Samstag, 28. Januar 2012

Hanspeter Obrists Blog über Israel


Hanspeter und Annemarie Obrist waren vor nicht sehr langer Zeit für einige Monate in Israel, nachdem sie dieses per Fussmarsch ab Basel erreicht hatten. Wir haben sie gut kennengelernt, denn sie waren in dieser Zeit unsere Nachbarn. Wir sassen oft zusammen (vielleicht nicht oft genug) am Esstisch und diskutierten uns interessierendes. Wir beide lernten dabei von einander.

Ich möchte hier einfach auf Hanspeters Blog   hinweisen, der das höchst sachliche und auch christliche Interesse Hanspeters an Israel in vielen Facetten wiedergibt. Mehr ist darüber nicht zu schreiben, die Blog spricht für sich. Nur eines noch: Hanspeter und Annemarie kennen unser Land ausserordentlich gut und nehmen auf Grund ihres Wissens Stellung. Sie haben Israel gern, kennen viele seiner Fehler. Das im Gegensatz zu vielen Anderen, die auf Grund ihres Unwissens, ihrer Vorurteile und dem heiligen Drang alles zu Tode zu differenzieren nur Unverdautes finden zu wollen erreichen, dass von Fakten schlussendlich nichts vernünftiges mehr übrig bleibt.

Freitag, 27. Januar 2012

Etta James i.A.


Ich weiss nicht, wer unter meinen Freunden und Lesern schon von Etta James gehört hat. Sie starb vor einigen Tagen im Alter von 73 an Leukämie. Als alter Bluesaktivist, am Rande involviert mit dem Luzerner Bluesfestival und später intensiv in Israel im lokalen Blues- und Jazzclub „Bluesette“ (leider heute nicht mehr in Betrieb) fehlt mir Jazz und Blues in Israel. Zwar gibt es gute Musiker, mit denen ich auch heute noch in Kontakt bin, die meisten Konzerte und Session bedingen längere nächtliche Autofahrten und sind vor allem sehr teuer.



Etta James  war eine energische Sängerin voller Humor. Sie besass eine kraftvolle und schöne Stimme, die ich mit der meiner alten Freundin Sista Monica vergleiche, mit der ich ein Konzert in Baden organisierte, am Luzerner Bluesfestival zusammen war und dann auch noch in Holland herumzog. Etta James war über 43 Jahre lang verheiratet und hinterlässt einen Ehemann und einen Sohn. Ich denke 43 Jahre lang mit demselben Partner verheiratet zu sein ist in der Musikbranche nicht gerade die Norm und ich habe sie deshalb immer bewundert, wusste ich doch über ihre Drogenprobleme. Nun ist sie nicht mehr. Doch ihre Musik bleibt.




Ich möchte hier eines der schönsten und in der vorliegenden Video-Fassung lustigsten Lieder einfügen, aus einem etwas vor dreissig Jahren aufgenommenen Konzert mit B.B. King. Sie singt, zusammen mit Dr. John „I’d rather be blind“. Viel Spass!

Dienstag, 24. Januar 2012

Rationalität im Nahen Osten


Im „Open Thesaurus“ wird das Wort „Rationalität“ mit „vernünftige Denkweise“ umschrieben. Der Duden erklärt „Ratio“ mit „Vernunft; schlussfolgernder, logischer Verstand“. In der Wikipedia steht Folgendes: „Ratio steht für Klugheit und Einsicht, im Zusammenhang mit einem zu vertretenden Standpunkt, aber auch zur Begründung bzw. als Grundsatz und Prinzip einer wissenschaftlichen Aussage. Ein Urteil, das nach Gesetzmäßigkeiten der Ratio getroffen wurde, ist eine aus nachvollziehbaren Gründen erlangte Erkenntnis oder Entscheidung. Als Gegenspieler der Ratio gilt die Imagination (Phantasie).“

Soweit Erklärungen eines Wortes, das in den politischen Vorgängen im Nahen Wilden Osten kaum eine Rolle spielt und gerade deswegen kommentiert werden muss. 

Heute gerät unsere gesamte Region, auch Israel, immer mehr in die Klauen extremistischer Religionen, seien es gewalttätige und hasserfüllte Variationen des Islams oder, heute auch unter uns Juden, nicht weniger fanatische Variationen des bisher grundsätzlich versöhnlichen und friedfertigen Judentums. Bei beiden fehlt die Ratio. Sie wurde durch verwirrende und sich oft gegenseitig ausschliessende Zitate aus heiligen Büchern, sei es die Thora oder der Koran und ihre Kommentare ersetzt. Lügen werden zur Wahrheiten, Wahrheiten werden zu Lügen Das Angebot an religiöser Literatur verkommt zum Supermarkt, man nimmt was einem passt und ignoriert was nicht zusagt, den Preis zahlen dann andere. Glauben löst Wissen und Denken ab, Wunschdenken wird zur Realität und führt zu blutigen Krisen, vorwiegend im Namen Gottes, wenn auch gelegentlich im Namen einer vorgeschobenen Ideologie.
Nehmen wir einige geschichtliche Beispiele, positive und negative. Positiv bedeutet in solchen Fällen vor allem, wenn jemand mit Verantwortung die Notleine reisst und auf die Bremse tritt.

1948

In den Jahrzehnten vor der von der UNO beschlossenen Staatsgründung Israels, entsumpfte der Jüdische Nationalfond riesige Teile Palästinas, das bis anhin vor allem aus Wüste und malariaverseuchten Sümpfen bestand. Davon profitierten Juden und Araber. Juden schufen Arbeitsplätze in Landwirtschaft und Industrien, was dazu führte, dass weitere arabische Familien nach Palästina einwanderten. Der Angriff aufgehetzter Palästinenser auf Juden und das eben gegründete Israel, war ein völlig irrationaler Akt, der sie ihre Existenz kostete und ein grösseres Israel zu Folge hatte. Die heute zu höchst erfolgreichen, von der Welt unterstützten Berufsflüchtlingen gewordenen Palästinenser in ihren Flüchtlingslagern, hätten, wären sie in Israel/Palästina geblieben, am Wirtschaftswunder und an der freien demokratischen Gesellschaft Israels teilhaben können, wie es die heute „48er Araber“ genannten israelisch-arabischen Bürger tun. Die Flüchtlinge liessen sich vom Grossmufti Jerusalems, Hadj Amin al-Husseini mit seinem nationalsozialistisch-islamistischen Judenhass und von den arabischen Staaten verführen und zahlen heute den Preis dafür.

1956 Ben Gurion

Ein gutes israelisches Beispiel fehlender Rationalität ist der Sinaikrieg von 1956. Der damalige Ministerpräsident David Ben Gurion liess sich von den Gesängen der französischen und englischen Sirenen verführen und liess sich von diesen dummen Angriffskrieg gegen Nassers Ägypten hineinziehen. Dieser hatte den Suezkanal verstaatlicht, was die beiden europäischen Mächte nicht hinnehmen wollten. Irrational war die Teilnahme Israels, da keinerlei Motivation für ein solches Handeln vorlag Doch Ben Gurion, von den USA mit einem Ultimatum beglückt, sah seinen Fehler sofort ein, besann sich auf seine Ratio und Israel zog sich aus dem Sinai zurück.

Wenn wir schon dabei sind: Unter dem Einfluss der Sowjetunion verstand sich Gamal Nassers Ägypten als sozialistischer Staat, (die Moslembrüder waren Nassers Erzfeinde) was ideologisch der Auslöser für diese Verstaatlichung hätte sein können. Aber bis heute versteht die arabische Welt den Begriff Sozialismus nicht, denn dieser steht arabischen Traditionen diametral entgegen. Loyalität und Identifikation gelten in der arabischen Welt fast ausschliesslich der Familie und Grossfamilie (Clan). Die politische Öffentlichkeit, sei es das Dorf, die Stadt oder der Staat wird nicht einbezogen. Obrigkeiten, besonders nationale, werden als Unterdrücker empfunden, was sie, wie wir inzwischen alle wissen, auch sind.

1967 Nasser

Ein Prachtbeispiel fehlender arabischer Rationalität ist Gamal Nassers Telefonanruf an Jordaniens König Hussein am zweiten Tag des Sechstagekrieges, am 6. Juni 1967. Dieses Telefongespräch wurde vom israelischen Nachrichtendienst aufgenommen und im Radio viele Male wiedergegeben. Nasser versuchte Hussein zu überzeugen, dass England und die USA Seite an Seite mit Israel gegen die arabische Welt kämpfe. Ob Nasser das tatsächlich glaubte? Möglich ist das schon. Diese amüsante Lügengeschichte wurde auch in den internationalen Medien publik gemacht, die fehlende Rationalität in der arabischen Welt demonstrierend und Nasser wurde dem Lachen der Welt preisgegeben. Nur seine Ägypter merkten davon nichts.


Arabischer Judenhass

Ob in Medien, in Schulen oder Moscheen, überall in der arabischen Welt werden antisemitische Lügen in die Welt gesetzt, die so pervers und absurd sind, dass sie nur mit dem Zustand völlig fehlender Rationalität, als ein Resultat einer umfassenden Gehirnwäsche und abgrundtiefem Hass beschrieben werden können. Da in der arabischen Welt nichts „von oben Kommendes“ hinterfragt wird, können Imame, Muftis, Lehrer, Terroristen und Politiker jeden Unsinn als offizielle und fundierte Tatsache deklariert unter die Menschen bringen, nicht unähnlich dem, was Julius Streicher seinerzeit in Nazideutschland mit seinem „Stürmer“ tat.

Jüdischer Araberhass

Ein etwas neueres Phänomen ist jüdischer Terror gegen palästinensische Menschen, vor allem Bauern in den besetzten Gebieten der Westbank. Bis zum Ausbruch der zweiten Intifada gingen viele Israelis dort einkaufen und man verstand sich gegenseitig gut. Freundschaften entstanden. Bis der Terror gegen Israelis (Juden und Araber) im Jahre 2000 begann, der weit über tausend Opfer forderte. Die dadurch entstandene Antipathie israelischer Bürger ist verständlich, doch ist sie nicht der alleinige Grund für diese Abneigung. Der von extremistischen Siedlern und ihrer noch extremistischeren Jugend, der „Hügeljugend“ ausgeübte Terror gegen im Allgemeinen unschuldige palästinensische Bauern ist ideologisch-biblischer Natur und ist das Spiegelbild des palästinensischen Hasses auf die Juden Israels. Die biblischen Amalekiter werden bemüht, von der Realität weit entfernte fanatische Rabbiner stiften ihre Jünger zu Untaten an, die jedem anständigen Juden die Schamröte ins Gesicht treibt. Antipalästinensischer Terror wird nicht als Rache für palästinensischen Terror verstanden, sondern als Bestrebungen, nichtjüdische Fremde aus dem Land der Juden zu jagen, in dem sie nichts zu suchen hätten. Die persönliche Ratio dieser jüdischen Fanatiker wurde ausgeschaltet, sie werden von kriminellen Rabbinern zu Terroristen umfunktioniert. Damit sind sie, ich sag’s noch einmal, der Abklatsch ihrer palästinensischen Geistesverwandten. Es gibt nur einen Unterschied: der Widerstand israelischer Bürger gegen dieses Gesindel wächst und artikuliert sich. Das im Gegensatz zur palästinensischen Seite.

Warum?

Ist mangelnde Rationalität und mangelnder Drang etwas zu hinterfragen eine arabische Tradition? In „Kritik der arabischen Vernunft“ von Mohammed Abed al-Jabri (das Buch ist zur Zeit nicht erhältlich, ob vergriffen oder aus Angst vor arabischen Reaktionen dem Markt vorenthalten, weiss ich nicht) fand ich einen Satz, der möglicherweise diesem Nicht-tun zu Grunde liegt: „Vertieft sich der arabische Leser in die [traditionellen] Texte, so ist seine Lektüre erinnernd, keineswegs aber erforschend und nachdenkend“. Arabischer Hass auf Israel ist eine Tradition die bald hundert Jahre alt ist. Hinterfragt wird sie nicht.

Montag, 23. Januar 2012

Parlament der Bärte




Zitat aus dem Facebook: „Wenn eine Revolution, die von jungen Liberalen angeführt wird und Hunderte von ihnen das Leben kostet, damit endet, dass die Muslimbrüder ins Parlament einziehen, dann sind Sie definitiv in Ägypten!“. Man nennt das auch „Diebstahl einer Revolution“ und es wäre nicht der erste.



Dieses wunderbare Foto vom ersten oder zweiten Tag im ägyptischen Parlament sollte die Runde machen. Ein Vergleich mit der israelischen Knesset würde feststellen, dass im Gegensatz zum israelischen Parlament, die Bänke voll zu sein scheinen. In Jerusalem sind sie in der Regel leer. Also ein Punkt für Ägypten. Ich wundere mich auf der anderen Seite, ob es im ägyptischen Parlament auch Frauen gibt und ob man denen einen Bart umgehängt hat. Oder einen Tschador. Man sieht auf den Stirnen dieser Herren, dass sie viel beten. Dort nämlich gibt es einen dunklen Punkt, der sich bei intensiven Betern durch das Aufschlagen der Stirn auf den Boden bildet. Mein Freund Mustafa, der Restaurateur in Umm El-Fahm, trägt den auch. Nun habe ich allerdings gelesen, dass es Muslime gäbe, die sich einen solchen Flecken aufmalen lassen um Eindruck zu schinden. Der Sadat habe das auch so gehalten – was ich allerdings nicht so recht glauben kann.

Samstag, 21. Januar 2012

Woker at his best




Der Einfachheit halber, kopiere ich hier einen eben erschienen NZZ-Artikel von Martin Woker gleich in den Blog:

Besorgte Zahlmeister Palästinas
Die europäischen Financiers einer Zweistaatenlösung im Heiligen Land sorgen sich wegen des politischen Stillstands. Der «Nahostfriedensprozess» ist Geschichte.
 
Von Martin Woker

Die Kunst der Diplomatie kennt viele Mittel. Eines davon ist die Erzeugung öffentlichen Drucks. Ein Beispiel dafür liefert einmal mehr der Landstreit um das einstige britische Mandatsgebiet Palästina, der auch 64 Jahre nach der Gründung Israels ungelöst ist. Vonseiten der in Ostjerusalem und Ramallah stationierten diplomatischen Vertreter der wichtigsten EU-Staaten wurde eine Öffentlichkeitskampagne lanciert. Insgesamt drei den Medien zugespielte interne Berichte sollen deutlich machen, was von dem mit viel Hoffnung verbundenen «Nahostfriedensprozess» übrig geblieben ist: nicht viel.

Kollektive Verdrängung

Die europäischen Staaten tragen seit Jahren die finanzielle Hauptlast eines Prozesses, der in dieser Art nicht zum Frieden führt. Während 1992, im Jahr vor Abschluss der Oslo-Verträge, rund 241 000 jüdische Siedler auf besetztem palästinensischem Boden (inklusive Ostjerusalem) lebten, waren es 2011 über doppelt so viele: 510 000. Diese Entwicklung kann schulterzuckend in Kauf genommen und als eine der vielen sich weltweit abspielenden Ungerechtigkeiten gesehen werden. Chronische und systematische Verletzungen von internationalem Recht gibt es überall. Wenn aber, wie von den Protagonisten in Oslo vereinbart, im Heiligen Land eine Zweistaatenlösung das Ziel ist, kann die fortschreitende jüdische Besiedlung Cisjordaniens und Ostjerusalems nicht hingenommen werden. Oder, wie sich europäische Gesandte in Jerusalem undiplomatisch klar ausdrücken: «Wir sind nicht länger bereit, Israels Besatzungspolitik zu bezahlen.»

Neu ist diese Drohung nicht. Im Schatten des «arabischen Frühlings» hat Israels Regierung sich im Palästinakonflikt erfolgreich bedeckt gehalten und keinen Handlungszwang verspürt. Die grosse Mehrheit der israelischen Bevölkerung wusste dies zu schätzen. Nichts wird im eigenen Land hartnäckiger verdrängt als der Landstreit mit den Palästinensern. Ein israelischer Publizist stellte unlängst im herausgeputzten Tel Aviv beim Latte macchiato (in der goldenen Nachmittagssonne, mit Meeresrauschen im Hintergrund) die rhetorische Frage: «Bitte schauen Sie sich um. Leben wir nicht phantastisch trotz der Besetzung der Palästinensergebiete?»

Und nun wollen ausgerechnet die Europäer diese Idylle vermiesen. Die Europäer (in Person der EU-Diplomaten) tun's nicht darum, weil sie, wie ihnen gelegentlich böswillig unterstellt wird, samt und sonders «israelkritisch», ja antisemitisch eingestellt wären. Sie äussern als Berichterstatter ihre aus eigener Anschauung gewonnene Besorgnis über eine sich zuspitzende Lage in «Nahost». Neu an der Sache ist, dass sich gestandene Diplomaten inhaltlich in einer Art und Weise äussern, wie es bisher nur Menschenrechtsorganisationen und Palästina-Solidaritäts-Gruppen taten.

Der von den EU-Vertretern gestützte Befund, wonach die Palästinenser für einen lebensfähigen Staat ein Hinterland benötigen, ist zutreffend. Knapp zwei Drittel der Fläche Cisjordaniens, in den Oslo-Verträgen als C-Gebiet bezeichnet, befinden sich unverändert unter voller Kontrolle der israelischen Militärverwaltung. Als Promotoren der Zweistaatenlösung empfehlen die EU-Diplomaten unter anderem die Entwicklung der palästinensischen Infrastruktur und Wirtschaft in dieser Region. Da ist der Konflikt mit Israels Verwaltung vorprogrammiert, die nur gerade ein Prozent der Fläche des Gebiets C (wozu etwa das Jordantal zählt) für palästinensische Besiedlung vorgesehen hat. Dass die Siedler mehr Wasser verbrauchen als die über zwei Millionen palästinensischen Bewohner Cisjordaniens, wurde unlängst auch vom aussenpolitischen Ausschuss des französischen Parlaments missbilligend vermerkt.

Kein Alleinanspruch auf Jerusalem

Die in den beiden andern Berichten geäusserte europäische Kritik beleuchtet die Lage in Jerusalem und die Diskriminierung der Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft. Der Befund könnte klarer nicht sein. Israels Alleinanspruch auf die Heilige Stadt ist unvereinbar mit dem Ziel eines funktionierenden Staats Palästina mit der Hauptstadt al-Kuds (Ostjerusalem). Die gezielte Benachteiligung nichtjüdischer Bewohner Ostjerusalems führte etwa dazu, dass bereits mehr als 10 000 palästinensische Kinder keine Geburtsurkunden haben, weil sie von Amtes wegen gar nicht in der Heiligen Stadt leben dürften. Die Ungleichbehandlung seiner Bürger wurde vor kurzem mit einem Urteil des obersten israelischen Gerichts gefestigt, das ausländischen Ehepartnern arabischer Bürger Israels keinen Familiennachzug garantiert.

Die Liste mit Fällen von Ungleichbehandlung der Bewohner des Heiligen Landes ist lang. Die Missstände zu thematisieren, ist die Pflicht der europäischen Zahlmeister jener Zweistaatenlösung, die ein friedliches Nebeneinander von Israel und dem Staat Palästina dereinst gewährleisten soll. Und wenn es nichts nützen sollte: Es soll nie jemand sagen müssen, Europa habe die Zeichen verkannt.

