Montag, 31. Mai 2010

Eigentor?

Unter dem Titel Praktizierte „Israelkritik“ ist in Lisas Welt wieder einmal ein klarer Beitrag zum Palästinismus zu lesen. Das zum heutigen Einstieg.

Eine neue und brillante Tat eben dieses Palästinismus geht eben in diesen Stunden zu Ende. Gerade jetzt, 11.15 Uhr steht die Zahl der Toten Palästinismus-Touristen auf über zehn, wer dabei ist, wird nicht bekannt gegeben. Dazu kommen dreissig Verletzte, darunter sechs Marinekommandos. Wie berichtet wird, waren Passagier nicht nur mit Messern, Äxten und Eisenstangen bewaffnet, sondern auch mit Schusswaffen. Noch ist nicht klar, ob diese Schusswaffen den Soldaten weggenommen worden sind oder die schiessenden Aktivisten diese mitgebracht hatten. Die Soldaten seien von einem Lynch durch die Passagiere bedroht gewesen und hätten das Feuer eröffnet. Wieder einmal war keine Presse anwesend um irgendetwas zu bestätigen – ein weiterer Bock, von Israel geschossen. Die Zensur feiert. Auf der anderen Seite wird in den heutigen Tagen, alles – ob positives oder negatives – ausschliesslich mit einem höchst antiisraelischen Akzent ausgelegt. Doch dieses Thema will ich lieber nicht weiterspinnen, es könnte als weinerlich interpretiert werden, für mich beschämend. Auch wenn es in seiner Substanz korrekt wäre.

Wie Jacques Ungar meint, hat der israelische Geheimdienst versagt. Die Marine hatte die zur Ausführung ihres Auftrags nötigen Informationen nicht oder nur unvollständig erhalten. Noch schlimmer scheint die Öffentlichkeitsarbeit der Regierung, die im Grunde genommen keinerlei begleitende Massnahmen für diese Affäre vorgenommen hatte und gar nicht versuchte, die Hintergründe der palästinistischen Aktion zu erklären.

Soeben hörte ich, das Scheich Ra’ed Salah verwundet und operiert wurde und im Spital liegt. Da es seit einigen Wochen für mich gefährlich geworden ist über ihn zu kommentieren, halte ich mich jetzt zurück und sage dazu lieber nichts.

Wie wird es weitergehen?

Samstag, 29. Mai 2010

Die schönen Seelen

Ein Leser meines Blogs fragte mich heute an, wie man Gutmenschen (pardon GMs®) auf Hebräisch nenne. Gerne gab ich ihm Auskunft: man sage „Jaffe Nefesh“ im Singular, im Plural kommt noch eines kleines „i“ dazu: „Jaffei Nefesh“. Das heisst „schöne Seele(n).
So, jetzt schloss ich eine wichtige Bildungslücke.

Zurzeit schwimmt eine Flotte solcher schönen Seelen, zusammen mit einigen palästinensischen Manipulatoren, auf die sie ansprechen wie Drogensüchtige auf einen Schuss Heroin, aus der Türkei Richtung Gaza. Israels Marine ist darauf vorbereitet und wird sie einfangen und in den israelischen Hafen Ashdod bringen, der ganz in der Nähe Gazas liegt. Hamas hat bekannt gegeben, sie würden den Hafen Gazas für den Empfang herrichten – obwohl sie ja jammern, sie hätten keinerlei Baumaterialien. Nun, lügen gehört zur Jobbeschreibung der Hamas und diese zu glauben in die Jobbeschreibung ihrer Kunden, den Palästinisten aus westlichen Ländern. Es scheint dass die weltweite Presse bisher wenig darüber berichtet, vielleicht gibt es heute Nacht etwas Drama auf hoher See – was ich nicht hoffe – oder das Theater geht ohne Trara aber mit einem enttäuschten Seufzer frustrierter GMs® unter.

Heute Nacht oder Morgen früh werden wir das Ergebnis kennen.

