Muslimische Komiker wie Goffaq Yussef sind selten. Hier einer seiner besten: „Auf meinem Flug nach New York muss ein Israeli die gesamte Zeit im WC eingeschlossen gewesen sein. An der Türe stand pausenlos „besetzt“.“ Hier gleich noch einer, eine arabische Version der Leuchtbirnenwechsel-Geschichten: „Wie viele Palästinenser braucht es um eine ausgebrannte Leuchtbirne auszuwechseln? Keinen, denn sie sitzen für immer im Dunkeln und beschuldigen die Juden“. Es herrscht jedoch der Verdacht, im Internet verschiedentlich zu finden, dass Goffaq Yussef nicht wirklich existiert und sein Name (Goffaq) eine Abänderung eines „Four Letter Words“ sein könnte.
In meinem gestrigen Tagebucheintrag liess ich mich über die drohende Zerstörung Israels durch seine Ultraorthodoxen aus. Und siehe da, am selben Tag schon lieferten diese einen beispielhaften Skandal, der das angeschlagene Problem genauestens vorführt: Die israelische Regierung entschied vorgestern, den Bau der neuen Notfallklinik des Barsilai Spitals in Ashkelon an einen weit vom Spital entfernten Ort zu verschieben, weil auf dem vorgesehenen Bauplatz Gräber seien. Diese Gräber seien zwar heidnisch statt jüdisch, doch bis das genauestens abklärt sei, stehe das Projekt still. Sollte sich Gott behüte herausstellen, dass die Gräber jüdisch sind, dann wird der Bauplatz verlegt. Damit wird der Bau der Notfallklinik bis zu drei Jahren verzögert und es werden rund 160 Millionen NIS in den Sand gesetzt. Damit werden wieder einmal lebende Menschen (Juden, Araber, darunter viele aus Gaza) gegenüber Toten (voraussichtlich Philister aus der Zeit Davids) benachteiligt, auf Grund überlebter mittelalterlicher religiöser Vorschriften – die Angelegenheit wird Leben kosten. Ein sofortiges Resultat war, dass der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums aus Protest zurücktrat. Sein Chef, der haredische Vizeminister Litzman (er will nicht voller Minister sein, da er und seine Partei, den Staat der Juden nicht anerkennt – dessen Milliarden für ihre „Schulen“ und diversen Sozialzuschüsse nehmen sie aber ohne sich zu beklagen oder zu bedanken), gab bisher noch keinen Kommentar ab. Mit diesen heraus geworfenen 160 Millionen, hätte der staatliche Medikamentenkorb vergrössert werden können, hätten nur schon für den Spital in Ashkelon MRIs angeschafft werden können. Der Skandal ist perfekt und er demonstriert wieder einmal, wie sehr die noch immer in einem mittelalterlichen Sumpf lebenden ultra-religiösen Juden in diesem Land das Volk an der Nase herumführen und die Regierung erpressen. Diesmal sogar ohne irgendeine Drohung gegenüber der Regierungskoalition ausgesprochen zu haben – der schon so oft ausgeübte Reflex funktionierte hervorragend. Haredim wollen es – die Haredim kriegen es – Punkt! Immerhin zehn der einundzwanzig Regierungsmitglieder, die darüber abstimmten, waren dagegen, einige Drückeberger verliessen die Sitzung um nicht abstimmen zu müssen.
Doch der öffentliche Aufschrei hat Nethanyahu soeben veranlasste, eine schnelle Wiedererwägung des Entscheides und dessen Hintergründe auf die Agenda zu setzen. Immerhin ein Zeichen, dass der öffentliche Anschiss des Volkes ihn erschreckt hat – ein weiterer Nachweis der in Israel herrschenden Demokratie. Die Ultraorthodoxen und ihre Rabbiner haben bisher noch keinen Ton von sich gegeben.
Dienstag, 23. März 2010
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1 Kommentar:
Uri, guten Tag
nicht alles, was die Haredim tun und nicht lassen können ist negativ! Es stimmt auch nicht, dass sie die Kontrolle über das Heiligtum aller Juden - und nicht nur der Haredim - monopolisiert haben. Inzwischen kann man den Kotel nämlich mit Gleitschirmen im Tandemflug queren. Dann sieht man eben alles von oben. Zudem, habe ich heute von der "Vereinigung Jüdisch-Ultraorthodoxe Minim in Israel" den Hechscher für mein Bierrezept Koscher LePessach erhalten. Es basiert auf Mazzen (nicht auf Getreide oder Reis). Vorgeschrieben wird nur die ausschliessliche Verwendung von quöllfrischem Wasser. Proscht&LeChaim.
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