Sonntag, 27. April 2008

Das Drängen der Freunde

27.4.2008

Das diesjährige Pessach ist beendet, jetzt dürfen wir wieder gesund essen. Eine Woche Pessach hat jedoch Folgen, wie Michelangelos David beweist.

Wenn jemand spricht wie ein Nazi, seine Kinder mit Nazi-Theorien erzieht, sein Lebensziel darin sieht Juden umzubringen, wenn einer, wie heutige Nazis, den Holocaust abstreitet und relativiert, wenn jemand sich berufen fühlt die Arbeit der Nazis fortzuführen und wirklich zu beenden – was kann er anderes sein als eben ein Nazi. Sogar wenn man sich Jihadist, Hamas, Hisbollah oder Ahmedinejad nennt. Das ist das Eine.

Wenn jemand das Gespräch, trotz besserem Wissen, mit diesen Kreisen sucht, um sein Überleben ein klein wenig zu verlängern, kann er das tun. Besonders, wenn er von seinen besten Freunden dazu gedrängt wird, denn sie wissen bestimmt besser, als er selbst, was gut für ihn ist. Er muss doch vor sich selbst gerettet werden. So könnte ich den heutigen Zustand Israels sehen, das von einem Teil seiner „Freunde“, seien es Politiker, Publizisten oder Ideologen, die fern der Realität und der eigenen Erfahrung, uns raten genau das zu tun, was der britische Premierminister Neville Chamberlain in 1938 tat – man nannte das im Nachhinein Appeasement (Beschwichtigung) und kostete bis 1945 über sechzig Millionen Menschen, meist Zivilisten, das Leben. Weil Chamberlain mit Hitler geredet und ihm leichtsinnig geglaubt hatte. Die Tschechoslowakei war das erste Opfer dieser Kurzsichtigkeit, es wurde einem Frieden geopfert, der keiner war.

Nun gibt es Menschen, die sagen, man könnte aus der Geschichte lernen, es gibt solche, die das Gegenteil behaupten. Ich denke, dass man aus der Geschichte lernen kann, wenn man will. Heute wollen grundsätzlich (noch) Unbeteiligte, die oben erwähnten Politiker, Publizisten und Ideologen, dass Israel mit seinen Möchtegernmördern verhandelt. Zu einem Waffenstillstand, denn von Frieden wollen diese prinzipiell nicht reden, nicht heute und nicht in der Zukunft. Israel zu akzeptieren wäre gegen ihre religiöse Überzeugung. Zugegeben, die Alternative zu diesen Jihadisten, deren beste Freunde im Westen perverserweise gerade unter säkularen gutmenschlichen extremen Linken zu finden sind, sind auf der einen Seite der kraft- und machtlose Abu Masen, der sich um unseren Ministerpräsidenten Olmert bemüht und nicht vom Fleck kommt – vielleicht weil Olmert nicht vom Fleck kommen will, auf der anderen Seite arabische Staaten wie Saudi Arabien, das stillschweigend die Jihadisten materiell unterstützt und dessen Wahabismus (die reaktionärste Form des sunnitischen Islams), die Grundfeste des heutigen Jihadismus ist. Ich kann nur raten, was Politiker, Publizisten und Ideologen antreibt, von ihrem sicheren Fauteuil aus Israel zu unabwägbaren existenziellen Gefahren zu überreden. Bis zum letzten Israeli, wenn wir so wollen. Was motiviert diese „Freunde“ Israels? Da kann man nur raten. Ist es die Sorge um die eigene Bequemlichkeit, der Mangel an Benzin fürs eigene Auto, die Angst um die Waffenmärkte? Die Sicht dieser „Freunde“ Israels (es gibt darunter auch Israelis, die den Sinn fürs Reale verloren haben) ist kurz. Sie übersehen die wirkliche islamische Realität, die ihnen ins Gesicht starrt und durch Reden, Schriften und anderen Aussagen dokumentiert ist und täglich wiederholt wird. Sie will nicht erkennen, dass sie grundsätzlich im selben Boot wie die Israelis, Juden und Christen, sitzen. Nur wären die Juden, zum x-ten Mal in der Geschichte, Gradmesser einer Bedrohung der Menschheit und nur deren erste Opfer.

Was mir nicht in den Kopf will, ist der weltfremde Gedanke, dass mit einem sofortigen Rückzug aus der Westbank, sofort ein lieblicher Frieden ausbrechen würde. Sogar wenn wir die jüdischen Siedlungen auflösen und ihre Bewohner nach Israel zurückbringen würden (was irgendwann geschehen muss), müsste die Armee bleiben bis sich Palästina als funktionierender und nicht aggressiver Staat organisiert hätte, dem wirklich etwas an sich selbst liegt. Ich verstehe nicht, wie man nichts aus den Vorgängen in Gaza lernen kann - es ist einfach viel zu simpel alles Schlimme, das die Palästinenser in ihrem Hass, Fanatismus und Weigerung Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, einander und uns Israelis antun, Israel anzulasten. Denn mit dieser Logik, wären wir Juden für alles, das in der muslimischen Welt schief läuft (das ist nicht wenig) verantwortlich. Es kotzt mich an, dass von Israel alles bis zur Selbstaufgabe verlangt wird, von den Palästinensern jedoch nichts. Nicht nur das, viele westliche Unbeteiligte verzeihen diesen und der arabischen Welt jede Untat. Vielleicht ist dieses Phänomen eine Art Rassismus, in dem man der arabischen und muslimischen Welt weit niedrigere oder gar keine Erwartungen in Sachen Ethik, Moral, Anstand stellt, als uns. Als wären sie noch im Stadium Kannibalismus. Sollen wir Israelis dies als Kompliment auffassen? Endlich muss die westliche Welt, wenigstens der anständige Teil davon, eingestehen, dass Israel nicht der Grund, sondern die Ausrede für den Jihadismus ist. Wenn die erste Friedensdemo in einer arabischen Hauptstadt, der erste christliche Gottesdienst in einer Kirche in Saudiarabien stattgefunden hat, wenn arabische Frauen dieselben Rechte vor dem Gesetz wie die Männer besitzen, dann werde ich meine Meinung überdenken.

