Mittwoch, 21. Januar 2009

Heute geschehen

20.1.2009
Palästinenser machen Israelferien

Lea und ich machten heute einen Ausflug. Wir tun das gerne, aber nicht oft genug. Wir fuhren nach Akko, parkten das Auto im Hafen bei den Fischerbooten und Jachten und spazierten bis ans Ende der Mole. Viel Besucher gibt es zurzeit in Akko nicht. Im Hafen von Akko gibt es auch zwei oder drei Touristenschiffe verschiedener Grössen. Wir fragten einen jungen Mann der bei der Anlege eines kleinen gelb-weissen Tourbootes, ob wir mit ihm eine kleine Tour den Mauern Akkos entlang machen könnten. Es war gerade eine geschlossene Gruppe von etwa zwanzig Männern auf dem Boot und deren Reiseleiterin war einverstanden. Samer, der junge Mann, der uns empfangen hatte, einer der zwei Partner der "Reederei", antwortete auf meine Frage, woher diese Leute kämen, sie seien Palästinenser. Da in den vergangenen Jahren israelische Araber begonnen hatten, sich "Palästinenser" zu nennen, fragte ich Samer, ob sie aus den besetzten Gebieten wären. "Nein", sagte er, "aus Palästina". Meine politisch nicht korrekte Taktlosigkeit war mir zwar nicht peinlich, doch nahm er es mir auch nicht übel.

Wir kamen ins Gespräch. Er habe einen Schwager in Zürich, der dort Rechtsanwalt sei. Er und sein Partner zeigten mir stolz Fotos ihres Schiffes, erklärten die spezielle Form des Rumpfes und wiesen auf die bemerkenswert ruhige Fahrt im nicht ganz ruhigen Meer hin. Dann durfte ich für fünf Minuten das Schiff steuern, wobei mir meine alten Segelkenntnisse zu Gute kamen. Auch fotografierten wir uns gegenseitig.

Es stellte sich heraus, dass diese Gruppe Palästinenser aus den besetzten Gebieten waren, Angestellte der israelischen Paz-Tankstellen aus dem Gebiet um Nablus und Tulkarem, von patriotischen Juden Samaria genannt. Ich sprach mit einigen der palästinensischen Passagiere. Sie freuten sich wie kleine Kinder, die meisten waren noch nie auf einem Schiff gewesen und waren ängstlich, da sie nie schwimmen gelernt hatten. Paz hatte sie für drei Tage nach Israel eingeladen, als Anerkennung für ihre Arbeit, aber auch um etwas auszulüften und zu erleben, wie es heute in Israel aussieht. Diese Firmeninitiative freute mich, sie geschieht im Stillen und beweist, das vieles möglich ist, das Leben der Palästinenser zu erleichtern, sie nicht nur zu sekkieren, zu kontrollieren, verdächtigen oder gar zu verhaften. Diese Männer, einfache Arbeiter, waren fröhlich, lachten viel unter sich und mit der arabisch sprechenden aus Russland eingewanderten Reiseleiterin verstanden sie sich prima. Die Gruppe erinnerte mich an die vor Jahren mit Palästinensern aus Gaza durchgeführten Israelreisen, mit denen vor allem Jugendlichen ermöglicht wurde einen kurzen Blick auf Israel zu werfen und ein wenig zu erleben, das Land und dessen Menschen, die zu hassen sie angehalten wurden und werden, aussieht. Genützt hat das, so scheint mir, nicht viel. Warum das so ist, wäre ein separates Thema. Trotzdem, die drei Israeltage für diese Paz-Angestellten oder die Tatsache, dass ich mit einem rabbinischen Koscher-Zertifikat versehene Tchina aus dem palästinensischen Nablus im israelischen Supermarkt kaufe – das sind doch Beweise, dass es auch einen friedlichen Umgang geben könnte, ohne Hass und Gewalt. Aber Ideologie, Religion und Politiker denken da anders.

RA Felix Rüttimann und Klaus Stöhlker

Vor zwei Jahren stiess ich rein zufällig auf einen höchst antisemitischen Brief eines RA Felix M. Rüttimann im Website von Klaus Stöhlker. Meines Wissens reagierte Stöhlker selbst dann nicht, als er darauf aufmerksam gemacht worden war. Rüttimanns Brief wurde, so weit ich mich erinnern kann, aus dem Website entfernt. Die Angelegenheit hatte ich schon vergessen.

