Der von anderen Mitgliedern der israelischen Akademia als Vielschreiber und Hansdampf in allen Gassen gelegentlich belächelte Prof. Barry Rubin, Historiker und Politikwissenschaftler eines Thinktanks in Herzlia, schreibt tatsächlich pausenlos Bücher und Kommentare, dass man auf den Gedanken kommen muss, sein Tag habe sechsunddreissig statt 24 Stunden. Doch was er schreibt ist oft sehr interessant und ich finde seine Bücher instruktiv und leicht zu lesen, auch wenn sein Stil anderen Leuten vielleicht zu humorig-aggressiv erscheinen mag. Rubin ist ein nicht allzu friedensbewegter Zeitgenosse, er findet Obama einen anständigen Menschen, der einfach zu blauäugig sei, aber noch auf die Welt kommen werde. Dieser Prozess, so scheint mir, hat vor kurzem angefangen, wenigstens in Hinblick auf Iran. Rubin ist weder nationalistisch noch sehr, wie schon gesagt, friedensbewegt. Er versucht Realist zu sein und kommt, wenigsten bei mir, so an.
Barry Rubin schrieb vor einem Monat einen gar nicht langen Artikel zur Haltung der Medien gegenüber Israel und bespricht die alte faule Ausrede, dass man Israel gegenüber einen höheren Standard des Benehmens erwarte. Dann, so findet er, müsse man auch einen höheren Standard für die Berichterstattung darüber erwarten. Rubin schlägt folgende Antwort an jene Medienprofis vor, die von höherem Standard für Israel schwafeln. Sein Artikel ist kurz, sodass ich ihn von mir ins Deutsche übersetzt, wiedergebe:
„Sie sagen, dass Sie auf Grund historischer Tatsachen höhere Erwartungen an Juden und Israel stellen. OK. Aber es gibt andere historische Tatsachen, die beachtet werden müssen: Antisemitismus, bewusste Verleumdungen und ehrliche Missverständnis gegenüber Juden, wie auch bewusste Verleumdungen und Missverständnis gegenüber Israel. Sie sollten auch einen höheren Standard darüber haben, wie Juden und Israel [durch die Medien] fair behandelt werden.
Meist wurden in der Geschichte falsche Annahmen oder Konzepte angewendet: Juden ermordeten den Mann aus Nazareth, Juden ermordeten den Mann aus Mekka, Juden haben Quellen vergiftet, Juden versuchen das Christentum zu zerstören, Juden sind für den Sozialismus und den Kapitalismus verantwortlich, Juden seien keine loyalen Bürger und so weiter. Übrigens sind das nicht nur bei muslimischen Mehrheiten verbreitete Vorurteile, sondern sie breiten sich heute schnell auch im Westen aus, teilweise gerade wegen Ihrer Berichterstattung
Wenn Sie also sagen, Sie würden Juden und Israel an einem höheren Standard messen, sollten Sie sich daran erinnern, dass diese Juden immer niedrigen Standards ausgesetzt waren, falsch angesehen, falsch verstanden und verlogen beschrieben worden sind. Es gibt Leute, oft gerade jene Zeugen, auf deren Aussagen ihre Anprangerungen Israels beruhen, die ein eigennütziges Interesse daran haben, dass Israel schlecht dasteht. Diese Leute sind willig zu lügen, genau so wie Journalisten and andere, die zu Israel feindselig eingestellt sind. Wie werden Sie dieses Ungleichgewicht korrigieren?
Gerade deshalb werde ich sie für ihre Berichte und Darstellungen über Israel und Juden an einem höheren Standard messen.“
Ich selbst möchte dazufügen, dass dieser für Juden angewendete „höhere Standard“ reinster Rassismus ist, nicht gegenüber uns Juden, sondern gerade gegenüber unseren Gegnern, die damit vor allem kulturell und ethisch als nicht voll den heutigen Erwartungen entsprechend eingestuft werden. Ob das stimmt, steht hier nicht zur Diskussion, doch wenn diese Ansicht von Medienleuten des "höheren Standards an Israel" Gedankens wirklich so vertreten wird und nicht nur gedanklicher Faulheit entspringt, werden sie noch unglaubwürdiger, als sie schon sind.
Samstag, 26. September 2009
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen