Sonntag, 11. Januar 2009

Motivationen

11.1.2008

Ich möchte hier einen Ausschnitt des Briefes vom 2.1.2009 von Dr. Karl Mörschel, Präsidenten der GSI Bern, zitieren, in dem er seinem Zorn über die bisherigen Reaktionen der Schweizer Öffentlichkeit und der Terror-Versteher Luft macht und gleichzeitig eine Aktion plant:

… die Palästinafreunde inklusive die Sympathisanten von Hamas und Ajmadinedjad, Vischer und Geri Müller, haben sich vorgestern in Zürich mit Lügen, Beleidigungen, Verbrennen einer israelischen Fahne wieder einmal von ihrer wahren Seite gezeigt. Dasselbe unwürdige Spektakel wird heute in Bern stattfinden.

Zur gleichen Zeit ziehen Juden in Israel, auch 20-jährige Soldatinnen und Soldaten, in den Krieg, um ihre Heimat einmal mehr und wie schon so oft zu verteidigen. …..

Dürfen wir all dem schweigend zusehen? Ist es etwa zuviel von uns verlangt, wenigstens mit einigen israelischen Fahnen, Flugblättern und Transparenten der Schweizer Öffentlichkeit zu zeigen, dass Israel hier auch Freunde hat? Wenn wir das nicht tun, nicht einmal dieses Wenige, sollten wir uns nicht nur schämen, sondern auch ängstigen. Denn dann müssen wir uns allmählich um unser eigenes Wohlergehen im noch sicheren Westen Sorgen machen. Wenn wir nämlich der islamistischen Hetze und Verdummung, die sich gerade jetzt wieder einmal so dreist zeigen, so wenig entgegenzusetzen bereit sind, haben wir schon verloren.


Das offizielle Schweizer Judentum könnte sich ein Stück von Karls Enthusiasmus und Bereitschaft, sich einer wirklichen Herausforderung zu stellen, abschneiden. Das Selbe gilt auch für Vreni Müller-Hemmi, die sich mit einem Einsatz sondergleichen in die öffentliche Diskussion zum Thema Hamas-Terror und dem daraus ausgelösten momentanen Krieg eingeschaltet hat. Wir Schweizer Juden, ob in der Schweiz oder schon in Israel wohnend, schulden diesen zwei und vielen anderen nichtjüdischen Schweizer Freunden sehr viel und ich hoffe, dass dies auch honoriert wird. Sie retten das Ansehen der Schweiz, das durch die Demonstrationen gewalttätiger Jihadanhänger und den Aussagen politisch links und grün stehender Terrorapologeten leidet.

