Beim Aufräumen fand ich die Aufzeichnung eines Gespräches mit zwei drusischen Freunden. Der eine, Hani Hasisi, wurde in den Jahren seit wir uns kennen zum engen Freund. Er versucht in der israelischen Politik mitzumischen, was ihm nicht so recht gelingt. Aber aufgegeben hat er bis heute nicht, nur die Partei hat er gewechselt. Von ihm und anderen Drusen höre ich dauernd, wie wenig sie den israelischen Arabern trauen. Sie warnen mich und finden meine Arbeit in der Galerie von Umm el-Fahm gar nicht das Gelbe vom Ei. Da die Drusen der Golan (heute sind sie israelische Bürger, fühlen sich aber in dieser Position höchst unsicher) dieser Tage energisch für den syrischen Präsidenten Assad demonstrieren und sich damit eindrücklich von ihren drusichen Brüdern in "Alt-Israel" abheben, denke ich, dass dieses Gespräch ins Tagebuch passt.
An einem der zahlreichen Abendessen, bei uns oder bei Hanis Frau Seham (sie kocht himmlisch), kamen wir wieder einmal auf eben dieses ausgelatschte Thema. Hier bitte meine Aufzeichnung:
Ein Gespräch mit Hani Hasisi und seinem Bruder Dr. Badi Hasisi, drusische Bürger Israels, zum Thema 60 Jahre Katastrophe/Nakba. Das Gespräch fand am 10.4.2008 bei Uri Russak statt.
60 Jahre Nakba in den Augen arabischer (drusischer) Freunde:
1947 fand eine Treffen der Teilungskommission der UNO (UNSCOP) statt. Sie entschied die Teilung des Landes (Palästina unter dem britischen Mandat) in zwei Staaten – einen arabischen und einen jüdischen Staat. Sie liessen einige Orte unter internationaler Kontrolle, besonders die Stadt Jerusalem. Als Resultat dieses Entscheids brachen kriegerische Handlungen zwischen arabischen und jüdischen Milizen aus. Dabei unterstützten benachbarte arabische Armeen den lokalen arabischen Aufstand gegen die Juden. Die Kämpfe hielten bis zum Waffenstillstandsabkommen von Rhodos in 1949 an.
Resultat
Das Resultat dieses Krieges war vor allem der überzeugende Sieg der Juden. Gebiete wurden erobert und bildeten die Grenzen der Grünen Linie (Grenzen 1967). Dieser Krieg führte auch zur Entwurzelung und Flucht hunderttausender Araber in die Westbank, den Gazastreifen und die benachbarten arabischen Länder, besonders nach Jordanien, Syrien und Libanon. Noch in den 1940er Jahren begann das „Sich Absetzen“ vieler wohlhabender Palästinenser aus palästinensischen (brit. Mandat) Städten in die benachbarten arabischen Staaten. Viele von ihnen verkauften ihren Grundbesitz und kauften dafür Land in arabischen Ländern.
Historische Erinnerung
Ohne Zweifel sind die Vorgänge von 1948 wegweisend in der Geschichte des arabischen (palästinensischen) und des jüdischen Volkes. Das jüdische Volk, nach Jahrhunderten der Galut und des Flüchtlingsdaseins, fand schlussendlich einen Ort der Zuflucht und der staatlichen Selbsterfüllung. Der Notwendigkeit dazu wurde besonders augenfällig während der Shoah und darnach. Bis heute ist das Schicksal des jüdischen Volkes noch nicht gesichert. Der Antisemitismus besitzt viele Formen und trägt verschiedene Gesichter. Die Gefahr für den Weiterbestand des jüdischen Volkes besteht jedoch weiterhin. Der Staat Israel wurde als jüdischer und demokratischer Staat gegründet. Die Gründerväter der zionistischen Bewegung waren beeinflusst von humanistischen Idealen der Aufklärung und wollten eine Gesellschaft der Freiheit, Unabhängigkeit und Gleichheit.
Der kritische Punkt für Israel ist bis heute das Verhältnis zu seiner arabischen Minderheit. Diese Minderheit, trotz sozioökonomischer Unterschiede, erfreut sich bis heute vieler politischer Rechte und vieler sozialer Vorzüge. Im Laufe der Jahre wurde die Zahl der Analphabeten enorm verkleinert, die Zahl berufstätiger Frauen stieg und steigt weiterhin, die Säuglingssterblichkeit ist dramatisch gesunken und es fanden und finden zahllose gesellschaftliche Veränderungen zur Moderne statt, welche die Lebensqualität in jeder Hinsicht verbessern.
