Donnerstag, 29. November 2012

Wenn du dich mit etwas stark identifizierst, suche einen Weg etwas dafür zu tun

 

Weder ich noch ihr, meine Freunde, sind stets mit der oft sehr unterschiedlichen Sicht der Dinge vieler Israelberichte- und Analysen im Journal21 einverstanden. Das gilt auch für die gesamte Medienlandschaft in der Schweiz, aber auch anderswo. Es werden auch uns nicht genehme oder angenehme, sogar total falsche Ansichten wiedergegeben oder gar vertreten. Damit habe ich Mühe, doch ist jeder von euch in der Lage in Kommentaren diesen Argumenten zu entgegnen und diese sogar zu entlarven. Das ist Teil der sogenannten Meinungsfreiheit, die beste aller schlechten Freiheiten - aber eine bessere gibt es nicht. Wir sollten glücklich sein damit leben zu dürfen. Unsere Feinde können das nicht. Denn diese müssen mit der Alternative leben – der kontrollierten Presse und der fehlenden Meinungsfreiheit. 

Inzwischen hat sich bei einigen Israelfreunden eine Anti-Journal21 Hysterie entwickelt, ähnlich der Anti-Obama Hysterie, die auch heute noch weiter geht. Das selbe gilt für die NZZ, den Tages-Anzeiger und andere Schweizer Zeitungen. Nicht mit Richtigstellungen oder Leserbriefen, sondern mit groben, sogar persönlichen Angriffen auf einen Teil der Medien und einzelne Mitarbeiter sinken wir auf ein Niveau herab, das ich als undemokratisch, wenn nicht sogar als eine Art Versuch der Einschränkung unserer Meinungsfreiheit sehe. Das ist das Niveau unserer islamistischen und/oder judenhassenden Feinde. Das ist Gift fürs uns, denn damit verlieren wir unsere Legitimation als Vertreter des Rechts auf freie Meinungsäusserung. 

„Pro-Israel“ Hysterie, oft verbunden mit „Islamophobie“, macht mehr kaputt, als es hilft. Es ist bestenfalls eine Art des Luftablassens, eine momentane Erleichterung wie ein Flatus, gemeinhin bekannt als Furz. 

Niemand hat die „Wahrheit“ alleinig gepachtet. Meine Sichtweise muss nicht ausschliesslich die einzige wirkliche sein – andere haben ihre Sicht der Dinge und solange sie diese mit Anstand und Ehrlichkeit vertreten, ist das zu achten. Auch wenn wir ihre „Wahrheit“ als falsch ansehen. Ein ausgezeichnetes Beispiel ist die sogenannte Nakba. Für die Palästinenser ist es Realität, für uns ist sie reine Fiktion.  

Wir sind alle von der Überzeugung getrieben, Israel’s Existenz sei gefährdet, einige leben sogar in einer hysterischen Untergangstimmung. Dabei scheint mir Europa weit gefährdeter, da dort der Überlebenswille fehlt, was in Israel nicht der Fall ist. Israel’s Existenz ist so sicher wie noch nie, militärisch und heute sogar auch politisch – wie der eben zu Ende gegangene Gazakrieg zeigt. Das ist meine „Wahrheit“, andere mögen es anders sehen. Ich glaube nicht alles was ich höre, sehe und lese, sogar aus ausgewählten Medien und noch weniger Politikern und Kommentatoren. Doch weigere ich mich alles in einen Topf zu werfen. Da auch in Israel vieles im Argen liegt - auch wenn das bei weitem nicht mit den „kulturellen Eigenheiten“ der arabischen Welt vergleichbar ist und unter keinen Umständen unter den Teppich gekehrt werden darf, müssen wir auch das in unsere Überlegungen, gesagte und geschriebene, einbeziehen.  

In Kommentaren zu meinen Artikeln werde persönlich oft äusserst grob, ja antisemitisch angepöbelt und beschimpft. Das gehört zum Metier, zum Jude sein oder sich für Israel einzusetzen. Es ist eine der „Arbeitsbedingungen“, mit der man sich abfinden muss. Bestimmt geschieht mir das öfter als den meisten unter euch, heute besonders im Journal21, aber auch im Tachles, extrem im Tagi und sogar in meinem Blog. Doch statt mich abzuschrecken, spornt mich das an. Nicht immer bleibe ich höflich, cool und nett in meiner Argumentation, nur muss ich einsehen, dass man mit degenerierten Judenhassern nicht diskutieren soll und kann, ein Prinzip das ich allerdings nicht immer einhalte, da mir die Gefühle durchgehen. Klargestellt muss sein, dass diese Anpöbelungen ausschliesslich aus Leserkreisen kommen. Von der Redaktion werde ich sogar ermutigt, weiter zu schreiben und meine Sicht und meinen Standpunkt zu vertreten. Mehr will ich nicht.