Rüttimann hat ein Elefantengedächtnis. Ich erhielt von ihm eine ganz persönliche E-Mail, die ich hier unverändert wiedergebe:

Guten Tag Uri,

hier meldet sich der von Dir gehasste RA DR. FELIX M. RÜTTIMANN, Zürich, z.Hd. von Dir und Deinem rassistischen, interessengleichen Umfeld:

Kurze Empfehlung für Deine Lebensentwicklung:

1. Solange die Mehrheit von Euch Isras (!) KRIEGSVERBRECHER (SHARON, jetzt OHLMERT UND LIVNI, u.v.a.) in die Regierung wählt und sich seit 1973 an keine UN-Resolution hält, dafür islamische Staaten dafür - freilich via die von Euch "Illuminaten" kontrollierte USA und UN - zur Pseudo-Verantwortung zieht;

2. Solange Ihr Euren "Talmud" und den "Schulchan Aruch" Euren Kindern ins Hirn programmiert, wonach jeder Nicht-jüdisch-Gläubige "soviel wert wie der Esel im Stall ist" und man jeden "Goy" (eben nicht Eurem Glauben folgenden
Menschen) betrügen und gar totschlagen darf (die Zitate kennst Du freilich selbst, sonst liefere ich sie Dir);

empfehle ich Dir dringend:

"Bilde Dich endlich" - wie liberale Isras es tun - oder: "Halt einfach ewig Dein Maul"!


RA DR. FELIX M. RÜTTIMANN, Zürich

* * * * *

Copy zHv: Herrn Dr. Klaus Stoelker zur Info und mit herzlichem Dank für meinen über Monate in Ihrem Blog - gegen alle widerlichen Widerstände (!) - stehen gelassen Blog-Eintrag!

Seit ich persönliche antisemitische Angriffe erhalten habe – wie seinerseits im Tages-Anzeiger Magazin und nun vom RA Rüttimann – fühle ich mich – mit kleinen Unterbrüchen – zusätzlich zum Weitermachen angetrieben, zum Stellung beziehen und zur Kritik an den Geschehnissen rund um Israel, schweizerischer und anderer Antisemitismus. Es zeigt, dass Hass, nicht nur Judenhass, überall gedeiht und zurzeit auch in meinem Geburtsland aus dem Schrank gelassen wird. Ich weiss, dass jüdische Organisationen, Gemeinden und Prominente weit häufiger antisemitische Fanmail erhalten als ich. Wie sie damit umgehen, weiss ich nicht – es fallen darüber gelegentliche Andeutungen, doch scheint mir, diese Korrespondenz wird vor allem säuberlich abgelegt. Davon halte ich wenig, Antisemiten müssen ans Licht gezerrt, Antisemitismus muss diskutiert, seine Vertreter als bösartige Hasser und Lügner blossgestellt und Ursachen wie Hintergründe analysiert werden. Vorträge über Judentum in Schulen sind ein Anfang – ob sie genügen, das bezweifle ich. Ich weiss, ich lebe im jüdischen Staat Israel, der Judenhass von ausserhalb seiner Grenzen erfährt, nicht von Nachbarn, Politikern und zugereisten Muslimen. Soll ich darum schweigen? Ich denke nicht, andere mögen anderer Meinung sein. Hier ist die Adresse meines persönlichen Judenhassers, aus dem Telsearch.ch entnommen:

RA Rüttimann, Felix M.
Hofstrasse 66/2
8032 Zürich/ZH
Tel. 044 251 94 46 – felix.rüttimann@postmail.ch

Ich habe in Klaus Stöhlkers Website ein wenig gewühlt und ganz so appetitlich scheint mir das vorliegende nicht. Rüttimanns Geschwätz ist zwar verschwunden, doch was Meister Stöhlker heute selbst schreibt ist nicht unbedingt sympathisch. Ich denke, es ist für ihn die Zeit gekommen, klar Stellung zu seiner Einstellung zu uns Juden, Israel und Antisemitismus zu nehmen. Ich überlasse es meinen Tagebuch lesenden Freunden, aus dem vorliegenden Material Schlüsse zu ziehen.

Keine Kommentare: