Ich möchte auf einen wirklichen interessanten Artikel aus der „Jungle World“ Webseite hinweisen. Darin schreibt Volker Weiss zum Antisemitismus der extremen Linken und Grünen, der nicht einmal als Israelkritik daherkommt, sondern schlicht zu blindem naziartigen Judenhass mit linkem Akzent und Argumenten verkommen ist. Was von offenem kritischen Denken noch vorhanden ist, hat sich offensichtlich mit rechtsextremem Judenhass verwoben und wird bald nicht mehr von diesem zu unterscheiden sein, auch wenn vordergründig die zwei Gruppen, wenn immer sich die Gelegenheit bietet, gewalttätig in Worten und Hieben aufeinander los gehen.
Nichts hat sich geändert
In diesem Zusammenhang: Les extrême se touchent – europäische Extremisten beider Lager, Nazis (wieso sagt man heute Neonazis? Nazis sind Nazis, heute oder gestern) und extremistische Linke hatten sich bis in die Achtzigerjahre in Terrorlagern der PLO und anderer Organisationen dieser feinen Art „weitergebildet“. Wer erinnert sich nicht an deutsch-arabisch gemischten Terroristenkommandos bei Flugzugentführungen, um nur ein Beispiel zu nennen. Heute treten ideologisch inspirierte Israelhasser aus Europa und Amerika zum Jihadismus über, absolvieren ähnliche Trainingslager, oft sogar in ihren Heimatländern, und kämpfen gegen die Moderne, gegen westliche Zivilisation und Kultur auf Seiten islamischer Reaktionäre, die die Welt selbstlos zurück ins frühe Mittelalter zurückbomben wollen. Sie sind bei der Taliban, bei Al Kaida, bei der Hisbollah, bei den heutigen Terroristen des Irak und anderen Vertretern reaktionären Blutdursts zu finden. Die Lage Israels wird kaum je in einen Zusammenhang mit dem weltweiten Jihadismus gebracht, obwohl dieser Zusammenhang völlig auf der Hand liegt.
Wiederholungen
Beim gelegentlichen Lesen der Leserkommentare in der NZZ und im Tages-Anzeiger ( inzwischen scheint der Tagi bei „gefährlichen“ Themen in dieser Hinsicht sehr vorsichtig geworden zu sein) kommt mir das Grausen, der Blutdruck steigt und dann verstehe ich für einige Momente die Schweizer Juden nicht, nämlich warum sie ergeben den gar nicht mehr diskreten Antisemitismus, vergeblich als Israelkritik getarnt, auf sich niederprasseln lassen. Immer die gleichen wenigen Juden wehren sich beharrlich und tapfer in Kommentarrubriken der Medien, stehen aber allein da, sie werden von nur wenigen unterstützt. Ich bin zu faul eine Namensliste der famosen „Israelkritiker“ zu erstellen, was wenigsten bei der NZZ möglich wäre, da diese inkognito geschrieben Kommentare nicht veröffentlicht, ein hoch anzurechnender Charakterzug. Ich bin immer wieder versucht selbst einen Beitrag zu senden, doch meist stinkt es mir, nach einschlägigen persönlichen Erfahrungen, den Judenhass fanatisch uninformierter und vor allem hasserfüllten Idioten wieder einmal auf meine Person zu lenken.
Auf was hacken Israelhasser vor allem herum? Nehmen wir davon nur zwei Themen: israelischer Friedenswille und die Siedlungen der Westbank. Natürlich sind diese Themen, wie alle andern auch, miteinander verknüpft, eigentlich unterliegt all dem der Versuch der Delegitimierung Israels. Ich möchte das Thema anhand George Szpiros Artikel „Israel verteidigt Siedlungsbau bei Jerusalem“ in der NZZ vom 18.11.2009 kurz anschneiden.
Als Reaktion auf George’s Artikel gab es fünfundzwanzig Kommentare. Darunter wird behauptet, Israel wolle grundsätzlich keinen Frieden. Es werden die „Neuen Historiker“ als Beweis hergezogen, von denen der wohl wichtigste, Benny Morris, heute eine realistische Meinung vertritt und mit Büchern wie „1948“, „Righteous Victims“ oder „One State, Two States“ tatsächlich Licht in die wirkliche Wirklichkeit bringt. Simcha Flapan (er starb 1987) war ein führender Politiker der damaligen marxistischen Partei Mapam (auch ich war damals, in den Fünfziger und Sechziger Jahren Mitglied, heute ist Mapam Teil von Meretz). Ich kannte ihn aus dieser Zeit und er führte auch in unserem (Haschomer Hazair/Mapam) Kibbuz Hazorea Seminare durch, in denen Stalin und Mao Tse Dong als Überväter angehimmelt wurden und an die ich mich bis heute amüsiert erinnere. Nur wenige von uns nahmen das damals ernst. Noam Chomsky ist überhaupt nicht Historiker, sondern Sprachwissenschafter an der MIT und einer der übelsten Vertreter unter den jüdischen Selbst- und Israelhassern, zu deren Guru er sich emporgearbeitet hat. Er ist einer jener Juden, die nichtjüdischen Israelkritikern zur Verfügung stehen, wenn sie richtig behaupten: „Aber Juden (oder dieser Jude X) sagen das ja auch!“.
