Nicht dass ich die christliche Religion besonders schätze, doch immerhin verfolgt und verbrennt sie ihre Abtrünnigen und Andersgläubigen seit längerer Zeit nicht mehr. Beim Islam, dessen Aufklärungsperiode noch immer auf sich warten lässt, sind Christenverfolgungen jedoch heute gross in Mode. Das bestätigt auch die Aussage eines islamischen Klerikers, es sei eine Sünde christliche Kirchen zu bauen. Das reiht sich nahtlos an die Serie bestehender Christenverfolgungen in Ägypten, Palästina, Irak, Saudiarabien, Sudan, Pakistan etc. wo Christen ermordet, gelyncht, verjagt, oder wenn sie Glück haben, freiwillig fliehen dürfen. Ich möchte darüber nicht wieder ins Detail gehen, ich habe schon genügend darüber geschrieben. Was mich jedoch noch immer befremdet ist die Tatsache, dass die christliche Welt sich darüber nicht sichtbar aufregt und vor allem nichts für ihre verfolgten christlichen Brüder im Vorderen Orient tut. Mir ist klar, dass ich solches aus jüdischen Augen sehe. In der jüdischen Welt ist Solidarität ein Grundpfeiler, gewachsen und gelegentlich vergessen aus den Erfahrungen der seit zwei Jahrtausend bestehenden Verfolgung des jüdischen Volkes, besonders durch die christliche Welt. Auch wenn diese jüdische Solidarität heute besonders unter „progressiv denkenden“ Juden in der Diaspora wackelt. Oder gar wenn wir an den an den aschkenasischen Religionsrassismus gegenüber äthiopischen Juden in Israel denken, über den sich gerade dieser Tage jeder anständige Israeli aufregt, wie hier Jaques Ungar im Tachles.
Wer sich für diesen Problemblock interessiert findet in der „The Christian Post“ interessante Informationen. Nur noch eines: wenn man in den Medien wühlt, könnte man auf die Idee kommen, dass wir Juden uns mehr um die Christen und ihr Schicksal Sorgen machen, als die Christen der Welt, von denen vielleicht einige wenige diskret und ohne, den Erdölgeschäften wegen, geschäftsschädigende Wellen zu erzeugen.
Müsterchen palästinensischen Unsinns:
Der Oberkadi (oberster islamischer Richter) der PA, Sheikh Tayseer Rajab Tamimi, sagte am vergangenen Mittwoch, es gebe keinerlei Beweise zur Unterstützung des jüdischen Anspruchs auf Jerusalem und dass Juden je dort gelebt und der Tempel dort je existiert habe. Tamimi behauptet das israelische Archäologien zugegeben hätten, dass in Jerusalem nie Juden gelebt hätten. (Quelle Jerusalem Post, Khaled Abu Toameh, 27.8.2009). Hier eine Richtigstellung. Quelle Jewish Virtual Library:
Seit fast zwei Jahrtausenden wohnen Juden in Jerusalem. Seit 1840 bilden sie die zahlenmäßig stärkste Bevölkerungsgruppe der Stadt (s. Karte von Jerusalem von 1912). In Jerusalem steht die Westmauer des Tempelbergs, die heiligste Stätte des Judentums.
Jerusalem war zu keinem Zeitpunkt der Geschichte Hauptstadt eines arabischen Staatengebildes; im Gegenteil, während des größten Teils der arabischen Geschichte war die Stadt völlig unbedeutend. Unter muslimischer Herrschaft war Jerusalem nicht einmal Provinzhauptstadt, und es war auch nie ein islamisches Kulturzentrum. Den Juden ist die ganze Stadt heilig, die Muslime verehren nur eine einzige Stätte darin - den Felsendom, nicht die Stadt selbst. "Für einen Muslim", so schrieb der Engländer Christopher Sykes, "besteht ein ganz entscheidender Unterschied zwischen Jerusalem und Mekka oder Medina. Die beiden letzteren sind heilige Orte mit heiligen Stätten. Jerusalem dagegen hat", so notierte er, "außer dem Felsendom keine größere Bedeutung für den Islam."
Jahr Juden Muslime Christen Gesamt
1844 7120 5000 3390 15510
1876 12000 7560 5470 26030
1896 28112 8560 8748 45420
1922 33971 13411 4699 52081
1931 51222 19894 19335 90451
1948 100000 40000 25000 165000
1967 195700 54963 12646 263309
1987 340000 121000 14000 475000
1990 378200 131800 14400 524400
1998 433600 182000 14000 633700
Uri Avnery liegt quer – aber wem?
