4. Januar 2009
Er musste kommen, dieser Krieg gegen die Hamas, enorm viel wird darüber geschrieben und enorm viel davon wird von Teilen der internationalen Presse auf missverstandene Art dargestellt und kommentiert. Zurzeit ist die israelische Armee erfolgreich und für einmal ist Hamas mit heruntergelassenen Hosen überrascht worden. Die Verluste an Menschen- und Terroristenleben der Palästinenser Gazas sind gross. Und wir, Eltern und Grosseltern von Soldaten, sorgen uns um deren Unversehrtheit. Zwei unserer Enkel sind zurzeit in der Armee. Wir wissen wo sie sind. Wohl fühlen wir uns dabei nicht. Eltern und Grosseltern wie uns gibt es Tausende in Israel.
Das jihadistische Prinzip, die eigene Bevölkerung zur Geisel zu nehmen, bewährt sich wieder, auch wenn die überwiegende Zahl der Toten Hamasverbrecher sind. Denn tote Palästinenser, besonders Zivilisten und Kinder, sind für Jihadisten Verbrauchsmaterial zu antijüdischer Propaganda. Ein ganz klares Beispiel wurde gestern bei der Liquidation eines der blutrünstigsten Hamasführer, Nitzar Rayan, demonstriert. Seine Liquidation kostete mindestens vier seiner Ehefrauen (so las ich in Haaretz) und zehn seiner Kinder das Leben. Inzwischen werden Bewohner von Gebäuden, die dem Abbruch durch die israelische Luftwaffe vorgesehen sind, einige Stunden vor dem Angriff gewarnt, damit sie sich in Sicherheit bringen können. Bei Rayan war das anders, er weigerte sich – im Gegensatz zu anderen Hamas Grössen – in den Untergrund zu gehen. Das Resultat ist bekannt. Wie mir zugetragen worden ist, soll Rayan für die Brutalität gegen Fatahoffizielle und Fatahanhänger während der gewalttätigen Machtübernahme in Gaza verantwortlich gewesen sein. Dazu gehörte auch der damals populäre "Häusersturz" von Fatahleuten von den Dächern zahlreicher Hochhäusern Gazas.
Es gibt Grundsätzliches, das schon seit Beginn des internationalen Jihad und dem Beginn terroristischer Angriffe auf Israel jedem Journalisten und jedem der mitreden will, bekannt sein sollten. Hier, zum wiederholten Mal, seien einige davon in Erinnerung gerufen:
Der seit den zwanziger und dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts bestehende Jihadismus richtet sich gegen die gesamt westliche moderne Welt. Fast von Beginn an war Judenhass ein wesentlicher Teil davon, der dann mit Hilfe des deutschen Nationalsozialismus verstärkt wurde und sich heute in Wort, Tat und Stil vom Nazi-Antisemitismus kaum unterscheidet. Es ist interessant dieses Phänomen vermehrt auch in Leserbriefen und Foren der Schweizer Presse zu erkennen.
Zum gegenseitigen bebomben: hier gibt es zwischen Israel und Hamas, Hizballah und anderen Terroristen zwei grundlegende Unterschiede. Auch wenn oft das Gegenteil behauptet wird, schiesst Israel nur aus einem Grund: als Gegenwehr und Reaktion auf jihadistische Angriffe. Da sich deren Stellungen fast ausschliesslich in Wohngebieten befinden, findet dort die von Jihadisten (in unserem Fall Hamas, in 2006 Hisbollah) arrangierte Opferung von Zivilisten statt. Raketen und Mörser der Hamas werden nicht auf militärische Ziele abgeschossen, sondern ausschliesslich auf zivile. Ihr erklärtes Ziel ist die Maximierung ziviler Opfer. Verglichen mit der Effizient israelischer Artillerie ist ihr Erfolg für Hamas frustrierend klein. Vor allem die heutige Demonstration israelischer Effizienz im Zivilschutztechnik und Disziplin und die mehr von Fanatismus als von Können getragene palästinensische Schiesstechnik, kann auch eine Rolle spielen. Seien wir froh darüber.
Es ist an der Zeit die Lösung eines ähnlichen Problems in Syrien von 1982 in Erinnerung zu rufen. Der damalige Präsident Hafez-al-Assad war mit der Bedrohung durch die Islamische Bruderschaft konfrontiert, die ihn zu stürzen drohte. Er identifizierte das Zentrum dieser Jihadisten, die Stadt Hama, fuhr seine Armee auf, die in einer viele Tage dauernden Artilleriebeschiessung die eingeschlossene Stadt völlig zerstörte und gegen dreissigtausend Opfer produzierte. Seither ist das jihadistische Problem des völlig säkularen Syriens gelöst. Es geht auch so. Ohne höfliche israelische Warnungen vor einer Bombardierung das Haus zu verlassen und ohne israelische Rücksichtsnahme auf zivile Verluste, sondern mit effektvoller Opfermaximierung. Wir Israelis können stolz darauf sein, ein anderes Denkmuster zu besitzen.
Es kann sein, dass die westliche Welt noch nicht gemerkt hat, dass der Streit zwischen den Arabern und Israel vom Streit um ein Stückchen Land zum unlösbaren Religionskrieg degeneriert ist. Er ist damit Teil des internationalen Jihad geworden. Damit haben Vernunft und kritisches Denken vom Versuch zur Krisenlösung Abschied genommen. (Inzwischen sind auch Ansätze fundamentalistisch frommer Denkungsart unter Israels Juden zu finden – wofür ich mich schäme).
Es wird dauernd darauf hingewiesen, Hamas sei als Resultat fairer demokratischer Wahlen an die Macht in Gaza gekommen. Ganz nach dem System aller radikaler Islamisten und Faschisten: "Ein Mann, eine Stimme, ein Mal". Das ist der Grund, dass eine grundsätzliche Einigung mit ihr nicht möglich ist, sie wäre bestenfalls zeitlich begrenzt – bis sie sich stark genug fühlt, das Judenkillen wieder aufzunehmen. Ihr Hass auf den Anderen (wir Juden und Israel sind da nur die Vorspeise) ist so gross und ihre Liebe für den Tod so alles durchdringend, wie es Fathi Hamad, ein Hamasführer, am 29. Februar 2008, in einer Sendung der hamaseigenen Al-Aqsa Fernsehstation beschrieb (von mir übersetzt):
"Für das palästinensische Volk ist der Tod zu einer Industrie geworden, in der sich Frauen auszeichnen wie auch andere Leute in diesem Land: ältere Menschen zeichnen sich aus, Jihadkämpfer zeichnen sich aus und auch Kinder zeichnen sich aus. Entsprechend stellen sich [Palästinenser] als menschliches Schild gebildet aus Frauen, Kindern, alten Menschen und Jihadkämpfern gegen die zionistische Bombardierungsmaschinerie, als würden sie den Zionisten damit sagen: "Wir erstreben den Tod, so wie ihr das Leben erstrebt".
Sonntag, 4. Januar 2009
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1 Kommentar:
Besten Dank für diese differenzierte und dennoch deutliche Beschreibung der aktuellen Situation und grundsätzlichen Problematik. Ich stelle mit entsetzen fest, dass auch in den schweizerischen Medien ein Zerrbild der Realität wiedergegeben wird. Meine Solidarität gehört dem Staat Israel und seiner Bevölkerung. Und ich hoffe Freunde und Bekannte aus dem Kibbutz Magen unversehrt bleiben,
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