Samstag, 4. September 2010

„Mir nöd, diä ja au“ (Schweizerdeutsch für: „wir doch nicht, die anderen tun es ja auch“)

Jetzt wurde in Washington wieder einmal fein diniert und Reden gehalten, voller hohler Floskeln und Plattitüden, die alles versprechen. Möglich ist ja ohne weiteres, dass Nethanyahu wirklich meint was er sagt – Politiker der Rechten sollen beim Friedenmachen erfolgreicher sein (was nicht stimmt, denn Rabin und Peres haben den Frieden mit dem jordanischen König Hussein geschlossen, nur war der ein mutiger Mann, der auf die arabische Strasse und ihre Mobs pfiff und dafür nicht einmal ermordet worden ist), aber es liegt völlig an Bibis palästinensischen Partnern für einmal Courage zu zeigen, über ihren eigenen Schatten zu springen und sogar dann einen Friedensvertrag zu unterzeichnen, wenn Israel umfassendste Zugeständnisse macht wie seinerzeit Barak und Clinton im Camp David und Taba oder Olmert später, mit denen sie auf fast alle territorialen Bedingungen der Palästinenser eingingen und nur noch auf den eigenen staatlichen Selbstmord Israels verzichteten, also die Rückkehr der palästinensischen „Flüchtlinge“ ausschlossen. Diese rote Linie besteht heute noch und ich bin überzeugt, dass sie auch diesmal als Ausrede für ein abschlägiges Verhalten der PA-Führungen herhalten wird. Denn die Alles oder Nichts Haltung (Palästina bis zum Mittelmeer oder weiterhin von der UNO, der EU, der USA und Israel als vollberufliche Pensionäre Rente beziehen) sitzt so tief in der palästinensischen Politik, dass es keiner ihrer Politiker wagt, selbstmörderisch sich mit Israel zu einigen. Gleichgesinnte der Mörder Sadats gibt es heute auch in der palästinensischen Gesellschaft Gazas und der Westbank. Dort heissen sie Hamas und Kollegen, in Ägypten war und ist es noch immer die in den zwanziger Jahren gegründete islamische Bruderschaft, die dazumal den noch heute gültigen islamistischen Judenhass ins Leben rief.

Oben Geschriebenes schliesst gar nicht aus, dass unser Ministerpräsident endlich gegen den eigenen Faschismus verschiedener politischer Elemente in Israel durchgreifen muss, angefangen bei extremistische Siedlern, grossen Teilen der hiesigen Ultraorthodoxie, vor allem der Schasspartei und ihrem xenophoben Vorsitzenden Eli Ishai sowie diversen Rabbinern aschkenasischer und orientalischer Herkunft, die den Mord an Nichtjuden (egal ob Christen oder Muslimen) mit ihren eigenen biblischen Argumenten durch die Medien und in Büchern nicht nur empfehlen sondern vorantreiben. Da für jeden rabbinischen Furz, wie jene des Rabbi Ovadia Josef, Apologeten zu finden sind und ausser einigen kurzlebigen Medienkommentaren keine wirkliche Kritik oder politische Forderung gegenüber rassistischen Aufrufen besteht, verliert Israel bei arabischen Anschlägen auf Juden (egal ob Siedler oder vernünftige Israelis) jedes Mal sein Gesicht. Denn die allgemein herrschende Meinung „mir nöd, die ja au“ (Schweizerdeutsch für: „wir doch nicht, die anderen tun es ja auch“), fliegt inzwischen jedem offenen Beobachter ins Gesicht. Oder der neuere säkulare „Im Tirzu“, ein supernationalistischer Verein, der durch Gesinnungsterror das Ausmerzen nichtpatriotischer Regungen an den Hochschulen und anderswo verfolgt und dafür keine wirklichen Reaktionen hervorruft. Da es auch Terrormorde an palästinensischen Zivilisten gab, macht fehlendes Durchgreifen von Israels Regierung, Polizei und Gerichten beim Mordmarketing aus rabbinischen und rechtsextremistischen Kreisen einen unglaubwürdigen und kraftlosen Eindruck.

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