Donnerstag, 11. Oktober 2012

Zweimal zum selben Thema


 
Für Israel an der Bahnhofstrasse Zürich

Eine Freundin, Schweizer Israel-Aktivistin vom Scheitel bis zur Sohle, war wieder am Israel-Stand, den ich am 2. Mai 2012 in diesem Tagebuch beschrieben hatte. Da mein mässigender Einfluss auf Schweizer Judenhasser fehlte, hatte sie zum wiederholten Mal ein Aha-Erlebnis, das einmal mehr demonstriert, wie bewusst dumm und ignorant sein wollend, diese Judenhasser sind. Könnte es sein, dass Dummheit Hass erzeugt? Der Ausdruck „Scheiss-Juden“ und zahllose andere „Komplimente“ dieser Art waren schon in der Nazizeit sehr populär und haben überlebt. Ob diese Zeiten zurückkehren – diesmal mit Allahs Hilfe? Kaum, denn im Unterschied zu jenen Jahren, haben wir Juden (und dessen heute angewendetes Synonym „Israelis“) heute auch in der Schweiz Freunde, die sich für Israel stark machen und weit dies weit energischer, mutiger und undiskreter, ja vor allem „politisch unkorrekter“ tun, als viele unserer eigenen Stammesgenossen (diskrete Ausnahmen mag es geben). Hier bitte das angekündigte Briefli unserer Israelfreundin, die unbenannt bleiben will.

Hallo Uri

Wieder mal was von mir, bevor mein PC endgültig aussteigt. Heute war ich wieder am Stand in Zürich. Wie immer während der Arbeitszeit, flanieren mehr Araber und Afrikaner durch die Bahnhofstrasse, als Schweizer.
 
Zwei junge Muslime riefen uns "Scheiss-Juden" zu.

Den Vogel hat aber der junge Araber, der nach eigenen Angaben an einem Schalter der Zürcher Stadtverwaltung arbeitet, abgeschossen: Schuld an den weltweiten Ausschreitungen sind nach seiner Überzeugung natürlich die Juden. Als ich ungläubig nachgefragt habe, weil ich ausschliessen wollte, dass ich was falsch verstanden hatte, hat er nochmals ausführlich bekräftigt, dass hinter diesen Protesten die Juden steckten, die Demonstranten seien gar keine Muslime, das seien Juden, welche den Islam schlecht machen wollten. Und solche Leute arbeiten nun schon auf unseren Verwaltungen. Reiner Wahnsinn.

Liebe Grüsse, auch an Lea

 
Respekt? Mohammed aus Amerika

Aus eigener Erfahrung weiss ich wie wichtig Respekt im zwischenmenschlichen Umgang in der arabischen Gesellschaft ist. Respekt für die Alten, von dem wir uns ein Stück abschneiden könnten. Respekt für sich selbst, den sich viele junge arabische Frauen vom zukünftigen Ehemann wünschen, Respekt für ihre eigene Religion – auch wenn meist übertrieben und nur für eben die eigene - und einiges mehr.

Eine weitere Art des Respektes ist jedoch in der heutigen muslimischen Welt völlig abwesend. Der Respekt vor anderen Religionen. In Saudi Arabien gibt es keine christliche Kirchen, Bibeln (Altes und Neues Testament) darf nicht importiert werden, auch private Gottesdienste sind verboten. Aus Respekt für andere Religionen wurden in Afghanistan zwei riesige uralte Buddhastatuen zerstört. Die buddhistische Welt, vornehm und höflich wie sie ist, war verletzt, doch es gab weder blutige noch unblutige Demonstrationen.

In Pakistan und Bangladesh werden Christen verfolgt und wegen Apostasie zum Tode verurteilt. In Nigeria werden Christen verfolgt, getötet und Kirchen verbrannt. In Gaza werden Christen umgebracht, Kirchen und Bibeln zerstört. Im Iran werden religiöse Minderheiten seit 1979, der Machtübernahme durch Khomeinis Islamisten, verfolgt. In Aegypten werden Kopten zu Dutzenden gelyncht, aber kein Hahn kräht danach.

Respekt für andere Religionen ist in der islamischen Welt sind kaum zu finden. Gerade deshalb ist die unerhörte Frechheit der enorm gewalttätigen "Demonstrationen" gegen den Mohammed-Film aus Amerika Proteste unglaubwürdig, unabhängig von der Qualität dieses Films. Auch wenn nun berichtet wird, es seien jeweils nur einige wenige Tausend Demonstranten gewesen – die Tatsache, dass die betroffenen Regierungen diese nicht verurteilten und dagegen nicht wirklich etwas unternahmen, macht sie und vielleicht die Bevölkerung als Ganzes mitschuldig. Die antiamerikanischen Demonstranten und Brandstifter traten in Aktion, weil ihnen gesagt worden war, in Amerika sein ein antiislamischer Film produziert worden. Gesehen hat ihn kaum einer von ihnen. 

Unsere eigenen Werte, also die Werte einer freien Gesellschaft, sind diametral verschieden zu den Werten authoritärer, je totalitärer islamischer Gesellschaften, dass sich diese Auseinandersetzung zu einem Zusammenstoss zwischen kulturellen und menschlichen Werten entwickelt hat. Den Werten der Freiheit und Toleranz gegenüber den Werten von Ignoranz, Gewalt statt Dialog und kultureller Beschränktheit. Solange sich das nicht ändert, bleibt die Krise zwischen kultureller Aufgeschlossenheit und gegenseitiger Toleranz gegenüber mittelalterlichem Sektierertum und Hass gegenüber dem Anderen ungelöst.  

In einer kürzlichen Ausgabe der deutschen Zeitung „Die Welt“ fand ich folgenden Abschnitt, der das zusammenfasst: 

„Die islamische Welt fühlt sich entmündigt und erniedrigt: Das arabische Unglück, die arabische Frustration und die allgemeine Hoffnungslosigkeit – an allem soll Amerika, an allem soll der Westen schuld sei.“. 

Na ja. Ein Kompliment für die heutige arabische Kultur ist das nicht. Wieder die arabische Sündenbocktheorie, als Ablenkung vom allgemeinen Versagen arabischer Gesellschaft und Politik in praktisch allen Bereichen. Ideen der Selbsthilfe und des Selbsttuns werden nicht erwogen, sondern bewusst ausgeklammert. Es ist einfacher nie Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und stets Sündenböcke in griffnähe zu haben.

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