Samstag, 18. Juli 2009

Elefanten

Von Doris Heilbut erhielt ich folgende Post:

Zitat:

„Heute habe ich ein interessantes Interview am Radio (teilweise) gehört. Ayala Chasson (eine bekannte Reporterin) interviewte den Direktor des Sheba Spitals in Tel Hashomer, Prof. Zeev Rotstein, und zwar v.a. in Bezug auf Behandlung von besonders schweren Fällen von Kindern mit Geburtsfehlern (Herz) etc. Betont wurde, dass Kinder jeglicher Herkunft ohne Unterschied aufgenommen werden, d.h. auch arabische Kinder aus Gaza und anderen feindlichen Gebieten. Sie fragte ihn, ob damit auch "Goodwill" erzeugt wird oder Dankbarkeit für Behandlungen, ohne diese die Kinder nicht leben würden. Prof. Rotstein gab zu, dass dies noch fragwürdig ist. Doch das sei nicht ausschlaggebend. Alle Kranken seien für ihn gleich. [Dass seit Jahrzehnten Tausende Palästinenser in israelischen Spitälern behandelt werden, ist nichts Neues. Sogar Terroristen, die von ihrer feindlich gesinnten Terrorkonkurrenz (Fatah v. Hamas) halbtot geschlagen worden sind, sind in Israel gesundgepflegt und vor ihren feindlichen Brüdern geschützt worden. Ende der sechziger Jahre sammelte ich als Soldat, am Jordan stationiert, PLO-Terroristen ein, die vor der jordanischen Armee flohen und in Israel um Asyl baten. Es wurde ihnen gewährt. Es werden sehr viele Kinder aus der Westbank und Gaza behandelt, deren Eltern heute vielleicht nicht mehr ganz so über Israel denken, wie sie auf Anordnung ihrer „Behörden“ zu denken angewiesen sind. Uri]. Auf die Bitte um Anekdoten erzählte Prof. Rotstein der Interviewerin zwei wahre Geschichten aus seinem Spital:

Ein Junge aus Gaza mit einer seltenen Blutkrankheit wurde behandelt, und benötigte eine Rückenmark-Transplantation. Sein älterer Bruder erwies sich als perfekter Spender und wurde ebenfalls im Spital aufgenommen. Wie es bei solchen Behandlungen nötig ist, wurde der Patient auf die Transplantation bis zu dem Stadium vorbereitet, wo man dem Bruder die Spende entnehmen sollte, um sie möglichst schnell auf ihn zu übertragen. Doch als man zum Zimmer des Bruders kam, war er verschwunden. Kurz zuvor hatte man 2 unbekannte Männer in der Nähe seines Zimmers gesehen. Der Professor setzt sofort seine guten Verbindungen zu den höchsten Stellen im Lande in Aktion, brachte in Erfahrung, dass man im Sicherheitsdienst davon Wind bekommen hatte, dass sich ein gefährlicher Terrorist im Spital aufhalte, mit der Absicht, dort einen Terrorakt zu verüben, und habe den Terroristen noch rechtzeitig in Verwahr genommen. Nach Erklärung, warum der Mann dringend im Spital gebraucht wurde, kam er unter schwerer Bewachung zur dringenden Prozedur zurück, und wurde bald nach der Transplantation wieder abgeführt. Der jüngere Bruder genas nach einiger Zeit und kehrte nach Gaza zurück.

Die 2. Geschichte: Die Baronin de Rothschild machte einen Besuch im Spital, in Begleitung einer Journalistin vom bekannten Magazin "Paris Match". Die Journalistin erkundigte sich, ob auch Palästinenser im Sheba Spital in Tel Hashomer behandelt würden. Dies wurde ihr bestätigt und man führte sie zu Patienten aus den palästinensischen Gebieten. Sie sprach mit ihnen, fotografierte sie und beabsichtigte, darüber zu berichten. Der Direktor des Spitals bat darum, eine Kopie der Publikation zu erhalten. Nachdem Monate vergangen waren und er den erwarteten Artikel nicht erhielt, erkundigte er sich danach. Zu seinem Erstaunen wurde ihm mitgeteilt, dass der Redaktor von "Paris Mach" der Reporterin gesagt hatte, er könne einen solchen Artikel nicht veröffentlichen, denn man hätte sie sicher hinters Licht geführt, denn es sei sicher nicht die Wahrheit, dass Palästinenser in Israel behandelt würden.“

Ende Zitat.

Soweit zu den Themen Sicherheitswahn (berechtigt, doch gelegentlich über Ziel hinausschiessend) und Vorurteile der internationalen Presse, die sich damit fachlich selbst disqualifizieren – was vom Publikum kaum realisiert wird. Es kauft diesen Unsinn den Medien ab und verinnerlicht ihn als Dogma, da es doch eigene Vorurteile (vielfach aus den selben Medien stammend) bestätigt sehen will.

