Zu den Geschehnissen in Ägypten möchte ich mich nicht allzu sehr auslassen. Es kommen mir nur gerade zwei Dinge in den Sinn, die mir zu schaffen machen.
Erstens gab oder gibt es noch Einbrüche und Raub in das einzige Museum, zu dem ich aus nicht ganz erklärbaren Gründen, eine gewisse Liebe empfinde. Dem ägyptischen Museum in Kairo. An das was dort zu sehen ist, trotz oder vielleicht gerade wegen dem dort herrschenden leichten Durcheinander – in der Schweiz würde man sagen „Puff“ – erinnere ich mich mit Nostalgie. Seine Exponate und deren Geschichte, die mir vor Jahren von einem höchst sympathischen Archäologen anlässlich meines fast sechs Stunden dauernden Besuches in Deutsch erklärt worden waren, sind mir noch heute in lebhaftester Erinnerung. Dieses weltweit einzigartige Museum ist heute gefährdet. In den heute dort herrschenden Unruhen, manche nennen es Revolution, kam es schon zu Raub und Zerstörung (siehe Bild). Das bringt mich geradewegs zur Gefahr, welche die Machtübernahme in Ägypten durch die muslimische Brüderschaft in sich bergen könnte. Noch erinnere ich mich an die Zerstörung der zwei Buddha-Skulpturen und anderer buddhistischer Kunst durch die barbarischen Taliban in Afghanistan. Auch die alten Ägypter waren keine Muslime – dass zwischen dem Aufkommen des Islams und den Hochkulturen des Buddhismus und des alten Ägyptens der Pharaonen Jahrtausende liegen, nehmen Islamisten – wie die Geschichte der heutigen Zeit beweist – nicht zur Kenntnis. Das macht mir mehr Sorge, als die Diktatur Mubaraks. Auch nach dreissigjähriger Diktatorenkarriere ist er ein Mensch – also vergänglich, da hilft nichts. Geschichtliche Zeugnisse, die im ägyptischen Museum liegen, sterben nicht – aber sie können mutwillig zerstört werden.
Meine zweite Sorge in Sachen Ägypten ist die Art und Weise wie in der westlichen Presse und Öffentlichkeit die Repression gegen die Muslimbrüder beweint wird. Werden sie wohl ausschliesslich eingesperrt, weil sie fromm sind und auf ihre Art gottesgläubig? Das eben diese Muslimbrüder ihre koptisch-christlichen Mitbürger – die echten Erben der pharaonischen Zeit – jährlich zu Tausenden morden, dass sie seit ihres Bestehens seit Ende der zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, dem Judenhass frönen und den ideologischen Anschluss an den deutschen Nationalsozialismus suchten – das wird geschickt vergessen und der mitfühlenden westlichen Öffentlichkeit unterschlagen. Deshalb hält sich mein Mitgefühl für diese muslimischen Reaktionäre in Grenzen und meine Sorge über deren mögliche Machtübernahme in Ägypten wächst. Gründe dafür gibt es in der neueren Geschichte unserer Region mehr als genug.
PS: Folgender Vermerk wurde mir soeben in Englisch zugestellt:
"Sollten im Laufe der revolutionären Ereignisse in Ägypten die Pyramiden beschädigt oder gar zerstört werden, nehmen sie bitte zur Kenntnis, dass wir diese nicht noch einmal bauen werden. Hochachtungsvoll, wir Juden"
Das Leben in Israel ist spannend. Das Land hat leider echte existenzielle Probleme, die es in den über sechzig Jahren seiner Existenz bisher manchmal recht, manchmal schlecht, gemeistert hat. In Israel lebend, kann man als Jude nicht nur Beobachter, Kritiker oder selbstverliebter Patriot sein - man ist involviert, ob es einem passt oder nicht. Ich und meine Freunde nehmen Stellung. Aber bei weitem nicht immer die Gleiche, ich bin ein mit Realitätssinn wiedergeborener Linker, der sich aktiv für ein Leben mit unseren arabischen Bürgern engagiert und mit ihnen Projekte ausführt.
Ich arbeite für eine in meinem Tagebuch oft beschriebene arabische Kunstgalerie, die Kunst als Mittel zu arabisch-jüdischen Freundschaften und als Medium ihrer Sozialarbeit unter arabisch-israelischer gefährdeter Jugend nutzt. Mehr darüber informiert Dr. Peter Hurwitz, Präsident der Freundschaftsgruppe (peter.hurwitz@bezeqint.ch). Auch ich stehe für Informationen gerne zur Verfügung.
Amos Elon: The pity of it all. Die Geschichte der deutschen Juden.
Ayaan Hirsi Ali: Ich klage an (Piper Taschenbuch). Auf 200 Seiten die deprimierende Beschreibung des heutigen durchschnittlichen islamischen Lebenstils, ganz besonders im Hinblick auf die traditionelle Unterdrückung der Frau. Das Buch ist politisch absolut unkorrekt und deshalb glaubwürdig für Informationen zum Thema "Islam heute" Suchende. Ali zeigt, wohin blindes Weiterführen und fast völlig fehlende Grundbildung und soziale Entwicklung der arabischen Welt, diese zurück ins frühe Mittelalter führt. Das Buch ist spannend zu lesen und kommt mit seinen vielen Beispielen beim Lesen gut an. Informativ und Empfehlenswert!
Ayaan Hirsi Ali: Mein Leben, meine Freiheit. Die Memoiren einer äusserst mutigen Frau der heutigen Tage. Ihre Kindheit und Jugend in der muslimischen Steinzeitgesellschaft von Somalia bis zu ihrer Stellungnahme zum Islamismus, der sie und ihre Freunde sehr persönlich bedroht und schon Opfer gekostet hat.
Barry Rubin: The long war for freedom
Bat Ye'or: Der Niedergang des orientalischen Christentum unter dem Islam
Benny Morris: 1948 - soeben erschienen (November 2008). Ein Meisterwerk mit einem Literaturnachweis, dessen Umfang Bewunderung erregt. Das, weil heute bisher verschlossene Archive zur Verfügung stehen. Morris räumt mit israelischen und arabische Mythen auf. Mit seinen detaillierten Kampfbeschreibungen und strategisch-taktischen Karten, ist das Buch ein Leckerbissen für Amateur-Kriegshistoriker.
Benny Morris: One State, Two States (Yale University Press, 2009). Auf weniger als 200 Seiten fasst Morris die Friedensproblematik zwischen Israel und den Arabern Palästinas, deren geschichtliche Hintergründe, die Besessenheiten besonders von palästinensischer Seite, zusammen. Er zeigt gerade das auf, was von gutmenschlicher propalästinensischer/antiisraelischer Seite ausgeblendet wird: der Anspruch auf ein Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer, ohne Juden. Man kann auf Grund der bisherigen Erfahrungen auf den Gedanken kommen, dass alle Abkommen, falls es solche überhaupt geben sollte, diesem Endziel und der damit verbundenen Zerstörung Israel untergeordnet werden. Besonders interessant ist Morris' Beschreibung der Camp David Verhandlungen von 2000. Das Buch hinterlässt ein nicht gerade positives Gefühl für eine friedliche Zukunft Israel gegenüber einer Umwelt, die sich aus religiösem Fanatismus mit dem jüdischen Staat nicht abfinden will und dem entsprechend allfällige Verträge stets als Zwischenlösung auf dem Weg zum Endziel sieht.
Benny Morris: Righteous victims
Bernard Lewis: What went wrong?
Cecil Roth: The Jewish Contribution to Civilisation (East and West Library 1956)
Ende/Steinbach: Der Islam. Das Standardwerk über den Islam in deutscher Sprache.
Fuad Adjami: The dream-palace of the Arabs. Ein Beweis, dass es auch in der arabisch-islamischen Welt ohne Hass und Verfolgungswahn gehen kann. Ein wunderschönes Buch.
