Dienstag, 24. Januar 2012

Rationalität im Nahen Osten


Im „Open Thesaurus“ wird das Wort „Rationalität“ mit „vernünftige Denkweise“ umschrieben. Der Duden erklärt „Ratio“ mit „Vernunft; schlussfolgernder, logischer Verstand“. In der Wikipedia steht Folgendes: „Ratio steht für Klugheit und Einsicht, im Zusammenhang mit einem zu vertretenden Standpunkt, aber auch zur Begründung bzw. als Grundsatz und Prinzip einer wissenschaftlichen Aussage. Ein Urteil, das nach Gesetzmäßigkeiten der Ratio getroffen wurde, ist eine aus nachvollziehbaren Gründen erlangte Erkenntnis oder Entscheidung. Als Gegenspieler der Ratio gilt die Imagination (Phantasie).“

Soweit Erklärungen eines Wortes, das in den politischen Vorgängen im Nahen Wilden Osten kaum eine Rolle spielt und gerade deswegen kommentiert werden muss. 

Heute gerät unsere gesamte Region, auch Israel, immer mehr in die Klauen extremistischer Religionen, seien es gewalttätige und hasserfüllte Variationen des Islams oder, heute auch unter uns Juden, nicht weniger fanatische Variationen des bisher grundsätzlich versöhnlichen und friedfertigen Judentums. Bei beiden fehlt die Ratio. Sie wurde durch verwirrende und sich oft gegenseitig ausschliessende Zitate aus heiligen Büchern, sei es die Thora oder der Koran und ihre Kommentare ersetzt. Lügen werden zur Wahrheiten, Wahrheiten werden zu Lügen Das Angebot an religiöser Literatur verkommt zum Supermarkt, man nimmt was einem passt und ignoriert was nicht zusagt, den Preis zahlen dann andere. Glauben löst Wissen und Denken ab, Wunschdenken wird zur Realität und führt zu blutigen Krisen, vorwiegend im Namen Gottes, wenn auch gelegentlich im Namen einer vorgeschobenen Ideologie.
Nehmen wir einige geschichtliche Beispiele, positive und negative. Positiv bedeutet in solchen Fällen vor allem, wenn jemand mit Verantwortung die Notleine reisst und auf die Bremse tritt.

1948

In den Jahrzehnten vor der von der UNO beschlossenen Staatsgründung Israels, entsumpfte der Jüdische Nationalfond riesige Teile Palästinas, das bis anhin vor allem aus Wüste und malariaverseuchten Sümpfen bestand. Davon profitierten Juden und Araber. Juden schufen Arbeitsplätze in Landwirtschaft und Industrien, was dazu führte, dass weitere arabische Familien nach Palästina einwanderten. Der Angriff aufgehetzter Palästinenser auf Juden und das eben gegründete Israel, war ein völlig irrationaler Akt, der sie ihre Existenz kostete und ein grösseres Israel zu Folge hatte. Die heute zu höchst erfolgreichen, von der Welt unterstützten Berufsflüchtlingen gewordenen Palästinenser in ihren Flüchtlingslagern, hätten, wären sie in Israel/Palästina geblieben, am Wirtschaftswunder und an der freien demokratischen Gesellschaft Israels teilhaben können, wie es die heute „48er Araber“ genannten israelisch-arabischen Bürger tun. Die Flüchtlinge liessen sich vom Grossmufti Jerusalems, Hadj Amin al-Husseini mit seinem nationalsozialistisch-islamistischen Judenhass und von den arabischen Staaten verführen und zahlen heute den Preis dafür.

1956 Ben Gurion

Ein gutes israelisches Beispiel fehlender Rationalität ist der Sinaikrieg von 1956. Der damalige Ministerpräsident David Ben Gurion liess sich von den Gesängen der französischen und englischen Sirenen verführen und liess sich von diesen dummen Angriffskrieg gegen Nassers Ägypten hineinziehen. Dieser hatte den Suezkanal verstaatlicht, was die beiden europäischen Mächte nicht hinnehmen wollten. Irrational war die Teilnahme Israels, da keinerlei Motivation für ein solches Handeln vorlag Doch Ben Gurion, von den USA mit einem Ultimatum beglückt, sah seinen Fehler sofort ein, besann sich auf seine Ratio und Israel zog sich aus dem Sinai zurück.

Wenn wir schon dabei sind: Unter dem Einfluss der Sowjetunion verstand sich Gamal Nassers Ägypten als sozialistischer Staat, (die Moslembrüder waren Nassers Erzfeinde) was ideologisch der Auslöser für diese Verstaatlichung hätte sein können. Aber bis heute versteht die arabische Welt den Begriff Sozialismus nicht, denn dieser steht arabischen Traditionen diametral entgegen. Loyalität und Identifikation gelten in der arabischen Welt fast ausschliesslich der Familie und Grossfamilie (Clan). Die politische Öffentlichkeit, sei es das Dorf, die Stadt oder der Staat wird nicht einbezogen. Obrigkeiten, besonders nationale, werden als Unterdrücker empfunden, was sie, wie wir inzwischen alle wissen, auch sind.