Das hübsche Bild links, Freundschaft zwischen einem kleinen Mädchen und dem grossen Elefanten demonstrierend, könnte unsere Träume und Vorstellungen zur Zweistaatenlösung unseres heimischen Problems symbolisieren. Das kleine Palästina stützt sich am „grossen“ Israel und schaut in eine durch Synergien geschaffene goldene Zukunft. Es könnte aber auch das kleine hübsche Israel darstellen, das versucht, die „Zuneigung“ (das Wort „Liebe“ wäre noch unrealistischer) der riesigen arabischen und islamischen Welt zu gewinnen, wohl wissend, dass die dadurch erzielte Synergie weniger an der Masse des Elefanten, sondern an der Kreativität der Menschen liegen würde. Man darf doch noch träumen – oder etwa nicht? Titel dieses Fotos ist übrigens „Zuneigung“.

Das Photo rechts, den ökologischen Wert dieser grazilen Tiere zeigend, erinnert mich an die linke jüdische Gutmenschenszene, die voller Panik um ihren vermeintlich guten Ruf als Lokalpatrioten, Lügen und Desinformation über Israel verbreitet. Als Beispiel: im Zusammenhang mit der Entführung des Soldaten Gilad Shalit, hier die Verdrehung der Fakten durch einen Abraham Melzer, deutsch-jüdischer Israelhasser vom Dienst. In seiner Internetpostille „Semit“ behauptet er ohne rot zu werden, Gilad Shalit sei anlässlich einer kriegerischen Handlung im Gazastreifen gefangen genommen worden, obwohl er aus Israel selbst entführt worden ist. Seine Kameraden wurden ermordet und der Tank völlig zerstört. Das ist nur eine der Lügen aus diesem vor bösartigen Verdrehungen strotzenden Artikel. Während alle palästinensischen Gefangenen in israelischen Gefängnissen Familienbesuch erhalten, vom Roten Kreuz besucht werden und die Vorschriften der Genfer Konvention eingehalten werden, ist Gilad Shalit versteckt, das Rote Kreuz darf ihn nicht besuchen und niemand, ausser den palästinensischen Verbrechern selbst, weiss wo er versteckt gehalten wird. Mit ihm und seiner Familie wird ein übles und unmenschliches Spiel gespielt, genau so, wie mit den Familien Goldwasser und Regev durch die Hisbollah vor einigen Monaten. Wenn man die Website „Semit“ liest, könnte man tatsächlich zum Antisemiten gegenüber diesen a.kriechenden Pseudojuden werden. Auch was sonst noch im „Semit“ zu lesen ist, gleicht am ehesten dem Produkt des oben rechts gezeigten Elefanten. Wessen Beine unter eben diesem Produkt hervorschauen, weiss ich nicht – jedem steht es jedoch frei, sich passendes vorzustellen. Wie in einem früheren Tagebucheintrag erwähnt, besitzt Melzer Schweizer Fans unter mental ähnlich gelagerten Gemütern, zu deren Gurus er sich dazuzählen darf.

Mittwoch, 15. Juli 2009

Zäune, Mauern und Musik

Ich jammere meinen Lesern nie vor, wie unverstanden unser Staat Israel und seine Juden sind. Dieser weinerliche Stil liegt mir nicht, ich empfinde es als eine Art Exklusivitätsanspruch auf eigenes Unverstanden-, Opfersein und Leiden. Ob das stimmt oder nicht hat damit nichts zu tun, sondern mit Selbstbewusstsein. Es gibt den herrlichen, meist im Brustton der Überzeugung vorgebrachten schweizerischen Spruch: „Ich nöd, diä au!“, was für jene im grossen Kanton übersetzt heisst: „Aber ich tue doch so etwas nicht, die anderen tun es ja auch!“ Ich habe von Rolf Stern eine visuelle Präsentation von fast zwanzig Zäunen und Mauern in ebensoviel Ländern dieser Welt erhalten, Länder, die überzeugt sind, einen nicht weniger guten Grund dafür besitzen. In Grösse, Länge und Aufwand nimmt sich unser lebensrettender Sicherheitszaun um die zurzeit von Israel besetzte Westbank (wer steht als nächster Besetzer an?), wie ein Zäunchen und (wo die 5% angebracht sind) wie ein Mäuerchen aus, das sich im Vergleich mit anderen Anlagen dieser Art, seiner Bescheidenheit fast schon schämen muss.

