Dienstag, 29. Mai 2012

Die Nakba und anderes




Die heutige Regierung Israels agiert nicht so, wie ich und sehr viele andere Israelis es gerne sähen. Doch das hat mit der Welle neuen Judenhasses, als Israelkritik getarnt, nicht das Geringste zu tun. Grundsätzlich wird Israel kritisiert und in Wort und Schrift angegriffen, weil es um sein Überleben kämpft und uns Juden weiterhin eine Heimat und Zuflucht für den nächsten antisemitischen Tsunami zur Verfügung stehen soll. Um nichts anderes geht es. Die gegenwärtige Entwicklung gibt dem mit Nachdruck Recht. In den ersten zwanzig Jahren wurde Israel bewundert, jetzt gehasst – obwohl sich an der grundsätzlichen Situation wenig geändert hat. Die relativ wenigen israelischen Extremisten, die früher nur ihre Ideologie meist nur theoretisch pflegen konnten, könnten heute, wenn die Regierung es nur wollte, unter Druck gesetzt und ausgeschaltet werden. Einen Unterschied im krankhaften Hass der Mehrheit der arabischen Welt und dem noch krankhafteren Hass verschiedener – auch jüdischer – ideologisch pervertierter Personen im Westen, macht das nicht. Israel könnte noch so liebenswert sein – es wird heute grundsätzlich gehasst.

Nichts ist einfacher als dies mit einem Rundblick in der westlichen und muslimischen Welt zu bestätigen. Hier nur einige Beispiele:

Die Flüchtlingsfrage und Nakba

Zum Problem hochstilisiert werden ausschliesslich palästinensische Flüchtlinge. Nicht in die Gleichung einbezogen werden die 800'000 Juden aus Ägypten, Irak, Nordafrika, Syrien, Libanon etc., die ab 1948 erst durch Pogrome dezimiert (besonders der Irak zeichnete sich da aus), dann ihres teilweise beträchtlichen Eigentums beraubt und aus dem Lande gejagt wurden. Die Millionen nichtpalästinensischer Flüchtlinge im Rest der Welt werden von den Medien und der UNO unter ferner liefen eingestuft. Wie beispielsweise die Flüchtlinge aus dem Sudan, aus Eriträa und anderen afrikanischen Ländern, die heute zu Tausenden auch nach Israel geflohen sind.

Die Nakba war ein Unglück für die Palästinenser, die aber von der palästinensischen Führung und ihren Helfershelfern der arabischen Liga selbst verursacht worden ist. Allerdings muss einmal gesagt werden: ohne Nakba gäbe es keine Palästinenser. Ohne Nakba gäbe es im von der UNO bestimmten jüdischen Teil der UNO-Resolution 181 arabisch-israelische Bürger und auf der anderen Seite einen arabischen Staat (es sei den, dieser Teil wäre sich von einem bestehenden arabischen Staat einverleibt worden). Der arabische Sündenbockkomplex, der für alles Schlechte das ihnen zustösst, ausschliesslich andere verantwortlich macht, hatte da zugeschlagen. Heute ist dieser Komplex zu einer Tradition geworden. Arabische Selbstverantwortung ist noch immer ein Fremdwort – wenige Ausnahmen, wie der von seinem eigenen Volk gehasste palästinensische Ministerpräsident Fayyad, bestätigen die Regel. 

Nichts ist gegen den Gedenktag für die palästinensische Nakba einzuwenden. Er sollte die Palästinenser zur Besinnung ihrer Situation veranlassen, wird jedoch ausschliesslich zum Hass schüren gegen Israel und die Juden der Welt missbraucht. 

Geschichtliche Fakten werden in diesem Zusammenhang stets vergessen: Die Nakba ist völlig selbstverschuldet und kann ausschliesslich den damaligen Arabern Palästinas und dem Rest der arabischen Welt angelastet werden. Nur sie haben die Uno-Resolution 181 der Teilung Palästinas abgelehnt und sind im gerade entstandenen jüdischen Staat Israel (der die Resolution sofort angenommen hatte) einmarschiert, um die Juden ins Meer zu werfen und das Gebiet unter den arabischen Nachbarstaaten zu verteilen. 

Es ist eine Tatsache, dass nichts israelische Araber so stark aus der Fassung bringt wie die Drohung rechtslastiger israelischer Politiker vorwiegend von Arabern bewohnte Regionen Israels dem zukünftigen Staat Palästina abzutreten. Denn das Letzte, was sie wollen, ist in einem arabischen Staat zu leben, mit all seiner Korruption und seinem internen Terror, wie es die Autonomiebehörde und die Hamas in Cisjordanien und im Gazastreifen vorführen. Dass sie mit Vehemenz lieber im freiheitlichen Israel leben wollen, statt in einem diktatorischen und islamistischen Palästina, kann ihnen nicht verargt werden. Politische Korrektheit und Angst vor gewalttätigen Angriffen aus Kreisen israelischer Islamisten verhindern, dass dies laut gesagt wird.