Einiges ist in diesem Bericht von Woker erlogen oder wenigstens falsch, einiges stimmt, aber nur wenn man den Kontext anpasst. Sehr oft werden arabische Israelis und die Palästinenser der besetzten Gebiete in denselben Topf geworfen, eine Unart oder wohl eher ein Zeichen böswilliger Ignoranz, die oft in den Medien zu beobachten ist.
Hier einige mit dem Verhältnis Israel-Palästinenser verbundene Antworten:
  1. Seit wann ist Jerusalem das Zentrum der islamischen und palästinensischen Welt geworden? Antwort: Seit Yassir Arafat in den siebziger Jahren das palästinensische Volk gegründet hat. Vorher was das kein Thema, es gab nur Araber oder bestenfalls Südsyrer. Ich habe damit kein Problem, nur sollte man sich bewusst sein, dass bis zur israelischen Staatsgründung nur Juden Palästinabürger waren. Ich besitze Urkunden meines Schwiegervaters aus den Zwanzigerjahren, die das bezeugen.
  2. Warum bringt arabische Israelis nichts so sehr aus der Fassung, ja in Panik und zu schlaflosen Nächten, wie wenn der israelische Stalinist und Aussenminister Avigdor Lieberman wiederholt verlangt, ihre Städte und Dörfer dem zukünftigen Staat Palästina anzugliedern, ob sie wollen oder nicht. Mit anderen Worten, sie auszubürgern und zwangsweise zu Palästinensern zu machen. Ähnliches gilt für die Araber Ostjerusalems, die um jeden Preis ihre blaue Identitätskarte, die sie als israelische Bürger ausweist, behalten wollen. Dahinter stehen nicht nur Israels materielle Vorteile, die beispielsweise jeder Besuch in einem israelisch Spital oder Klinik, bei den Arbeitsämtern, bei der Nationalversicherung, bei Banken und auf der Post, in Einkaufszentren und ähnlichem bestätigt. 
  3. Die Furcht vor einem Staat Palästina ist Teil der arabisch-israelischen Identität, auch wenn das nur in privaten Gesprächen ausgesprochen wird. Unsere arabischen Mitbürger wissen, dass sie von den Palästinensern der Westbank und palästinensischen Flüchtlingen in anderen arabischen Ländern gehasst werden, eine Tatsache, die mir von meinem arabischen Freunden wiederholt eingetrichtert wird. Sie werden als Israelis gesehen und auch so genannt, auch wenn sich viele von ihnen sich selbst „48er Araber“ nennen. Ob dieser Hass das Resultat von Neid über ihren unvergleichlich höheren Lebensstandard und ihren Status als Bürger einer freien Gesellschaft ist, kann nur abgeschätzt werden. Auch wenn es nicht wenige Anhänger des Scheich Raed Salah, dem israelischen Filialleiter der Hamas, gibt, die gegen Israel demonstrieren und es hassen, vertreten diese nicht die Mehrheit unserer arabischen Mitbürger.
  4. Dann die Sache mit dem Wasser: Israels Landwirtschaft, die etwa 5% des Bruttosozialproduktes des Landes ausmacht, verbraucht 80% des gesamten israelischen Wasserhaushaltes. Wasser für die Landwirtschaft wird hauptsächlich aus Kläranlagen oder aus zum Trinken ungeniessbarem da verseuchtem Grundwasser im israelischen Tiefland gewonnen. Das ist gerade was in der Westbank fehlt – die dortigen Palästinenser bohren zwar (illegal) eigene Aquifere an, doch an eine Aufbereitung und Wiederverwendung von Abwasser wird nicht gedacht. Das trotz israelischen und europäischen Hilfsangeboten. Lieber geht man zu den Europäern, die fast so viele Mittel für Palästinenser investieren wie Israel, und jammert über Israel, den ewigen Sündenbock. Dieses Fehlen eigener Initiative und die Tradition dafür die Schuld auf Andere zu schieben, ist ein Kernproblem der palästinensischen Gesellschaft, die aber auch in allen arabischen Ländern zu erkennen ist. Da Israel nach jahrzehntelanger Verzögerung endlich anfing Entsalzungsanlagen zu bauen (bis jetzt sind es drei) wird sich mittelfristig das Problem der Wasserversorgung lösen. Ich weise darauf hin, dass in den „antiisraelischen“ Studien zum Wasserproblem Israel-Palästina vor allem der Wasserverbrauch berücksichtigt wird, doch offenbar die Frage woher das viele von Israel konsumierte Wasser kommt, wie Wasseraufbereitung und ähnlichem, von niemandem gestellt wird, da sie nicht zu Anklagen gegen Israel verwendet werden können.
Abschliessend will ich einmal mehr feststellen, dass ich, was den palästinensisch-israelischen Konflikt angeht, mit der heutigen israelischen Politik nichts am Hut habe. Ich denke, dass Israel aus der Westbank analog wie in Gaza, nichts zu suchen hat und abziehen sollte. Nur geht das heute nicht, da nur Israel für seine eigene Sicherheit die Verantwortung hat, nicht Herr Woker oder irgendein anderer Besserwisser. Schon zweimal ist Israel aus dem „Ausland“ heimgekehrt und jedes Mal sind als „Dank“ aus dem Libanon und aus Gaza die Raketen geflogen. Ich besuche die Westbank ausschliesslich um Informationen zu sammeln. Ich habe mit arabischen und drusischen Freunden ein sehr gutes Verhältnis, auch im Wissen, dass diese meine kritischen Ansichten über die Situation genauestens kennen. Ich wähle links, früher Meretz (Mapam), heute bin ich Mitglied der Arbeitspartei. Nationalismus ist mir fremd, der Zionismus ist für mich eine Notwendigkeit auf Grund der jüdischen Geschichte und zur Rettung des jüdischen Volkes. Mir ist auch bewusst, dass wir Juden das Land teilen müssen und Diskussionen zum „wer war vorher da“ zu nichts führen. Stattdessen müssen wir uns mit den Menschen von heute einigen, ein Prozess, der nicht mit Steinen, sondern mit Felsen gepflastert ist. Noch immer warte ich darauf, dass unsere Partner eigene Friedensbewegungen- und Parteien hervorbringen, die für friedliche Lösungen und ein nachbarliches Zusammenleben einstehen. Nur eben, wenn bei uns Hunderttausende für Frieden demonstrieren, demonstrieren unsere „Partner“ zu Hunderttausenden ihren Judenhass und den Willen uns ins Meer zu jagen. In der völlig undemokratischen arabischen Gesellschaft (man komme mir nicht mit dem arabischen Frühling) gibt es doch eine gewisse Demokratie. Während Israel von den meisten arabischen Regierungen wohl mangels Alternative anerkannt wird und Friedensabkommen erstellt hat oder wenigstens inoffiziell aber korrekt miteinander verkehrt, sind deren Völker – am Beispiel Ägypten bestens zu erkennen – noch völlig mit Israelhass durchtränkt. Israels heutige Regierung trägt nicht viel dazu bei, diesen Zustand zu ändern.

Freitag, 20. Januar 2012

Freundschaft mit Israel auf Briefmarke



Kanadas Sympathien gegenüber Israels Überlebenskampf in der gewalttätigsten und in jeder Hinsicht korruptesten Region der Welt, ist einer der wenigen Lichtblicke der heutigen Tage. Darüber schrieb ich schon vor einigen Monaten. Ich verstehe es heute als eine öffentliche Demonstration dieser Unterstützung und Freundschaft, dass die kanadische Post dazu eine Briefmarke herausgegeben hat. Auch nimmt mich wunder, wann ein Postwertzeichen mit dem Aufdruck HELVETIA herauskommen wird. Briefmarken müssen heute ja nicht mehr hinten abgeleckt werden. Schon deshalb nicht, weil mit dieser Marke der jüdische Staat Israel und nicht sein derzeitiger Premierminister geehrt wird.

Mittwoch, 18. Januar 2012

Kreativer Journalismus dokumentiert




Endlich wird über die Verlogenheit der Berichterstattung über die Geschehnisse in der Westbank eine professionelle Studie erstellt. Es geht hier vor allem um die Kreativität, mit der Bild- und Filmberichte über Gewalt zwischen israelischen Sicherheitskräften und palästinensischen Jugendlichen produziert werden. Mit professionellem dramaturgischem Talent werden Steinewerfer unterwiesen, wie sie dazustehen hätten, wann und wohin gerannt oder "geflohen" werden soll. Israelis sind dabei gelegentlich unfreiwillige Statisten. Die Bühnen dazu sind die Strassen in Dörfern und Städten der Westbank. Ich habe verschiedentlich über das Arrangieren solcher "Zwischenfälle" berichtet, die oft genug im schönsten Hotel Jerusalems, dem „American Colony Hotel“ durch Agenten (auch Macher genannt) angeboten werden. Inzwischen scheinen Photo- und Filmjournalisten gelernt zu haben ohne Hilfe Regie zu führen und hochdramatische Szenen zu kreieren, die von Spielberg stammen könnten.


Ein junger italienischer Pressephotograph und Student namens Ruben Salvatori erstellte darüber eine Studie, die er in einem achtminütigen Film vorstellt. Nichts darin ist neu, das Paradebeispiel dieser Art kreativen Journalismus ist der gerichtsträchtige Skandal um den palästinensischen Knaben Mohammed al-Dura, dessen „Sterbeszene“ vor einem französischen Gericht aufflog.

Das Filmchen muss an die Öffentlichkeit gelangen, ist es doch ein weiterer Beweis über die Verlogenheit palästinensischer Propaganda.

Freitag, 13. Januar 2012

Eines der faszinierendsten Ereignisse in Israels Kunstgeschichte (Haaretz)



Es ist mir ein grosses Anliegen die zeitlich gleichzeitig stattfindende Doppelausstellung in der Kunstgalerie Umm El-Fahm und im Museum Tel Aviv mit einem sehr schönen Artikel im Wochenend-Magazin der Tageszeitung Haaretz vorzustellen.


Walid Abu-Shakra mit seinem Bruder Said


Walid Abu-Shakra ist der ältere Bruder meines Freundes Said Abu-Shakra, dem Galeristen und Sozialarbeiter der israelischen Stadt Umm El-Fahm. Walid lebt seit gut dreissig Jahren in London. Mit seinen wunderbaren Arbeiten, von denen schon zwei in unserer Wohnung hängen, hat er sich international einen Namen gemacht. Mehr ist in diesem Artikel zu ersehen, der von Haaretz als wichtigste politische Kunstausstellung zu verstehen ist, obwohl Walids Kunst mit Politik sehr wenig, wenn überhaupt, etwas zu tun hat.

Montag, 9. Januar 2012

Strange Fruit



Nach 60 Jahren Liebe zum Jazz habe ich den Appetit dazu noch immer nicht verloren. Inzwischen habe ich eine schöne Sammlung alter Film- und Tonaufnahmen zusammengetragen, an der ich mich erfreue. 


Noch immer ist Billie Holiday die Jazzsängerin, die ich mir öfter als andere anhöre, denn ich bin total verknallt in ihren Stil, ihr Timing und die Wahl ihrer Lieder, von denen sich viele nicht nur einfach schön singen lassen, sondern zu Dingen Stellung nehmen. Wie zum Beispiel ihr berühmtes Lied "Strange Fruit", das sich mit dem Rassenhass ihrer Zeit (1930 bis 1960) befasst. Mit Strange Fruit (merkwürdige Früchte) beschreibt sie die damalige Vorliebe in den Südstaaten Amerikas schwarze Bürger (damals wurden sie noch Neger genannt, den Politische Korrektheit gab es noch nicht), einzeln und in Gruppen an Bäumen aufzuhängen, dazu Bier zu trinken und zu feiern. Ich könnte mit diesem Lied untermalte Dokumentationsfilme bringen, doch müssen solche Untaten nicht auch noch bildlich illustriert werden. Rassenhass in Reinkultur, später von Hitler als Judenvernichtung perfektioniert und heute von seinen Anhängern islamistischer Richtungen gerne weitergeführt - woran sie jedoch meist von jüdischen (sprich israelischen) Sicherheitskräften gehindert werden, resultierend in einer der zahlreichen islamistischen Frustrationen. Wer erinnert sich nicht an das berühmte Farbfoto des Lynchs von Ramallah, in dem einer der zahlreichen palästinensischen Lyncher seine durch das Blut der jüdischen Opfer verschmierten Hände stolz lachend der Filmkamera entgegenstreckt. Rassenhass dieser Art, gibt es noch heute, sein Schwergewicht hat sich in den Mittleren Osten verschoben. Araber hassen Juden, neuerdings hassen Juden auch Araber. Die Regierungen beider reden schön, tun aber nichts und lassen die Hasser gewähren. Ich will eigentlich nur darauf hinweisen, dass diese Situation existiert, ohne, für einmal, darauf einzutreten. 




Billie Holidays grossartigste Aufnahme, eine Jam Session mit einigen der berühmtesten Jazzsolisten ihrer Zeit, möchte ich hier zur Beruhigung der Gemüter nachschieben. Sie demonstriert mit Musikern wie Roy Eldridge, Coleman Hawkins, Ben Webster, Lester Young (ihr Ehemann), Gerry Mulligan und anderen die besondere Atmosphäre, die an Jam Sessions herrscht, sehr verschieden von säuberlich arrangierten Konzertauftritten. Viel Vergnügen.

Montag, 2. Januar 2012

Yaffa Yarkoni und die Heulsusen



Am 4. Juni 1967, spät abends. sassen mein Cousin Ernst (aka Moshe) und ich mit den Uzis auf dem Knie im Amphitheater des Park Leu’mi in Ramat Gan und hörten Yaffa Yarkoni zu. Wir waren in Gesellschaft von noch gut 3000 Soldaten unserer Infanteriebrigade und warteten auf den am nächsten Tage ausbrechenden Sechstagekrieg. Yaffa Yarkoni war bekannt dafür, dass sie sogar an der Front Armeeeinheiten besuchte und besang. Einewäg, dieser Abend im Park Leu’mi blieb mir unvergessen. Wir sassen ganz oben im Amphitheater, weit weg von der Bühne und weinten. Yaffa sang den damals neuen Song „Yerhushalaim shel zahav“ (Jerusalem aus Gold), quetschte die letzten Tropfen Tränen aus uns pickelharten und doch so sentimentalen israelischen Machosoldaten. Wir heulten was das Zeug hält, Offiziere und Soldaten unisono im Chor. So erinnere ich mich bis heute an Yaffa Yarkoni. So (oder deshalb?) zogen wir Heulsusen in den Krieg. Ernst und ich eroberten die Westbank.

Gestern starb die Sängerin, 86 Jahre alt. Fernsehnachrichten- und Programme wurden geändert – das Übliche, wie jedes Mal wenn eine historische Persönlichkeit Israel für immer verlässt. Für mich blieb Yaffa Yarkoni die Frau, die eine ganze Brigade hartgesottener Soldaten zum Weinen brachte.




Nach langem Suchen fand ich Yaffa Yarkonis Lied "Ba'ab el Wa'ad", das recht gut die damalige Stimmung im Amphitheater wiedergibt.