In den vergangenen Wochen wird in den Medien vermehrt der Status der Juden im vorgesehenen, momentan allerdings eher erträumten, Staat der Palästinenser diskutiert. Es soll Siedler geben, die sich bereit erklärt haben auch unter palästinensischer Herrschaft in der Westbank zu leben. Nur, wir scheinen zurzeit eine Wiederholung eines alten klassischen Phänomens palästinensischer Glaubwürdigkeit zu haben, einem Phänomen dessen führender Exponent Yasser Arafat war. Er sprach in Englisch für die westliche und in Arabisch für die arabische Welt. Stets über dasselbe Thema und in jeder der zwei Sprachen stets das Gegenteil des in der anderen gesagten. Das ist alles dokumentiert, das arabische vor allem durch die Arbeit von MEMRI, das solche Äusserungen verschiedenster Herkunft ins westliche Sprachen übersetzt und damit sehr oft als Augenöffner für jene gilt, die jede Aussage aus palästinensischem Mund ohne zu Hinterfragen als bare Münze nehmen. Israelische Regierungen sind auch darauf schon hereingefallen – man denke an die unzähligen „Friedens“-Verhandlungen (Highlights sind u.a. Oslo, der Abzug aus Gaza und die im Stottertakt fortlaufenden Verhandlungen der Gegenwart), in den Israel beinahe mit Selbstaufgabe Angebote machte, die meist in Gewalttätigkeiten endeten, die Kombination Oslo und Intifada 2 ist das eindrücklichste Muster dieser Art Verhandlungen. Ich erinnere mich an die Szene an meinem Geburtstag, dem 13. September 1993, im Garten des Weissen Hauses in Washington D.C., wie die Welt zusah, als sich Rabin überwinden musste, seine Hand Arafat zu reichen – er hatte offensichtlich schon dann ein schlechtes Gefühl betreffend Onkel Yassers Glaubwürdigkeit.

Heute stehen Präsident Abbas und sein Premierminister Salam Fayyad unter der Lupe der Zweifler. Am 4. Juli sprach der Letztere im schönen amerikanischen Ferienort Aspen, Colorado. In der dortigen Lokalzeitung „Aspen Daily News“ wird berichtet, dass der ehemalige CIA-Direktor James Woolsey sagte, in Israel lebten ein Million Araber, ein Sechstel der gesamten Bevölkerung [was nicht stimmt, es sind 20%, was aber in diesem Zusammenhang keine Rolle spielt. Uri]. Diese Minderheit geniesse, wie alle israelischen Bürger, jene Rechte, die von allen Amerikanern in ihrer eigenen „Bill of Rights“ den amerikanischen Grundrechten gefunden werden – was im grossen Ganzen stimmt. Dann, fuhr Woolsey fort, falls Palästina als Rechtsstaat entstehen sollte und Juden dort leben wollten – aus historischen und anderen Gründen – warum sollten sie nicht genau so behandelt werden, wie die Araber Israels? Dann könnten sie ihre eigene Vertretung in der Legislative wählen, hätten Freiheit von Religionszwang, besässen Rede- und Meinungsfreiheit und wären vor allem vor nächtlichen Überfällen und Morden in ihren Häusern sicher.

Salam Fayyad fühlte sich bemüssigt zu antworten: „Ich teile ihre Meinung [in Englisch hiess es: „I’m not going to disagree with you“, was eher „ich möchte mir ihnen nicht streiten“ heisst]. Und ich bin nicht jemand, der sagt sie (die Juden) würden oder sollten anders als israelische Araber behandelt werden. Tatsache ist, dass die Art des Staates, den wir anstreben wird bestimmte Prinzipien, wie ein hohes Niveau von Toleranz, Koexistenz, gegenseitigen Respekt und Achtung für alle Kulturen und Religionen enthalten. Es wird keinerlei Diskriminierung auf jeglicher gesetzlicher Grundlage geben. Juden, die vorziehen im Staat Palästina zu bleiben und zu leben, werden die diese Rechte geniessen, bestimmt nicht weniger Rechte, als die israelischen Araber im Staat Israel besitzen.“ (von mir übersetzte. Uri) Reporter Gardner-Smith berichtete, das Publikum habe zu dieser Aussage enthusiastisch applaudiert.

Etwas anderes darf Fayyad vor dem Publikum eines demokratischen westlichen Staates gar nicht sagen. Denn dort wird gesagt, was gerne gehört wird. Doch was in der Westbank und in der ganzen arabischen Welt auf Arabisch gesagt wird, lassen solche Versprechungen gar nicht zu. Gnadenlos wird in Palästinas Schulen Judenhass gepredigt und professionell mittels geeigneter Literatur und perverser Ideologie gelehrt. Interner Terror durch „Befreiungskriminelle“ und die traditionelle Furcht individuelle Initiative zu übernehme, die den Obrigkeit(en) aufstossen könnte, Eigenschaften, die mir verschiedentlich von fortschrittlich, selbstständig denkenden und agierenden israelischen Arabern erklärt wurden. Es gibt sie, Palästinenser, welche die Wirklichkeit wahrnehmen und guten Willens sind, aber sie sind weitgehend einflusslos und eingeschüchtert oder sie leben im Westen.

Als ob mit obigem abgestimmt, erhielt ich soeben von Rolf Stern (!) folgende News, die ich wortwörtlich wiedergebe. Es unterstreicht die wirkliche „Friedensbereitschaft“ der palästinensischen Gesellschaft als Ganzes, die sogar zum Boykott von Künstlern aufruft, die ihren Ruf, ihre Karriere und vielleicht ihr Leben für ein friedliches Zusammenleben zwischen Juden und Palästinensern einsetzten:

Meldung vom Dienstag, 14. Juli 2009 / 21:19 h

Barenboim und Cohen sagen Konzerte in Ramallah ab

Ramallah - Nach Boykottaufrufen palästinensischer Gruppierungen haben die weltbekannten Musiker Daniel Barenboim und Leonard Cohen geplante Konzerte in Ramallah im palästinensischen Westjordanland abgesagt.