Vor kurzem schrieb ich irgendwo, dass ich Uri Avnery nicht zu den antisemitischen Gutmenschen vom Dienst zähle, da er trotz seinen heutigen Trötzeleien, im Laufe seines Lebens für Israel grosse Verdienste erworben hat. In Israel wird er nicht mehr ernst genommen, im deutschsprachigen Europa schon, denn, erstens, spricht er ein wunderschönes Deutsch und, zweitens, erspart er so seinen Anhänger, die sich ihrem Judentum entziehen wollen, die Notwendigkeit Hebräisch zu lernen. Es ist schade, dass er sein Talent nicht für besseres einsetzt. Doch für einmal hat er sich stolz gegenüber dem „israelkritischen“ Pöbel in die Nesseln gesetzt und ist in verschiedenen Sprachen unter Beschuss gekommen. Er hatte sich öffentlich und dezidiert gegen die Anklage Israel sei ein Apartheidstaat, ausgesprochen. Ich will nicht wieder den alten Morgenstern zitieren, doch in den Augen vieler seiner bisherigen Anhänger hat Avnery ein Sakrileg begangen. Ich bringe hier, sogar in deutscher Sprache, seinen Artikel zur Kenntnis meiner lesenden Freunde. Den verbalen Dreck, mit dem er jetzt beworfen wird, ihn drucke ich lieber nicht ab, er ist jedoch leicht im Internet zu finden. Wieder einmal wird bewiesen, wie ideologisch festgefahren und verlogen die sogenannten „israelkritischen“ Kreise argumentieren.
Zwar bringt Uri Avnery noch immer nicht akzeptierbare Argumente, doch schon auf den ersten Blick erkennt er die fatale Ähnlichkeit zwischen einem Boykott Israels and den nazistischen Aufrufen: „Kauft nicht bei Juden“. Weiter und noch wichtiger, deckt er denn Unsinn der Vergleiche zwischen Israel und Südafrika auf und zwar genau so, wie jeder, der sich nicht durch antisemitischen Selbsthass seiner Sinne beraubt jeden Mist nachplappert, der ihm unbesehen ins Hirn gestopft worden ist. Interessant ist auch die Erinnerung an die Überwindung des Hasses zwischen Schwarzen und Weissen und die daraus erfolgte Erstellung einer Wahrheits- und Versöhnungskommission. Sämtliche Grundlagen der Vergleiche zwischen dem ehemaligen Südafrika der Buren und Israel sind so verschieden, dass sich keinerlei Parallelen anbieten. Dafür wird es umso klarer, dass dieser sich auf „Apartheid“ stützende Boykottaufruf, sich auf nicht vorhandene Argumente stützt. Nur schon zum unbändigen religiös-ideologische Judenhass der islamischen Welt, der in die gesamte Jugend dieser Völker eingetrichtert wird, gibt es keine Parallelen zum Verhältnis Schwarzer und Weisser im ehemaligen Apartheid-Afrika.
Sollte sich jemand über Uri Avnerys Sympathie für Bischof Tutu und dessen Naivität aufregen, so soll er – ich teile sie mit Avnery. Der letzte Satz in Avnery’s Artikel ist es wert.
AUTOR: Uri AVNERY
Uebersetzt von Ellen Rohlfs
WIE SEHR hat der Boykott Südafrikas tatsächlich dazu beigetragen, um das rassistische Regime zu stürzen? In dieser Woche sprach ich mit Desmond Tutu über diese Frage, die mich schon seit langem bewegt.
Keiner ist kompetenter, diese Frage zu beantworten, als er. Tutu, der südafrikanisch anglikanische Erzbischof und Friedensnobelpreisträger, war einer der Verantwortlichen für den Kampf gegen die Apartheid und später der Vorsitzende der „Wahrheits- und Versöhnungskommission“, die die Verbrechen des Regimes untersuchten. In der vergangenen Woche besuchte er Israel mit den „Elders“, einer Organisation älterer Staatsmänner aus aller Welt, die von Nelson Mandela gegründet wurde.
Die Sache mit dem Boykott kam diese Woche wieder zur Sprache, nachdem Dr. Neve Gordon in der Los Angeles Times einen Artikel geschrieben hatte, in dem er zu einem weltweiten Boykott Israels aufgerufen hatte [deutsche Fassung hier]. Er bringt das Beispiel Südafrika, um zu zeigen, wie ein weltweiter Boykott Israel zwingen würde, die Besatzung zu beenden, die er mit dem Apartheid-Regime verglich.
Ich habe Neve Gordon seit vielen Jahren gekannt und geschützt. Bevor er Dozent an der Ben-Gurion-Universität in Beersheba wurde, organisierte er viele Demonstrationen gegen die Trennungsmauer im Jerusalemer Raum. An vielen von ihnen nahm auch ich teil.