Israel muss Risiken für sein Überleben in dieser Region eingehen. Doch Risiken dürfen grundsätzlich seine Existenz nicht gefährden und politische Entscheide dazu darf nur seine demokratisch gewählte Regierung fällen. Auch wenn unsere religiösen Patrioten vieler Schattierungen es gerne anders sähen, sind es der Knesset (Parlament) und die Regierung, die das Land regieren.

Sonntag, 20. April 2008

Gedanken zu Pessach


20.4.2008

Danke, Frau Moses – ohne sie wären wir vielleicht noch immer verirrte Touristen in der Wüste.
Nach 39½ Jahren der Wanderschaft in der Wüste, fragte Frau Moses diskret nach dem Weg ins verheissene Land.

Beduinensoldaten

Vor drei Tagen sind vier Soldaten in Gaza gefallen, drei davon aus der Einheit unseres Enkels. Der Vierte war Beduine, also einer der arabischen Bürger Israels, die freiwillig in die Armee eintreten und dort oft eine geachtete Karriere als Fährtenleser und Kundschafter machen, bis in hohe Offiziersränge. Der Familie dieses Beduinensoldaten soll das Haus demoliert werden, begründet mit irgendwelchen gesetzlich abgedeckten bürokratischen Zwängen. Die meist, aber nicht nur, im Negev lebenden Beduinen Israels werden von den israelischen Behörden drangsaliert, sie werden in künstlich für sie erbaute Städte gesteckt, ihr Weideland wird weniger, die Arbeitslosigkeit unter ihnen soll fünfzig Prozent übersteigen, die Kriminalität ist überdurchschnittlich hoch. Es grenzt schon an ein Wunder, dass Beduinen sich freiwillig zur Armee melden, in dieser gefährlichste Aufgaben übernehmen, um dann, ausser sie werden Berufssoldaten, wieder in ein für die Meisten ärmliches Leben zurückzukehren, wenn sie zurückkehren, denn ihre Verlustrate ist überdurchschnittlich hoch. Wenn das Land weiterhin mit Hausabbrüchen und ähnlichen Schikanen seine Beduinen „pflegt“ wird das zum Schuss in den eigenen Fuss. Das Volk israelischer Beduinen zeigt immer wieder, dass sie zu „Höherem“ fähig sind – es gibt auch schon beduinische Ärztinnen (Frauen sind auch dort Opfer überholter Traditionen, fast mehr noch als bei anderen) und andere Akademiker. Solches muss gefördert werden, aus Gründen der Fairness und um Beduinen als Bürger Israels ebenso zu respektieren und zu motivieren – statt sie mit Schikanen zu demotivieren.