Barenboim hatte die israelische Blockade des Palästinensergebiets kritisiert.

smw/sda - Der israelisch-argentinische Pianist Barenboim werde am Freitag bei einem Auftritt junger palästinensischer Künstler, die eine arabische Oper aufführen, nicht dirigieren, hiess es nach palästinensischen Angaben.
Der Auftritt Barenboims in Ramallah hatte heftige Debatten unter Palästinensern ausgelöst, die über Äusserungen des Musikers zur israelischen Militäroffensive im Gazastreifen zur Jahreswende erbost sind.
Barenboim hatte die israelische Blockade des Palästinensergebiets kritisiert. Er hatte jedoch betont, Israel habe das Recht, seine Bevölkerung gegen Raketen-Angriffe militanter Palästinenser zu schützen, aber nicht mit Gewalt.
Auch dem kanadischen Sänger Leonard Cohen hatten die Boykottgruppen zu verstehen gegeben, er sei in Ramallah nicht willkommen, solange er auch in Israel auftritt. Ein Konzert in Tel Aviv ist für den 24. September angesetzt, Cohen wollte es nicht absagen.

Ich habe diese Mitteilung durch andere Quellen bestätigt gesehen. Daniel Barenboim, dessen „West-Eastern Divan Orchestra“ ich in meinem letzten Tagebucheintrag erwähnte, muss wohl seinen blauäugigen Idealismus revidieren und auf den Boden palästinensischer Realität des Hasses um jeden Preis zurückkehren. Unter keinen Umständen darf jedoch Barenboim irgendein Vorwurf gemacht werden – was er tut zeugt von tiefer Menschlichkeit und einer Abscheu vor politischen Reflexen. Ob politisch opportun oder nicht, steht erstens nicht zur Diskussion und ist zweitens völlig belanglos, wenn nicht sogar deplatziert. Die palästinensische Reaktion ist ein Schlag gegen ihre eigenen, aber auch die israelischen Jugendlichen, die Barenboims Initiative und Arbeit mittragen und denen mit diesem erneuten Zeugnis arabischen Hasses der Boden unter den Füssen weggezogen wird. Interessant ist festzustellen, dass Barenboim heute von beiden Seiten abgelehnt wird: von den Palästinensern, weil er es wagt, trotz seiner Sympathie für eben die Palästinenser, Israel nicht blind zu kritisieren und von einigen Israelis (die sich bisher leider durchgesetzt haben), weil es wagt, Richard Wagners Musik in Israel zu spielen.

Donnerstag, 9. Juli 2009

In Israel denken sogar die Linken

Gestern Nachmittag schaute ich Eurosport im Fernsehen – die fünfte Etappe der Tour de France, einem der eindrücklichsten jährlichen Sportereignisse. Als total angefressener Frankreichfan, der dieses Land durch unzählige Besuche extensiv kennengelernt hat, sehe ich beim Betrachten der radelnden Meute immer wieder uns bekannte Orte und Landschaften, so wie heute Roussillon. In einer Helikopteraufnahme war das wunderbare Städtchen Collioure zu sehen (mir kamen die Tränen), in dem wir vor Jahren Zeit verbrachten. Vor allem ist mir in Collioure das Hôtel Les Templiers in Erinnerung, dessen Wände fast überall mit Originalen spanischer Meister wie Picasso, Mirò und anderen tapeziert sind. Der Patron erzählte mir damals, diese Künstler seien in den Dreissigerjahren vor den Faschisten Spaniens geflohen und hätten, da mittellos, ihren Aufenthalt im Hotel mit ihren Werken bezahlt. Versichern, so die Antwort auf eine weitere meiner vielen Fragen, könne er sie nicht, die Prämien seien unbezahlbar. Hunderte solcher Bilder sind einfach an die Wände geschraubt, in der Bar, im Restaurant, in den Korridoren und Treppenhäusern – eines unserer vielen unvergesslichen Erlebnisse dieser Art in Frankreich. Collioure ist noch heute ein Ort der Kunst und Künstler, des guten Essens, der Anchovis (Sardellen), gutem Weins und einem schönen Strand in seiner kleinen, herzförmigen und fast geschlossenen Bucht, die als natürlicher Hafen dient. Nur, leider, scheint der Rest der Gegend heute stark touristisch „entwickelt“, die freundlichen Strassen von einst sind zu Autobahnen geworden, dauernd fuhren die Tour de France Pelotons über moderne Kreisel und die Flächen nahe dem Meer sehen beige und staubig aus, fast so wie es einst in Palästina war, bevor die Zionisten das Land begrünten. Übrigens, nur eine Viertelstunde südlich von Collioure ist der spanische Grenzort Port Bou. Dort brachte sich der jüdisch-deutsche Philosoph Walter Benjamin, auf der Flucht vor den Nazis, am 27. September 1940 irrtümlich um, weil er überzeugt gewesen sei, die Spanier würden ihn abweisen – was nicht stimmte, den seine Fluchtkameraden, die etwas vor ihm in Port Bou angekommen seien, sind problemlos aufgenommen worden. Das, jedenfalls, wurde mir dort erzählt. Es gibt neuerdings auch andere Theorien über den Grund seines Selbstmordes, es könne sogar Mord gewesen sein.

