haben wir schon verloren.
Das offizielle Schweizer Judentum könnte sich ein Stück von Karls Enthusiasmus und Bereitschaft, sich einer wirklichen Herausforderung zu stellen, abschneiden. Das Selbe gilt auch für Vreni Müller-Hemmi, die sich mit einem Einsatz sondergleichen in die öffentliche Diskussion zum Thema Hamas-Terror und dem daraus ausgelösten momentanen Krieg eingeschaltet hat. Wir Schweizer Juden, ob in der Schweiz oder schon in Israel wohnend, schulden diesen zwei und vielen anderen nichtjüdischen Schweizer Freunden sehr viel und ich hoffe, dass dies auch honoriert wird. Sie retten das Ansehen der Schweiz, das durch die Demonstrationen gewalttätiger Jihadanhänger und den Aussagen politisch links und grün stehender Terrorapologeten leidet.
Irgendwie kommt mir die heutige Diskussion um das Recht Israels, sich zu verteidigen und das Klagen um die armen palästinensischen Zivilopfer (von denen die meisten bärtige Hamas-Terroristen sind) vor, wie die Klagen über die armen deutschen Opfer des Zweiten Weltkriegs, die sich seit Ende jener Katastrophe über ihr selbstverursachtes Leiden selbst bemitleiden. In 1944-45 waren es die recht primitiven V-1 und V2-Raketen der Nazis, die, relativ gesehen, weit weniger Schäden in England anrichteten, als die Bombenangriffe der Alliierten auf deutsche Städte. Zusammen mit der gewaltigen Bodenoffensive der Russen aus dem Osten und der Landung der westlichen Alliierten in der Normandie, trugen diese Bombenangriffe auf Nazideutschland bei, diesem den Rücken zu brechen und den Krieg zu beenden. Das Prinzip ist das Selbe. Wie in Deutschland nach dem Sieg über die Nazis in 1945, wollte kein einziger Deutscher Nazi gewesen sein, sie seien die schweigende und leidende Mehrheit gewesen, die von einigen wenigen Nazis unterdrückt worden seien. Vom Prinzip her ähnlich sehe ich das in den heutigen arabischen Ländern, wo eine kleine Minderheit von fanatischen Islamisten offenbar die Politik des Jihadismus bestimmt, dazu allerdings problemlos Millionen Menschen auf die Strasse bringt, um gegen eine Welt der offenen Gesellschaft zu protestieren und für den Tod aller Juden, Israels, der USA und aller anderen "Ungläubigen" zu demonstrieren. Sollte der jihadistische Spuck einmal vorbei sein, werden sich Muslime bestimmt auch als verhinderte Antijihadisten bezeichnen. Und wie in den dreissiger und vierziger Jahren, als es weltweit Sympathisanten der Nazis gab, man denke an die Amerikaner Lindbergh und Henry Ford, den Schweizer Divisionär Bircher und andere seiner Landsleute, gibt es heute Sympathisanten des internationalen Jihad, auch in den aufgeklärten Ländern der westlichen Welt. Damals war es die politisch Rechte, heute sind es Teile der politisch Linken. Die heute einzige Motivation dieser Leute, vor allem in der linken und grünen Szene, beruht vielleicht auf Mitgefühl für die Armen und Unterdrückten dieser Welt, ohne jedoch deren Situation wirklich analysieren zu wollen und irgendeinen Kontext wahrzunehmen. Es wird, politisch korrekt, Israel als Verantwortlicher angeklagt, auch wenn damit die Juden gemeint sind, denn das wäre es eben politisch nicht korrekt. Das Konzept der Selbstverantwortung existiert nicht, ausschliesslich Aussenstehende müssen die Verantwortung tragen, man traut sie Drittweltvölkern erst gar nicht zu, denn die Armen dieser Welt sind in den Augen der Gutmenschen unfähig sich selbst zu helfen. Ihre Fähigkeit zur Selbsthilfe beschränkt sich darauf, sich mittels hirnlosem Terror Luft zu machen. Diese gönnerhafte Sicht ist, so denke ich, Rassismus im alten Stil, so wie vor hundert Jahren Englands Kolonialisten die liebenswerten, aber zivilisatorisch zurückgebliebenen "Neger" Afrikas sahen, wie etwa in Edgar Wallaces "Sanders vom Fluss" Geschichten. Das Schwarz-Weiss Denken dieser Gutmenschen scheint noch in der ersten Hälfte des vorherigen Jahrhunderts gefangen zu sein, mariniert im dumpfen Antisemitismus und Antiamerikanismus unserer Tage.