Nostalgie weiter spinnen

Heute Nachmittag war ich zu Besuch bei Jamal und Dalia, einem drusischen Ehepaar in Daliat Al-Carmel. Bei Gesprächen mit Drusen komme ich meist schnell auf Politik und israelische Geschichte zu sprechen. Jamal, ehemaliger Offizier beim Gefängnisdienst und heute Leiter bei den Sicherheitsdiensten der israelischen Eisenbahn, ist sehr gesprächig und kann sich sorgfältig ausdrücken. Er trauert den ersten zwanzig Jahren der israelischen Geschichte nach, den Jahren des Aufbaus und der gegenseitigen Solidarität, der Mapai-Herrschaft (das beinhaltet die Arbeitspartei der Staatsgründer und der Histadrut, der damals übermächtigen Gewerkschaft Histadrut). Da habe es noch gegenseitige Verantwortung zwischen den Bürgern gegeben, praktisch alle seien arm gewesen und nicht wie heute viele Arme und einige wenige viel zu Reiche, die Eigentümer der Wirtschaft. Heute sei jeder sich selbst der Nächste. Diese Art Gedanken höre ich meist von älteren Leuten der Gründergeneration, die alten Zeiten nachtrauern und z.B. nicht verstehen wollen, dass der Kibbuz in seiner traditionellen Form ausgedient hat, die Leute nur noch dem Geld nachrennen und wer das nicht kann, hoffnungslos zurückbleibt. Das stimmt, doch die Geschichte bleibt nicht stehen, Anpassung ist gefordert, auch wenn sie nicht immer angenehm ist. Auf der anderen Seite ist nicht lange alles Soziale und Wirtschaftliche in Israel schlecht. Wäre Israel bei seinen beträchtlichen landwirtschaftlichen Errungenschaften stehen geblieben und hätte nicht in neue Technologien, sei es High-Tech, Chemie, Bio-Tech oder Waffen, investiert, wären wir heute nicht eine wirtschaftliche Macht, sondern wohl auch nicht mehr da. Der heutige Wirtschaftsboom beruht auf Nutzung israelischer Innovationskraft und der Ausbildung an den Hochschulen. Dieser Boom ist für die Zukunft nicht gesichert, denn Schulung aller Stufen, vom Kindergarten bis zur Universität, leidet an fehlenden staatlicher Mitteln, die statt dessen an die nimmersatten ultra-orthodoxen Schulen investiert, Schulen, die zur wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung des Landes nicht nur nichts beitragen, sondern abträglich sind. Steuergelder werden verschwendet, an jene, die sich weigern unseren Staat auch nur anzuerkennen und ihn alleine als Milchkuh zur Stillung ihrer parasitären Bedürfnisse akzeptieren. Seit langem ist es leider so, dass die Bildungs- und Finanzpolitik der Regierung von der rabiaten und arbeitsfaulen Ultra-Orthodoxie und die Aussen- und besondern die Sicherheitspolitik von rechtsextremen Siedlungsfanatikern gesteuert werden. Dabei finde ich heute besonders Ersteres, den Einfluss auf die Bildungs- und Finanzpolitik, weit gefährlicher als der Einfluss der Rechten, der gezwungen durch die politischen Ereignisse, teilweise und vor allem auf die Gegenwart begrenzt, auch von linken Politikern wie Yossi Beilin vertreten wird. Natürlich ist die Motivation eine völlig andere. Politiker der Linken und der Mitte sorgen sich um den Zustand, die Sicherheit und die Entwicklung des Landes während der extreme Nationalismus sich von biblischen Versprechen und Mythen leiten lässt.

Wo ist der Kontext? (Kontext = Hintergrund, Zusammenhang)

Man sollte ein Buch darüber schreiben. Über die Meinung der Israelkritiker die allwissend sich mit israelischen „Missetaten“, d.h. Verteidigungsmassnahmen, auseinander setzen wollen, dies aber mit Reflexen und Vorurteilen, statt mit Wissen und einem Versuch zur Analyse tun. Auffallend ist, das Unterschlagen des Kontexts in Bezug auf israelische Aktivitäten, obwohl der Bezug und der Hintergrund dazu jedem der sich mit der Materie befasst, geläufig sein müsste. Ist es das nicht, dann hat der Kommentator seine Hausaufgaben nicht gemacht und sollte sich zurückhalten. Damit sei nicht behauptet, Israel produziere keine Fehlleistungen, sogar Israelis sind Menschen und Menschen machen Fehler, doch es sind, eben Fehler, nicht Grundsatzpolitik. Das geht sogar soweit, dass Israel sich schon für Dinge entschuldigt hat, für die es keine Verantwortung trägt. Israel ist, im Gegensatz zu seinen Feinden, nicht stolz darauf, wenn Kinder und andere Unbeteiligte, eigene und andere, zu schaden kommen.

Hier zwei Beispiele des Unterschlagens des Kontextes:

· Im Zweiten Libanonkrieg fielen Tausende von Raketen auf Nordisrael um ein Maximum an materialen Zivilschäden und toten israelischen Zivilisten zu erreichen. Die Schäden waren enorm, die Zahl toter Zivilisten blieb zwar wesentlich unter den Hoffnungen der Hisbollah. Der Krieg, vordergründig ausgelöst durch die Entführung von zwei israelischen Soldaten und den Tod von acht weiteren, wurde zum Misserfolg. Die durch die israelische Luftwaffe verursachten Schäden in Libanon waren beträchtlich, doch ausschliesslich gegen Anlagen der Hisbollah gerichtet – die sich, wie üblich unter und hinter Zivilisten verbargen und diese so zu Geiseln nahmen. Das war so in Beirut und in Städten und Dörfern des südlichen Libanon. Die Kritiker sprachen von Unverhältnismässigkeit israelischer Angriffe, vergessen jedoch diese in den Kontext mit den libanesischen Geiseln zu stellen. Dieses Beispiel kann in den heutigen Tagen im Zusammenhang mit den Vorgängen in Gaza problemlos angewendet werden. In beiden Fällen wäre die Alternative nicht zu reagieren, eine Alternative, die keine ist.

· Jenin (Ausgangsort der meisten Terroranschläge in Israel der vorhergehenden Monate) in 2002: ein Teil des Flüchtlingslagers, in der Grösse eines Fussballplatzes, wurde von israelischen Infanteristen in einem verlustreichen Kampf erobert und zerstört. Es starben 56 Menschen, etwa die Hälfte davon Soldaten. Von der palästinensischen Lügenkampagne der 5000 zivilen Opfer wollen wir für einmal nicht reden. Terroristen verminten Häuser und nahmen Zivilisten zu Geiseln. Jeder der es wissen wollte, damals und heute, weiss, dass Israel Fusssoldaten gegen die Terroristen einsetzte, für etwas, das mit grösster Einfachheit und ohne israelische Opfer durch einen Helikopter hätte erledigt werden können. Israelische Soldaten wurden geopfert, um die Zahl palästinensischer Opfer zu minimalisieren. Diese Tatsache wurde der Welt unterschlagen.