Warum erzähle ich hier über das französische Katalonien? Erstens, weil ich Fernweh habe, zweitens, weil ich gelegentlich eine Ablenkung vom politisch trüben Alltag des Nahen Ostens brauche. Dazu eignet sich Frankreich und Sport (für mich Fussball und die Tour de France) hervorragend. Denn das arabisch-israelische Trauerspiel kann man nur mit zwei Dingen ertragen: mit Humor und gelegentlicher Ablenkung. Wobei zu bemerken ist, dass auch Frankreich in den heutigen Tagen unter ähnlich pathetischen islamischen und jihadistischen „Störungen“ leidet. Genauso wie ganz Europa. Doch das ist nicht das Thema meines heutigen Tagebucheintrages.

Ich bin ein Linker. Aber ein israelischer Linker. Das mag einige meiner Bekannten und Freunde in der Schweiz komisch dünken, denn es gibt solche (vielleicht sind das keine Freunde mehr), die mich als schauerlichen Rechtsextremisten sehen, der das Leid der armen Palästinenser in den besetzten Gebieten nicht sehen will. Das obwohl man diese ja nur zu fragen braucht, um über ihre Leiden informiert zu werden. Mündlich oder schriftlich, wie von ihren Behörden, der Hamas oder einem anderen Terrorverein vorgeschrieben. So wie mir geht es den israelischen Linken, wenigstens denen, die noch mit beiden Beinen auf dem Boden stehen. Da ich zu diesem Thema schon in meinem Tagebucheintrag vom 19.4.2009 ausführlich geschrieben habe, möchte ich mich aber nicht nochmals darüber auslassen.

Die heutige Realität ist durch die Folgen von Israels Abzug aus Gaza ein weiteres Mal verändert worden. Die Mehrheit der Israelis war für diesen Abzug, in der Hoffnung durch das existenzielle Opfer der dort lebenden jüdischen Bauern, die im Gegensatz zu den Siedlern der Westbank, mit ihren rentablen Landwirtschaftsbetrieben, die vielen Gaza-Palästinenser eine solide Existenz verschafft hatten, etwas zum Erreichen einer konzilianteren Stimmung der Palästinenser beizutragen. Das Gegenteil trat ein, die Gegner des Abzugs hatten die für uns ärgerliche Befriedigung „wir haben’s ja gesagt“ sagen zu können und die Hoffnung auf Frieden ist wieder einmal geplatzt. Wir Israelis der Linken waren überzeugt ein reale Chance für einen Frieden zu haben. Wir hatten besetztes Gebiet verlassen und dachten, damit ein Zeichen guten Willens gegeben zu setzen und ein Abkommen mit den Palästinensern zu erreichen, das von diesen eingehalten werden würde. Ein ideologischer Rechtsrutsch war der politische Preis, den wir Israelis für diesen Irrtum bezahlen.

Kaum jemand in Israel glaubt heute noch an die Möglichkeit eines baldigen Friedens. Illusionen wurden begraben, Israelis haben genug von der palästinensischen Führung der Westbank, wir wissen dass Hamas, die Gaza beherrscht und terrorisiert, eine grosse Gefolgschaft auch in der Westbank besitzt. Wie der heute plötzlich populär gewordene Professor Barry Rubin schreibt, lässt Abbas und seine Mannen die westliche Welt Druck auf Israel ausüben, um damit alles zu erhalten, was er will, ohne selbst etwas geben zu müssen – eine nicht neue Haltung, aber heute klarer erkennbar denn je. Ich pflichte Rubin bei, der meint, dass die meisten Israelis der Linken heute an Aussichten für Frieden zweifeln und dafür die Schuld völlig bei den Palästinensern sehen. Die Zeiten bedingungsloser linker israelischer Empathie zur palästinensischen Welt sind vorbei. Viele, wie ich auch, fühlen sich von der palästinensischen Führung für dumm verkauft, auch wenn sie völlig davon überzeugt bleiben, dass nur das Zweistaatenkonzept für eine Lösung in Frage kommt. Aber so, wie es der von uns verschmähte Nethanyahu in seiner Bar-Ilan Rede bekannt gab. Auch wir können warten.

Wenn wir eine Bilanz des Gebens und des Nehmens zwischen Israel und Palästina erstellen, ist das Resultat völlig einseitig. Israel offerierte in 2000 fast die gesamte Westbank (die Zahlen variieren zwischen 92 und 99 Prozent) - die Antwort war Intifada Zwei. Israel verliess die Sicherheitszone in Südlibanon – die Antwort waren tausende Raketen, die Israelis töteten und verletzten und der misslungene zweite Libanonkrieg in 2006. Israel zog sich aus dem Gazastreifen (als Vorgeschmack eines Rückzugs aus der Westbank oder Teilen davon) zurück und hinterliess den Gazanern die Chance, sich mit internationaler und israelischer Hilfe wirtschaftlich zu entwickeln, eine freie Gesellschaft und eine staatliche Infrastruktur aufzubauen. Es hinterliess landwirtschaftliche Industrien (von wohlmeinenden amerikanischen Juden finanziert) – die meisten davon wurden zerstört, tausende Raketen flogen nach Israel, Menschen wurden verletzt und getötet und der kürzliche Gazakrieg war die Folge davon. Die muslimische und palästinensische Welt sieht sich heute mehr den je als Erben des Nazismus, eine Tatsache, die jeder mit offenen Augen überzeugend sehen, hören und lesen kann. Israel gab viel und wird dafür in der arabischen Welt als Verlierer verlacht, denn in ihrer Welt benimmt sich ein Sieger im Stil eines Saddam Hussein. Was, bitte schön, hat Israel bisher als palästinensische Gegenleistung erhalten? Gurnischt! Immer mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass es den Palästinensern gar nicht um einen eigenen Staat geht, sondern um die Vernichtung Israels.

Es gibt in Israel Menschen wie Präsident Shimon Peres, die für Menschen verbindende Aktionen viel unternehmen, in seinem Fall ist Fussball das friedensstiftende Medium. Oder der jüdische Dirigent Daniel Barenboim, der ein israelisch-palästinensisches Jugendorchester gründete, das „West-Eastern Divan Orchestra“ und mit diesem auch im Ausland auf Tournee geht. Oder die israelisch-arabische Musiklehrerin Wafaa Younis aus Arara im Wadi Ara. Sie organisierte ein Kinderorchester in Jenin (und wurde dafür von den palästinensischen Behörden aus Jenin verjagt und das Orchester aufgelöst) – etwas Ebenbürtiges aus palästinensischen Kreisen gibt es meines Wissens nicht. Das auch mit jüdischen Spenden gebaute Konservatorium in Jenin wurde angezündet und brannte ab – wie es heisst, von Islamisten, denen alle Freuden, auch an der Musik, ein Gräuel sind. Verbindendes kommt aus jüdischen und arabisch-israelischen Kreisen – ich denke da an „meine“ Galerie in Umm El-Fahm. Ähnliches wird in der palästinensischen, an internem Terror leidenden Welt, abgewürgt.

Samstag, 4. Juli 2009

Auffälliges

Ein Schweizer Politiker

Folgendes erhielt ich aus erster Hand, zusammen mit der Erlaubnis es zu veröffentlichen. Es gibt unter meinen Freunden und Lesern Psychologen, die sich damit auseinandersetzen können – auch ohne Honorar. Am effektvollsten ist es wohl, den Hinweis so zu veröffentlichen, wie ich ihn erhalten habe:

Zitat:

Lieber Herr Russak

Vielen Dank für Ihre neuesten Tagebucheintragungen. Ich möchte Ihnen ein Beispiel für eine Antwort auf Ihre Frage, die ich auch gestellt habe, und zwar zum Beispiel dem Nationalrat Geri Müller, Vorsitzender der Aussenpolitischen Kommission des Schweizer Nationalrats, zur Kenntnis bringen:

"Sehr geehrter Herr Stegemann

Die verschiedenen Medienberichte aus dem Iran zeigen, dass es keine „massiven“ und „jeglichen“ Unterdrückungen gibt. Es gibt aber zweifellos Einschränkungen. Die Berichte sind sehr widersprüchlich. Tote und Verletzte an Demonstrationen verurteile ich überall, auch im Iran.

freundliche Grüsse

Geri Müller, Nationalrat,
CH-5400 Baden

Tel.: +41 56 221 12 06; Fax: +41 56 221 00 12; Mobile: +41 76 34 777 26; www.geri-mueller.ch"

„Herr Nationalrat verurteilt, wenn ich des Deutschen einigermassen mächtig bin, offenbar die Toten und Verletzten! Vielleicht war das "nur" eine Freudsche Fehlleistung, aber Dr. Freud hätte noch anderes dazu zu sagen.
Machen Sie mit Ihrem Tagebuch weiter!
Beste Grüsse aus Basel
Ekkehard Stegemann“

Ende Zitat

Eines eigenen Kommentars enthalte ich mich, ausser es mit einer von der Motivation her ähnlichen Behauptung Ahmedinejads zu vergleichen, in der dieser sagte im Iran gäbe es keine Homosexuellen – obwohl, für die Welt zu sehen, fast täglich einige an Kranen gehängt wurden. Prof. Stegemann ist für seinen „Cool“ zu gratulieren.

Mehr als eine Frage des Stils

„Ministerpräsident Netanjahu beabsichtigt die palästinensische Anerkennung Israels als jüdischen Staat zu einem „Superkernthema“ zu machen“, sagte kürzlich Michael Oren, Israels neuer Botschafter in den USA.

„Israel wird von keiner Nation, nah oder fern, gross oder klein, die Anerkennung seiner Existenz verlangen“, sagte Menachem Begin 1978, als er als Ministerpräsident Israels eingeschworen wurde.

