Dienstag, 25. Mai 2010

Eine Präzisierung und das Outing des Elmar L.

Die Reaktion auf meinen letzten Tagebucheintrag erbrachte Fragen im Zusammenhang mit dem von mir gebrachten Worte „mordbereite Jugend“. Vielleicht bin ich damit ein wenig übers Ziel hinausgeschossen. Haredische Gewaltdemonstrationen zum „Schutz des Schabbat“ und anderen Ausreden, haben schon zu tödlichen Verletzungen geführt, ich erinnere mich an einen Motorradfahrer, der vor Jahren buchstäblich seinen Kopf wegen einem über die Bar Ilan Strasse Draht oder Seil verlor. Wie die erste Intifada und auch Geschehnisse danach zeigten, können geworfene Steine und andere Gegenstände töten. Die heutigen haredischen Randalierer nehmen ohne zu zögern diese Gefahr in kauf, wenn sie Zivilisten und Polizisten mit Steinen und Brandsätzen bewerfen, auch wenn bisher noch keine Todesopfer zu beklagen sind. An gutem Willen von Seiten der Aufrührer fehlt es bestimmt nicht. Nicht ohne Grund gibt es schon Leute in Israel, die diese von Rabbinern (statt Mullahs) aufgehetzten frommen Jugendlichen „Taliban“ nennen.

Doch genug davon.

Das Outing des Elmar Ledergerber

Elmar Ledergerber, ehemaliger Stadtpräsident von Zürich und heute als Präsident von Zürich Tourismus arbeitend, politisch moderat und erfolgreich, bekannt und beliebt, hat sich geoutet. In einer Sendung des RSR (Radio Suisse Romande) vom 17. Mai 2010 war er mit einem Aufruf zu hören, der nicht nur von Israelhass troff, sondern noch einen drauf setzte, indem er in bester „Kauft nicht beim Juden!“ Manier zum wirtschaftlichen Boykott Israels aufrief. Leider versuchte ich hier erfolglos den Link einzufügen - aber wer will kann bei mir die weisen Worte als Audio in einem e-mail Attachment bekommen. Hier statt dessen der deutschsprachige Transcribe seiner Hetzerei, zu der sich jeder Kommentar erübrigt:

Israel Mitglied bei der OECD

Von Elmar Ledergerber, ehemaliger Stadtpräsident von Zürich; Jetzt Präsident von Zürich Tourismus

Israel wurde in die OECD aufgenommen, ein Entscheid, der überraschend, nein, skandalös ist.
Der Staat Israel von heute erfüllt die Prinzipien nicht, welche in der OECD Vereinbarung festgelegt sind. Israel ignoriert die Beschlüsse der UNO-Vollversammlung und des Sicherheitsrates. In vieler Hinsicht respektiert Israel das internationale Recht nicht. Es verhält sich gegenüber Palästina, der West Bank und Gaza [sic] wie eine Besatzungsmacht. In Gaza hat Israel die Genfer Konvention verletzt: Die israelische Armee hat die Zivilbevölkerung angegriffen, und sogar Einrichtungen der UNO und des Roten Kreuzes. Die Wirtschaftsblockade gegen Gaza ist verantwortlich für das Elend der Bevölkerung und für den Tod tausender Menschen. Israel widersetzt sich allen Bemühungen um einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten: Indem es immer mehr Siedlungen in Westjordanien [sic] baut und die arabische Bevölkerung aus Ostjerusalem vertreibt, macht Israel sich schuldig an einer konfliktuellen Entwicklung [sic] und an einem Terrorismus, dessen Wurzeln in dieser kolonialistischen Haltung liegen.
Kurz gesagt: Israel erfüllt die Bedingungen einer OECD-Mitgliedschaft nicht. Es liegt also an uns, die Konsequenzen zu ziehen, und das heisst: Produkte und Waren aus Israel zu boykottieren. (Quelle: CICAD)

Nach diesem ideologischen Erguss erwarte ich zwei Dinge:

Erstens, eine Stellungsname seiner Arbeitgeber wie auch der Züricher Stadtregierung zu dieser Kriegserklärung an Israel und das zionistische Judentum. Zweitens einen freiwilligen oder unfreiwilligen Rücktritt Ledergerbers von seinem Posten, an dem er seiner Stadt immensen Schaden anrichtet.

Auf eine Entschuldigung Ledergerbers können wir, so denke ich verzichten. Seine Aussage ist kein Ausrutscher oder, wie manchmal so schön behauptet aus dem Kontext gerissen“. Wie weit sie auf jüdischen Tourismus nach Zürich Einfluss hat, wird sich zeigen und hängt auch von der Reaktion des Stadtrates und den Bürgern der Stadt ab. Eine Reaktion der Tagesmedien habe ich bisher keine gefunden, weder Berichte noch Kommentare.

5 Kommentare:

Bruno hat gesagt…

Warum ist Ledergerber so hasserfüllt? Mir fällt auf, dass Antisemitismus in der Schweiz bei vielen Linken (SP und Grüne) verbreitet ist.

Anonym hat gesagt…

sorry, aber Ledergerber hat doch völlig recht. über den boykott aufruf kann man streiten, aber in südafrika war das auch ein hilfsmittel um die regierung zur vernunft zu bringen.

Lombak hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Russak

Ledergerbers Meinung wird wahrscheinlich von mehr als 90% der Schweizer Bevölkerung geteilt. Nur der Iran, Nordkorea, und die USA benehmen sich auf dieser Welt gleich rücksichtslos wie Israel. Wenn Millionen Leute seit Jahrzehnten in einem Gefängnis gehalten werden, wie die Palästinenser, dann muss man sich nicht über mangelnde Sympathien beklagen. Zu bedauern ist einzig, dass es nicht mehr Politiker/-innen wie Herrn Ledergerber gibt, die ihrem Abscheu gegenüber der menschenverachtenden Politik Israels Ausdruck geben. Meine Sympathien gelten den Palästinensern, die von Israel um ihre Heimat beraubt werden.

Uris Tagebuch hat gesagt…

Lieber Lombak, bitte beantworten Sie mir nur eines: Warum befürworten Sie nicht den wirtschaftlichen Boykott von China wegen Tibet etc., von Sudan wegen Darfur, Türkei wegen dem Holocaust der Armenier, die Iraner wegen ihren Massenhinrichtungen etc., Aegypten wegen den Christenmorden an Tausenden von Kopten - die Liste könnte endlos fortgesetzt werden. Warum eben nur gerade Israel - den einzigen Grund kennen wir beide. Und kommen Sie mir ja nicht mit der "Holocaustkeule", denn gerade die heutigen "Israelkritiker" um jeden Preis, auch um den der Wahrheit, beweisen, dass der Holocaust sich wiederholen kann. Besuchen Sie doch mal Israel und erleben Sie die Wirklichkeit.

Uris Tagebuch hat gesagt…

Anonym, jetzt vergleichen Sie aber Birnen mit Kartoffeln. In Israel sind Araber vor dem Gesetz gleich, haben Parlamentsabgeordnete, erhalten volle Sozialversicherung, haben völlie Meinungsfreiheit und, und, und. War das in Südafrika auch so? Sogar werden das hoffentlich verneinen müssen. Ich empfehle die Lektüre von Büchern und nicht nur leider zu oft von Presseartikeln und Berichten. In meinem Blog finden Sie eine lange Liste guter Fachliteratur.