Der Versuch Vorkommnisse zu beschreiben, ohne sie in einen Gesamtkontext zu stellen, führt zur tendenziösen Entstellung der Berichte, die damit den Wert unabhängiger Berichterstattung verlieren. Das ist Manipulation und trägt einen Teil der Verantwortung für den heutigen Antisemitismus. Benny Morris scheint vorwiegend recht zu haben, wenn er behauptet, dass das palästinensische Narrativ und besonders die heutige palästinensische Propaganda eine grosse Lüge sei.

Dienstag, 15. April 2008

Holländischer Radio

16.4.2008

Zwei junge holländische Journalisten des Arab Desks von Radio Netherland Worldwide befinden sich in Israel und in der Westbank. Beide schreiben ein Tagebuch (leider nur in Englisch) über ihre Erlebnisse und Eindrücke in Israel und den besetzten Gebieten. Bisher sind allerdings nur Beiträge von Nicolien den Boer erschienen, ihr Kollege Abir Sarras hat sich noch nicht gemeldet. Die vier bisher erschienenen Artikel von Nicolien zeigen eine Offenheit, die ich bisher bei ausländischen Journalisten selten gefunden habe. Sie zeigt Verständnis für die für viele Reisende tatsächlich sehr unangenehmen Ankunftskontrollen in Israels Ben Gurion Flughafen. In Ramallah fehlen ihr Steinewerfer und Fanatiker, ihre Vorurteile wurden enttäuscht. Sie wagte sich an Arafats Grab und scherzte mit den Polizisten, die dort aufpassen, dass der Begrabene nicht gestohlen werde. Sie macht sich Gedanken über die Verwandtschaft zwischen der hebräischen und der arabischen Sprache. Sie sieht die Realität von Hebron und wird nicht polemisch. Oben habe ich den Link zu dieser Serie eingefügt, die es Wert ist, täglich besucht zu werden.

In der Website dieser Radiostation las ich einen Bericht über ein Kommunikationsprojekt mit der Sicherheitsmauer, die hier total falsch mit einer Länge von über 650 km beschrieben wird. Ich schrieb den Leuten beim Sender einen Brief um das Richtig zu stellen, auch wenn richtigerweise geschrieben wird, diese Mauer sei gebaut um Israel vor Terroristen zu schützen. Doch darum geht es hier nicht. Die Mauer wird heute auch dazu benutzt Glückwünsche, Grüsse und nette Botschaften anzubringen. Für dreissig Euros werden solche Kommunikationen aufgesprayt – alles ist erlaubt, solange es nicht Hass ausdrückt oder zu Hass auffordert. Hass ist, wie wir alle wissen, die gängigste Währung ins unserer Region und der Hauptgrund für den fehlenden Frieden. Das Geld wird, so steht geschrieben, für kleine kulturelle Aktivitäten verwendet. Sympathisch.

Donnerstag, 10. April 2008

Von Frau zu Frau - die Stärke des Bildes


8.4.2008

Leider erhielt ich dieses starke Bild erst nach dem Versand unseres Briefes an Frau Bundesrätin Micheline Calmy-Rey. Als Blick in die Zukunft (wessen?) und als Bild einer starken und wirklich charaktervollen Dame, hätte es mehr ausgesagt, als die vielen Worte. Heisst es nicht: „Ein Bild sagt mehr aus, als Tausend Worte“. Übrigens, die Antwort aus Bern steht noch aus.

Dienstag, 8. April 2008

Dies und Das

7.4.2008

Bevor mein Tagebuch beginnt, erst eine Bekanntmachung: am Freitag, den 18. April, 20 – 21 Uhr sowie am Sonntag, den 20. April, 15 – 16 Uhr (immer CH-Zeit) ist auf Radio DRS2 ein Bericht über Schweizer in Israel zu hören. In der Passage 2 lernen Sie einige Schweizer Israeli und ihren Alltag kennen, die erzählen was aus ihren israelischen Traum geworden ist. Da sind Leute darunter, die viele von euch kennen, darunter ich und Heini Bornstein, mit dem ich mich zwar nicht im Entferntesten messen kann! Viel Spass.

· Einen krankhaften Kulttourismus scheint das Grab des endlich ins Jenseits beförderten Terroristen 'Imad Mughniya anzuziehen. Franklin Lamb, Direktor der „Amerikaner für einen gerechten Frieden im Mittleren Osten“, wurde vom Hisbollah Fernsehsender „Al Manar“ über seinen Besuch an diesem gesegneten Ort interviewt. Lamb's Geschwafel über libanesischen Widerstand erreicht in diesem Kurzgespräch wunderliche Höhen. Ob Mitglieder von Lamb’s Schwestergemeinde in der Schweiz „Jüdinnen und Juden für einen gerechten Frieden ….“ ebenfalls eine Wallfahrt in den Libanon planen? Dieses Phänomen erinnert an solche zu Dr. Baruch Goldsteins oder Yassir Arafats Grab, beide ebenfalls hochgeschätzte Massenmörder.

· À propos Arafat: Zacharya Zubeidi, pensionierter Bandenchef in Jenin, heute als ungefährlich eingestuft, bestätigt die von gläubigen Gutmenschen stets abgelehnte Tatsache, dass Arafat persönlich die zweite Intifada geplant und durchgeführt hätte. Zubeidi beklagt sich über die kraftlose Führung der heutigen Palästinenser. „In Arafats Tagen hatten wir einen Plan und eine Strategie und seine Befehle wurden befolgt. Alles das in der Intifada ausgeführt wurde, geschah auf Arafats Befehl, Arafat plante alles“. Unter dem Strich heisst das, dass die Hilfsgelder für das darbende palästinensische Volk, nicht in dessen Wohlergehen, sondern in Terror und Mord investiert worden ist.

· Fünftausend Jahre in neunzig Sekunden sind in einer einfachen aber eindrücklichen Diashow zu sehen, in der die Imperien der menschlichen Geschichte dargestellt werden. Angefangen mit den alten Ägyptern bis zum europäischen Kolonialismus und dann ganz am Ende, Klein-Israel als Kontrapunkt, den Blödsinn der heute modischen politischen Gewichtung illustrierend. Ich bin bereit, die jüdische Besiedlung als ein zum Teil kolonialistisches und historisch überholtes Unternehmen zu sehen, aber der Kolonialismus ist tot, überholt und besteht nur noch in einigen ebenso überholten Köpfen.

· Alle die wollen, wissen dass Israel die Gazaner füttert, tränkt und medizinisch unterstützt. Da dies Israel in einem guten Licht zeigt, wird diese Tatsache gerne unterschlagen. Manchmal werden Lastwagen an den Durchgangsstellen von Hamas und deren Sympathisanten beschossen. Das kann zu Verspätungen führen, die dann für negative Kommentare genutzt werden. Gemäss kürzlich publizierten Angaben wurde seit dem 16. Juni 2007 über 12'400 Gazanern aus medizinischen Gründen die Einreise nach Israel gewährt. Das sollen, gemäss Militärbehörden, mehr als 90% der eingereichten Anträge sein. 100% wäre schöner, doch haben es die Palästinenser es vor allem sich selbst zu verdanken, dass es so ist. Ambulanzen wurden zum Sprengstoffschmuggel missbraucht, angeblich kranke – besonders Frauen – wurden an der Grenze gefasst, die von den Terrororganisationen als menschliche Bomben auf diese Art nach Israel eingeschleusst werden sollten. Ich erinnere mich an die Frau, die früher im Soroka Universitätsspital in Beer Sheva behandelt worden war, dorthin als Bombe zurückkehren sollte und im letzten Moment gefasst wurde. Einer gesunden dreissigjährigen Mutter von vier Kindern, Achaynita Rodeh Haviv, wurde vom Islamischen Jihad ein Visum erschlichen, um, begleitet von Fatima Zak, neununddreissig und Mutter von acht Kindern, sich in Tel Aviv und Nethanya mittels TNT zu entleiben. Am 16 Juni 2007 traten, nach der Machtübernahme der Hamas, neue Vorschriften in Kraft. Seither sind 19'655 Lastwagen aus Israel nach Gaza gefahren und brachten 462'640 Tonnen Güter. Seit dem 26 März 2008 seien 112 Millionen Liter Treibstoff dorthin gesandt worden. Mehr Details sind hier ersichtlich.

· Kennt ihr den: Der berühmte amerikanische TV-Journalist Dan Rather, seine Kollegin Katie Couric und ein israelischer Sergeant wurden von Terroristen im Irak gefangen genommen und sollten, wie es sich dort gehört, geköpft werden. Doch erst dürften sie sich einen letzten Wunsch erfüllen. Dan, als Texaner, wünschte sich einen Teller scharf gewürzten Chili. Er bekam seinen Wunsch erfüllt und sagte: „Jetzt kann ich glücklich sterben“. Katie Couric sagte: „Ich bin Reporterin bis zum Ende. Ich will ein Tonaufnahmegerät und beschreiben, was mit uns geschehen soll“. Sie erhielt das Gerät, diktierte darauf und sagte auch: „Jetzt kann ich glücklich sterben“. Der Terroristenführer wandte sich an den israelischen Soldaten: „Na, du israelischer Aufschneider. Was willst du?“ „Einen Tritt in den Hintern“, der der Sergeant. „Was, du machst dich in deiner letzten Stunde über uns lustig“. „Nein, nein. Ich will wirklich nur einen Tritt in den Hintern.“ Als bekam er einen Tritt in den Hintern, fiel davon auf die Knie, zog aus seiner Taschen eine Pistole und erschoss alle Terroristen. Als der Soldat Rather und Couric die Fesseln löste, fragten in diese warum er nicht alle gleich bei Beginn erschossen hätte. „Was?“, antwortete der Israeli, „damit ihr zwei in der Presse geschrieben hättet, ich sei der Aggressor gewesen?“ Womit wir einmal mehr bei internationalen Pressegepflogenheiten gelandet sind.