Wie sich die Zeiten ändern. Aber nicht nur Zeiten, sondern vor allem Charakter und Selbstverständnis der Politiker. Meine Ansicht hat nichts mit der Ideologie Begins zu tun, die ich nicht teile. Aber er besass Rückgrat und einen grundsätzlich Anstand, eine heute seltene Eigenschaft unter Politikern. Bis heute gilt er als Muster eines europäischen „Gentleman’s“.

Macht über die Frau

Je reaktionärer eine Gesellschaft ist, umso mehr unterdrückt sie ihre Frauen. Das ist verallgemeinert, es kann unter anderem auch für Teile der extrem religiösen jüdischen Gesellschaft gelten, wenn auch nicht in den hier erwähnten Extremen. In den heutigen Tagen demonstriert die arabische Gesellschaft, zu der sich das palästinensische Volk zählt, wie man das macht. Es gibt Ehrenmorde an Frauen, da diese in der arabischen Gesellschaft die Familienehre zwischen ihren Beinen tragen, es gibt öffentliche Steinigungen, Beschneidungen, die Frauen für ganze Leben verkrüppeln, Zwangsheiraten zwölfjähriger Mädchen an alte Männer, das Verweigern ziviler Rechte – die Liste ist endlos. Ehrenmorde und Beschneidungen an jungen Mädchen werden aus der muslimischen Welt auch in die westliche Welt importiert, aus Europa sind darüber oft Berichte zu lesen.

Amnesty International hat bei diesem Thema nun den Vogel abgeschossen. Im Website „The Elder of Ziyon“ (trotz diesem grässlichen Namen ein jüdischer Blog) wird über ideologische Purzelbäume berichtet, die Amnesty International in ihren Bericht über Menschenrechte im Nahen Osten und Nordafrika vornimmt (Seite 60). Und zwar, wie kann es anders sein, über Israel, das für den Missbrauch palästinensischer Frauen durch ihre Ehemänner voll zur Verantwortung gezogen wird. Diese einmalige Verrenkung, die eigentlich in den „Cirque de soleil“ gehört, bringt es fertig, die Besetzung der Westbank durch Israel, für die sexuelle Frustration palästinensischer Ehemänner und Brüder verantwortlich zu machen. Hier ein Zitat aus dem Link der Alten von Zion, der brillant zusammenfasst um was es geht:
„Sehen Sie, der Grund, dass palästinensisch-arabische Frauen nicht gleich behandelt werden können, liegt darin, dass die „Besatzung“ es für frauenfeindliche palästinensisch-arabische Männer schwierig macht sich deren Seite der Geschichte anzuhören. Diese Männer müssen Frauen missbrauchen, als „Verteidigungsmechanismus“ – sie sind durch die „Besatzung“ so verweichlicht worden, dass sie keine andere Wahl haben, als sich an ihren Frauen und Schwestern auszutoben!
Die armen palästinensischen Männer tun nach Ansicht von Amnesty und der Sonderberichterstatterin mit dem Missbrauch von Frauen etwas Ehrenhaftes – so behalten sie ihre „soziale Identität“. Würden sie anfangen Frauen mit Respekt zu behandeln, bliebe ihnen nichts – erst verloren sie ihr Land und dann verlieren sie ihre Identität als Frauenfeinde!“

Fair wie ich bin, muss ich allerdings zugeben, dass dieser Bericht mehrheitlich doch Interessantes über diese Welt zutage fördert. Auch wir in Israel haben Menschenrechtsprobleme – wer hat sie nicht – auch wenn israelische Frauen, in dem ist Israel der Schweiz um Jahrzehnte voraus, seit seinem Bestehen sämtliche Bürgerrecht besassen. Bürgerrechte für Frauen waren nie ein Thema. Zivilrechtliches hingegen schon, denn dort kommen halachische Gesetze zur Anwendung. Doch das ist ein anderes Thema. Dafür soll es in unserem Land noch Vielweiberei geben und das nicht nur bei unseren arabischen Bürgern.

Der Schwindel in Gaza

Schon wieder versuchte sich ein Schiff voller Gutmenschen und humanitärem Schmuggelgut nach Gaza durchzumogeln. Das Schiff mit Namen „Arion“ wurde in Gazas Küstengewässern aufgegriffen und nach dem israelischen Hafen Ashdod gebracht. Wie die Armee mitteilt, werden die Güter via Israel nach Gaza gebracht. Was mit den zwanzig Passagieren, darunter ein ehemaliges Mitglied des U.S. Repräsentantenhauses, Cynthia McKinney, dem Friedensnobelpreisträger Mairead Corrigan Maguire, anderen Aktivisten und der Mannschaft geschah weiss ich nicht. Sie werden wohl höflich des Landes verwiesen.