Freitag, 28. Mai 2010

Die Nachwehen

Der Zürcher Tages-Anzeiger scheint die erste Tageszeitung der Deutschschweiz zu sein, die das Outing Ledergerber aufnahm. Die ersten paar Dutzend Leserkommentare waren von Judenhasser in Reinkultur. Dann fragten einige vernünftig, warum der liebe Elmar und seine ihn anhimmelnden Kommentatoren denn nicht auch zu einem Wirtschaftsboykott gegen China, Russland, Sudan und ähnlichen, die tatsächlich Menschenrechte verletzen, aufrufen – Iran wurde bisher ausgelassen – eine Frage, die den Vorfall noch mehr ins antisemitische Feld rückt. Eine Antwort dazu ist bisher nirgends zu finden. Inzwischen habe ich von Henryk M. Broder eine zehnminütige Definition des heutigen Antisemitismus gefunden, brillant vorgebracht vor dem Innenausschuss des deutschen Bundestages, eine überzeugende, sich immer wieder selbst beweisende These, die Denken und Funktionieren moderner Antisemiten erklärt.

Da ich in die Veröffentlichung des Vorfalls involviert bin, möchte ich einmal klar feststellen, kein Apologet rechtsextremer Siedler und Ähnlichen zu sein. Ich gehe nie aus Sympathie für die Siedler in die besetzten Gebiete, es sei denn, es gibt dort etwas Interessantes zu berichten, wie mein Bericht über die Damen der Machsom Watch (24.6.2009). Wieder einmal wiederhole ich, dass es beim Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern um zwei Völker geht, die beide berechtigte Ansprüche haben, aber, weil historisch gesehen, die Palästinenser eine alles oder nichts Politik betreiben, ein judenreines Palästina wollen, es schlicht keine annehmbare Lösung gibt. Die seit Ende der zwanziger Jahre bestehende religiöse Komponente hat sich verstärkt und ist auf beiden Seiten sehr einflussreich geworden. Die Khartum Grundsätze der arabische Welt von 1967 „keine Anerkennung, keine Verhandlungen, kein Frieden mit Israel“ haben sich gelockert, wir haben Friedensverträge mit Jordanien und Ägypten. „Alles oder nichts“ Politik gibt es auch bei uns Juden, doch politisch einflussreich ist sie erst in den vergangen Jahren geworden, vor allem durch die Friedensverweigerung der Palästinenser, ihrem Terror und den Raketenangriffe aus Libanon und Gaza und dem Judenhass aller islamischer Völker. Es hat sich gezeigt, dass bestenfalls Regierungen mit Israel einen Frieden abschliessen, ihr Volk hasst uns weiterhin mit religiöser Inbrunst, die mit Politik der Fakten rein gar nichts zu tun hat. Dadurch wuchs die Abneigung und sogar Furcht vieler Israelis vor dem palästinensischen und heute vor allem islamischen Feind. Das drückte sich in Wahlresultaten aus, die leider der politischen und extrem religiösen Rechte die Macht fehlender Vernunft verlieh.

Ebensowenig bin ich Apologet für die Palästinapolitik der Nethanyahu Regierung, die sich von Rechtsextremisten in Abhängigkeit gebracht hat und, weil Nethanyahu vor allem an seinem eigenen politischen Überleben interessiert ist, diese nicht zum Teufel jagt und eine Regierung der Vernunft mit den mitte-links Parteien Kadima und Arbeitspartei/Meretz auf die Beine stellt. Allerdings würde das die palästinensische Politik zurzeit nicht ändern – auch wenn, was für uns alle gut wäre, Siedlungen nicht nur nicht weitergebaut und sondern aufgehoben würden. Die Rückzüge aus Libanon (Barak) und Gaza (Sharon) haben uns leider bewiesen, dass Vertrauen fördernde Massnahmen dieser Art in der palästinensischen Welt als Schwäche ausgelegt wurden. Beide Male waren viele Tote auf beiden Seiten die Folge, ausgelöst durch Raketenangriffen der Hisbollah und Hamas, geliefert vom neuesten Feind Israels, dem islamistischen Iran, durch seine Stellvertreter an Israels Grenzen.

Etwa 80-90% Kommentare zum Ledergerber-Artikel des Tages-Anzeigers zeugen von freiwilliger, ja gekonnt böswilliger Ignoranz zum Thema, die den latenten Judenhass (ich ziehe dieses ehrliche Wort dem Wort „Antisemitismus“ vor, denn dann wird niemand mehr das abgeschliffene und unehrliche Argument, die Araber seien doch auch Semiten, anwenden können). Mehr will ich darüber nicht schreiben, Broders Definition zeitgenössischen Judenhasses tut das besser. Nur eines, nämlich das Gejammer der Israelkritiker, dass Israelkritik immer gleich mit der „Holocaustkeule“ beantwortet werde und sie als Judenhasser darstellen, bestätigt einmal das beleidigte Leberwurst Syndrom von Leuten, die ihr ganzes Wissen auf Vorurteile und oberflächliche Medienberichte aufbauen, jedoch keinerlei konkretes Wissen besitzen. Diese Art von Israelkritikern will nicht wahrhaben, dass Leute, deren Familien im Holocaust ermordet worden sind dies auch heute nicht vergessen können. Keiner dieser nichtjüdischen Kritiker scheint das begreifen zu wollen – er ist beleidigt, wenn er damit konfrontiert wird. Das alles verbirgt nicht die Tatsache, dass es vieles gibt, das bei Israel kritisiert werden kann – ich tue es ja selbst und machte mich in gewissen Kreisen auch schon recht unbeliebt. Immerhin, versuche ich mit meiner Tätigkeit mit meinen arabischen Freunden, diesen die Hand der Freundschaft zu reichen, bisher meist erfolgreich, wie jene, die den Besuch meines heute engen Freundes Said Abu-Shakra und mir in der Züricher Helferei Mitte April miterlebt haben.

Dienstag, 25. Mai 2010

Eine Präzisierung und das Outing des Elmar L.

Die Reaktion auf meinen letzten Tagebucheintrag erbrachte Fragen im Zusammenhang mit dem von mir gebrachten Worte „mordbereite Jugend“. Vielleicht bin ich damit ein wenig übers Ziel hinausgeschossen. Haredische Gewaltdemonstrationen zum „Schutz des Schabbat“ und anderen Ausreden, haben schon zu tödlichen Verletzungen geführt, ich erinnere mich an einen Motorradfahrer, der vor Jahren buchstäblich seinen Kopf wegen einem über die Bar Ilan Strasse Draht oder Seil verlor. Wie die erste Intifada und auch Geschehnisse danach zeigten, können geworfene Steine und andere Gegenstände töten. Die heutigen haredischen Randalierer nehmen ohne zu zögern diese Gefahr in kauf, wenn sie Zivilisten und Polizisten mit Steinen und Brandsätzen bewerfen, auch wenn bisher noch keine Todesopfer zu beklagen sind. An gutem Willen von Seiten der Aufrührer fehlt es bestimmt nicht. Nicht ohne Grund gibt es schon Leute in Israel, die diese von Rabbinern (statt Mullahs) aufgehetzten frommen Jugendlichen „Taliban“ nennen.

Doch genug davon.

Das Outing des Elmar Ledergerber

Elmar Ledergerber, ehemaliger Stadtpräsident von Zürich und heute als Präsident von Zürich Tourismus arbeitend, politisch moderat und erfolgreich, bekannt und beliebt, hat sich geoutet. In einer Sendung des RSR (Radio Suisse Romande) vom 17. Mai 2010 war er mit einem Aufruf zu hören, der nicht nur von Israelhass troff, sondern noch einen drauf setzte, indem er in bester „Kauft nicht beim Juden!“ Manier zum wirtschaftlichen Boykott Israels aufrief. Leider versuchte ich hier erfolglos den Link einzufügen - aber wer will kann bei mir die weisen Worte als Audio in einem e-mail Attachment bekommen. Hier statt dessen der deutschsprachige Transcribe seiner Hetzerei, zu der sich jeder Kommentar erübrigt:

Israel Mitglied bei der OECD

Von Elmar Ledergerber, ehemaliger Stadtpräsident von Zürich; Jetzt Präsident von Zürich Tourismus

Israel wurde in die OECD aufgenommen, ein Entscheid, der überraschend, nein, skandalös ist.
Der Staat Israel von heute erfüllt die Prinzipien nicht, welche in der OECD Vereinbarung festgelegt sind. Israel ignoriert die Beschlüsse der UNO-Vollversammlung und des Sicherheitsrates. In vieler Hinsicht respektiert Israel das internationale Recht nicht. Es verhält sich gegenüber Palästina, der West Bank und Gaza [sic] wie eine Besatzungsmacht. In Gaza hat Israel die Genfer Konvention verletzt: Die israelische Armee hat die Zivilbevölkerung angegriffen, und sogar Einrichtungen der UNO und des Roten Kreuzes. Die Wirtschaftsblockade gegen Gaza ist verantwortlich für das Elend der Bevölkerung und für den Tod tausender Menschen. Israel widersetzt sich allen Bemühungen um einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten: Indem es immer mehr Siedlungen in Westjordanien [sic] baut und die arabische Bevölkerung aus Ostjerusalem vertreibt, macht Israel sich schuldig an einer konfliktuellen Entwicklung [sic] und an einem Terrorismus, dessen Wurzeln in dieser kolonialistischen Haltung liegen.
Kurz gesagt: Israel erfüllt die Bedingungen einer OECD-Mitgliedschaft nicht. Es liegt also an uns, die Konsequenzen zu ziehen, und das heisst: Produkte und Waren aus Israel zu boykottieren. (Quelle: CICAD)

Nach diesem ideologischen Erguss erwarte ich zwei Dinge:

Erstens, eine Stellungsname seiner Arbeitgeber wie auch der Züricher Stadtregierung zu dieser Kriegserklärung an Israel und das zionistische Judentum. Zweitens einen freiwilligen oder unfreiwilligen Rücktritt Ledergerbers von seinem Posten, an dem er seiner Stadt immensen Schaden anrichtet.

Auf eine Entschuldigung Ledergerbers können wir, so denke ich verzichten. Seine Aussage ist kein Ausrutscher oder, wie manchmal so schön behauptet aus dem Kontext gerissen“. Wie weit sie auf jüdischen Tourismus nach Zürich Einfluss hat, wird sich zeigen und hängt auch von der Reaktion des Stadtrates und den Bürgern der Stadt ab. Eine Reaktion der Tagesmedien habe ich bisher keine gefunden, weder Berichte noch Kommentare.

Montag, 24. Mai 2010

Rückschritte und ein wirklich gutes Buch

So wie sich die in den ersten Jahrzehnten erfolgreichen zionistischen Errungenschaften Israels wie der Kibbuz, die vorbildliche und fortschrittliche Landwirtschaft (mit der Israel noch bis heute in Drittweltländern Entwicklungshilfe leistet) und das phänomenale Schulsystem bis heute entwickelt haben, so entwickelt sich heute die israelische Gesellschaft als ganzes.

Auch wenn es heute noch einige Kibbuzim gibt, denen es wirtschaftlich so blendend geht, dass sie sich die Erhaltung des traditionellen Kibbuzlebens leisten können – als ganzes gesehen, hat dieses wunderbare und wirklich sozialistische Projekt bewiesen, dass es langfristig gesehen, sogar in einer Demokratie nicht funktionieren kann. Schade.

Die israelische Landwirtschaft ist noch immer vorbildlich und fortschrittlich, ja sogar weltweit führend – doch ihr Anteil an Israels BNP ist weniger als 5%, während es um etwa 60% des totalen israelischen Wasserverbrauchs konsumiert (früher waren es sogar um die 80%).

Das israelische Schulsystem, einst Stolz der Gründerväter und der ersten Jahrzehnte dieses Staates der Juden, ist seit der Machtübernahme der israelischen „patriotischen“ Rechten in den siebziger Jahren unter die Schlechtesten der entwickelten Welt gesunken. Erzieherische Prioritäten – mehr Patriotismus statt Sprachen, Lesen und Rechnen sind Gründe dafür. Trotzdem ist es erstaunlich, dass gerade oder trotzdem die israelische Wirtschaft blüht, sich entwickelt und das Land als besonders innovativ gilt. Nur hat Israel heute den in entwickelten Ländern niedrigsten Anteil von Werktätigen unter seiner arbeitsfähigen Bevölkerung – 52% war die letzte von mir gelesene Zahl, 20 – 30% weniger als in anderen Industrieländern. Die deftig wachsende Geburtsrate der rechts-nationalistischen und vor allem der ultra-orthodoxen Bevölkerung in Israel und den besetzten Gebieten ist der Grund dafür – allen bewusst und von kaum jemandem bekämpft. Ich und andere trauern um Tommy Lapid s.A. und seinen Freunden der heute leider defunkten Shinui-Partei nach, der ersten israelischen Partei, deren Programm tatsächlich eine völlige Trennung von Staat und Religion forderte und diese, als Regierungsmitglied, auch versuchte soweit wie möglich umzusetzen. Noch nie war der zersetzende Einfluss extremistischer religiöser Kreise so stark wie heute, nicht nur wird die Staatskasse von der Ultraorthodoxie geplündert und deren gewalttätige Jugend und ihre machthungrigen Rabbiner haben den Platz der früheren palästinensischen Intifada eingenommen. Diese Kreise schaden der Demokratie des Landes, einer Regierungsform, die sie genau so wenig anerkennen, wie ihre Geistesverwandten, die Islamisten. Zwar ist zu hören, dass heute schon mehr haredische Männer sich in die Wirtschaft eingliedern wollen, es sind gelegentlich Presseartikel zum Thema zu lesen – doch einige Dutzend Arbeitswillige ändern die negative Statistik nicht. Genau so wenig wie das Battalion haredischer Soldaten, von denen, wie mir einer von ihnen verriet, viele nicht einmal Haredim seien, sondern einfach bärtig religiös – Schomrei Mizwot.

Buchempfehlung

Mein Freund Urs Emmenegger, Filmemacher in Zürich, sandte mir ein Buch, das zwar schon 2004 erschienen ist, jedoch gar nichts von seiner Aktualität verloren hat. Matt Rees: “Cain's Field”, Faith, Fratricide, and Fear in the Middle East, ist ein Buch, das auf sehr emphatische Weise mit jeweils vier Beispielen die Komplexität der Situation der Palästinensern und Israeli beschreibt. Lange nicht alle ihrer Probleme beruhen auf dem Konflikt zwischen den Beiden. Matt Rees, von dessen bisher vier Krimis ich schon drei gelesen habe, beschreibt in diesen palästinensisches Leben in der besetzten Westbank und im unbesetzten Gazastreifen in Romanform. „Cain’s Field“ beschreibt dasselbe, zusammen mit Fällen in Israel, als Sachbuch, in hervorragender journalistischer Weise, mit Sachverstand, scharfsichtig, emphatisch und menschlich. Es sind je vier Kapitel palästinensischem und israelischem Leben gewidmet. Anhand persönlicher Beispiele werden Korruption, interne Gewalt und Terror innerhalb der palästinensischen Welt wiedergeben, die den zionistischen Staat Israel nur als Mäntelchen benutzt, unter dem seit der Rückkehr Arafats und seiner „Tunesier“ in 1994 nach Gaza, seine Machtspiele und den milliardenschweren Betrug an seinem eigenen Volk betrieb. Er beschreibt detailliert die Machtspiele Arafats und seiner völlig korrumpierten Anhänger (Abu Mazen wird auch erwähnt), denen es nur um Geld und Einfluss ging, ohne Rücksicht auf die Wohlfahrt „seines“ Volkes. Er beschreibt, wie der „Widerstand gegen Israel“ der bewaffneten Gangs dazu dient, deren schwarze Geschäfte, Schmuggel und Betrügereien zu vertuschen. Rees beschreibt das Leben in einem Flüchtlingslager in Gaza und schreibt über Palästinenser, die versuchen gewaltlos eine Änderung der Situation herbeizuführen, wobei sie von Arafats Fatah, Hamas und öfters auch von israelischen Behörden und der Armee behindert wurden und wohl auch noch werden.