Leider kann ich ihm dieses Mal nicht zustimmen – nicht bei dem Vergleich mit Südafrika und nicht bei der Wirksamkeit eines Boykottes gegen Israel.
Die Meinungen über den Beitrag des Boykotts zum Erfolg des Anti-Apartheid-Kampfes gehen auseinander. Entsprechend einer Ansicht war er entscheidend. Andere Ansichten behaupten, sein Einfluss sei marginal gewesen. Einige glauben, dass es der Kollaps der Sowjetunion gewesen sei, der entscheidend war. Nach diesem hatten die USA und ihre Verbündeten keinen Grund mehr, das Regime in Südafrika zu unterstützen, das bis dahin als Pfeiler des weltweiten Kampfes gegen den Kommunismus angesehen worden war.
„DER BOYKOTT war ungeheuer wichtig“, sagte mir Tutu, „viel wichtiger als der bewaffnete Kampf.“
Es sei daran erinnert, dass Tutu, nicht wie Mandela, ein Advokat des gewaltfreien Kampfes war. Während 28 Jahren schmachtete Mandela im Gefängnis. Er hätte jeden Augenblick frei kommen können, wenn er ein Statement unterschrieben hätte, das den „Terrorismus“ verurteilte. Er verweigerte dies.
„Die Bedeutung des Boykotts war nicht nur wirtschaftlicher Art“, erklärte der Erzbischof, „sondern auch moralisch. Die Südafrikaner sind z.B. ganz wild auf Sport. Der Boykott, der ihre Teams daran hinderte, im Ausland an Sportwettkämpfen teilzunehmen, hat sie sehr getroffen. Aber die Hauptsache war, er gab uns das Gefühl, dass wir nicht alleine sind, dass die ganze Welt mit uns ist. Das gab uns die Kraft, weiter zu machen.“
Um die Wichtigkeit des Boykottes zu zeigen, erzählte er mir noch folgende Geschichte: 1989 wurde der moderate weisse Führer Frederic Willem de Klerk zum Präsidenten von Südafrika gewählt. Nachdem er sein Amt angetreten hatte, erklärte er seine Absicht, eine multi-ethnische Regierung einzusetzen. „Ich rief ihn an und gratulierte ihm. Das erste, was er sagte, war: „Werden Sie nun den Boykott abbrechen lassen?“
ES SCHEINT mir, dass Tutus Antwort den grossen Unterschied zwischen der südafrikanischen Realität von damals zu der unsrigen von heute unterstreicht.
Der südafrikanische Kampf war der zwischen einer grossen Mehrheit und einer kleinen Minderheit. Unter einer allgemeinen Bevölkerung von fast 50 Millionen kamen die Weissen auf weniger als 10%. Das heit, dass mehr als 90% der Bewohner des Landes den Boykott unterstützten – trotz des Argumentes, dass sie selbst darunter leiden würden.
In Israel ist die Situation genau umgekehrt. Die Juden stellen mehr als 80% von Israels Bürgern dar und eine Mehrheit von 60% im ganzen Land zwischen Mittelmeer und Jordan. 99,9% sind gegen einen Boykott Israels.
Sie werden nicht das Gefühl haben, „die ganze Welt ist mit uns“, sondern eher „die ganze Welt ist gegen uns.“
In Südafrika half der weltweite Boykott, die Mehrheit zu stärken und für den Kampf, zu ermutigen. Die Auswirkung eines Boykottes auf Israel würde genau das Gegenteil bewirken: er würde die grosse Mehrheit in die Arme der extremen Rechten treiben und eine Festungsmentalität gegen die „antisemitische Welt“ schaffen. (Der Boykott würde natürlich einen anderen Einfluss auf die Palästinenser haben, aber das ist nicht das Ziel jener, die ihn befürworten).
Völker sind sehr unterschiedlich. Die Schwarzen Südafrikas unterscheiden sich sehr von den Israelis und den Palästinensern. Der Kollaps des unterdrückerischen rassistischen Regimes führte nicht zu einem Blutbad, wie vorausgesagt worden war, sondern im Gegenteil: zur Errichtung der Wahrheits- und Versöhnungskommission. Anstelle von Rache, Vergeben . Denjenigen, die vor der Kommission erschienen und ihre Untaten zugaben, wurde verziehen. Das war im Einklang mit der christlichen Religion, und es war auch im Einklang mit dem biblischen Versprechen: „Wer aber seine Sünden bekennt und von ihnen lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen.“ (Sprüche 28,13)
Ich sagte zu dem Bischof, dass ich nicht nur die Verantwortlichen bewundere, die diesen Weg eingeschlagen haben, sondern auch die, die ihn akzeptierten.
EINER DER tiefsitzenden Unterschiede zwischen den beiden Konflikten ist der Holocaust.
Jahrhunderte lange Pogrome haben sich in das Bewusstsein der Juden eingeprägt und damit die Überzeugung, dass die ganze Welt darauf aus sei, sie zu vernichten. Dieser Glaube wurde hundertfaltig durch den Holocaust verstärkt. Jeder Israeli lernt schon in der Schule, dass „die ganze Welt schwieg“, als sechs Millionen ermordet wurden. Dieser Glaube steckt in den letzten Winkeln der jüdischen Seele. Selbst wenn dieser Glaube schlummert, ist er schnell hellwach.
(Es ist diese Überzeugung, die es letzte Woche für Avigdor Lieberman möglich machte, das ganze schwedische Volk wegen eines idiotischen Artikels in einer schwedischen Boulevardzeitung anzuklagen, mit den Nazis kollaboriert zu haben.)
Es mag wohl sein, dass die jüdische Überzeugung, „die ganze Welt ist gegen uns“ irrational ist. Aber im Leben von Völkern wie auch im Leben von Individuen ist es irrational, das Irrationale zu ignorieren.
Der Holocaust wird einen entscheidenden Einfluss auf jeden Aufruf zum Boykott Israels haben. Die Führer des rassistischen Regimes in Südafrika sympathisierten offen mit den Nazis und waren während des 2. Weltkriegs deswegen sogar interniert worden. Apartheid gründete sich auf dieselben rassistischen Theorien, die Hitler inspirierten. Es war einfach, die zivilisierte Welt zum Boykott eines widerlichen Regimes zu gewinnen. Die Israelis andrerseits werden als die Opfer des Nationalsozialismus’ gesehen. Der Aufruf zum Boykott wird viele Menschen rund um die Welt an den Nazi-Slogan „Kauft nicht beim Juden!“ erinnern.
Das betrifft nicht jede Art von Boykott. Vor etwa 11 Jahren rief die Gush Shalom-Bewegung, in der ich aktiv bin, zu einem Boykott der Produkte aus den Siedlungen auf. Ihre Absicht war es, die Siedler von der israelischen Öffentlichkeit zu trennen und aufzuzeigen, dass es zwei Arten von Israelis gibt. Der Boykott war auch dafür gedacht, die Israelis zu stärken, die gegen die Besatzung sind, ohne anti-israelisch oder antisemitisch zu werden. Seitdem hat die EU hart daran gearbeitet, die Tore der EU für Produkte der Siedler zu schliessen – und kaum einer hat sie des Antisemitismus’ angeklagt.
EINES DER Hauptschlachtfelder für unsern Kampf für Frieden ist die öffentliche Meinung in Israel. Die meisten Israelis glauben heute, dass Frieden wünschenswert, aber unmöglich sei (natürlich wegen der Araber). Wir müssen sie davon überzeugen, der Frieden sei nicht nur gut für Israel, sondern auch wirklich zu erreichen.
Als der Erzbischof fragte, was wir, die israelischen Friedensaktivisten, hoffen, sagte ich ihm: wir hoffen, dass Barack Obama einen umfassenden und detaillierten Friedensplan veröffentlicht und mit voller Überzeugungskraft der USA durchsetzt, um die Parteien dazu zu bewegen, ihn anzunehmen. Wir hoffen, dass die ganze Welt sich hinter diese Bemühungen stellt. Und wir hoffen, dass dies helfen wird, die israelische Friedensbewegung wieder zurück auf ihre Füsse zu bringen und die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass es möglich und wert sei , den Weg des Friedens mit Palästina zu betreten.
Keiner, der diese Hoffnung hegt, kann den Boykottaufruf gegenüber Israel unterstützen. Diejenigen, die zum Boykott aufrufen, handeln aus Verzweiflung. Und da liegt die Wurzel des Uebels.
Neve Gordon und seine Partner bei diesen Bemühungen sind an den Israelis verzweifelt. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass es keine Chance gibt, die israelische öffentliche Meinung zu verändern. Ihrer Ansicht nach kommt keine Rettung aus Israel selbst. Man muss die israelische Öffentlichkeit ignorieren und sich darauf konzentrieren, die Welt gegen Israel zu mobilisieren. (Einige von ihnen denken sowieso, dass der Staat Israel demontiert und durch einen binationalen Staat ersetzt werden sollte.)