Mittwoch, 2. April 2008

Die Schweiz fällt dem Westen in den Rücken - ein Brief an die Schweizerische Aussenministerin

3.4.2008

Mein Freund Roger und ich wollten Gutes tun. Gutes für die Schweiz, Gutes für die Juden und Gutes für Israel. Innert drei Tagen sammelten wir 52 Unterschriften für ein Protestschreiben an die Schweizerische Aussenministerin Bundesrätin Micheline Calmy-Rey, die seit sie im Amt ist, alles was Israel bezieht verunglimpft, als einzige Aussenministerin der westlichen Welt öffentlich und offiziell von der UNO gefällte Massnahmen durchbricht und so der zivilisierten Welt, die versucht sich vor dem sie bedrohenden Jihadismu zu schützen, in den Rücken fällt. Die drei, diesen Brief auslösenden Streiche "unserer" Aussenministerin sind in unserem Protestschreiben zu lesen, das ich hiermit, die vielen Unterschriften weglassend, wiedergebe. Dem Schreiben voraus ist unser Brief an die mitunterzeichnenden Freude zu lesen, der vielleicht von zusatzlichem Interessen sein könnte. Natürlich haben wir die Unterschriften weggelassen.

Liebe Freunde,

Sie haben alle den Protestbrief an Bundesrätin Calmy-Rey mitunterschrieben und wir danken Ihnen dafür. Der Brief wurde gestern eingeschrieben gesandt, mit Kopien an Bundespräsident Couchepin und an den Schweizer Botschafter in Israel, Walter Hoffer. Es werden auch einige Medien angeschrieben. Was diese damit tun wollen, werden wir sehen. Eure vollen Adressen wurden nur den drei Ersterwähnten angegeben, alle anderen erhielten nur Namen und Wohnort.

Diese Aktion war spannend, gab nicht wenig Arbeit, da wir uns einen sehr engen Terminplan geschaffen hatten und rundum ein erfreuliches Erlebnis. Es war eine Teamarbeit par excellence. Die Unterschreibenden wiedergeben ein Querbild durch die gesamte politische Landschaft in Sachen Israel - von ganz links bis zu extrem rechts. (Vom Friedenslager bis zum Lager der ÜberPatrioten.) Als Demokraten sind wir überzeugt, dass es so gut ist, ganz besonders bei einen Thema, dass uns alle gleich betrifft und, wenn wir es zu Ende denken, alle gleich betrifft. Im Übrigen, wir erhielten soeben ein Inserat der SVP, mit dem sie Calmy-Rey zur Mitgliederwerbung nutzt - es liegt bei. Womit wohl genügend gesagt ist, dass deren absurde Tätigkeit Wasser auf die Mühlen dieser Partei ist.

Übrigens, einen Einblick in das Denken einiger Angeschriebener gaben deren Begründungen der Absagen:
Die meistgebrauchte Begründung war die Tatsache, dass unser Brief mit einer indirekten Aufforderung zum Rücktritt der Bundesrätin endet. Das akzeptieren wir von den kontaktierten SP Politikern - alles sehr gute aktive persönliche Freunde Israels im Ganzen und den hier Unterzeichnenden (oder einem davon). Dass einige angefragte Juden von einer Mitunterschrift Abstand nehmen wollten ist uns weniger verständlich - womit niemandem nahe getreten, sondern nur zum Nachdenken und Mut fassen angeregt werden soll, denn Fortschritt basiert auf angemessener Kritik. Das (Nicht)Problem der doppelten Loyalität ist eine antisemitische Erfindung - man kann damit prima leben - in diesem Fall Schweizer sein und als Jude Israel unterstützen. Nicht kritiklos (da gibt es ein weites Aktionsfeld), aber ohne Vorbehalte.


Hier der Brief an Bundesrätin Micheline Calmy-Rey:

31. März 2008

Sehr geehrte Frau Bundesrätin,

Als in der Schweiz und in Israel wohnende Schweizer Bürger sind wir und untenstehende zweiundfünfzig Mitunterzeichnende betroffen und besorgt über den sichtbaren Niedergang des Ansehens der Schweiz, ausgelöst durch Ihre Handlungen und Äusserungen im Zusammenhang mit der Existenz des Staates Israel, dem wachsenden Antisemitismus und dem die westliche Welt bedrohenden Jihadismus.

Mit Stolz und Freude blicken wir auf das grosse Wohlwollen zurück, das Behörden und wesentliche Teile der Bevölkerung der Schweiz seit 1897 ausstrahlen, als in Basel die Gründung des Staates Israel in die Wege geleitet wurde. Tief bedrückt und enttäuscht stehen wir vor einer unverständlichen, vor allem durch Ihre persönliche Politik ausgelöste Änderung der nützlichen offiziellen Beziehung zwischen der Schweiz und Israel. Auf der anderen Seite wissen wir, dass breite Kreise der Schweizer Politikszene Israel unterstützen und dessen Situation mit Realismus statt, wie Sie, mit ideologischen Scheuklappen, sieht.

Aus diesem Grund protestieren wir gegen drei Vorkommnisse der letzten Tage, in denen nicht nur Israel, sondern auch dem Rest der westlichen Welt, insbesondere der Europäischen Union, durch diese Art von Schweizer Politik in den Rücken gefallen wird.

1. Ihr Einsatz für das Durchbrechen europäischer Wirtschaftmassnahmen gegen Iran, stellt die Schweiz als das bloss, als das sie in einigen Kreisen und gar nicht immer berechtigt, angesehen wird: als ausschliesslich dem finanziellen Profit verpflichtetes Unternehmen, dem Solidarität mit der um ihre Überleben kämpfenden westlichen Zivilisation fehlt. Sie, Frau Bundesrätin, liessen sich von Präsident Ahmedinejad und wirtschaftlichen Kreisen der Schweiz manipulieren und haben sich persönlich lächerlich gemacht.