Unter seinen vier Beschreibungen über Israel beeindruckte mich seine Schilderung über die Benachteilung der Holocaustüberlebenden, ganz besonders jener, die als Folge ihrer Erlebnisse für Jahrzehnte in psychiatrischen Kliniken verschwanden, wo sie, statt behandelt und geheilt zu werden, medikamentös still gehalten wurden. Die eindrückliche Beschreibung engagierter Ärzte, die es fertig brachten diesen Zustand durch ihr langjähriges Engagement zu ändern berührte mich stark. Obwohl ich vieles über die arrogante ideologische Einstellung politischer Kreise jener Zeit zu den Holocaustüberlebenden weiss (sie entsprachen nicht der Vorstellung des neuen israelischen Menschen, dem theoretischen Modell eines Juden, der sich wehrt statt sich widerstandslos vergasen zu lassen, einer der kämpft und körperliche Arbeit verrichtet), war ich erschüttert über diesen Bericht. Aber auch heute noch werden diese Opfer Hitlers, obwohl heute politisch anerkannt, von den Bürokraten der Regierung betrogen und sehr oft um ihre Entschädigungen aus Deutschland gebracht.

Rees schreibt auch über das oben angesprochene Problem der Ultraorthodoxie gegenüber dem Staat – ein Thema, über das ich selbst ein Buch schreiben könnte und ich im Tagebuch schon oft genug behandelt habe.

„Cain’s Field“ ist eines der besten Bücher zum Thema Israel und die Palästinenser, eine journalistische Meisterleistung, aber leider nur in englischer Sprache erhältlich. Komisch, die Krimis von Matt Rees wurden alle ins Deutsche übersetzt und verkaufen sich sehr gut, dieses bemerkenswerte Sachbuch jedoch nicht. Schade, doch meine Empfehlung steht.

Sonntag, 16. Mai 2010

Ultraorthodoxes Sexualverhalten und Palästinismus

Erst mal etwas ernsthaftes:

Bekanntlich haben sexuelle Probleme in der charedischen Welt, diese dazu gebracht, dass in öffentlichen Verkehrsmitteln diese nicht mit Menschen des anderen Geschlechts zusammenzusitzen. Damen sind, wie seinerzeit die Schwarzen in den USA, auf die hintersten Plätze des Autobusses verbannt. El Al macht mit dem hier abgebildeten Vorschlag einen willkommenen Beitrag, charedischen Nöten entgegenzukommen. Er ist nicht nur praktisch sondern auch feministisch – sonst wäre die „persönliche Mechitza“ über die Dame gestülpt. Jetzt ist es an Egged und anderen Busgesellschaften, El Al’s Erfindung einzuführen, auch wenn es Gebühren für El AL’s Patentrechte kosten sollte.