Ich teile keine dieser beiden Meinungen – weder die Verzweiflung über das israelische Volk, dem ich angehöre, noch die Hoffnung, dass die Welt aufstehen und Israel zwingen wird, seinen Weg gegen seinen Willen zu ändern. Damit dies geschieht, muss der Boykott weltweit in Bewegung kommen, die USA muss sich ihm anschliessen, die israelische Wirtschaft muss kollabieren und die Moral der israelischen Öffentlichkeit muss zusammenbrechen.
Wie lange wird dies dauern? Zwanzig Jahre ? Fünfzig Jahre? ewig?
ICH Fürchte, dass dies das Beispiel einer falschen Diagnose ist, die zu einer falschen Behandlung führt. Um genau zu sein: die falsche Annahme, dass der israelisch-palästinensische Konflikt der südafrikanischen Erfahrung ähnelt, führt zur falschen Wahl der Strategie.
Die israelische Besatzung und das südafrikanische Apartheidsystem haben gewisse ähnliche Charakteristika. Auf der Westbank gibt es Strassen „nur für Israelis“. Aber die israelische Politik gründet sich nicht auf Rassentheorien, sondern auf einen nationalen Konflikt. Ein kleines, aber bezeichnendes Beispiel: einem weissen Mann und einer schwarze Frau (oder auch umgekehrt) war es in Südafrika nicht erlaubt zu heiraten, und sexuelle Beziehungen zwischen ihnen war ein Verbrechen. In Israel gibt es solch ein Verbot nicht. Andrerseits kann ein arabisch israelischer Bürger, der eine arabische Frau aus den besetzten Gebieten heiratet (oder auch umgekehrt) seinen/ihren Ehepartner nicht nach Israel bringen. Der Grund ist, die jüdische Mehrheit in Israel zu bewahren. Beide Fälle sind verwerflich, aber grundsätzlich verschieden.
In Südafrika gab es eine totale Übereinkunft zwischen den beiden Seiten über die Einheit des Landes. Der Kampf ging um die Herrschaft. Sowohl die Weissen, als auch die Schwarzen betrachteten sich als Südafrikaner und waren entschlossen, das Land zusammenzuhalten. Die Weissen wollten keine Teilung und konnten es tatsächlich nicht wollen, weil sich ihre Wirtschaft auf die Arbeit der Schwarzen gründete.
In diesem Land haben die israelischen Juden und die palästinensischen Araber nichts gemeinsam – kein nationales Gefühl, keine gemeinsame Religion, keine gemeinsame Kultur und keine gemeinsame Sprache. Der weitaus grösste Teil der Israelis wünscht einen jüdischen (oder hebräischen) Staat, der weitaus grösste Teil der Palästinenser wünscht einen palästinensischen (oder islamischen) Staat. Israel ist nicht von palästinensischen Arbeitskräften abhängig – im Gegenteil. Es vertreibt die Palästinenser von ihren Arbeitsplätzen in Israel. Aus diesen Gründen gibt es jetzt einen weltweiten Konsens, dass die Lösung in der Schaffung eines palästinensischen Staates neben Israel ist.
Zusammengefasst: die beiden Konflikte sind grundsätzlich verschieden. Deshalb müssen auch die Methoden des Kampfes notwendigerweise anders sein.
NOCH EINMAL zurück zu Erzbischof Tutu, einer attraktiven, sympathischen Persönlichkeit. Er sagte mir, dass er häufig bete und dass sein Lieblingsgebet folgendes sei (ich zitiere aus dem Gedächtnis):
„Lieber Gott, wenn ich Unrecht habe, mach mich bitte willens, meinen Fehler einzusehen. Und wenn ich Recht habe – mach, dass es erträglich ist, mit mir zu leben.“
(Quelle: www.avnery-news.co.il/english/index.html)
1 Kommentar:
"Was mich jedoch noch immer befremdet ist die Tatsache, dass die christliche Welt sich darüber nicht sichtbar aufregt und vor allem nichts für ihre verfolgten christlichen Brüder im Vorderen Orient tut"
Einerseits stimme ich zu, es wird - vor allem von politischer Seite - viel zu wenig getan. Man möchte sich nicht mit diesen Staaten anlegen.
Andererseits ist es so, dass es m.E. ein christliches Europa nicht mehr gibt, sondern im Gegenteil viele Bestrebungen, sich von den christlichen Wurzeln zu lösen. Deshalb tun auch die Politiker oft nichts.
Und es gibt durchaus Christen, die sich sehr stark engagieren und vor Ort helfen. Z.B. http://www.opendoors-de.org/ und auch andere. Nur leider erscheinen deren Aktivitäten nicht in den Medien.
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