Eine der vielen Übertreibung, Falschmeldungen und glasklaren Lügen über Israel und seinem Verhalten gegenüber dem „darbenden“ Gazastreifen ist, dass Israel praktisch keinerlei Versorgung durchlasse. Erstens stimmt dass nicht, denn es werden nur strategische Güter zurückbehalten, wie Baumaterialien, die für den Bau von Bunkeranlagen der Hamas benutzt werden, gewisse Roheisen, mit denen Raketen gebaut werden und ähnliches. Zwar gebe ich, anhand meiner Beobachtungen in der Westbank, zu, dass die israelische Armee auch Entscheide fällt, die keinerlei Sinn machen, so auch schon Waren zurückbehält, mit denen keinerlei Schaden angerichtet werden kann. Was wir alle wissen ist, dass aus Israel nicht Geliefertes, durch die Tunnels unter Gazas Grenze mit Ägypten beschafft wird. Die Tatsache, dass Hamas bewiesenermassen grosse Teile der humanitären Lieferungen stiehlt, macht israelische Entscheidungen hingegen wieder etwas verständlicher. In der amerikanischen Zeitschrift „Intermountain Jewish News“ fand ich zum Thema einen informativen Artikel.

Zum Abschluss eine weitere Folge der Serie Grundwissen:

4. Die Flüchtlinge

Das bis heute durch die arabische Welt und die UNO und EU künstlich am Leben erhaltene Flüchtlingselend der Palästinenser ist vor allem das Resultat der ersten Weigerung die UNO-Resolution 181 von 1947 anzuerkennen. Israel begrüsste diesen Entscheid, die arabische Welt missachtete ihn. Nach Ausrufen des Staates Israel auf Grund dieser UNO-Resolution zur Teilung Palästinas in einen arabischen und einen jüdischen Staat, griffen erst palästinensische Freischärler (zum Teil unter Führung ehemaliger Nazi-Militärs) und dann Armeen arabischer Staaten Israel an. Damit erzeugten sie die „Mutter aller Missachtungen“ von UNO-Resolutionen im Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Israel und der arabischen Welt. Hätte die arabische Welt die UNO-Res. 181 akzeptiert, wäre kein Krieg ausgebrochen und kein Flüchtlingsproblem entstanden. Mehr die Gier nach mehr Land für ihre Staaten und kaum das Wohl der Araber Palästinas war die wirkliche Motivation für diesen Angriff auf der einen Seite, der Judenhass des Muftis von Jerusalem der anderen. Die damaligen arabischen Flüchtlinge flohen aus Angst vor den Juden, wurden von der arabischen Welt zum Fliehen aufgefordert und teilweise auch von der israelischen Armee verjagt (z.B. siehe Benny Morris: 1948). Es gibt auch verbürgte Fälle von jüdischen Politikern, die Araber vom Fliehen hinderten, indem sie ihnen Schutz garantierten (Beispiel: Faradis, ein heute florierendes Dorf neben dem jüdischen Dorf Zichron Ya’akov oder Bürgermeister Abba Khoushy der Stadt Haifa). Der arabische Angriff auf Israel in 1948 ist der ausschliessliche Grund für das bis heute dauernde Flüchtlingsproblem der palästinensischen Araber. Die arabische Welt wurde besiegt und gedemütigt, was sie bis heute noch nicht verarbeitet haben. Diese Erfahrung – besiegt und gedemütigt – hat sie inzwischen noch einige gemacht. Auf der einen Seite habe alle diese israelischen Siege dem jüdischen Staat das Überleben gesichert, aber keinen Frieden gebracht. Auf der anderen Seite haben die arabischen Demütigen den Hass auf Israel und Juden verstärkt. Solange dieser Hass, heute mehr denn je religiöser Natur, anhält, kommt wirklicher Frieden und Akzeptanz des jüdischen Volkes in seiner historischen Heimat nicht näher.

Soweit zu den arabischen Flüchtlingen. In arabischen Ländern lebten in 1945 schätzungsweise 870'000 Juden, jüdische Gemeinden existierten seit über 2500 Jahren. Schon Monate vor der Abstimmung zur UNO-Resolution 181 warnten arabische UNO-Delegierte, eine Teilung Palästinas würde Juden in arabischen Ländern gefährden. Nach der Abstimmung fanden in arabischen Ländern Pogrome statt, die Juden flohen, ihr Besitz wurde konfisziert. Hunderttausende Juden aus arabischen Ländern kamen besitzlos und verarmt in Israel an, wo sie, in völligem Gegensatz zu den arabischen Flüchtlingen aus Palästina, schnell, wenn auch nicht immer problemlos, integriert wurden. Fachleute schätzen, dass 1948 und noch wenige Jahre danach, mehr Juden aus arabischen Ländern fliehen mussten, als Araber aus Israel zum Teil freiwillig geflohen sind. Man spricht von etwa 900'000 Juden und etwa 800'000 Arabern. Beide Zahlen variieren leicht, doch bleiben im Grundsatz ausgewogen. Nur eben, von jüdischen Flüchtlingen aus der arabischen Welt spricht man nicht mehr, da es sie inzwischen als Flüchtlinge nicht mehr gibt. Ihre palästinensischen Kollegen hingegen wurden von der arabischen Welt zu einem „professionellen“ und gut bezahlten Flüchtlingsdasein verdonnert (auch wenn der Löwenanteil des Geldes von ihrer politischen Elite abgezweigt wird) – sie dienen als Vorwand arabischer Aggression gegen Israel und die westliche Welt. Letztere hat das bis heute nicht begriffen.