2. Die von Ihnen geförderte Nomination von Jean Ziegler, einem in der kanadischen Presse brillant als "another Human Rights Fraud" bezeichneten Schweizer, einem unsachlichen Fanatiker, ist ein Schlag ins Gesicht der liberalen und humanistischen Gesellschaft, für die wir, die Schweiz und Israel, einstehen und für deren Überleben beide kämpfen.

3. Wir protestieren auch gegen die im Schweizer Alleingang am 6. März 2008 erfolgte und von ihnen zu verantwortende Schweizer Zustimmung zu einer gegen den Staat Israel zielenden Resolution im UNO-Menschenrechtsrat.

Mit diesen drei Aktionen haben Sie die Möglichkeit der Schweiz, der Welt vermittelnd ihre guten Dienste anzubieten, für die Zukunft weitgehend verunmöglicht und dem Land einen Bärendienst erwiesen. Wir ersuchen Sie die Politik gegenüber Israel ernsthaft zu überdenken, den Delegierten Jean Ziegler im UNO-Menschenrechtsrat durch eine geeignete Person zu ersetzen und insbesondere mit den zuständigen Stellen den Gaskauf in Iran in Wiedererwägung zu ziehen. Sollten Sie sich ausserstande sehen, die heutige Welt realistisch zu betrachten, die Gefahren der nicht allzu fernen Zukunft einzuschätzen und in die Aussenpolitik der Schweiz einzubeziehen, wäre es vielleicht, liebe Frau Bundesrätin, besser, wenn sie diese Aufgabe jemandem überlassen würden, der dafür geeigneter ist. Wie sie selbst sagen: "die Schweiz kann Brücken bauen" und "die Schweiz könnte der Vermittlerrolle auf dem internationalen Parkett hohe Priorität einräumen" – aber ohne dafür humanitäre Prinzipien zu verletzen. In diesem Sinne fordern wir Sie auf, Ihre Verkündigungen in Taten umzusetzen.

Geiselnahme im Multipack

31.3.2008

Ich habe selten eine solche Menge Informationen über das Benehmen der Schweizer Juden erhalten, wie in den vergangenen Tagen. Oh, natürlich darf nicht verallgemeinert werden und ich werde mich hüten, dies zu tun – was darauf hinausläuft, keine Namen zu nennen, sondern nur Organisationen. Da ist auch noch ein zweiter und wichtiger Grund unter keinen Umständen zu verallgemeinern: es gibt trotz allem Schweizer Juden, die sich aktiv aber selten offen, für den jüdischen Staat einsetzen. Grosso modo überlassen sie das lieber den Gojim (dieser Begriff ist alles andere als beleidigend gemeint), wie der GSI und seinen Mitglieder, unter denen ich inzwischen eine schöne Anzahl guter Freunde gewonnen habe.

Meine alte Gemeinde JLG Or Chadasch in Zürich, eine jüdische Reformgemeinde (im deutschen Sprachgebrauch wird seltsamerweise Reform mit Liberal übersetzt) ist in den letzten Jahren von seiner Kulturkommission zur Geisel genommen worden. Der Zweck dieser Geiselname ist, dem Hass gegen Israel und dem Apologetentum für palästinensischen Terror unter der Flagge einer ganzen jüdischen Gemeinde Ausdruck zu verleihen, ohne die Zustimmung der Mitglieder zu solchen Aktionen jüdischen Selbsthasses zu suchen oder gar den Vorstand umfassend über den "Gast" zu informieren. Nun weiss ich, dass es unter den Mitgliedern eine ganze Menge Leute gibt (ob eine Mehrheit, bleibe dahingestellt), die sich damit zwar nicht identifizieren, vielleicht die Faust im Sack machen, im Endeffekt aber schweigen. Vielleicht schämen sie sich sogar – schweigend eben. Ein Leserbrief zum Thema in der letzten Gemeindezeitschrift "Luchot", der den Versuch zeigte, das Problem zu thematisieren, macht einen etwas unvollständigen Eindruck – wurde er zensuriert, wurde wirklich Problematisches mit der Schere herausgeschnitten? Diese Situation muss innerhalb der JLG geklärt werden – auf welcher Seite stehen die Reformjuden in Zürich? Sind sie mutig wie die Juden in Frankreich, Deutschland oder gar in den USA und die Reformjuden in Israel? Oder warten angstvoll bis alles vorüber geht, statt als Mitglieder einer kantonal anerkannten demokratischen Religionsgemeinschaft demokratisch zu diskutieren und wirklich Stellung zu beziehen, statt aus Angst vor dem "was sagen die Gojim" sich zu verkriechen.