Schon wieder Fiamma Nirenstein

Im Blog „Lisas Welt“ ist vor wenigen Tagen ein Interview von Stefan Frank mit Fiamma Nirenstein abgedruckt, über die ich schon in meinem Tagebucheintrag vom 24.2.2009 geschrieben hatte. Auf das hervorragende Interview will ich nicht eingehen – ihr könnt es selbst lesen. Doch darin stiess ich erstmals auf einen neuen und einleuchtenden Ausdruck: „Palästinismus“. Dazu der Schlüsselausschnitt aus dem Interview:

Frage: Der zeitgenössische linke Antisemitismus ist also aus dem Schwarz-Weiß-Denken des Kalten Krieges heraus entstanden?

Nirenstein: Ja. Er ist tief verwurzelt im Third-Worldism, der zum Palästinismus mutiert ist. Der Palästinismus ist eines der schlimmsten Übel unserer Zeit, er korrumpiert den Verstand der Europäer. Wenn Terroristen überall auf der Welt Anschläge verüben oder die Hamas in ihrer Charta schreibt, dass sie alle Juden umbringen will – nicht nur die israelischen, dann kümmert das niemanden, weil es sich ja um Palästinenser handelt.

Im Endeffekt geht es nur darum, dass sich die palästinensische Welt alles, wirklich alles, erlauben darf – es wird von ihren Apologeten, die ich unter Anlehnung an die Bezeichnung „Palästinismus“ Palästinisten nennen werde, verstanden, verzeiht und ideologisch (und oft auch praktisch) unterstützt. Als ich vor kurzem in Zürich war, las mein Schwiegersohn Alex gerade ein Buch und lachte dauernd. Das Buch hiess „Ich darf das, ich bin Jude“ und wurde von einem Oliver Polak geschrieben. Der Palästinismus wuchs aus einer identischen „Ideologie“ heraus, nur gibt es einen grundlegenden Unterschied: Wenn ein Jude wie Oliver Polak sagt „Ich darf das, ich bin Jude“ ist das völlig in traditioneller jüdischer und ideologieloser Selbstironie, denn wir Juden bringen es fertig, über uns selbst zu lachen (Ausnahmen jüdischer Rechts- und Linksextremisten bestätigen die Regel). Der Palästinismus hingegen baut genau auf der Idee „Ich darf das, ich bin Palästinenser“ auf, er ist zur Ideologie geworden und todernst gemeint, angewendet und durchgesetzt. Es es nicht Witz oder Selbstironie. Er wird von vielen Europäern unbesehen und vor allem gedankenlos geschluckt. Auf Einzelheiten brauche ich nicht einzugehen, die kennt jeder, der sich mit der Materie befasst. Ob dieses Wort, der „Palästinismus“, zum Modewort wird?

Mittwoch, 12. Mai 2010

I am back

Geouted – TA und Hugo Stamm machen’s möglich

Eigentlich ist dieser Artikel aus einer kürzlich erschienen Tages-Anzeigerausgabe nur wenige Zeilen wert, doch die Selbstentblössung des Schweizer Israelfans Daniel Vischer und dessen NR-Kumpanen Geri Müller ist doch erwähnenswert. Sagte doch Vischer tatsächlich (siehe obigen Link): «Die deutsche Politik ist pervers», sagte er. «Deutschland ist mitschuldig an den Opfern in Palästina, denn ohne den Holocaust hätte es die Massenvertreibung im Gaza nicht gegeben.» [immerhin macht er uns Juden hier nicht für den Holocaust verantwortlich]. Wegen der Schuldgefühle dulde die deutsche Regierung die Politik Israels. Weiter griff Vischer die Medien an: «Die Berichterstattung über Israel ist absolut skandalös.» Israel nannte er einen illegalen Atomstaat. Zum Schluss nahm der Nationalrat das Megafon und sagte zu den Demonstranten: «Israel ist ein Schurkenstaat.» Dass der Welt bestbezahlte Flüchtlinge ihre künstlich warm gehaltene Not vor allem der Nazifreundschaft ihres damaligen Oberanführers und hauptsächlich dafür verantwortlichen, dem Jerusalemer Grossmufti Haj Amin Al-Husseini zu verdanken hat, der den nazistischen Judenhass vollumfänglich und von Anfang an umarmt und dem Führer zehntausende muslimische Soldaten zur Verfügung gestellt hatte – das will Vischer nicht wissen. Da es kaum zu glauben ist, dass er das nicht weiss – könnte dies vielleicht seinen Status als gerichtlich geschützten Nichtantisemiten – wie mir zugetragen worden ist - gefährden. Doch lassen wir das, 200 Worte zu diesem Thema sind 199 zu viel. Nur noch eins: welche Palästinenser wurden, wie Vischer behauptet, in einer Massenvertreibung aus Gaza vertrieben? Es fand ja das genaue Gegenteil statt – Gaza ist heute judenrein, Palästinenser gibt es dort in wachsender Menge, reichlich bezahlt von UNO und EU, verpflegt von Israel, früher betrogen und terrorisiert von Fatah und heute von den Gangstern der Hamas.

