Holocaust-Gedenktag
im Dor Tiv’on
Lea
und ich sind umgezogen. Seit dem 31. Dezember 2012 leben wir aus
gesundheitlichen Gründen in einer sogenannten Alters-Residenz. Ich beschreibe
sie gerne als eine Kreuzung von Luxushotel und Kibbuz. Ein wunderschönes
grosses Haus im Grünen mit fast zweihundert Wohnungen und etwa 250 AKs, („alte
Kacker“), einer treffenden amerikanisch-jiddischen Bezeichnung. AKs mit Format.
Ein neuer Lebensabschnitt für ältliche aschkenasische Juden. Uns gefällt‘s. Wir
kochen selbst oder gehen aus oder gehen zu Freunden. Wir sind selbstständig und
frei, haben unser Auto und können tun und lassen was wir wollen. Der Swimmingpool ist
göttlich, die Folterkammer, in die ich nicht darf, ebenso. Zudem gibt es einen
Theatersaal für 250 Personen, in dem wöchentlich verschiedene kulturelle Anlässe
stattfinden, eine fabelhafte dreisprachige Bibliothek (Hebräisch, Englisch, Deutsch), Billard und Pingpong,
ein grosser Raum für Malerei, Töpferei und ähnlichem und, nicht zu vergessen,
ein Raum für Bridgespieler/innen. Einen Coiffeursalon hat es auch. Dort wurde
mir für vierzig Schekel innert drei Minuten das Haar auf einen Millimeter kurz geschoren.
Es sieht aus, als hätte ich eine rasierte Glatze. Oder wie ein Rekrut der amerikanischen Marines. Ich fühle mich kahl. Meiner
neuen Freundin, der blonden Betriebschefin Nira, gefällt‘s, meiner Lea nicht.
Für
uns ist es zum Teil eine Rückkehr in den Kibbuz, in dem Teilnehmen und Beitragen
gross geschrieben wurde. Neben dem Schwimmen, mache ich in einer
englischsprachigen Poesiegruppe mit, es ist a lot of fun, die Leute sind
unterhaltend und ich fühle mich dort ausgezeichnet. Für nächstes Mal habe ich
eine hervorragende englische Übersetzung von Christian Morgensterns „Die
unmögliche Tatsache“ bereit. Das, obwohl ich eigentlich für Poesie nie viel am
Hut hatte. Dann gibt es einen wöchentlichen Runden Tisch, an dem ich mich
vergass und dreissig Minuten lang über mich selbst quatschte (ich musste mich vorstellen) und niemand mich unterbrach. Gott,
sind die Leute höflich. Und dabei herzlich. Dann gibt es einen monatlichen
Vortrag im Kultursaal zu einem Thema der Antike. Bisher über den Gilgamesch-Epos
und dessen Parallelen zu Erzählungen im Alten Testament und anderen Religionen
des östlichen Mittelmeeres und Mittleren Ostens. Dann ein Vortrag über den Trojanischen
Krieg. Diese Vorträge, in bestem Hebräisch gehalten von einem Jecken meines
Alters, sind ein Vergnügen. Yehuda Adler, so heisst er, besitzt einen dramatischen
Stil, seine Stimme, manchmal vehement, dann wieder ruhiger aber nie leise, fasziniert
mich. Wie hypnotisiert sitzen die Leute da und saugen sich die Erzählungen ein.
Einmal war ich an einem Shabbatabend an einem Jazzkonzert. Ich kam einige
Minuten früh und setzte mich vorne in die zweite Reihe. Der Saal war fast leer.
Nach einigen Minuten Konzert, drehte ich mich um und stellte fest, dass der
Saal fast völlig voll besetzt war – voller AKs, vor allem Frauen, die mit Händen
und Füssen den Rhythmus mitschlugen. Flotte Weiber! Das Konzert war sehr schön
und wurde von einem Altisten und einem russischen Akkordeonisten hervorragend bestritten.
Ich kannte das Akkordeon bisher kaum als Jazzinstrument, bestenfalls beim Zydeko,
der jazzigen Musik der Cajuns in Louisiana. Nach Konzertschluss fachsimpelte
ich noch zusammen mit meinem neuen Freund Sam (85) und dem
Saxophonisten. Auf Hebräisch nennt sich der gebürtige Amerikaner Sam Israel. Er
ist Berufsmusiker, Hansdampf in allen Musiksparten und Besitzer einer Unzahl
Musikinstrumente, Tuba, Gitarre, Posaune und was noch. Singen tut er auch.
Unsere
Alters-Residenz heisst Dor Tiv’on und ist, dem Namen entsprechend in Tiv’on,
einem Ort, nicht so lebendig wie Zichron Ya’akov, aber ebenso schön. Dazu nur zwanzig Autominuten von unserer Tochter Dvorit in Haifa entfernt.
Vor
wenigen Tagen fand im Theatersaal die Feier für den Holocausttag statt. Wie ich
hörte, sind etwa dreissig Prozent der Bewohner Dor Tiv’ons Holocaustüberlebende.
Im Gegensatz zu den Feiern, die man im Fernsehen betrachten kann, war ich sehr
beeindruckt – denn wir haben inzwischen einige dieser Holocaustüberlebenden kennengelernt. Es wurden sechs Kerzen angezündet, jede von einen Holocaustüberlebenden. Eine Kerze für jede Million
ermordeter Juden.