Gershom Gorenberg: Occupied Territories
Hanna Zweig-Strauss: David Farbstein. Eine leicht und unterhaltend zu lesende Biographie des ersten jüdischen Schweizer Politkers von Format. Interessant und mit vielen Beispielen von Farbsteins Reden und Briefen. Ueber einen nationalrätlichen Schnorrer, der viel für die Schweizer Juden getan hat.
Hans-Peter Raddatz: Allah und die Juden
Lawrence Wright: The Looming Tower (Al-Quaeda and the road to 9/11)
Matthias Küntzel: Djihad und Judenhass. Neu, Kurz, prägnant, belegt und alles Wissenswerte darin enthalten. Für jeden, der kompetent mitreden will.
Najem Walis "Reise in das Land des Feindes". Najem Wali's Buch (Carl Hanser Verlag, München 2009) enthält nicht nur Eindrücke und Erlebnisse als irakischer Araber im "Feindesland" Israel. Eingangs erzählt er den "politischen" Hintergrund des politisch gezüchteten arabischen Hasses auf uns Juden und unseren Staat - über die religiöse Seite davon las ich nichts, ausser dass Islamisten jegliche Art nicht auf Judenhass basierende Aeusserung im Zusammenhang mit Juden und Israel gewalttätig ablehnen. denn nirgends heute wird Religion für Hass und Politik in einem solch extremen Masse manipuliert, wie im Islam. Wali beschreibt seine Erlebnisse in Israel mit einer Überschwänglichkeit, die mir manchmal etwas peinlich ist, denn Israel hat nun doch gewissen "Eigenheiten", die behoben, korrigiert oder gar entsorgt werden sollten, auch wenn diese "Eigenheiten" bei weitem nicht mit dem mord- und hasserfüllten Lebensstil der öffentlichen arabischen Welt zu vergleichen sind. Wali besitzt eine gesunde Einstellung zur Religion als ganzes. Leider sind dem Lektorat des Buches einige Fehler unterlaufen, die anscheinend aus Uebersetzungsfehlern entstanden sind, in denen der Unterschied zwischen israelischer und arabischer politischer Kultur nicht berücksichtigt werden. So werden die israelischen Ministerpräsidenten als Staatspräsidenten bezeichnet. Aber dem Buch als Ganzes tut das wenig Abbruch. Es ist wunderschön und verdient gelesen zu werden.
Phyllis Chesler: Der neue Antisemitismus
Samuel P. Huntington: The clash of civilizations and the remaking of world order (die deutsche Ausgabe heisst "Kampf der Zivilisationen"), eine schlechte Uebersetzung. Dieses Buch ist die Grundlage zahlreicher Theorien zur heutigen Situation zwischen Islam und Islamismus und der westlichen Welt. Ein Lesemuss, wenn man mitreden will.
Sylke Tempel: Israel (Rowohlt Berlin 2008). Eine sehr persönliche und sympathische Darstellung Israels. Die Beschreibung der extremistischen Westbanksiedler und Grossisraelphantasten gehört zum Besten, das ich bisher zu diesem Thema gelesen habe.
Tilman Tarach: "Der ewige Sündenbock" - Heiliger Krieg, die "Protokolle der Weisen von Zion" und die Verlogenheit der sogenannten Linken im Nahostkonflikt. Sorgfältig dokumentiert und mit Herzblut geschrieben. Pflichtlektüre für jeden der mitreden will.
Tom Segev: 1967
Walter Laqeur: Die letzten Tage von Europa
Yaacov Lozowick: Israels Existenzkampf. Lozowick beschreibt sich selbst als politisch linksgerichteter Israeli, der durch die laufenden Realitäten im Nahen Osten sich politisch nach rechts entwickelte, ein Phänomen das auch ich an mir selbst erfahre. Das Buch ist leicht zu lesen und empfehlenswert, da es ohne Polemik die Entwicklung einer territorialer Krise zum Stellvertreterkrieg zwischen aufgeklärter Moderne und zivilisatorischer Degeneration in die Reaktion des frühen Mittelalters beschreibt.
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