Ein ebenso ernsthaftes Thema betrifft eine historische, der Koexistenz zwischen Arabern und Juden verpflichteten Organisation in Israel, die der Kibbuzbewegung Haschomer Hazair entsprungen ist und seit vielen Jahrzehnten die Verständigung zwischen israelischen Arabern (seit 1967 auch den arabischen Bewohnern der besetzten Gebiete) und den israelischen Juden sucht und vorantreibt. Givat Haviva ist eine grundsätzlich jüdische und zionistische Einrichtung, die den Geist der Pionierzeit Israels und des mit dieser Zeit verbundenen humanistisch-sozialistischen Zionismus bis heute erhalten hat. In der deutschen Website (eine schweizerische scheint es nicht zu geben) steht unter anderem: "Givat Haviva ist eine Bildungs- und Begegnungsstätte zwischen Tel Aviv und Haifa, die sich aktiv für eine friedliche und tolerante Gesellschaft engagiert. Als älteste und grösste bestehende israelische Einrichtung im Bereich der jüdisch-arabischen Verständigungsarbeit hat sich Givat Haviva der Förderung des kulturellen und religiösen Pluralismus verschrieben. Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg und Gewalt. – Erziehung muss ein Demokratieverständnis sowie Toleranz- und Verständnis füreinander beinhalten." (aus der Vision im Website zitiere ich: Givat Haviva implements activities to develop the experience of equality between Jews and Arabs living in Israel, and provides tools to this end. This is the moral foundation for achieving peace with the Palestinians and the Arab states.

Ich kenne Givat Haviva noch aus meinen Jahren als Kibbuzmitglied dieser Bewegung, nahm dort an Kursen teil und lernte diese schätzen. Seine Mittelschule gehört zu den besten im Land, seine anderen Einrichtungen sind nicht weniger bemerkenswert (siehe obigen Link) und seine Friedensaktivitäten sind praktisch und anerkannt. Deshalb ist es für mich nicht nur verwunderlich und umso ärgerlicher, wenn sich der Schweizer Freundeskreis Givat Haviva der Philosophie dieser Friedensbewegung diametral entgegengesetzten Aktivitäten hingibt und einen Sonderzug fährt, der kaum von Givat Haviva gebilligt werden kann. Ich und einige meiner Freunde ärgern uns masslos, wenn Givat Haviva Schweiz zu Anlässen wie Lesungen von Sumaya Nassr einlädt, einer Exponentin und Apologetin palästinensischen Terrors, ihr literarisches Gift zu versprühen, die Phantasie einer palästinensische Vergangenheit des Friedens und pastoralen Lebens in Freiheit vorzugaukelnd, die durch das Entstehen Israels und seinem Verteidigungskrieg von 1967, zerstört worden sei. Es ist bekannt, dass der Schweizer Freundeskreis viel Geld zusammenbringt, wie mir zugetragen wurde, von mehrheitlich nichtjüdischen Quellen – einer Situation, die durch das antijüdische und antiisraelische Treiben der Leiterin der Schweizer Filiale durchaus verständlich ist. Givat Haviva braucht Geld, viel Geld, für seine Aktivitäten, denn es tut viel Segenswertes damit. Doch sollte sich seine Leitung überlegen, ob gelegentlich ethische Abwägungen nicht vor finanziellem Pragmatismus stehen sollten. Die Leitung von Givat Haviva Schweiz hat sein Mutterhaus zur Geisel genommen, um eigene, sagen wir mal, persönliche Neurosen auszuleben. Denn mit Israel als Staat wird auch Givat Haviva, dessen Aktivitäten zu Israels Charakter und Geschichte gehört, verunglimpft. Das kann und darf nicht im Sinn dieser Institution sein.
Da ich mich selbst intensiv und am Ort des Geschehens mit Koexistenzarbeit zwischen israelischen Arabern und Juden befasse, nehme ich für mich in Anspruch, die Materie gut zu kennen. Sich für die Rechte israelischer (und anderer) Araber einzusetzen, heisst noch lange nicht dem Umarmungseffekt oder ein Art des Stockholm Syndroms zu erliegen und für die "armen geplagten" Palästinenser – den bestbezahlten und von ihren eigenen Führern bestbetrogenen Flüchtlingen der Welt – Tränen zu vergiessen und die bösen Israelis zu hassen. Um die Materie zu verstehen, darf man sich nicht von antisemitischer, hysterischer arabischer und gutmenschlicher Propaganda einwickeln lassen, sondern muss die Mühe auf sich nehmen, ehrlich in die Geschichte des jüdisch-arabisch/muslimischen Verhältnisses, seiner langen Vorgeschichte und vor allem die für heutige Situation verantwortlichen vergangenen etwas über hundert Jahre muslimisch-jüdischen Geschichte einzusteigen. Es sollte für jeden, der Israel kritisiert, auch israelische Zeitungen als Pflichtlektüre verschrieben werden. Sie ist auch nicht ausgewogen, sie geht von ganz links zu ganz rechts, doch dürfen in Israel lebende, Hebräisch sprechende Journalisten wenigstens wissen, von was sie schreiben. Dazu gibt es genügend Literatur und Lehrgänge, die, wenn man sich damit befasst, ein anderes Bild widerspiegeln, als die Unmenge, zum Teil gestellten Sensationsmeldungen der Medien, die heute, zusammen mit der cleveren Propaganda extrem linker und palästinensischer Kreise, die Weltmeinung gepachtet haben.

Ideologische Geiselnahme, auch wenn vorerst noch unblutig, darf nicht toleriert werden. Ideologische Geiselnahme im Multipack schon gar nicht.