Irgendwie kommt mir die heutige Diskussion um das Recht Israels, sich zu verteidigen und das Klagen um die armen palästinensischen Zivilopfer (von denen die meisten bärtige Hamas-Terroristen sind) vor, wie die Klagen über die armen deutschen Opfer des Zweiten Weltkriegs, die sich seit Ende jener Katastrophe über ihr selbstverursachtes Leiden selbst bemitleiden. In 1944-45 waren es die recht primitiven V-1 und V2-Raketen der Nazis, die, relativ gesehen, weit weniger Schäden in England anrichteten, als die Bombenangriffe der Alliierten auf deutsche Städte. Zusammen mit der gewaltigen Bodenoffensive der Russen aus dem Osten und der Landung der westlichen Alliierten in der Normandie, trugen diese Bombenangriffe auf Nazideutschland bei, diesem den Rücken zu brechen und den Krieg zu beenden. Das Prinzip ist das Selbe. Wie in Deutschland nach dem Sieg über die Nazis in 1945, wollte kein einziger Deutscher Nazi gewesen sein, sie seien die schweigende und leidende Mehrheit gewesen, die von einigen wenigen Nazis unterdrückt worden seien. Vom Prinzip her ähnlich sehe ich das in den heutigen arabischen Ländern, wo eine kleine Minderheit von fanatischen Islamisten offenbar die Politik des Jihadismus bestimmt, dazu allerdings problemlos Millionen Menschen auf die Strasse bringt, um gegen eine Welt der offenen Gesellschaft zu protestieren und für den Tod aller Juden, Israels, der USA und aller anderen "Ungläubigen" zu demonstrieren. Sollte der jihadistische Spuck einmal vorbei sein, werden sich Muslime bestimmt auch als verhinderte Antijihadisten bezeichnen. Und wie in den dreissiger und vierziger Jahren, als es weltweit Sympathisanten der Nazis gab, man denke an die Amerikaner Lindbergh und Henry Ford, den Schweizer Divisionär Bircher und andere seiner Landsleute, gibt es heute Sympathisanten des internationalen Jihad, auch in den aufgeklärten Ländern der westlichen Welt. Damals war es die politisch Rechte, heute sind es Teile der politisch Linken. Die heute einzige Motivation dieser Leute, vor allem in der linken und grünen Szene, beruht vielleicht auf Mitgefühl für die Armen und Unterdrückten dieser Welt, ohne jedoch deren Situation wirklich analysieren zu wollen und irgendeinen Kontext wahrzunehmen. Es wird, politisch korrekt, Israel als Verantwortlicher angeklagt, auch wenn damit die Juden gemeint sind, denn das wäre es eben politisch nicht korrekt. Das Konzept der Selbstverantwortung existiert nicht, ausschliesslich Aussenstehende müssen die Verantwortung tragen, man traut sie Drittweltvölkern erst gar nicht zu, denn die Armen dieser Welt sind in den Augen der Gutmenschen unfähig sich selbst zu helfen. Ihre Fähigkeit zur Selbsthilfe beschränkt sich darauf, sich mittels hirnlosem Terror Luft zu machen. Diese gönnerhafte Sicht ist, so denke ich, Rassismus im alten Stil, so wie vor hundert Jahren Englands Kolonialisten die liebenswerten, aber zivilisatorisch zurückgebliebenen "Neger" Afrikas sahen, wie etwa in Edgar Wallaces "Sanders vom Fluss" Geschichten. Das Schwarz-Weiss Denken dieser Gutmenschen scheint noch in der ersten Hälfte des vorherigen Jahrhunderts gefangen zu sein, mariniert im dumpfen Antisemitismus und Antiamerikanismus unserer Tage.

Soweit zu einer Seite gutmenschlicher Motivation. Die andere ist eine gehörige Portion Judenhass (ich finde das Wort besser als Antisemitismus, es ist klar und muss nicht erklärt werden) und auch weitgehende geschichtliche Ignoranz über den Nahen Osten, gepaart mit einer grundsätzlichen Verweigerung ungeliebte Fakten zur Kenntnis zu nehmen. Der oft gehörte Einwand, man kenne die Materie perfekt, denn man besuche die armen Palästinenser oft und wisse um deren Nöte, kann nicht stimmen, denn er zeigt nur die eine, die manipulierte Seite des Konflikts. Nur eben, die Palästinenser, Weltmeister manipulativer Öffentlichkeitsarbeit, sind nur ein Teil des Problems – über die anderen Teile wollen gute Menschen nichts wissen und verlassen sich auf ihre Vorurteile.

Es gibt noch eine Motivation oder vielmehr ein totaler Mangel an Einfühlungsvermögen dieser Apologeten. Sie scheinen zu denken, dass alle Denkschemen weltweit ohne Unterschied identisch sind. So sind sie, im vorliegenden Fall Gaza, schlicht unfähig die traurige Wahrheit akzeptieren, dass Hamas in Gaza Waffenlager, Stellungen, Raketenabschussrampen und Kommandostellen in Wohnhäusern, Moscheen und Schulen unterbringt. Oder es wird, trotz einschlägigen Beweisen, geleugnet oder schlicht übersehen. Zivilisten – palästinensische oder israelische – sind für Hamas, Hisbollah und andere Jihadisten einfach Verbrauchsmaterial zur Manipulation der Öffentlichkeit.

Zum heutigen Abschluss ein herzliches Dankeschön an unsere Schweizer Freunde der GSI für ihren Einsatz zur Solidarität mit Israel. Ich hoffe, der Anlass in Bern am 17. Januar 2009 wird zum Erfolg und bin gespannt darüber einen Bericht zu erhalten.

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