29.4.2009
Gestern Abend wurde der Opfer der Kriege Israels, zusammen mit den Opfern des arabischen Terrors gedacht. Heute Abend wird dieser Gedenktag von den Feiern des Israelischen Unabhängigkeitstags abgelöst. Die offizielle Feier in Jerusalem geht gerade zu Ende – morgen wird Israel ein einziger gigantischer Verkehrsstau werden, die Bürger – vor allem Juden und Drusen - fahren zu Picknicks und überfüllen jeden freien Platz in der Natur. Das ist schön so, der Picknick, nicht die Staus, die kein Picknick sind. Die offiziellen Feiern beider Tage, die des Opfergedenkens und der Unabhängigkeit sind beide sehr militärisch geprägt. Damit steht Israel nicht allein, Nationalfeiertage vieler Länder haben diese leidige Eigenschaft, aber in Israel hat es einen wirklichen Grund. Trotz Feiern und schönen Reden sind wir noch immer im Krieg und es sind eben die Soldaten, die die Fehler der Politiker ausbügeln müssen, um den Weiterbestand unseres demokratischen Staatswesens – der einzigen wirklichen Demokratie in dieser Gegend islamischen Hasses, Gewalt und Rassismus. Das ist bestimmt der Hauptgrund für den mangelnden Frieden und für das noch immer mangelnde Vertrauen der Israelis an eine wirkliche Friedensbereitschaft seiner Feinde.
Israel hat in den 61 Jahren seines Bestehens Fehler gemacht. Man kann lesen es habe auch Friedenschancen verpasst – theoretische wenigstens, denn im Nachhinein ist man immer klüger. Aber Israel hat auch viele Risiken für Frieden auf sich genommen. Die Antwort darauf waren überwiegend Raketen, Terrorismus, Aufrufe zum Hass, Verleumdungen, mehr Blutvergiessen und weniger Sicherheit. Und nicht zu vergessen, eine fortlaufende historische Kampagne mit dem Ziel, Israels Existenz zu delegitimieren. Bernard Lewis, der grosse alte Mann aus Princeton, Doyen des Orientalismus und der Islamwissenschaften, sagte es so: "Es gibt keinen Kompromiss zwischen Existenz und Nichtexistenz." (Zwar wird Bernard Lewis angeklagt, er streite den türkischen Völkermord an den Armeniern (1915) ab, was aber nicht stimmt. Was er nicht anerkennt, sind die Parallelen zwischen dem jüdischen Holocaust der Nazis und dem Schicksal der Armenier, eine Haltung, die er in einer gefilmten Konferenz sehr interessant erklärt. Aber das gehört nicht zum hier behandelten Thema.) Zurück zu Israel. Lewis bringt mit seinem Satz die Problematik von Israel's Überleben auf den Punkt, den Klugscheisser aus der israelkritischen Szene nicht akzeptieren wollen. Können könnten sie schon, dazu aber müssten sie Ballast ablegen, Ballast wie vorgefasste ideologische Überzeugungen, die Feigheit sich der Wahrheit zu stellen, Anerkennung eines Teils der nichtjüdischen Umwelt zu verlieren und noch Einiges mehr, wie etwas Antisemitismus und – wo angebracht – Selbsthass, der durchaus nicht jüdisch zu sein braucht. Dann gibt es noch ein Kategorie Israelkritiker, die mir erst kürzlich aufgefallen ist. Das sind ältere Menschen, früher prominent und einflussreich, die aus der verzweifelten Furcht heraus, diese Prominenz zu verlieren, auf den israelkritischen Zug aufspringen. Ich will hier keine Namen nennen, es gibt sie in Israel, in der Schweiz, in Deutschland und auch in den USA. Das ist sehr schade, denn sie könnten, falls ihre Prominenz echt statt nur leer ist, anstatt Israels Existenz gehässig zu untergraben, mithelfen politische und soziale Probleme zu lösen – auch wenn sie vorgeben, mit ihren zweifelhaften Aktionen und Aussagen gerade das tun zu wollen. Wir haben in Israel gerade heute einen unglücklichen Überhang rechtsextremer Politik, dem Resultat von einundsechzig Jahren Krieg und wirklicher arabischer Friedensverweigerung und Gewalt. Das hat bei den vergangenen Parlamentswahlen Israels durchgeschlagen, denn bei weitem nicht alle Wähler eines Nethanyahu, Lieberman oder noch Schlimmerer (die es tatsächlich gibt) hat eine supernationalistische oder gar rassistische Auffassung. Ich denke man könnte es ein wenig mit den palästinensischen Wahlen in Gaza vergleichen, bei denen Hamas gewann, allein aus dem Abscheu des Bürgers vor der Korruption der Fatah heraus. Vor diesen Wahlen wurden Gazas Bürger von Fatah betrogen und jetzt von Hamasschergen umgebracht, ausgehungert (wobei darüber stark übertrieben berichtet wird), religiös unterdrückt und wiederum um die Unterstützungsgelder aus Europa und der USA betrogen. Diese werden von Hamas in Waffen und Terrorplanung investiert, statt wie von den Gebern vorgesehen, den Gazanern zu helfen ihre Infrastruktur auszubauen, Soziales und Wirtschaftliches wieder in den Griff zu bekommen, Dinge die durch die Machenschaften und Prioritäten der Hamas bewusst vernachlässigt werden und unter dem Krieg gelitten haben.