Aus den 600'000 wirklichen arabischen Flüchtlingen von 1948 sind inzwischen 5 Millionen geworden. Mit anderen Worten palästinensischer Flüchtling zu sein ist erblich. In völligem Gegensatz zu den Flüchtlingen, die vor den Nazis im Europa des Zweiten Weltkrieges fliehen konnten. Jene die nach Amerika flüchteten, jene Juden, die aus Russland und Polen vor allem nach Amerika flüchteten um den zaristischen Pogromen zu entkommen, die deutschstämmigen  Oberschlesier oder die heutigen Flüchtlinge aus muslimischen Ländern in Europa, über die ich in Thilo Sarrazin „Deutschland schafft sich ab“ gelesen habe, das die politisch Korrekten doch so aus dem Häuschen brachte. Die europäischen Flüchtlinge, die als Christen vor der Verfolgung durch andere Christen nach Amerika flüchteten, konnten ihre neuerworbene Freiheit dort ausleben. Juden und Osteuropäer haben sich von Beginn an nicht als Flüchtlinge gesehen, sondern als Bürger in einer neuen Welt, wie übrigens auch die erwähnten ersten Amerikaner.

Nur die sich heute Palästinenser nennenden Flüchtlinge, ihre Kinder und Kindeskinder werden von der UNWRA im Namen der UNO verhätschelt und erhalten von der Welt mehr Unterstützung, als sämtliche anderen Flüchtlinge auf dieser Welt, denen das Recht diesen Titel ihren Nachkommen zu vererben, versagt ist. Fairerweise muss festgestellt werden, dass zu einem grossen Teil ihre arabischen Gastländer ihnen eine Integration versagen und sie gerne als Berufflüchtlinge halten. Das ist ganz besonders im Libanon ersichtlich, wo Palästinensern arbeiten untersagt ist und sie noch immer in recht dürftigen Lagern (auch wenn dort schon Villen stehen) „eingesperrt“ sind. Sabra und Shatila sind hier die bekanntesten dieser Flüchtlingslager, denn hier rächten sich libanesische Christen für die tausendfachen Christenmorde palästinensischer Banden in den Jahren vorher im libanesischen Bürgerkrieg.
Palästinensische Flüchtlinge werden von arabischen Staaten missbraucht und missbrauchen die ganze Welt, vor allem die UNO, Europa und die USA. Die Situation wird gerne von gutmenschelnden Organisationen und ihren Mitgliedern ausgenutzt, die so ihren Israel- und Judenhass, ihre allgemeine Misanthropie und Komplexe ausleben können. Namen will ich keine nennen, es gibt sie auch in der Schweiz und unglücklicherweise sind darunter nicht wenige mir bekannte jüdische Besserwisser.

Soweit zum palästinensischen Flüchtlingsproblem, der heutigen Ausrede Nummer eins für den gängigen Antiisraelismus.

Nichtmuslimischen Israelkritiker 

Die Welt der im Westen mit Israelhass agierenden Israelkritiker muss etwas differenzierter angesehen werden. Aber nur auf den ersten Blick. Zwischen linken und rechten „Israelkritikern“ gibt es wenig Unterschiede. Die Linken geben sich wissender, denn sie können lesen und suchen sich aus den Medien, was mit ihrer Ideologie übereinstimmt. Sie besuchen die Palästinenser in den besetzten Gebieten und im befreiten Gaza. Dort hören sie alles, was sie hören wollen und werden nie enttäuscht. Denn Araber sind sehr gastfreundlich – das weiss ich aus eigener Erfahrung und meine es ernst – und wollen ihre Gäste nicht enttäuschen. Um Gespräche mit Juden, die ihrer Ideologie der steten Israelkritik nicht beistimmen, machen sie einen grossen Bogen. Wie schon erwähnt, sind In diesem Geschäft leider auch jüdische Gruppierungen und Einzelkämpfer vorhanden, von denen ich einige Schweizer kennenlernen musste. Namen nenne ich lieber nicht. Nebenbei, mir ist bis heute unerklärlich, wieso diese Kreise den Zusammenhang von Israels Problemen mit seinen Nachbarn, mit der heute sogar einem Blinden sichtbar gewordenen arabischen Gesellschaft der Gewalt, des internen Terrors und religiöser und auch säkularer Tyrannei nicht in einen Zusammenhang mit den Problemen Israels gebracht werden.

Politischen Rechtsextremisten sind oft Bewunderer israelischer Macht und militärischer Stärke geworden. Sie sehen nur die eigentlich recht unjüdische Beschäftigung mit Krieg und Verteidigung gegen die verachteten Araber. Nur, Juden mögen sie trotzdem nicht, aber Israel scheinen sie zu respektieren. Allerdings sind sie, wie Broder bestätigt, nicht allzu ernst zu nehmen, eine Sicht, die nach dem Massenmord des Norwegers Anders Breivik etwas relativiert werden muss.

Antiisraelische Organisationen

Die UNO und die meisten ihrer Unterorganisationen sind ein Brutbett antisemitischer und antiisraelischer Machenschaften. Der Menschenrechtsrat, ausgerechnet im Schweizer Genf beheimatet, zeichnet sich da besonders aus. Beherrscht von all jenen Staaten, die fast ausschliesslich nur Menschenrechtsvergehen verüben (ich denke nicht, dass ich damit allzu sehr übertreibe), ist diese Organisation im Hinblick auf den Nahen Osten ein übler Witz. Belegte Beispiele dafür gibt es zuhauf.

Nehmen wir die UNO, die es 1975 fertigbrachte mit ihrer Resolution 3379 den Zionismus als Rassismus zu bezeichnen. Diese Resolution wurde allerdings einige Jahre später von derselben UNO-Generalversammlung widerrufen, denn sie war nun doch allzu peinlich und dumm.

Nehmen wir die Durban Veranstaltungen, in den ausschliesslich antiisraelische Hetzkampagnen stattfanden und stattfinden, als wäre der Rest der dritten Welt ein Paradies und Menschenrechte werden im Sudan, Afghanistan, Saudiarabien, Syrien, Libyen, Jemen etc. (diese Liste könnte fast ad infinitum weiter geführt werden) völlig respektiert, ja ausgebaut.

Weitere Beispiele wären amerikanische und kanadische Universitäten, an denen ein sehr hitzköpfiger, sogar kopfloser aber dennoch bösartiger Antiisraelismus herrscht, der Andersdenkende niederschreit, bedroht und jüdische Studenten zum Opfer islamistischen Judenhasses auf dem Campus werden lässt.

Nichtswissende Besserwisser haben beispielsweise die BDS Bewegung ausgelöst, welche die Vernichtung Israels durch Boykotte, Desinvestition, Sanktionen, wie es sogar Norman Finkelstein, ein nicht ganz so appetitlicher Israelkritiker, selbst sagt und sich davon energisch distanziert.  

Lassen wir es bei diesen Beispielen.

Das besetzte Gebiet – heute nur noch die Westbank

Es gibt einiges an Israel und seiner Besatzungspolitik zu kritisieren. Israel wollte die Westbank nach dem Sechstagekrieg loswerden, doch die arabische Welt antwortete mit den drei Neins von Khartum. 1977 kamen rechtsgerichtete Parteien unter Menachem Begin an die Macht und die Besiedlung in der Westbank und in Gaza begann, denn bis da waren nicht einmal 5000 Siedler dort. Durch die fürchterlichen Massenmorde palästinensischer Terroristen an Israelis (Juden und Araber) während der zweiten Intifada verhärtete sich die Abneigung vieler Israelis gegen die Palästinenser und das Resultat war der wachsende Einfluss immer weiter rechts gerichtete Politiker und deren Politik gegenüber dem Terror aus der Westbank und Gaza. Diesen Wandel drückten in den folgenden Jahren israelische Wahlresultate aus. Man kann ohne weiteres sagen, dass die Palästinenser und ihr Terror, sich diese israelische Politik zu grossen Teilen selbst verdient haben. Dass sich die Stimmung ihnen gegenüber in Israel verhärtet hat, Verständnis und Mitgefühl sich verflüchtigt, ist eine Tatsache, die nicht zu ignorieren ist.

Zusammenfassung

Hat Israel einen Partner für einen wirklichen Frieden? Keiner kann das wissen, ich schon gar nicht. Zurzeit – vor zwölf Jahren war das anders, da wollte wenigsten Israel Frieden – sieht es nicht danach aus. Mahmud Abbas scheint verhandeln zu lieben, vielleicht redet er gerne, doch vor einer Einigung zurückzuschrecken, so wie sein Vorgänger Jassir Arafat. Ob Nethanyahu tatsächlich Frieden unter den heutigen Umständen will, bezweifle ich. Sein ideologischer Hintergrund scheint ihm ein Bein zu stellen, seine Koalitionspolitik auch, obwohl er durch den Beitritt der Kadima Partei es in der Hand hat, aussenpolitisch und (noch wichtiger) innenpolitisch revolutionäres durchzusetzen.

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