Vor dem Einstieg eine eigene Äusserung: Was unsere Regierung in den letzten paar Tage anstellte, war ein beschämendes Affentheater. Ich entschuldige mich – obwohl ohne dafür irgendeine Kompetenz erhalten zu haben, ausser eben Israeli zu sein, beim amerikanischen Vizepräsidenten Joe Biden und kann nur sagen: es ist zwar meine demokratisch (aber nicht von mir) gewählte Regierung, die solches auch in meinem Namen tut, denn das ist halt so in einer Demokratie. Zwar gibt es für jedes Land dessen nationale Souveränität, etwas das auch der Schweiz sehr teuer ist. Nur machen rechtsnationale Parteien wie die SVP in der Schweiz und der Likud in Israel daraus einen Fetisch, so wie es eben die israelische Regierung eben getan hat. Die USA ist nun mal eine Weltmacht – DIE Weltmacht – Israel ist, neben dem Iran – nur eine Regionalmacht, wenn auch in einem sehr barbarischen, existenziell bedrohenden Umfeld. Aber es gibt eine gewisse diplomatische Höflichkeit, die nichts kostet und unsere besten Freunde nicht vor den Kopf stösst. Aber trotzdem – wer mich kennt, der weiss, dass ich ein prinzipieller Gegner der israelischen Besetzung der Westbank bin (ob wir, nach den Erfahrungen von Gaza, gerade jetzt abziehen könnten, bleibe für den Augenblick dahingestellt). Doch geht es nicht nur darum: wir haben einen Regierungschef, die vorgibt nicht zu wissen, was seine Minister tun, der den frömmelnden Rassisten Eli Yishai, Innenminister und Vorsitzender der Shaspartei erst stillschweigend für den Staat schädliches (die angekündigten 1600 Wohnungen in Ostjerusalem) verkünden lässt, damit den zu Gast weilenden amerikanischen Vizepräsidenten Joe Biden vor den Kopf stösst und unserem Land immensen Schaden zufügt. Dass Bibi Nethanyahu lügt, ist nicht neu, ich habe es selbst schon erlebt – denn auch er behauptet von all dem nichts gewusst zu haben. Wenn dem so ist (was ich überhaupt nicht glaube) und er den Yishai mit seiner Shas nicht sofort zum Teufel jagt – dann müsste er zurücktreten. Diese Regierung ist eine Schande für den Staat – doch perverserweise ist sie im Land noch immer populär, ja die Popularität Nethanyahus wächst, im Gleichschritt mit der Bedrohung von aussen, von Hamas, Hisbollah und ihrem Paten, Iran. Trotzdem traurig! Ein Armutszeichen für unser Land.
Doch nun zum Thema:
Es gibt auch in deutscher Sprache hervorragende Blogs (neben dem meinen natürlich) und offizielle Websites der Medien, die jeder, der sich mit der Materie des als „Israelkritik“ getarnten Judenhassens beschäftigt lesen sollte. Ich möchte an dieser Stelle einige Zitate aus solchen Blogs präsentieren. Die Reihenfolge hat mit Wertung nicht das Geringste zu tun.
Lisas Welt
Aus dem letzten dort erschienen Artikel „Auschwitz zu den Akten“ in dem er, der Nichtjude, jüdische „Israelkritiker“ rezensiert, nimmt er sich einem meiner Lieblingsthemen an, den jüdischen Gutmenschen, denen er eine schöne jiddischen Bezeichnung verpasst, ohne beleidigend, bestenfalls mitleidig zu wirken:
„…….worauf die „Israelkritik“ in letzter Konsequenz immer hinausläuft: auf eine Dämonisierung und Delegitimierung des jüdischen Staates, auf eine Verdrehung von Tätern und Opfern und auf eine Entlastung von der originär deutschen Tat Auschwitz. Die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost ist eine eigentlich vernachlässigenswerte Gruppierung, die selten mehr auf die Beine bringt als ein Dutzend Nebbichs.“
Perlentaucher.de (ein Kultur-Magazin)
Ein beeindruckender Site mit Tiefgang. Nicht alles darin ist zynisch oder bloss ironisch, sondern, wie diese Predigt von Götz Aly, die berührt und zum Nachdenken zwingt. Ich bin von Götz Alys Predigt so beeindruckt, dass ich persönliche Information über ihn suchte. Ein bemerkenswerter Mann.
N-TV.de
Hier fand ich ein hervorragendes Interview mit Necla Kelek, einer islamkritischen Muslima. Kelek ist in islamkritischen Kreisen sehr bekannt und ist eine jener aussergewöhnlich mutigen und seltenen Muslime, die ihr Leben riskieren und dem heutigen, von blutrünstigen Islamisten vorwiegend beeinflussten Islam entgegenstehen, ohne den Islam selbst gänzlich zu negieren.
Israel News (Ami Isseroff)
Ami Isseroff ist ein hervorragender Kommentator linker Provenienz, der laufend überzeugende Entlarvungen zutage fördert, wie diese Blossstellung des aktiven „Anti-Zionismus“, der nicht nichts ist als traditioneller Judenhass, der hier die Hosen herunter lässt. Ausdrücke wie „Jewish Motherfuckers“ und „Jewish Jesuskillers“ gehören noch zu den feineren Ausdrücken, die hier zu hören sind. Heute ist es tatsächlich so, dass die Grenzen zwischen linkem und rechtem Extremismus völlig aufgelöst sind, falls sie im Zusammenhang mit Antizionismus und Judenhass überhaupt je bestanden haben. Beide benutzen identische antisemitische Argumentationen, die, so hirnlos sie auch sind, eine wachsende Popularität erleben. Das hier gezeigt Filmchen zeigt das sehr eindringlich.
Die Achse des Guten
Eine der zwei Web-Heimaten des Henryk M. Broders. Immer wieder heftige Wortes des Meisters, der Dinge zu Tage fördert, wie der im hier gezeigten Text zu findende Link, der einen sehr linken und sehr echauffierten deutschen Lokalpolitiker zeigt, wie er Israel das Existenzrecht abspricht. Ein Lehrstück, das sich in der Schweiz und anderen europäischen Ländern abspielen könnte.
Henryk M. Broders Homepage
Nicht nur, dass Broder gekonnt ausfällig über dumme und bösartige Leute – Antisemiten oder sonst einfach dumm und bösartig - herfällt, er versteckt seine Duelle mit seinen vielen Feinden nicht. Er publiziert deren Anwürfe in seinem Blog, entblösst so den oft darin enthaltenen Unsinn und den eigentlichen Charakter der Schreiber.
Spirit of Entebbe
Claudio Casulas Blog ist gepflegt, hat visuell eine beruhigende Ausstrahlung, doch wenn man den Inhalt liest, dann merkt man, dass hier jemand auf den Grund allgemein üblicher Vorurteile und verlogener Behauptungen gegenüber Israel und dem Judentum kommen will, die in Medien, am Stammtisch, bei ideologisch verdrehten Idioten und auf der Strasse laut werden. Sein „Gemischtes Doppel“ hat Klasse, er punktet damit ohne Mühe und das Echo in den Kommentaren ergibt den fehlenden Kommentar unter den Bildern. Sein Thema „Unbotmässige Juden“ zeigt eine völlig akzeptable Sicht der Dinge, die ich zwar nicht ganz teile, aber respektiere. Schreiben kann er, der Claudio, das gestehe ich ihm neidlos zu, auch wenn er „Uris Tagebuch“ noch nicht in seine Blog-Empfehlungsliste aufgenommen hat. Die Seine ist auf der Meinen.
Castollux
Der Blog „Castollux“ meines Freundes Bernd Dahlenburg zeugt von einem energischen Einstehen für uns Juden und ihren Staat Israel, aber auch für politischen Anstand, wie der hier gezeigte Schriftwechsel „Hoteltraditionen“. Bernds theologische Ausbildung hilft ihm dem islamistischen Unfug professionell zu begegnen. Das beruhigt vielleicht ihn selbst, aber den gläubigen Jihadisten lässt das kalt.
Wir Juden in Israel und in der Diaspora sollten dankbar sein, solch gute und verlässliche Freunde, wie die oben erwähnten, zu haben. Sie tun eine Arbeit, vor der sich zahlreiche unserer jüdischen Freunde drücken und beweisen, dass wir heute, im Gegensatz zur Zeit des Dritten Reiches, auch in Deutschland helfende Freunde besitzen, die sich laut äussern. Es gibt sie hoffentlich auch in der Schweiz, auch wenn ich bisher keine Schweizer Blogger kennengelernt habe.
Samstag, 13. März 2010
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2 Kommentare:
Die Aufregung oder die Shahm über Eli Yishai verstehe ich nicht. In Jerusalem wird weiter gebaut werden, da soch die Stadt ganz einfach organisch Entwickelt. Was hat damit irgendein Obama, Hillary oder Biden in Washington zu tun?
Sha"s als rassisten abzustempeln, find eich ziemlich vermessen. Sha"s ist die orientalische Vorzeige-Partei. Gegründet und zumeist gewählt von der orientalischen Unterschicht, vor allem von Marokkaner und Yemeniten. Und von wem noch? Von Israelischen Arabern. Warum? Sicher nicht wegen Rassismus, sondern weil Sha"s sich in der Realpolitik als ziemlich flexibel zeigt, wenn es darum geht, Welfare-Gelder zu verteilen. In Fureidis haben die übrigens auch ein Bureau. Likud bestimmt nicht.
Ich entschuldige mich nicht, wozu auch? Die Europärer und einige Elemente in der momentanen US-Regierung (die sich soweiso schon auf dem Weg nach draussen befindet) werden Israel sowieso als Übeltäterin abstempeln, egal wie die Realität aussieht.
dwave: nur ganz kurz. Ishai ist Innenminister. Sein Ministerium entscheidet wer in Israel als Jude gelten darf - die Auslegungen sind sehr oft rassistisch, genau so wie viele Ishais Aussagen über andere. Auf der anderen. Zudem ist Schas eine völlig undemokratitische Partei, sie wird von einem Rabbiner (Ovadia Joseph) beherrscht, Ishai ist nur sein ausführendes Organ. Vorzeigepartei im positiven Sinne kann man Schas sicher nicht nennen. Bei den Parteien aschkenaischer Haredim ist es auch nicht anderes, sie werden von einigen wenigen Rebbes beherrscht. Auf der anderen Seite sind orientalische Juden oft Opfer der aschkenasischen Ultraorthodoxie, die z.B. Kinder aus Schasfamilien nicht in ihre Schulen aufnimmt - eben weil sie nicht aschkenasische Juden sind. In diesen Fällen führt fundamentalistisches Religionsverständnis zu Rassismus.
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