Dienstag, 1. Dezember 2009

Illustrierte Lügen, linker Judenhass und etwas für den Gourmet

Hunger in Gaza

Mein gestriger Bilderbericht über Gaza hat einige Reaktionen erbracht, darunter eine aus der Pravda, die ich hier wiedergeben will.

Linker Antisemitismus

In der Website des Deutschlandfunk – wie ich dahin gefunden habe, ist mir schleierhaft – fand ich einen faszinierenden Artikel über den Antisemitismus der heutigen Linken, hier im Link zu lesen. Er führt das heutige Phänomen des Israelhasses auf die Psychosen Stalins und der Politik der DDR zurück. Sie wurde zur Grundlage der heutigen Ablehnung Israels und nicht einmal mehr unausgesprochen, der Juden selbst. Es begann mit Unterstellungen, wie etwa jüdische Hilfsverein „Joint“ sei im Dienst der CIA gestanden oder die extrem bösartige völlig ideologische Lüge durch die Nazis arisierte jüdische Firmen seien nur an von deutschen und ausländischen Arbeitern herausgepressten Maximalprofiten interessiert gewesen und Terrorismus wird verharmlost, Juden sind ausschliesslich Täter und Palästinenser sind ausschliesslich Opfer. Bis heute hat sich an diesen Ansichten wenig geändert, sie sind eigentlich eher noch verlogener und noch perfider geworden. Es steht einiges in diesem Artikel, vieles ist für mich neu und ich schlage ihn zur Lektüre vor. (Im offenen Link oben rechts in der Suchbox „Ressentiment“ eintippen und, falls nicht direkt zu sehen, in der erscheinenden Liste ersten Artikel öffnen).


Wirklich wichtiges

Gestern Abend waren Lea und ich eingeladen. Ins Restaurant „Charcuterie“, ein Wort, bei dem ein Schweizerherz höher schlagen sollte. Dieses höchst bemerkenswerte Etablissement befindet sich in Jaffa in einer hübschen Seitenstrasse beim Flohmarkt. In den heutigen Tagen, wenn Abende kühl sind, sitzt man dennoch mit Vorliebe an den auf der Rabbi Chanina Strasse 3 stehenden Tischen, denn für angenehme Wärme ist gesorgt. Die Menukarte ist nicht zu lang, es gibt für fast jeden Geschmack etwas, für Vegetarier und Karnivoren. Höchst beeindruckt war ich von der Tatsache, dass Vince (der Beizer), der fast den ganzen Abend mit uns sass und die Gänge steuerte und kommentierte, bemerkte, dass alles selbst herstellt sei, ob Würste, Brot, Teigwaren (inkl. Spätzli) oder Desserts (statt dem hier in Israel üblichen gefroren Massenportionen von der Stange) und sogar – da war ich sprachlos – frische Steinpilze offeriert. Wir assen Meeresfrüchte als ersten Gang, Tagliatelle mit frischen Steinpilzen und rote (Randen) Spätzli mit selbst geräucherten Forellenstücken als Hauptgang. Dazu einen spritzigen Weisswein. Die gängige Sprache in diesem Restaurant ist neben Hebräisch, Französisch und Englisch auch Schweizerdeutsch. Der Service war sehr freundlich, persönlich und für uns in Französisch.

Vince, der Beizer, kommt aus dem Greyerzerland (Gruyère) im Kanton Freiburg. Neben seinem grossen Restaurant, vorwiegend aber nicht nur, draussen auf der Chanina Strasse, betreibt er dort auch zwei Bars, eine auf der Strasse und eine ein paar Meter neben dem Restaurant. Dort hängen vom Himmel Würste und Schinken – eben all das, was wir uns in einer Charcuterie vorstellen. Vince verkauft auch Käse, vor allem italienischen, doch dieser Laden war abends geschlossen.

Lea und ich verbrachten einen sehr schönen Abend in Gesellschaft von Freunden und, eben, Vince. Vom roten Michelin geborgt denke ich, dass die Charcuterie von Vince eine Reise nach Jaffa wert ist. Sogar vom siebzig Kilometer entfernten Zichron Ya’akov.

Bevor ich’s vergesse: Koscher ist es bei Vince nicht. Und noch was für nicht Schweizerdeutsch sprechende Ausländer: ein Beizer ist der edle schweizerdeutsche Ausdruck für den Besitzer einer Beiz, einem Restaurant.

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