Unsere
Holocaustüberlebenden gehören nicht zu den vielen, die heute im
Staate Israel notleiden. Sie haben es, trotz ihrem Schicksal, geschafft nach
dem Krieg in Israel ein normales Leben aufzubauen. Wer das nicht konnte wird
bis heute von der Regierung vernachlässigt, eigentlich betrogen. Schon David Ben
Gurions Regierung, der seinerzeit mit Konrad Adenauer (gegen den Willen von
Menachem Begin und seinen Rechtsextremisten) den Vertrag für deutsche
Wiedergutmachung aushandelte, unterschlug deutsche Gelder und integrierte sie
ins israelische Budget, statt sie den Holocaustüberlebenden weiter zu geben.
Nur jene, die ihre Renten direkt von Deutschland beziehen, kamen zu ihrem
Recht. Diese Tradition der Schande hält bis heute an. Das ist eine der grossen,
der Öffentlichkeit im Grossen und Ganzen unterschlagenen Skandale. Heute sterben
täglich, so war in Haaretz zu lesen, 37 Holocaustüberlebende. So spart die
Regierung Geld. Zum ersten Mal wurde dies von Nethanyahu anlässlich seiner Rede
an der offiziellen Feier in Jerusalem thematisiert. Wer weiss, vielleicht hat
dies eine Verbindung zum neuen Finanzminister Israels, Yair Lapid, dessen Vater
Tommy auch ein Holocaustüberlebender gewesen war. Es wäre höchste Zeit, diesen
Schandfleck der Geschichte Israels zu entfernen. Im Gegensatz zu den
Problemen mit seinen Nachbarn und den Palästinensern, ist dieses völlig
hausgemacht. Ich hoffe sehr, dass dieses Problem, das eigentlich mit
dem Regierungsbudget gar nichts zu tun haben sollte, sind es doch vor allem
deutsche Gelder, verschwindet.
Positiv
ist heute, dass dieses bisherige Fehlverhalten israelischer Regierungen endlich
thematisiert worden ist. Gerechtigkeit ist in Sichtweite – hoffentlich habe ich
Recht.
Das
Geburtsrecht Steine zu werfen - mein
Brief an Haaretz
Ich finde Haaretz eine sehr
gute Zeitung. Für Leute, die keine Kritik vertragen, ist sie allerdings ein rotes Tuch. Eigentlich
eine Eigenschaft ganz in meinem Sinne. Trotzdem habe ich mein Abo annulliert,
da sie Schreibern wie Amira Hass und teilweise auch Gideon Levy, Gelegenheit
gibt Israelhetze zu betreiben und im vorliegenden Fall, Fräulein Hass ein
Honorar dafür bezahlt den Versuch palästinensischer Gewalttäter mir und anderen Israelis
mit Steinbrocken den Kopf einzuschlagen, als empfehlenswert betrachtet. Das passt
mir nicht und ich kündigte. Ich hoffe, exzellenten Haaretz-Journalisten wie Ari
Shavit, Aluf Benn, Nehemia Strassler und anderen, damit nicht ans Eingemachte
gegangen zu sein.
Rabotai,
After
having read more than once Amira Hass' article "The inner Syntax of
throwing stones" in past Wednesday's issue I wish, after much
deliberation, to cancel my subscription of Haaretz with immediate effect.
Amira
Hass' "understanding" of everything, even hurting and killing by
Palestinians is her right and freedom of expression. It is also my right to
react to it the way I do. Palestinians have as little right to kill as do
Israelis right wingers and settlers. To my mind Amira Hass suffers from
something similar to the Stockholm Syndrome. To her and Gideon Levy as well,
Palestinians possess the freedom to commit any crime as long they connect it to
their so called fight for freedom, whatever that means in their culture, that
since the past Twenties, introduced and
promoted by the Mufti Hadj Amin al-Husseini and the Muslim Brothers'
Hassan al-Banna, both Nazis admirers and activists of the first hour, seems to
be their main aim in live. Arabs, for the whole world to see, seem to be unable
to deal with freedom. At least that is the impression provided by the
happenings in their world.
Also
I refuse to identify myself with the settler movement (far from it) and support
basically the today called Palestinians to have their own state. However, Palestinian education to Jew hatred and their
activities in this respect, dissuades anyone with an open mind, independent of
ideology, to support them today. It seems to me, that all Zionist parties (even
Meretz) in Israel have come to similar conclusions.
As
long as Amira Hass and to some extend Gideon Levy are given space in Haaretz to
provide their poisonous input for the "Israel critical" world,
providing them with the excuse to say "Jews themselves say so“ I shall not
keep my subscription of Haaretz. Sorry!
Please
confirm my cancellation, Paul Russak
PS:
a copy of this letter is sent to a number of friends.
Übrigens,
meine Annullation ist bisher noch nicht bestätigt worden.
1 Kommentar:
Dein Artikel ist gar nicht so privat!
Er geht uns Israelis und Freunde von Israel an.
Steinewerfen hat sich zum neuen Nationalsport von palästinensischen Kindern und Jugendlichen entwickelt. Sie beabsichtigen damit gezielte Verletzungen und sogar Tötungen von Zivilisten. Motiviert werden sie von Journalisten wie Amira Hass und Gideon Levy, beide vom Haaretz. Sprachrohr vom Haaretz in der Schweiz ist die jüdische Wochenzeitung TACHLES.
Das TACHLES ist auch ein Sprachrohr von antiisraelischen und propalästinensischen Juden, den schweizerischen Dhimmi-Fröntlern, WWW.JVJP.CH.
Alexander Scheiner, Israel
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