Schweizer Eindrücke

Vor kurzem war ich mit Said Abu-Shakra in der Schweiz. Die Galerie und ihre angeschlossenen Aktivitäten, wie auch das Museumsprojekt sollte bekannt gemacht werden. Saids Aufenthalt wurde abgekürzt, die Natur funkte dazwischen, isländische Vulkanasche schloss für einige Tage die Flughäfen von Genf und Zürich. Wir trafen zahlreiche Leute, schlossen neue Bekanntschaften und auch Freundschaften und nach dem erfolgreichen öffentlichen Abend in der Zürcher Helferei, vielen Gesprächen und Besuchen kehrten wir zufrieden nach Hause zurück. Die Arbeit geht weiter, nun auch auf neuen Pfaden. Wen wir auch trafen – immer war man über Saids Erfolge, seine Projekte, seine ansteckende Begeisterung und vor allem seine Menschlichkeit begeistert und beeindruckt. Er ist bereit – und tut es auch – alle zu umarmen, auch seine ärgsten Feinde. Ich fragte ihn, ob er einen Hamasterroristen oder einen anderen üblen Typen, der ihm ein Messer an die Brust setze, auch umarmen und an die Brust drücken würde. An seine Antwort kann ich mich nicht mehr erinnern.

Gutmenschen

Bei einem fröhlichen Abendessen im Zürcher Karl dem Grossen, wurde ich von meinen Freunden Reini Meier und Urs Emmenegger darauf aufmerksam gemacht, dass ich in meinen Tagebucheinträgen den Begriff „Gutmensch“ überstrapaziere. Ich soll doch, grinste Urs, dieses Wort zum Kürzel „GM®“ abändern und es so als Uris eigenes Unikat verwenden. Recht haben die zwei, was mir schon drei Stunden früher auffiel, als sich ein eben solcher Gutmensch (GM®) in der Helferei als solcher vorstellte. Ich war überrascht, keine gutmenschliche Zwischenrufe zu den Ausführungen von Said oder Reini zu hören – ich nehme an, dass er verzweifelt versuchte darin etwas Kritikwürdiges zu finden (oder zu erfinden), doch später nur die lahme Frage stellte, ob denn der Bau des von Said geplanten Museums nicht der Schritt zur Lähmung, ja zum Tod seiner persönlichem Engagement und seiner Aktivitäten, sozusagen, so verstand ich das, zu deren Einbalsamierung führen würden. Mit dieser Frage bewies dieser GM®, dass er vor lauter Suche nach negativem, überhaupt nicht mitbekam, was Said sagte, andere fragten und um was es überhaupt geht. Die tunnelartigen Gedankengänge dieser Leute sind voll und ganz auf die Bestätigung ihrer ideologischen Denkschablonen konzentriert, sodass sie aus dem Konzept zu geraten scheinen, wenn es dem nicht entspricht. Damit ist mein heutiger Beitrag zum Thema GM® abgehackt. Ich verspreche zukünftig damit sorgsam und vor allem sparsam umzugehen. Danke, Urs.