Trotz dem andauernden Konflikt und trotz der geographischen und nationalen Nähe der arabischen Israelis zu ihren palästinensischen Brüdern, zieht deren Mehrheit es weiterhin vor, sich nicht von der PA vereinnahmen zu lassen. All das beweist, dass die Visionen der Gründerväter der zionistischen Bewegung auf eine erfolgreiche Art verwirklicht worden ist. Das gilt auch für nichtjüdische Gruppen als gleichberechtigte Bürger im Staat Israel.
Erinnerung an die Nakba ist ein zentraler Teil der Lösung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern. Die Palästinenser, welche die Vorgänge der Nakba heiligen und eigentlich dafür beten die Realitäten vor 1948 wiederherzustellen, beten ebenso für die Zerstörung des Staates Israel. Aber die Realität der Grenzen von 1967 können nicht rückgängig gemacht werden. Die Palästinenser haben sich bis heute nicht mit der Existenz Israel abgefunden. Wenn die Palästinenser wirklich die Teilung des Landes und eine anständigen Lösung mit dem jüdischen Volks wollen, müssen sie das Resultat des Krieges von 1948 verinnerlichen. Vor allem müssen sie ihre kommenden Generationen zu einer gemeinsamen Zukunft und nicht für blutige Kriege erziehen. Zur arabischen Erinnerung der Nakba, müssen sich die arabischen Bürger Israels klar werden, dass diese Erinnerungen in der Art wie sie in den letzten Jahren wahrgenommen werden, nicht berechtigt sind,. Die Araber Israels befinden sich in einem wirtschaftlichen, bildungsmässigen und politischen Zustand hoher Qualität im Verhältnis zu anderen Minderheiten der Welt und ganz besonders im Verhältnis zur arabischen Welt. Ganz besonders, weil die Erinnerung der Palästinenser an die Nakba seine Berechtigung dadurch erhält, dass noch kein palästinensischer Staat entstanden ist. Die Araber Israels sind schon Bürger eines demokratischen Staates, der ihnen viele Rechte gibt. Die radikale Art und Weise politischer Arbeit arabischer Politiker unter den Arabern Israels, schadet den Beziehungen zwischen Juden und Arabern Israels auf Schlimmste. Der Staat Israel hat schon genügend bewiesen, dass er Gleichberechtigung für seine arabischen Bürger ernst nimmt.
Ein Beispiel: unter den Arabern Israels gibt es eine Gruppe Araber, die Drusen. Diese Gruppe dient seit der Entstehung des Staates in den Sicherheitsdiensten des Landes und hat ein hohes Niveau der Anerkennung als Bürger des Landes erreicht. Das beweist, dass die restlichen Araber Israels sich auf erfolgreiche Art in Israel eingliedern können. Dann sind sie Schicksalspartner des in Zion lebenden jüdischen Volkes. Heute dient die Mehrheit der Araber nicht in den Sicherheitsdiensten und zeigt stattdessen Solidarität mit dem gewalttätigen Kampf der Palästinenser. Dies produziert feindselige Gefühle in der jüdischen Bevölkerung, Israels Araber werden als 5. Kolonne gesehen. Deshalb ist es sehr wichtig sich historischer Begebenheiten zu erinnern. Die Erinnerung der Nakba, wie sie von Palästinensern und Israels Arabern gefeiert wird, kann nicht zu einer gemeinsamen Zukunft der Juden und Palästinenser, jedoch zu einer Nakba der Juden führen. Wer heute die Erinnerung an die Vorkommnisse der Nakba einseitig feiert, untergräbt die guten Beziehungen zwischen den Juden und Arabern in Israel.
Wir schlagen vor, die giftige Propaganda gegen Israel zu mässigen und statt Lügen die bestehende Realität des Lebens arabischer Bürger Israels dazustellen.
11.4.2008
Selbstverständlich sind die Meinungen der Brüder Hasisi ausschliesslich ihre eigenen, auch wenn ich selbst mit der "Nakba" einige Mühe habe.
Selbstverständlich sind die Meinungen der Brüder Hasisi ausschliesslich ihre eigenen, auch wenn ich selbst mit der "Nakba" einige Mühe habe.
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