Weder ich noch ihr,
meine Freunde, sind stets mit der oft sehr unterschiedlichen Sicht der Dinge
vieler Israelberichte- und Analysen im Journal21 einverstanden. Das gilt auch
für die gesamte Medienlandschaft in der Schweiz, aber auch anderswo. Es werden
auch uns nicht genehme oder angenehme, sogar total falsche Ansichten
wiedergegeben oder gar vertreten. Damit habe ich Mühe, doch ist jeder von euch
in der Lage in Kommentaren diesen Argumenten zu entgegnen und diese sogar zu
entlarven. Das ist Teil der sogenannten Meinungsfreiheit, die beste aller
schlechten Freiheiten - aber eine bessere gibt es nicht. Wir sollten glücklich
sein damit leben zu dürfen. Unsere Feinde können das nicht. Denn diese müssen
mit der Alternative leben – der kontrollierten Presse und der fehlenden
Meinungsfreiheit.
Inzwischen hat sich
bei einigen Israelfreunden eine Anti-Journal21 Hysterie entwickelt, ähnlich der
Anti-Obama Hysterie, die auch heute noch weiter geht. Das selbe gilt für die
NZZ, den Tages-Anzeiger und andere Schweizer Zeitungen. Nicht mit
Richtigstellungen oder Leserbriefen, sondern mit groben, sogar persönlichen
Angriffen auf einen Teil der Medien und einzelne Mitarbeiter sinken wir auf ein
Niveau herab, das ich als undemokratisch, wenn nicht sogar als eine Art Versuch
der Einschränkung unserer Meinungsfreiheit sehe. Das ist das Niveau unserer
islamistischen und/oder judenhassenden Feinde. Das ist Gift fürs uns, denn
damit verlieren wir unsere Legitimation als Vertreter des Rechts auf freie
Meinungsäusserung.
„Pro-Israel“ Hysterie,
oft verbunden mit „Islamophobie“, macht mehr kaputt, als es hilft. Es ist
bestenfalls eine Art des Luftablassens, eine momentane Erleichterung wie ein
Flatus, gemeinhin bekannt als Furz.
Niemand hat die
„Wahrheit“ alleinig gepachtet. Meine Sichtweise muss nicht ausschliesslich die
einzige wirkliche sein – andere haben ihre Sicht der Dinge und solange sie
diese mit Anstand und Ehrlichkeit vertreten, ist das zu achten. Auch wenn wir
ihre „Wahrheit“ als falsch ansehen. Ein ausgezeichnetes Beispiel ist die
sogenannte Nakba. Für die Palästinenser ist es Realität, für uns ist sie reine
Fiktion.
Wir sind alle von der
Überzeugung getrieben, Israel’s Existenz sei gefährdet, einige leben sogar in
einer hysterischen Untergangstimmung. Dabei scheint mir Europa weit
gefährdeter, da dort der Überlebenswille fehlt, was in Israel nicht der Fall
ist. Israel’s Existenz ist so sicher wie noch nie, militärisch und heute sogar
auch politisch – wie der eben zu Ende gegangene Gazakrieg zeigt. Das ist meine
„Wahrheit“, andere mögen es anders sehen. Ich glaube nicht alles was ich höre,
sehe und lese, sogar aus ausgewählten Medien und noch weniger Politikern und
Kommentatoren. Doch weigere ich mich alles in einen Topf zu werfen. Da auch in
Israel vieles im Argen liegt - auch wenn das bei weitem nicht mit den
„kulturellen Eigenheiten“ der arabischen Welt vergleichbar ist und unter keinen
Umständen unter den Teppich gekehrt werden darf, müssen wir auch das in unsere
Überlegungen, gesagte und geschriebene, einbeziehen.
In Kommentaren zu meinen Artikeln werde persönlich
oft äusserst grob, ja antisemitisch angepöbelt und beschimpft. Das gehört zum
Metier, zum Jude sein oder sich für Israel einzusetzen. Es ist eine der
„Arbeitsbedingungen“, mit der man sich abfinden muss. Bestimmt geschieht mir
das öfter als den meisten unter euch, heute besonders im Journal21, aber auch
im Tachles, extrem im Tagi und sogar in meinem Blog. Doch statt mich
abzuschrecken, spornt mich das an. Nicht immer bleibe ich höflich, cool und
nett in meiner Argumentation, nur muss ich einsehen, dass man mit degenerierten
Judenhassern nicht diskutieren soll und kann, ein Prinzip das ich allerdings
nicht immer einhalte, da mir die Gefühle durchgehen. Klargestellt muss sein, dass diese Anpöbelungen ausschliesslich aus Leserkreisen kommen. Von der Redaktion werde ich sogar ermutigt, weiter zu schreiben und meine Sicht und meinen Standpunkt zu vertreten. Mehr will ich nicht.
Die heutige
Medienschelte aus unseren Kreisen finde ich nicht immer richtig. Sie bewirkt
Antagonismus und verpufft. Sie kämpft oft unsachlich und wird zum Selbstzweck.
Alte Argumente, die vor der Staatsgründung Israels vollauf Geltung hatten,
interessieren heute niemanden, denn Zeit und Situation haben sich geändert, die
Welt, Israel und seine Probleme sehen anders aus und werden anders behandelt
als vor sechzig Jahren. Ganz nebenbei: das periodische Israelzelt der GSI und
der Jerusalemgruppe auf der Bahnhofstrasse ist ungleich wirkungsvoller und
spricht das Publikum direkt an. Auch wenn die dort involvierten Israelfreunde
oft genug angepöbelt und bedroht werden, was von ihnen viel innere Kraft
braucht. Genau so positiv finde ich, um ein anderes Beispiel zu nennen,
die Arbeit eines wirklichen Profis, Sacha Wigdorovits. Direkt, hart aber ohne
Hysterie stellt er richtig, was richtigzustellen ist – in diesem Fall alles. Auch
hier zeigen ganz besonders von Ignoranz durchtränkte „Kommentatoren" ihr
bösartiges Gesicht. Redaktoren könnten ihre „Ausgewogenheit“, „Fairness“ und
sogar Sachverstand beweisen, indem sie Beiträge dieser Art, auch in der Form von
Leserbriefen, nicht unterdrücken, sondern nicht nur vorwiegend Israelhassern
die Bühne überlassen. Zudem, das finde ich am wichtigsten, müssen Redaktoren wirklich
dazu bewegt werden, Stellung zu beziehen und sich nicht von ihren nicht immer
reinen „neutralen“ Gefühlen leiten lassen. Das als Anregung.
Dann noch etwas:
Den Schweizer Juden
unter uns – auch wenn sie in Israel leben - möchte ich vorschlagen, statt auf
Journalisten Halali zu blasen, sich dem Kampf gegen die Israelhasser in der
Schweiz zu widmen. Auf die Juden darunter, z.B. die „Jüdische Stimme für einen
gerechten Frieden zwischen Israel und Palästina“ (JVJP), dieser Vereinigung
selbstgerechter Schweizer mosaischer Konfession, aber auch auf die Judenhasser,
wie die Grünen Vischer und Müller (jemanden „Antisemit“ zu nennen, ist meines
Wissens in der Schweiz ein einklagbares Vergehen, also durchdenken). Das ist
besonders eine Aufgabe für unsere in der Schweiz wohnenden Freunde. Diese
„Israelkritiker“ haben das Recht auf Meinungsfreiheit. Doch so haben wir.
Sie kämpfen für Hass, wir kämpfen gegen ihn. Wo ist der Schweizer Broder, der
es wagt seinen Mund tatsächlich weit genug zu öffnen. Sollen Frank A. Meyer aus
Berlin und heute auch Sacha Wigdorovits, die einzigen bleiben, die das wagen?
Bitte denkt darüber mal nach. Denn der Streit gegen Redaktoren und Reporter
bringt nichts, der Schuss geht meiner Meinung nach nach hinten heraus, da die
Öffentlichkeit grossenteils ausgeschlossen bleibt. Was es braucht ist die Öffentlichkeit
einzubinden, indem man die Medien einbindet, statt böse Briefe an Redaktionen zu senden. Das ist weniger leicht, geht dafür aber an die Öffentlichkeit.
Ohne mich verpflichten zu wollen, könnte vielleicht auch das Journal21 zusätzliche professionell
geschriebene Berichte und Meinungen (Kolumnen) direkt aus Israel gebrauchen, statt
das Feld „israelkritischen“ Berichterstattern zu überlassen, die sich fast
gänzlich palästinensischer Einflüsterung ergeben haben und den Kontakt mit
Israelis bestenfalls auf Informationen von Uri Avneri, Illan Pappe, Abraham Melzer oder Norman Finkelstein und anderen jüdischen Antisemiten beschränken. Meine Erfahrung als langjähriger
Mitarbeiter in einer arabischen Kunstgalerie in Umm El-Fahm, zeigte mir, dass
Einladungen dorthin, Treffen mit dem Gründer oder Teilnahme an einer Vernissage
oft ignoriert worden sind, denn es könnte ein positives Licht auf das
Zusammenleben zwischen Juden und Arabern in Israel werfen. Ob diese
Journalisten solche Vorgaben von ihrer Redaktion erhalten oder aus
Eigeninitiative handeln, weiss ich nicht.
Israel braucht Öffentlichkeitsarbeit
von seinen Freunden, die sich nicht vor Repressalien. Das braucht viel Mut, wie ihn unsere Freunde im Zelt
an der Bahnhofstrasse zeigen. Unsere „Konkurrenz“ versucht – das weiss ich aus
eigener Erfahrung - ideologisch unabhängige Berichte und Meinungen mundtot zu
machen.
„Sei nicht passiv
Vielleicht aus
Angst vor Antisemitismus ist die jüdische Gemeinde der Schweiz passiv, wenn es
um pro-Israel Aktivitäten geht. An diesen Anlass kritisierte jemand das lokale
jüdische Magazin – es unterstütze Israel nicht genügend. Es ist für alle eine
Lektion. Wenn du dich mit etwas stark identifizierst, suche einen Weg etwas
dafür zu tun (act on it).“