Soweit zu einer Seite gutmenschlicher Motivation. Die andere ist eine gehörige Portion Judenhass (ich finde das Wort besser als Antisemitismus, es ist klar und muss nicht erklärt werden) und auch weitgehende geschichtliche Ignoranz über den Nahen Osten, gepaart mit einer grundsätzlichen Verweigerung ungeliebte Fakten zur Kenntnis zu nehmen. Der oft gehörte Einwand, man kenne die Materie perfekt, denn man besuche die armen Palästinenser oft und wisse um deren Nöte, kann nicht stimmen, denn er zeigt nur die eine, die manipulierte Seite des Konflikts. Nur eben, die Palästinenser, Weltmeister manipulativer Öffentlichkeitsarbeit, sind nur ein Teil des Problems – über die anderen Teile wollen gute Menschen nichts wissen und verlassen sich auf ihre Vorurteile.
Es gibt noch eine Motivation oder vielmehr ein totaler Mangel an Einfühlungsvermögen dieser Apologeten. Sie scheinen zu denken, dass alle Denkschemen weltweit ohne Unterschied identisch sind. So sind sie, im vorliegenden Fall Gaza, schlicht unfähig die traurige Wahrheit akzeptieren, dass Hamas in Gaza Waffenlager, Stellungen, Raketenabschussrampen und Kommandostellen in Wohnhäusern, Moscheen und Schulen unterbringt. Oder es wird, trotz einschlägigen Beweisen, geleugnet oder schlicht übersehen. Zivilisten – palästinensische oder israelische – sind für Hamas, Hisbollah und andere Jihadisten einfach Verbrauchsmaterial zur Manipulation der Öffentlichkeit.
Zum heutigen Abschluss ein herzliches Dankeschön an unsere Schweizer Freunde der GSI für ihren Einsatz zur Solidarität mit Israel. Ich hoffe, der Anlass in Bern am 17. Januar 2009 wird zum Erfolg und bin gespannt darüber einen Bericht zu erhalten.
Freitag, 9. Januar 2009
Hass, purer Hass
Mein lieber Freund Roger Guth regt sich, ausser wenn er schläft, fürchterlich über die Schreiber von Leserbriefen in den Schweizer Zeitungen (vor allem die BaZ) auf. Nicht auf alle, doch es gibt genügend solche, die aus dem hohlen Bauch über einen hohlen Kopf Dinge von sich geben, die einen gähnenden Mangel an Grundkenntnissen über das Judentum, Israel, dessen arabische Feinde und der Geschichte Palästinas/Israels wenigstens der letzten hundert Jahre demonstrieren. Mehrheitlich kommt noch ein heute offener Antisemitismus dazu, der sich durch Terror-Versteher der grün-linken Schweizer Politszene gestärkt und legitimiert sieht und zum Motivator antiisraelischer Schwätzer geworden ist.
Fast täglich rate ich Roger Guth keine Foren und Leserbriefe mehr zu lesen und plumpse darauf prompt selbst in die Falle, missachte meinen eigenen guten Rat, lese dort Unerträgliches und schreibe dann einen Brief mit eigener Sicht der Ding – schwups, bin ich da drin, gefangen in einem Strudel, aus dem es schwierig ist, wieder herauszufinden. Ganz besonders, wie schon passiert, man persönlich angegriffen wird und einen Schwall von purem Judenhass auslöst, der sogar die Redaktion (es war der Tages-Anzeiger) verängstigte und sie diesen Artikel und dessen Forenbriefe hastig aus dem Web entfernte. Nur nebenbei, das Establishment der Schweizer Juden hatte sich in klassischer Art entschlossen, diesen Fall extremen Judenhasses nicht weiter zu verfolgen und der Tagi kehrte die Angelegenheit unter den Teppich – beide wollten keine "Wellen" machen und hatten Angst vor einer offenen Diskussion über Judenhass und dessen Zwillingsbruder, dem Antizionismus. Das als Reminiszenz.
Mittwoch, 7. Januar 2009
Der gelungene Versuch aufzuzeichen, wie Terrorapologeten und Antisemiten funktionieren
Wie ein Hamas-Versteher die weltpolitische Lage Ende 1944 kommentieren würde
VON STEFAN FRANK
Schon einmal, von 1914 bis 1918, hat Großbritannien gegen Deutschland Krieg geführt. Deutschland blieb im Felde unbesiegt, und langfristige Stabilität wurde nicht erreicht, wie die Ereignisse seit 1939 zeigen. Aber die britische Regierung hat daraus nichts gelernt. Mit völlig unverhältnismäßigen Bombardements in dicht besiedelten Gebieten reagiert sie darauf, dass in London immer wieder primitive selbstgebaute V2-Raketen niedergehen, die zwar Angst und Schrecken verbreiten, aber kaum Schäden anrichten.