Seit Wochen werde ich gefragt, ob ich nicht Angst vor dem neuen amerikanischen Präsidenten Barrack Obama hätte, er würde Israel schaden, weil er versuche, mit dessen Feinden zu reden, statt wie bisher Präsident Bush, verbohrt jedes israelische "Mauern" gutzuheissen. Viele werden durch meine Antwort enttäuscht. Ich denke, dass nach Jahrzehnten erfolgloser Friedenverhandlungen (der Frieden mit Ägypten und Jordanien ist ein Frieden der Regierungen – und wer weiss was sein wird, wenn Mubarak nicht mehr da ist oder König Abdullah gestürzt würde), ein neuer Weg versucht werden muss. Zwar zweifle ich, dass Obama mit den Iranern Erfolg haben wird. Der Hass der Mullahs auf uns Juden ist so gross, von rein abstraktem religiösem Hass motiviert und somit Teil ihres Glaubens geworden. Die Notwendigkeit, identisch mit der anderer muslimischen Staaten, Israel als Sündenbock zu haben, ist für sie unersetzlich und obwohl künstlich und nicht geschichtlichen Realitäten entsprechend, dass Obama weder mit Logik noch Charme etwas erreichen wird. Ich kann mich irren, doch ein neuer Weg sollte gesucht und versucht werden – abbrechen kann man ihn jederzeit. Das gilt ebenso für Hamas und Hisbullah. Aus Furcht vor Iran und seinen Atombomben sind zurzeit die meisten arabischen Staaten relativ nett zu uns und bieten Frieden an. Der arabische Friedensplan der Saudis sollte wenigsten diskutiert werden. Gerade diese Gelegenheit müsste Obama ergreifen und ein wenig Druck auf die israelische Regierung ausüben – ich könnte mir sogar vorstellen, dass ein solcher Zwang Nethanyahu helfen würde, damit seine eigenen Rechtextremen unter Druck zu setzen. Wie alles ist dieser Gedanke eine Theorie – doch gibt es Theorien die zur Realität werden - der Zionismus ist so ein Fall, er hat sich erfüllt. Sich jedoch vor den heutigen Amerikanern zu fürchten ist völlig falsch und könnte dazu führen, dass Israel Obama auf einmal auf gut arabische, aber nicht jüdische Art als Sündenbock benutzen würde – das wäre ein weitere Fingerzeig, wie weit Israel auf Stil und Niveau arabischer und mittelöstlicher Politik gesunken wäre. Bis heute ist der Antizionismus unter anderem der Zwillingsbruder des Antiamerikanismus, der gerade heute weniger denn je am Platz ist.
Wie gesagt, heute war Nationalfeiertag, wir haben im Garten Steaks, Hamburger und Würstli gebraten – ich habe Heimweh auf Bratwürste und Cervelats.
Donnerstag, 30. April 2009
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2 Kommentare:
Leider habe ich mich geirrt, die Meinung, die ich hier lesen konnte, ist nicht ausgewogen, sehr einseitig und hilft mir nicht weiter.
Dann muss ich mit meinen Zweifeln weiter leben.
Der Weg zum Frieden wird noch sehr lang sein.
Senhora
Liebe Frau Senhora, vielen Dank für ihre zwei Kommentare. Mein Blog ist einseitig, er ist dem Ueberleben Israel verpflichtet. Damit lebe ich ganz gut und dazu nehme ich Stellung.
Aber bitte, teilen sie mir ihre Zweifel mit, damit ich diese verstehe. Uebrigens, mit dem letzten Wahlausging bin auch ich nicht glücklich, aber nicht nur wegen Lieberman.
Ihr Paul Russak
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