Liebe Schweizer Jüdinnen und Juden,
Nachdem auf unseren Offenen Brief in der jüdischen Schweizer Zeitschrift „Tachles“ (9.9.2011) an Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey, mit einer Ausnahme, keinerlei Reaktion aus jüdischen Schweizer Kreisen erfolgt ist, fragen wir, die Initiatoren, warum das sein kann. Selbst stimm- und wahlberechtigte Schweizer Juden, aber in Israel lebend, sind wir täglich mit jüdischer Israelkritik aus unserem Geburtsland konfrontiert und haben damit Gegenrecht, das wir kompromisslos wahrnehmen.
Als jemand der sich intensiv und oft mit israelischen Arabern beschäftigt, viele persönlich kennt und besucht, jedoch ihnen gegenüber aus seinem Herzen keine Mördergrube macht und sie auf Augenhöhe (ein beliebter Ausdruck unter Israels Arabern) direkt und freundschaftlich kritisiert, befremdet mich (Uri Russak) der Leserbrief Bernhard Roms (Tachles, 7.10.2011). Seine nicht ganz klare Bemerkung zum Apartheid-Unsinn gegenüber Israels arabischen Bürgern macht mich stutzig. Gelegentlich vermitteln uns Schweizer Juden, die eine Meinung über Israel äussern, gemischte Gefühle und den Gedanken, sie hätten wenig bis keine Ahnung, von was sie reden oder schreiben. Unsere Erfahrung mit jüdischen, teilweise zionistischen Schweizer Organisationen ist, das geben wir zu, leicht beschränkt, auch wenn Uri einige Jahre Präsident von ARZA Schweiz und Co-Präsident des schweizerischen Zionistenverbandes (s.A.) war. Was wir über die JVJP denken sollte hinreichend bekannt sein: in ihrem Israelhass, dessen Intensität den der Neturei Karta erreicht, ist sie ist eine Schande für die Judenheit. Mit dem Neuen Israel Fond Schweiz hatte Uri die merkwürdige Erfahrung, das seine Anfrage zur Unterstützung des arabischen Sozialwerks der Kunstgalerie Umm El-Fahm, von dessen Präsidenten in Frage gestellt worden war, nachdem er erfuhr, der Leiter dieses einmaligen Werkes früher höherer israelischer Polizeioffizier gewesen sei. Vielleicht hätte Scheich Raed Salah, Hamas-Filialleiter in Israel, statt dessen ein offeneres Ohr erhalten. Vielleicht hat sich dieser Gesprächspartner verhört, das aber nie richtiggestellt. Uns scheint so etwas dürfe einem offenen, wenn auch Israel gegenüber kritisch eingestellten Menschen, nicht passieren. Oder eben diese Erfahrung enthüllte tatsächlich einen auf vorgefasste Meinungen abonnierten Israelkritiker, der ganz nach Morgenstern denkt, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.
Wir Schweizer Israelis sind heute in der merkwürdigen Lage, dass wir öffentlich vor allem von nichtjüdischer Seite unterstützt werden (wir denken da nicht in erster Linie an evangelikale Christen), sondern an unsere zahlreichen Freunde der GSI und an die nichtjüdischen Mitglieder oder Sympathisanten jüdischer Organisationen wie die Freunde von Kiriat Yearim, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Wir wissen, dass Schweizer Juden sich für Israel einsetzen, oft in Zusammenarbeit mit nichtjüdischen Israelfreunden, unter denen wir inzwischen viele wertvolle Menschen kennengelernt haben. Wir wären unseren jüdischen Freunden sehr dankbar, wenn sie sich mit ihrer Unterstützung Israels etwas öffentlicher exponieren würden. Möglichst ohne wenn und aber. Wie wir, muss man die heutige Regierung Israels und ihre Politik nicht mögen, aber das Land verdient Unterstützung, seine heutige Lage ist – Politik hin oder her - grundsätzlich nicht viel anders als vor 63 Jahren. Die arabisch-muslimische Welt liebt uns kein bisschen mehr als in 1948. Zudem, wer weiss, vielleicht sind auch Schweizer Juden einmal auf den jüdischen Staat angewiesen - um nur einen Grund zu nennen, Israels Existenz politisch zu unterstützen.
Wir Schweizer Israelis sind heute in der merkwürdigen Lage, dass wir öffentlich vor allem von nichtjüdischer Seite unterstützt werden (wir denken da nicht in erster Linie an evangelikale Christen), sondern an unsere zahlreichen Freunde der GSI und an die nichtjüdischen Mitglieder oder Sympathisanten jüdischer Organisationen wie die Freunde von Kiriat Yearim, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Wir wissen, dass Schweizer Juden sich für Israel einsetzen, oft in Zusammenarbeit mit nichtjüdischen Israelfreunden, unter denen wir inzwischen viele wertvolle Menschen kennengelernt haben. Wir wären unseren jüdischen Freunden sehr dankbar, wenn sie sich mit ihrer Unterstützung Israels etwas öffentlicher exponieren würden. Möglichst ohne wenn und aber. Wie wir, muss man die heutige Regierung Israels und ihre Politik nicht mögen, aber das Land verdient Unterstützung, seine heutige Lage ist – Politik hin oder her - grundsätzlich nicht viel anders als vor 63 Jahren. Die arabisch-muslimische Welt liebt uns kein bisschen mehr als in 1948. Zudem, wer weiss, vielleicht sind auch Schweizer Juden einmal auf den jüdischen Staat angewiesen - um nur einen Grund zu nennen, Israels Existenz politisch zu unterstützen.
Laura und Paul Uri Russak, Zichron Yaakov
Esther und Alexander Scheiner, Zichron Yaakov
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5 Kommentare:
Sehr geehrter Herr Russak,
es ist tragisch. Israel ist von Feinden umgeben, die es vernichten wollen. Dies steht in der Charta der Terrororganisation Hamas, die immerhin 50% der palästinensischen Bevölkerung ausmacht, Ahemdinadschad hat sich bereits mehrfach entsprechend geäussert, und, unwidersprochen, es ist auch das Endziel der Palästinenser. Israel hat jedoch auch innere Feinde, es sind dies die selbsternannten jüdischen Gutmenschen, vorab die jüdischen Quislinge in der Schweiz. Es sind dies offenbar jüdische Schweizer, die aus obskuren Gründen Israel Schaden zufügen wollen, weil sie Israel hassen. Warum? Können Sie mir dies beantworten? Grüsse, Maximilian Teusch.
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Meinen Sie, Sie möchten hören was ich tue für Israel? - Eigentlich sollte man die guten Taten ja nicht öffentlich machen, aber, ok, kann es ja tun. Zugegeben, meist bestehen sie nicht in öffentlichen Stellungnahmen - der letzte Leserbrief datiert glaub vom letzten Libanonkrieg. Aber sonst schon: 4-stellige Beiträge an den Neuen Israel Fond (war das jetzt falsch, nach der neuesten Information von Ihnen?), Givat Haviva. Als praktizierender Arzt verschreibe ich wo immer möglich Teva-Produkte, selbstverständlich auch allen meinen Moslems. Bisher hat keiner reklamiert, gut hält Teva ein niedriges Profil.
Auch schon habe ich das lokale Käseblatt gestoppt als ein lokaler Eiferer eine zeitlang regelmässig einschlägige Leserbriefe platzierte. Auf meine Intervention hin wurden sie dann nicht mehr abgedruckt.
Mit der Öffentlichkeitsarbeit ist es im Moment wirklich schwierig. Abgesehen davon dass ich von meinem Beruf her einigermassen bekannt und darauf angewiesen bin dass die Leute zu mir kommen, ist es leider bei der gegenwärtigen Regierung sehr schwierig auf pressetaugliche Art (eingängiges Kurzfutter) etwas Unterstützendes zu schreiben ohne sich ins Lotterbett zu setzen. Da sind Sie ja glaub gleicher Meinung wie ich (ich entnehme viele meiner Infos und damit auch Einschätzungen ohnehin zu einem rechten Teil Ihrem sehr geschätztenTagebuch). Wenn ich eine Möglichkeit sehe und mich psychisch und geschäftlich in der Lage fühle Reaktionen zu ertragen werde ich wieder schreiben.
Ich weiss nicht ob Sie diese Informationen beruhigen, oder auch gerade nicht - natürlich ist es immer zuwenig. Leserbriefe im Tachles, sich dort mit Leserbriefen zu bekämpfen, bringt Israel aber auch nichts.
Lieber Anonym,
herzlichen Dank für ihre Reaktion. Wie sie, tun nicht wenige Schweizer Juden im stillen Kämmerlein viel für Israel und damit fürs jüdische Volk. Dafür müssen wir alle dankbar sein. Nur eben fehlt die öffentliche Stellungsnahme, die Israel und Israelis das Gefühl geben laut und deutlich auf ihre Brüder in der Diaspora zählen zu können. Was auch immer, ich bin persönlich jedem Juden dankbar, der sich für Israel einsetzt, im eher Stillen, jüdisch internen, oder auf offener Strasse und in den Medien seine Meinung und öffentlich bekannt zu geben. Ich weiss es ist heute nicht mehr so leicht, sich gegen den wachsenden Judenhass durchzusetzen.
Übrigens: ich habe grundsätzlich nichts gegen den NIF, genau wie meine Erfahrungen mit Givat Haviva, beziehen sich auf deren lokale Vertreter in der Schweiz. NIF hat grundsätzlich eine unterstützende und progressive und nicht nationalistische Politik gegenüber Israel, Givat Haviva stammt aus der sozialistischen Jugend- und Kibuzbewegung Haschomer Hazair, der auch ich und meine Kinder in der Schweiz und in Israel angehörte und auf die ich noch immer stolz bin. Genau wie meine Kinder. Mein Problem ist rein schweizerisch lokal. Oder kurz zusammengefasst: ich kann selbstbezogene Besserwisser schlicht nicht leiden.
Lieber Uri, kürzlich hatte ich einen Albtraum. Ich war am Yom Kippur in Zürich in einer Synagoge. Anwesend waren auch die pro-palästinensischen Schweizerjuden nebst Anhang und haben für das Seelenheil der gefallenen palästinensischen Terroristen gebetet, auch für die 1027 Freigelassenen. Die Synagoge war bumsvoll, und Schweizerjuden, die Israel beschützen und vor Diffamierung und vor Delegitimierung bewahren, wurden aus der Synagoge entfernt!
Dein Alexander Scheiner
Lieber Herr Scheiner,
Sie berichten von einem Alptraum. Ich würde es Paranoia nennen.
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