Doch auch mit brachialer Gewalt kann Großbritannien diesen Krieg nicht gewinnen. Denn selbst wenn es gelänge, die gesamte Führungsebene der NSDAP auszuschalten, wäre die Organisation noch lange nicht am Ende. Es stehen genug frustrierte, radikalisierte junge Männer bereit, um die Plätze von getöteten NSDAP-Mitgliedern einzunehmen. Die NSDAP ist keine Terrorgruppe, sondern eine Massenorganisation, die Wohlfahrtseinrichtungen betreibt und durch Wahlen legitimiert wurde. Auch ein vollständiger Stopp des Beschusses Großbritanniens ist nach Meinung von Experten nur kurzfristig zu erreichen. Zwar schwäche die Offensive die Infrastruktur der NSDAP, aber langfristig werde sie wieder in der Lage sein, Raketen auf britisches Gebiet abzufeuern.
„Es wird keinen Sieger in diesem Krieg geben“, fasste ein Europaexperte seine Einschätzung der Lage zusammen. „Die NSDAP wird kurzfristig den Raketenbeschuss einstellen und sich dann rächen – vielleicht sogar mit Selbstmordanschlägen in Großbritannien.“ Profitiert von der britischen Offensive haben bis jetzt nur die extremistischen Organisationen in ganz Deutschland. Durch den Krieg werden die gemäßigten Kräfte innerhalb der NSDAP geschwächt, während die radikalen neue Anhänger dazu gewinnen.
Ein sofortiger Waffenstillstand ist notwendig. Adolf Hitler und Rudolf Hess haben in der Vergangenheit angedeutet, dass sie unter bestimmten Bedingungen dazu bereit sind. Einen langfristigen Frieden in Europa kann es indessen nur geben, wenn Großbritannien sich aus den deutschen Kolonien zurückzieht und die soziale und wirtschaftliche Lage in den Deutschengebieten entscheidend verbessert. Nur aus Verzweiflung über das an ihnen jahrzehntelang begangene Unrecht haben die Deutschen einen Weltkrieg begonnen. Das muss London endlich einsehen.
Sonntag, 4. Januar 2009
Israel wehrt sich
Er musste kommen, dieser Krieg gegen die Hamas, enorm viel wird darüber geschrieben und enorm viel davon wird von Teilen der internationalen Presse auf missverstandene Art dargestellt und kommentiert. Zurzeit ist die israelische Armee erfolgreich und für einmal ist Hamas mit heruntergelassenen Hosen überrascht worden. Die Verluste an Menschen- und Terroristenleben der Palästinenser Gazas sind gross. Und wir, Eltern und Grosseltern von Soldaten, sorgen uns um deren Unversehrtheit. Zwei unserer Enkel sind zurzeit in der Armee. Wir wissen wo sie sind. Wohl fühlen wir uns dabei nicht. Eltern und Grosseltern wie uns gibt es Tausende in Israel.
Das jihadistische Prinzip, die eigene Bevölkerung zur Geisel zu nehmen, bewährt sich wieder, auch wenn die überwiegende Zahl der Toten Hamasverbrecher sind. Denn tote Palästinenser, besonders Zivilisten und Kinder, sind für Jihadisten Verbrauchsmaterial zu antijüdischer Propaganda. Ein ganz klares Beispiel wurde gestern bei der Liquidation eines der blutrünstigsten Hamasführer, Nitzar Rayan, demonstriert. Seine Liquidation kostete mindestens vier seiner Ehefrauen (so las ich in Haaretz) und zehn seiner Kinder das Leben. Inzwischen werden Bewohner von Gebäuden, die dem Abbruch durch die israelische Luftwaffe vorgesehen sind, einige Stunden vor dem Angriff gewarnt, damit sie sich in Sicherheit bringen können. Bei Rayan war das anders, er weigerte sich – im Gegensatz zu anderen Hamas Grössen – in den Untergrund zu gehen. Das Resultat ist bekannt. Wie mir zugetragen worden ist, soll Rayan für die Brutalität gegen Fatahoffizielle und Fatahanhänger während der gewalttätigen Machtübernahme in Gaza verantwortlich gewesen sein. Dazu gehörte auch der damals populäre "Häusersturz" von Fatahleuten von den Dächern zahlreicher Hochhäusern Gazas.
