Sonntag, 27. April 2008

Das Drängen der Freunde

27.4.2008

Das diesjährige Pessach ist beendet, jetzt dürfen wir wieder gesund essen. Eine Woche Pessach hat jedoch Folgen, wie Michelangelos David beweist.

Wenn jemand spricht wie ein Nazi, seine Kinder mit Nazi-Theorien erzieht, sein Lebensziel darin sieht Juden umzubringen, wenn einer, wie heutige Nazis, den Holocaust abstreitet und relativiert, wenn jemand sich berufen fühlt die Arbeit der Nazis fortzuführen und wirklich zu beenden – was kann er anderes sein als eben ein Nazi. Sogar wenn man sich Jihadist, Hamas, Hisbollah oder Ahmedinejad nennt. Das ist das Eine.

Wenn jemand das Gespräch, trotz besserem Wissen, mit diesen Kreisen sucht, um sein Überleben ein klein wenig zu verlängern, kann er das tun. Besonders, wenn er von seinen besten Freunden dazu gedrängt wird, denn sie wissen bestimmt besser, als er selbst, was gut für ihn ist. Er muss doch vor sich selbst gerettet werden. So könnte ich den heutigen Zustand Israels sehen, das von einem Teil seiner „Freunde“, seien es Politiker, Publizisten oder Ideologen, die fern der Realität und der eigenen Erfahrung, uns raten genau das zu tun, was der britische Premierminister Neville Chamberlain in 1938 tat – man nannte das im Nachhinein Appeasement (Beschwichtigung) und kostete bis 1945 über sechzig Millionen Menschen, meist Zivilisten, das Leben. Weil Chamberlain mit Hitler geredet und ihm leichtsinnig geglaubt hatte. Die Tschechoslowakei war das erste Opfer dieser Kurzsichtigkeit, es wurde einem Frieden geopfert, der keiner war.

Nun gibt es Menschen, die sagen, man könnte aus der Geschichte lernen, es gibt solche, die das Gegenteil behaupten. Ich denke, dass man aus der Geschichte lernen kann, wenn man will. Heute wollen grundsätzlich (noch) Unbeteiligte, die oben erwähnten Politiker, Publizisten und Ideologen, dass Israel mit seinen Möchtegernmördern verhandelt. Zu einem Waffenstillstand, denn von Frieden wollen diese prinzipiell nicht reden, nicht heute und nicht in der Zukunft. Israel zu akzeptieren wäre gegen ihre religiöse Überzeugung. Zugegeben, die Alternative zu diesen Jihadisten, deren beste Freunde im Westen perverserweise gerade unter säkularen gutmenschlichen extremen Linken zu finden sind, sind auf der einen Seite der kraft- und machtlose Abu Masen, der sich um unseren Ministerpräsidenten Olmert bemüht und nicht vom Fleck kommt – vielleicht weil Olmert nicht vom Fleck kommen will, auf der anderen Seite arabische Staaten wie Saudi Arabien, das stillschweigend die Jihadisten materiell unterstützt und dessen Wahabismus (die reaktionärste Form des sunnitischen Islams), die Grundfeste des heutigen Jihadismus ist. Ich kann nur raten, was Politiker, Publizisten und Ideologen antreibt, von ihrem sicheren Fauteuil aus Israel zu unabwägbaren existenziellen Gefahren zu überreden. Bis zum letzten Israeli, wenn wir so wollen. Was motiviert diese „Freunde“ Israels? Da kann man nur raten. Ist es die Sorge um die eigene Bequemlichkeit, der Mangel an Benzin fürs eigene Auto, die Angst um die Waffenmärkte? Die Sicht dieser „Freunde“ Israels (es gibt darunter auch Israelis, die den Sinn fürs Reale verloren haben) ist kurz. Sie übersehen die wirkliche islamische Realität, die ihnen ins Gesicht starrt und durch Reden, Schriften und anderen Aussagen dokumentiert ist und täglich wiederholt wird. Sie will nicht erkennen, dass sie grundsätzlich im selben Boot wie die Israelis, Juden und Christen, sitzen. Nur wären die Juden, zum x-ten Mal in der Geschichte, Gradmesser einer Bedrohung der Menschheit und nur deren erste Opfer.

Was mir nicht in den Kopf will, ist der weltfremde Gedanke, dass mit einem sofortigen Rückzug aus der Westbank, sofort ein lieblicher Frieden ausbrechen würde. Sogar wenn wir die jüdischen Siedlungen auflösen und ihre Bewohner nach Israel zurückbringen würden (was irgendwann geschehen muss), müsste die Armee bleiben bis sich Palästina als funktionierender und nicht aggressiver Staat organisiert hätte, dem wirklich etwas an sich selbst liegt. Ich verstehe nicht, wie man nichts aus den Vorgängen in Gaza lernen kann - es ist einfach viel zu simpel alles Schlimme, das die Palästinenser in ihrem Hass, Fanatismus und Weigerung Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, einander und uns Israelis antun, Israel anzulasten. Denn mit dieser Logik, wären wir Juden für alles, das in der muslimischen Welt schief läuft (das ist nicht wenig) verantwortlich. Es kotzt mich an, dass von Israel alles bis zur Selbstaufgabe verlangt wird, von den Palästinensern jedoch nichts. Nicht nur das, viele westliche Unbeteiligte verzeihen diesen und der arabischen Welt jede Untat. Vielleicht ist dieses Phänomen eine Art Rassismus, in dem man der arabischen und muslimischen Welt weit niedrigere oder gar keine Erwartungen in Sachen Ethik, Moral, Anstand stellt, als uns. Als wären sie noch im Stadium Kannibalismus. Sollen wir Israelis dies als Kompliment auffassen? Endlich muss die westliche Welt, wenigstens der anständige Teil davon, eingestehen, dass Israel nicht der Grund, sondern die Ausrede für den Jihadismus ist. Wenn die erste Friedensdemo in einer arabischen Hauptstadt, der erste christliche Gottesdienst in einer Kirche in Saudiarabien stattgefunden hat, wenn arabische Frauen dieselben Rechte vor dem Gesetz wie die Männer besitzen, dann werde ich meine Meinung überdenken.

Israel muss Risiken für sein Überleben in dieser Region eingehen. Doch Risiken dürfen grundsätzlich seine Existenz nicht gefährden und politische Entscheide dazu darf nur seine demokratisch gewählte Regierung fällen. Auch wenn unsere religiösen Patrioten vieler Schattierungen es gerne anders sähen, sind es der Knesset (Parlament) und die Regierung, die das Land regieren.

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