Die heutige Medienschelte aus unseren Kreisen finde ich nicht immer richtig. Sie bewirkt Antagonismus und verpufft. Sie kämpft oft unsachlich und wird zum Selbstzweck. Alte Argumente, die vor der Staatsgründung Israels vollauf Geltung hatten, interessieren heute niemanden, denn Zeit und Situation haben sich geändert, die Welt, Israel und seine Probleme sehen anders aus und werden anders behandelt als vor sechzig Jahren. Ganz nebenbei: das periodische Israelzelt der GSI und der Jerusalemgruppe auf der Bahnhofstrasse ist ungleich wirkungsvoller und spricht das Publikum direkt an. Auch wenn die dort involvierten Israelfreunde oft genug angepöbelt und bedroht werden, was von ihnen viel innere Kraft braucht. Genau so positiv finde ich, um ein anderes Beispiel zu nennen, die Arbeit eines wirklichen Profis, Sacha Wigdorovits. Direkt, hart aber ohne Hysterie stellt er richtig, was richtigzustellen ist – in diesem Fall alles. Auch hier zeigen ganz besonders von Ignoranz durchtränkte „Kommentatoren" ihr bösartiges Gesicht. Redaktoren könnten ihre „Ausgewogenheit“, „Fairness“ und sogar Sachverstand beweisen, indem sie Beiträge dieser Art, auch in der Form von Leserbriefen, nicht unterdrücken, sondern nicht nur vorwiegend Israelhassern die Bühne überlassen. Zudem, das finde ich am wichtigsten, müssen Redaktoren wirklich dazu bewegt werden, Stellung zu beziehen und sich nicht von ihren nicht immer reinen „neutralen“ Gefühlen leiten lassen. Das als Anregung. 

Dann noch etwas:

Den Schweizer Juden unter uns – auch wenn sie in Israel leben - möchte ich vorschlagen, statt auf Journalisten Halali zu blasen, sich dem Kampf gegen die Israelhasser in der Schweiz zu widmen. Auf die Juden darunter, z.B. die „Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden zwischen Israel und Palästina“ (JVJP), dieser Vereinigung selbstgerechter Schweizer mosaischer Konfession, aber auch auf die Judenhasser, wie die Grünen Vischer und Müller (jemanden „Antisemit“ zu nennen, ist meines Wissens in der Schweiz ein einklagbares Vergehen, also durchdenken). Das ist besonders eine Aufgabe für unsere in der Schweiz wohnenden Freunde. Diese „Israelkritiker“ haben das Recht auf Meinungsfreiheit. Doch so haben wir. Sie kämpfen für Hass, wir kämpfen gegen ihn. Wo ist der Schweizer Broder, der es wagt seinen Mund tatsächlich weit genug zu öffnen. Sollen Frank A. Meyer aus Berlin und heute auch Sacha Wigdorovits, die einzigen bleiben, die das wagen? Bitte denkt darüber mal nach. Denn der Streit gegen Redaktoren und Reporter bringt nichts, der Schuss geht meiner Meinung nach nach hinten heraus, da die Öffentlichkeit grossenteils ausgeschlossen bleibt. Was es braucht ist die Öffentlichkeit einzubinden, indem man die Medien einbindet, statt böse Briefe an Redaktionen zu senden. Das ist weniger leicht, geht dafür aber an die Öffentlichkeit. Ohne mich verpflichten zu wollen, könnte vielleicht auch das Journal21 zusätzliche professionell geschriebene Berichte und Meinungen (Kolumnen) direkt aus Israel gebrauchen, statt das Feld „israelkritischen“ Berichterstattern zu überlassen, die sich fast gänzlich palästinensischer Einflüsterung ergeben haben und den Kontakt mit Israelis bestenfalls auf Informationen von Uri Avneri, Illan Pappe, Abraham Melzer oder Norman Finkelstein und anderen jüdischen Antisemiten beschränken. Meine Erfahrung als langjähriger Mitarbeiter in einer arabischen Kunstgalerie in Umm El-Fahm, zeigte mir, dass Einladungen dorthin, Treffen mit dem Gründer oder Teilnahme an einer Vernissage oft ignoriert worden sind, denn es könnte ein positives Licht auf das Zusammenleben zwischen Juden und Arabern in Israel werfen. Ob diese Journalisten solche Vorgaben von ihrer Redaktion erhalten oder aus Eigeninitiative handeln, weiss ich nicht.  

Israel braucht Öffentlichkeitsarbeit von seinen Freunden, die sich nicht vor Repressalien. Das braucht viel Mut, wie ihn unsere Freunde im Zelt an der Bahnhofstrasse zeigen. Unsere „Konkurrenz“ versucht – das weiss ich aus eigener Erfahrung - ideologisch unabhängige Berichte und Meinungen mundtot zu machen.   

Zu Abschluss ein Zitat aus einem Vortrag von Sacha Wigdorovits:   

„Sei nicht passiv

Vielleicht aus Angst vor Antisemitismus ist die jüdische Gemeinde der Schweiz passiv, wenn es um pro-Israel Aktivitäten geht. An diesen Anlass kritisierte jemand das lokale jüdische Magazin – es unterstütze Israel nicht genügend. Es ist für alle eine Lektion. Wenn du dich mit etwas stark identifizierst, suche einen Weg etwas dafür zu tun (act on it).“ 

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