Ein Kommentator schreibt, dass ausser dem Jom Kippur Krieg, sämtliche Kriege Israels von Israel begonnen worden seien. Ein völliger Unsinn. Sogar der einzige tatsächlich von Israel begonnene Krieg, der erste Libanonkrieg in 1982, hatte den Hintergrund, nämlich den von dort ausgehenden Terror der PLO gegen Israel. Die Besetzung der Westbank und Gazas waren direkte Konsequenzen arabischer Angriffe. Wer erinnert sich nicht, wie 1967 die israelische Regierung den jordanischen Könige Hussein bekniete, sich aus dem Krieg herauszuhalten. Mit der israelischen Besetzung der Westbank, hatte Hussein einen Erfolg zu verbuchen: er war diese und ihre ihm seit jeher lästigen und aufmüpfigen Palästinaaraber los. Die besetzte Westbank wurde zu einer schlimmen Last für unser Land. Heute weiss Israel nicht, wie es mit dieser Hypothek fertig werden soll, denn der Auszug aus Gaza lehrt, dass ein solcher aus der Westbank keinen Frieden bringen, sondern die Aggressivität palästinensischer Terrorverbände weiter steigert würde. Zudem und in meinen Augen noch schlimmer, entwickelte sich, eine reaktionäre jüdisch-religiöse Ideologie, diese Gebiete zu besiedeln und zu annektieren, was zu unserem heutigen Alptraum führte, da diese Siedler einen grossen Teil von Israel Politik mitbestimmen, denn unsere Regierungen sind nicht in der Lage, diesen Herr zu werden. Vergessen wir nicht die drei Neins von Khartum, mit denen sich die arabische Welt nach dem Sechstagekrieg geschlossen Israel Frieden, Anerkennung und Verhandlungen verweigerten. Vergessen wir auch nicht, dass kein palästinensischer Politiker, sich je dazu überwinden konnte, Israels Existenz durch das Unterzeichnen eines Friedensvertrags anzuerkennen. Das wurde 2000 ganz besonders anschaulich durch Arafats Verhalten in Camp David und Taba demonstriert, wo Barak und Clinton ihm fast alles angeboten hatten, was anzubieten war. Arafat war nicht einmal im Stande einen Gegenvorschlag vorzutragen – die Verhandlungen wurden abgebrochen. Wie Clinton in seinen Memoiren („My Life“ p.944)“ schreibt: „Arafat sagte nie Nein, aber er konnte sich nicht zu einem Ja durchringen". Ein Fehler Arafats, so schreibt Bill Clinton, historischer Proportionen.
Die Realität
Israel war nie und ist auch heute kein Engel. Die Realitäten lassen das nicht zu. Nur waren es halt eben die Palästinenser (damals noch kommune Araber) und ihre arabischen Brüder, die 1947 die Mutter aller UNO-Resolutionsmissachtungen (UNO-Res. 181) in die Welt setzten: sie griffen Israel an, mit dem Ziel den Staat der Juden zu verhindern. Seither verliert die arabische Welt alle paar Jahre einen von ihr herausgeforderten Krieg gegen Israel. Israel kann jedoch damit keinerlei politische Gewinne verzeichnen, denn die Welt lässt das nicht zu. Deutschland, in der Hitlerzeit die fürchterliche Gefahr für die freie Welt, musste besiegt werden. Heute ist Deutschland eine Vorzeigedemokratie. Dieser Vergleich lässt sich zwar gegenüber dem Jihadismus, der Israel und die freie westliche Welt nicht weniger bedroht, nicht bis zum Ende durchdenken – das mit der Vorzeigedemokratie wird sich erst, wenn überhaupt, erst nach einigen zukünftigen Generationen einstellen – sie ist schlicht nicht Teil arabisch-islamischer Tradition. Wie muslimische „Demokratie“ funktioniert, kann jeder am Beispiel der vergangenen Wahlen in Iran oder an den Wahlen im Gazastreifen mit Leichtigkeit verstehen. In Iran machte sich der Verlierer mit Gewalt und Mord zum Gewinner, in Gaza ermordete der Wahlgewinner Hamas seine Oppositionellen der Fatah, stürzte sie von Dächern oder brachte sie fantasievoll auf andere Arten um. Demokratische Abläufe werden in diesen Ländern dazu missbraucht, das Entstehen wirklicher Demokratie zu verhindern.
Diese Zeichnung meines Schwiegersohnes Motti Golub zeigt die Evolution, wie sie vielleicht wirklich entwickelt, nämlich von rechts nach links, wie bei uns Semiten rechts und links der Grünen Linie üblich. Wer sich auf dem Bild wiedererkennt, soll’s mir sagen.
Aber trotzdem dürfen wir nicht aufgeben für Verständigung und Frieden nicht nur zu hoffen, sondern dafür zu arbeiten und einzustehen. Es gibt viele friedenswillige Araber, doch wenn sie aktiv dafür einstehen wollen, begeben sie sich auf eine höchst gefährliche Gratwanderung. Ihr Ziel einer arabisch-jüdischen Verständigung kann für sie tödlich sein. Sadat hat es das Leben gekostet, genau so wie Itzchak Rabin – auch wir Juden sind heute nicht vor religiöser und ideologischer Irrationalität gefeit, noch gehören politische Morde nicht zu unserem Alltag – doch sie kommen vor.
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