1967 Nasser

Ein Prachtbeispiel fehlender arabischer Rationalität ist Gamal Nassers Telefonanruf an Jordaniens König Hussein am zweiten Tag des Sechstagekrieges, am 6. Juni 1967. Dieses Telefongespräch wurde vom israelischen Nachrichtendienst aufgenommen und im Radio viele Male wiedergegeben. Nasser versuchte Hussein zu überzeugen, dass England und die USA Seite an Seite mit Israel gegen die arabische Welt kämpfe. Ob Nasser das tatsächlich glaubte? Möglich ist das schon. Diese amüsante Lügengeschichte wurde auch in den internationalen Medien publik gemacht, die fehlende Rationalität in der arabischen Welt demonstrierend und Nasser wurde dem Lachen der Welt preisgegeben. Nur seine Ägypter merkten davon nichts.


Arabischer Judenhass

Ob in Medien, in Schulen oder Moscheen, überall in der arabischen Welt werden antisemitische Lügen in die Welt gesetzt, die so pervers und absurd sind, dass sie nur mit dem Zustand völlig fehlender Rationalität, als ein Resultat einer umfassenden Gehirnwäsche und abgrundtiefem Hass beschrieben werden können. Da in der arabischen Welt nichts „von oben Kommendes“ hinterfragt wird, können Imame, Muftis, Lehrer, Terroristen und Politiker jeden Unsinn als offizielle und fundierte Tatsache deklariert unter die Menschen bringen, nicht unähnlich dem, was Julius Streicher seinerzeit in Nazideutschland mit seinem „Stürmer“ tat.

Jüdischer Araberhass

Ein etwas neueres Phänomen ist jüdischer Terror gegen palästinensische Menschen, vor allem Bauern in den besetzten Gebieten der Westbank. Bis zum Ausbruch der zweiten Intifada gingen viele Israelis dort einkaufen und man verstand sich gegenseitig gut. Freundschaften entstanden. Bis der Terror gegen Israelis (Juden und Araber) im Jahre 2000 begann, der weit über tausend Opfer forderte. Die dadurch entstandene Antipathie israelischer Bürger ist verständlich, doch ist sie nicht der alleinige Grund für diese Abneigung. Der von extremistischen Siedlern und ihrer noch extremistischeren Jugend, der „Hügeljugend“ ausgeübte Terror gegen im Allgemeinen unschuldige palästinensische Bauern ist ideologisch-biblischer Natur und ist das Spiegelbild des palästinensischen Hasses auf die Juden Israels. Die biblischen Amalekiter werden bemüht, von der Realität weit entfernte fanatische Rabbiner stiften ihre Jünger zu Untaten an, die jedem anständigen Juden die Schamröte ins Gesicht treibt. Antipalästinensischer Terror wird nicht als Rache für palästinensischen Terror verstanden, sondern als Bestrebungen, nichtjüdische Fremde aus dem Land der Juden zu jagen, in dem sie nichts zu suchen hätten. Die persönliche Ratio dieser jüdischen Fanatiker wurde ausgeschaltet, sie werden von kriminellen Rabbinern zu Terroristen umfunktioniert. Damit sind sie, ich sag’s noch einmal, der Abklatsch ihrer palästinensischen Geistesverwandten. Es gibt nur einen Unterschied: der Widerstand israelischer Bürger gegen dieses Gesindel wächst und artikuliert sich. Das im Gegensatz zur palästinensischen Seite.

Warum?

Ist mangelnde Rationalität und mangelnder Drang etwas zu hinterfragen eine arabische Tradition? In „Kritik der arabischen Vernunft“ von Mohammed Abed al-Jabri (das Buch ist zur Zeit nicht erhältlich, ob vergriffen oder aus Angst vor arabischen Reaktionen dem Markt vorenthalten, weiss ich nicht) fand ich einen Satz, der möglicherweise diesem Nicht-tun zu Grunde liegt: „Vertieft sich der arabische Leser in die [traditionellen] Texte, so ist seine Lektüre erinnernd, keineswegs aber erforschend und nachdenkend“. Arabischer Hass auf Israel ist eine Tradition die bald hundert Jahre alt ist. Hinterfragt wird sie nicht.

2 Kommentare:

ikl hat gesagt…

wo kann ich denn dieses telefongespräch zum anhören finden? habs beim ersten suchen grad nirgends entdecken können, nur das transskript.

lg,
ikl

Uris Tagebuch hat gesagt…

Lieber konnte ich beim Erstellen des Tagebucheintrags auch nach langem Suchen eine Tonaufnahme des Gespräches nicht finden. Das heisst, das sie nicht aufzufinden ist, denn ich habe diesen Dialog auch 45 Jahre danach noch immer in den Ohren. Transkripte gibt es zuhauf. Trotzdem, danke für's Interesse. Uri