Es gibt Grundsätzliches, das schon seit Beginn des internationalen Jihad und dem Beginn terroristischer Angriffe auf Israel jedem Journalisten und jedem der mitreden will, bekannt sein sollten. Hier, zum wiederholten Mal, seien einige davon in Erinnerung gerufen:
Der seit den zwanziger und dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts bestehende Jihadismus richtet sich gegen die gesamt westliche moderne Welt. Fast von Beginn an war Judenhass ein wesentlicher Teil davon, der dann mit Hilfe des deutschen Nationalsozialismus verstärkt wurde und sich heute in Wort, Tat und Stil vom Nazi-Antisemitismus kaum unterscheidet. Es ist interessant dieses Phänomen vermehrt auch in Leserbriefen und Foren der Schweizer Presse zu erkennen.
Zum gegenseitigen bebomben: hier gibt es zwischen Israel und Hamas, Hizballah und anderen Terroristen zwei grundlegende Unterschiede. Auch wenn oft das Gegenteil behauptet wird, schiesst Israel nur aus einem Grund: als Gegenwehr und Reaktion auf jihadistische Angriffe. Da sich deren Stellungen fast ausschliesslich in Wohngebieten befinden, findet dort die von Jihadisten (in unserem Fall Hamas, in 2006 Hisbollah) arrangierte Opferung von Zivilisten statt. Raketen und Mörser der Hamas werden nicht auf militärische Ziele abgeschossen, sondern ausschliesslich auf zivile. Ihr erklärtes Ziel ist die Maximierung ziviler Opfer. Verglichen mit der Effizient israelischer Artillerie ist ihr Erfolg für Hamas frustrierend klein. Vor allem die heutige Demonstration israelischer Effizienz im Zivilschutztechnik und Disziplin und die mehr von Fanatismus als von Können getragene palästinensische Schiesstechnik, kann auch eine Rolle spielen. Seien wir froh darüber.
Es ist an der Zeit die Lösung eines ähnlichen Problems in Syrien von 1982 in Erinnerung zu rufen. Der damalige Präsident Hafez-al-Assad war mit der Bedrohung durch die Islamische Bruderschaft konfrontiert, die ihn zu stürzen drohte. Er identifizierte das Zentrum dieser Jihadisten, die Stadt Hama, fuhr seine Armee auf, die in einer viele Tage dauernden Artilleriebeschiessung die eingeschlossene Stadt völlig zerstörte und gegen dreissigtausend Opfer produzierte. Seither ist das jihadistische Problem des völlig säkularen Syriens gelöst. Es geht auch so. Ohne höfliche israelische Warnungen vor einer Bombardierung das Haus zu verlassen und ohne israelische Rücksichtsnahme auf zivile Verluste, sondern mit effektvoller Opfermaximierung. Wir Israelis können stolz darauf sein, ein anderes Denkmuster zu besitzen.
Es kann sein, dass die westliche Welt noch nicht gemerkt hat, dass der Streit zwischen den Arabern und Israel vom Streit um ein Stückchen Land zum unlösbaren Religionskrieg degeneriert ist. Er ist damit Teil des internationalen Jihad geworden. Damit haben Vernunft und kritisches Denken vom Versuch zur Krisenlösung Abschied genommen. (Inzwischen sind auch Ansätze fundamentalistisch frommer Denkungsart unter Israels Juden zu finden – wofür ich mich schäme).
Es wird dauernd darauf hingewiesen, Hamas sei als Resultat fairer demokratischer Wahlen an die Macht in Gaza gekommen. Ganz nach dem System aller radikaler Islamisten und Faschisten: "Ein Mann, eine Stimme, ein Mal". Das ist der Grund, dass eine grundsätzliche Einigung mit ihr nicht möglich ist, sie wäre bestenfalls zeitlich begrenzt – bis sie sich stark genug fühlt, das Judenkillen wieder aufzunehmen. Ihr Hass auf den Anderen (wir Juden und Israel sind da nur die Vorspeise) ist so gross und ihre Liebe für den Tod so alles durchdringend, wie es Fathi Hamad, ein Hamasführer, am 29. Februar 2008, in einer Sendung der hamaseigenen Al-Aqsa Fernsehstation beschrieb (von mir übersetzt):
"Für das palästinensische Volk ist der Tod zu einer Industrie geworden, in der sich Frauen auszeichnen wie auch andere Leute in diesem Land: ältere Menschen zeichnen sich aus, Jihadkämpfer zeichnen sich aus und auch Kinder zeichnen sich aus. Entsprechend stellen sich [Palästinenser] als menschliches Schild gebildet aus Frauen, Kindern, alten Menschen und Jihadkämpfern gegen die zionistische Bombardierungsmaschinerie, als würden sie den Zionisten damit sagen: "Wir erstreben den Tod, so wie ihr das Leben erstrebt".